Was für Szenen im Grünwalder Stadion! Der TSV Aubstadt hat in der Fußball-Regionalliga Bayern bei Tabellenführer FC Bayern München II ein hochverdientes 3:3 (2:1) erspielt. Nach dem Spiel feierten die Spieler von Trainer Victor Kleinhenz mit ihren Fans auf der Haupttribüne den Punkt wie einen Sieg.
"Spätestens mit Anpfiff der zweiten Halbzeit waren wir mindestens auf Augenhöhe", sagte Kleinhenz, "aufgrund der Torchancen war der Punkt mindestens verdient". Gegenrede gab es keine. "Aubstadt hat eine sehr gute Leistung gezeigt, wie schon die ganze Runde", anerkannte Bayern-Co-Trainer Stefan Buck den Auftritt des TSV, der seine "Qualität eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat". Das Ergebnis gehe "absolut in Ordnung".
Dreimal hatte Kleinhenz zuletzt die identische Startelf auf den Rasen geschickt. Das war diesmal nicht möglich, fehlte doch Ben Müller nach seiner fünften Gelben Karte. Ersetzt wurde er wie erwartet von Jens Trunk. An Müllers Stelle hatte Michael Dellinger die Kapitänsbinde um den Arm.
Dellinger setzt das erste Ausrufezeichen und trifft für Aubstadt
Der setzte nach zwölf Minuten das erste Ausrufezeichen und brachte die Aubstädter in der 13. Minute mit einem platzierten Kopfball in Führung. Die etwa 50 mitgereisten Fans dankten es ihm mit "Aubstadt, Aubstadt"-Rufen von der Haupttribüne. Da war er also gesetzt, der erste von Kleinhenz im Vorfeld angekündigte Akzent.
Womit freilich der Ehrgeiz der Bayern geweckt war. Die verzeichneten nun lange Ballbesitzphasen und erhöhten den Druck immer weiter. Und sie beeindruckten mit ihrer Ballsicherheit selbst in den ganz engen Räumen am und im Strafraum der Aubstädter. Die bei der ein oder anderen Situation tief durchatmen mussten. Gleich zweimal machten sie sich das Leben freilich selbst schwer, als Behr und später Hüttl den Ball am eigenen Strafraum verloren und ihre Nebenleute in höchste Not stürzten.
Motika und Vidovic drehen das Spiel für die Bayern
Kurz vor der Halbstunden-Marke lag der Ball dann doch im Netz: Nemanja Motika traf zum Ausgleich, dem Gabriel Vidovic nur wenige Minuten das 2:1 für die Bayern folgen ließ. Der Spielstand ging schon in Ordnung, selbst wenn Aubstadt seinem Stilmittel treu blieb. Nach Ballgewinnen ging es blitzschnell nach vorne. Und so wäre Joshua Endres auch fast der Ausgleich gelungen: Aus vollem Lauf zog er ab und setzte den Ball nur um wenige Zentimeter über die Latte. "Dass bei den Bayern der ein oder andere spielt, der in dieser Liga auf Dauer nichts zu suchen hat, steht außer Frage. Aber wir haben es im Kollektiv extrem gut gelöst", sagte Kleinhenz.
Stark, wie Aubstadt den zweiten Durchgang eröffnete: Harlaß, Endres und Volkmuth ließen aufhorchen mit drei Abschlüssen in den ersten fünf Minuten. Dann eroberte Dellinger den Ball und kam nach einem Kontakt mit Arrey Mbi im Strafraum zu Fall. So laut Aubstadt auch einen Elfmeter forderte, so stumm blieb die Pfeife von Schiedsrichter Haslberger. "Er hat mich ganz klar getroffen", beteuerte Dellinger.
Entmutigen ließen sich die Gäste davon aber nicht. Sie waren es, die die zweite Halbzeit bestimmten, die eine Welle nach der anderen nach vorne starteten und die sich den Ausgleich sowas von verdienten. Langhans überbrückte den Strafraum mit einem Schlag von rechts nach links, wo Dellinger zum zweiten Mal an diesem Abend ganz ruhig blieb und den Ball aus acht Metern einschob (72.). Als er wenig später ausgewechselt wurde, hatte er sich den Applaus von der Tribüne und die Umarmung von Kleinhenz mehr als verdient.
Nun endlich ließen die Aubstädter nach in ihrem Offensivdrang. Ein Remis beim Tabellenführer war drin. Bis es in den Büchern war, gab es noch zwei Wendungen. Erst brachte Welzmüller die Bayern - aus dem Nichts - in Führung, ehe den letzten Lacