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Fußball: Regionalliga Bayern
Der FC 05 fängt sich gleich zum Auftakt den ersten Dämpfer ein
Die Schweinfurter wirkten beim enttäuschenden 1:1 in Buchbach weniger gierig als die Oberbayern. Was das Verhalten bei Standards damit zu tun hat und die Kommunikation auf dem Platz.
Trostrunde statt Zaunparty: Adam Jabiri (vorne) und die anderen Schweinfurter Spieler schauen ziemlich bedröppelt drein beim Abklatschen mit den mitgereisten FC-05-Fans.
Foto: Wolfgang Fehrmann | Trostrunde statt Zaunparty: Adam Jabiri (vorne) und die anderen Schweinfurter Spieler schauen ziemlich bedröppelt drein beim Abklatschen mit den mitgereisten FC-05-Fans.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:14 Uhr

So sieht ein gelungener Saisonauftakt für einen Titelanwärter nicht aus: Zumal es letztlich weniger das 1:1 (0:1) beim wie immer unbequemen TSV Buchbach war, das die Schweinfurter fuchste - es war das Zustandekommen. Denn den Oberbayern reichten relativ simple Mittel, dem FC 05 den Zahn zu ziehen: Eigentlich waren es nur ein großes Kämpferherz und die größere Gier bei Standardsituationen. 

"Es geht im Strafraum darum, ob ich den Willen habe, voll in solche Bälle reinzugehen", analysierte der Schweinfurter Innenverteidiger Lukas Billick ziemlich gallig, dass dieser Wille sowohl bei Defensiv- als auch Offensivstadards beim gastgebenden TSV stärker ausgeprägt war. Während die Nullfünfer nämlich aus gefühlt 20 Eckbällen nie wirklich gefährlich wurden, nutzte Buchbach einen Freistoß eiskalt zum Ausgleich: Jonas Wieslsbergers scharfen Ball traf der kurz zuvor eingewechelte Manuel Mattera erst per Kopf, nach dem tollen Reflex von 05-Keeper Luis Zwick war er als Erster hellwach und staubte zum 1:1 ab (63.).

Führungstor vermittelt nur eine trügerische Sicherheit

"Da müssen wir noch einmal ganz genau die Videos anschauen und sehen, ob der Buchbacher mehr Gier auf's Toreschießen hatte als wir aufs Verteidigen des Balles", sagte Trainer Tobias Strobl. Die Antwort lässt sich vorweg nehmen: Letzteres war der Fall. Und umgekehrt sah's bei den vielen Schweinfurter Ecken aus - denn die waren von Daniel Adlung und Kevin Fery an sich meist gut geschlagen. Vielleicht war es gar das frühe Führungstor der Nullfünfer, das ihnen eine trügerische Sicherheit vermittelte. Denn: Als Amar Sujic von rechts nach innen gepasst hatte, der Ball über zwei Schienbeine irgendwie zu Adlung getopst war und dieser eiskalt zum 0:1 verwandelt hatte (8.), schien das Spiel seinen Lauf zu nehmen für den Favoriten.

Da war die Welt des FC 05 noch in Ordnung: Daniel Adlung (vorne) trifft zum 1:0 für Schweinfurt.
Foto: Wolfgang Fehrmann | Da war die Welt des FC 05 noch in Ordnung: Daniel Adlung (vorne) trifft zum 1:0 für Schweinfurt.

Der diesem Anspruch - anders als zuvor Bayreuth beim 4:0 in Rain und Bayern II beim 3:0 in Augsburg - phasenweise nicht nachkommen konnte. Gerade bei langen Bällen waren die Mannschaftsteile zu weit auseinander, so dass der FC 05 vor der Pause kaum einen zweiten Ball eroberte. Lediglich Suljic hatte noch eine Möglichkeit, vergab diese aber, viel zu mittig zielend, leichtfertig. Buchbach blieb mit einfachen Mitteln und schnellen Kontern sogar eine Nuance gefährlicher. Und auch als die Gäste nach Wiederbeginn deutlich engagierter Angriff auf Angriff fuhren, mangelte es ihnen an Durchschlagskraft: "Wir haben es nicht geschafft, uns im letzten Drittel entscheidend offensiv durchzusetzen", so Billick.

"Da müssen wir sehen, ob der Buchbacher mehr Gier auf's Toreschießen hatte als wir aufs Verteidigen des Balles."
FC-05-Trainer Tobias Strobl zur anstehenden Videoanalyse des Ausgleichtores

Zwei, drei Halbchancen von Jairi, ein Kopfball des eingewechselten Meris Skenderovic knapp am zweiten Pfosten vorbei (70.) - das war's. Erneut hatten die Oberbayern die dickere Chance: Nach Matteras scharfer Hereingabe verzog Christoph Steinleitner nur um wenige Zentimeter (90.+1). Von diesen Kontern hatten die Buchbacher nicht viele, aber die wenigen hatten es in sich. Weil, so Billick, "wir es nicht schnell genug geschafft haben, von offensiv auf defensiv umzuschalten". Ohne dass Buchbach jetzt Kategorie Fallobst gewesen wäre, da kommen noch andere Gegner - und dann können solche Nachlässigkeiten noch richtig gefährlich werden.

Strobl versuchte deshalb auch irgendwie, dem Resultat und dem dazugehörigen Verlauf etwas Positives, etwas Lehrreiches abzugewinnen. "Vielleicht tut uns dieser Dämpfer ja ganz gut, um die Sinne zu schärfen auf das, was nicht gepasst hat und was wir verbessern müssen." Neben der Standardschwäche ("ich hatte nie das Gefühl, dass das für uns Torchancen waren") hatte er bereits während des Spiels die mannschaftsinterne Kommunikation auf dem Platz als Problem ausgemacht. Zu hören war das in der ersten Halbzeit bis auf die Tribüne, wenn der Coach seine Spieler ermunterte, sich untereinander positiver und ruhiger zu kritisieren. "Wie sie miteinander umgegangen sind, obwohl wir 1:0 geführt haben, hat mich fast mehr aufgeregt als das Spiel und das Ergebnis."

FC 05 muss sich auf Rolle des Gejagten einstellen

Der FC 05 ist nach den aufregenden Wochen mit Play-offs und Relegation wieder im Alltag der Regionalliga angekommen. Und spielt dort nicht auf Augenhöhe mit den meisten Konkurrenten, sondern als Gejagter. Der TSV Buchbach war gleich zu Beginn das Musterbeispiel eines Jägers. Angestachelt von den einmal mehr heißblütigen und lautstarken Zuschauern wuchs die blutjunge Mannschaft mit elf U-23-Akteuren im Kader über sich hinaus und trotzte den Profis zumindest 60 Minuten lang physisch und konditionell.  

Dass den wackeren Feierabend-Kickern zum Ende hin die Luft ausging, macht die Sache für den FC 05 nicht besser. Denn er setzte sie dann zwar unter Druck, zeigte auch, was er im Aufbau drauf hat, doch waren ausbleibende Treffer - anders als in einigen der Entscheidungsspielen - keine Frage des Pechs. Es fehlte das Zwingende. Auch wenn wenigstens die drei eingewechselten Neuzugänge alle solide Pflicht-Debüts ablieferten, allen voran der rigoros verteidigende Jannik Schuster, es bleibt eine unerfreuliche Erkenntnis dieses samstagabendlichen Auftakts: Strobl muss nach dem der Aufarbeitung dienenden Training vom Sonntag und dem freien Montag offenbar mehr die Köpfe der Spieler denn deren Beine auf Vordermann bringen. Und das ist bekanntlich schwerer.

Die Statistik des Spiels

Fußball, Regionalliga Bayern
TSV Buchbach - FC 05 Schweinfurt 1:1 (0:1)
Buchbach: Maus - Bahar, Rosenzweig, Spitzer, Orth - Petrovic, Muteba (75. Steinleitner) - Wieselsberger, Sassmann (60. Mattera), Brucia (82. Spitzner) - Winklbauer (87. Sehorz).
Schweinfurt: Zwick - Haas, Billick, Rinderknecht, Grözinger - Böhnlein (46. Schuster) - Fery (73. Pieper), Cekic (82. Zietsch), Adlung - Suljic (60. Skenderovic), Jabiri.
Schiedsrichter: Markus Pflaum (Dörfleins). Zuschauer: 703. Tore: 0:1 Daniel Adlung (8.), 1:1 Manuel Mattera (63.). Gelb: Aleksandro Petrovic, Daniel Muteba, Jonas Wieselsberger - Thomas Haas, Jannik Schuster.
 
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  • al-holler@t-online.de
    Schweinfurt Titelanwärter? Darüber lacht man sich südlich der Donau doch heimlich kaputt, genau so wie über die Bauersche Aufstiegspflicht.
    Apropos: Wenn die Bilder nicht täuschen scheint der ein oder andere Spieler mit ein paar Pfunden zu viel aus der Pause gekommen zu sein.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Wan ist der FC05 nach Buchbach angereist?

    "...die Köpfe der Spieler denn deren Beine auf Vordermann bringen." Sofern man erst am Spieltag in den abgelegenen obb. Ort anreiste, kein Wunder. Nichts ist anstrengender als Reisen! Von der Cleverness von Havelese sollte man lernen. Sie waren von ihren spielerischen Möglichkeiten dem FC05 unterlegen, reisten aber mindestens 2 Tage vorher an, vmtl. in den Sonnenhügel, WM-Quartier 2006, mit eigenem Fußballplatz, während der FC05 nur einen Tag vor dem Spiel in der Hitze nach Niedersachsen fuhr.

    Man sollte sich im Großraum München ein verkehrsmäßig günstig gelegenes Quartier mit eig. Fußballplatz suchen für alle Spiele im dortigen Großraum und geg. Bayern und Unterhaching sogar 2 Tage vorher anreisen: gleich suchen, selbst ansehen und für die gesamte Saison für entsprechende Spiele buchen; da kann man Rabatte rausholen.

    Spiegelbildlich war die Fahrt Unterhachings nach Aubstadt. Bei Anreise erst am Spieltag wäre das Unentschieden kein Wunder
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  • Baujahr1959
    Natürlich hast du Recht. Dies ist aber auch eine Kostenfrage. Dieses Geld fehlt woanders.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @Baujahr1959 ...was natürlich im Umkehrschluss heißt, dass dann woanders das Geld weniger effektiv eingesetzt wird
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  • tobias.ament@gmail.com
    So ein Quatsch ... das ist doch keine Begründung dafür dass Havelsee gewonnen hat und die Schnüdel jetzt in Buchbach so schlecht gespielt haben ... klar hat es einen Einfluss, aber ich finde einen sehr geringen ... Spielentscheidend ist das nicht ... scheißegal wann du in Buchbach anreist, als Profis gegen Amateure musst du die spielerisch und läuferisch in Grund und Boden spielen
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @Dionysos: Steigen Sie mal nach sechs Stunden Busfahrt aus - es gibt bessere Vorbereitungen zur Fitness. Es geht um körperliche & mentale Fitness, weshalb Amateurmannschaften schon oft Profis im DFB-Pokal besiegten!

    Unterhaching reiste vor einiger Zeit in einer Drittliga-Saison zu Auswärtsspielen mit einem Privatjet, was sich bewährt hatte. Und erstklassige Profiteams bereisen immer kürzere Distanzen mit dem Flieger; z.B. der BVB zu einem Spiel in den Niederlanden. Es muss natürlich kein Flieger sein, aber ein ruhig gelegenes Stammquartier mit Fußballplatz im Raum München

    Unprofessionell ist, freiwillig einen Nachteil in Kauf zunehmen. Wenn ich das in meinem Beruf machte, könnte ich aufgeben. Kein Profisportler erlegt sich freiwillig ein Handicap auf, um das durch bessere sportliche Leistungen wieder auszugleichen. Wenn Fußball schon unberechenbar ist - siehe z. B. 0:1 im Hinspiel geg. Havelse, was immer passieren kann - dann sollte man wenigstens die planbaren Dinge optimal machen.
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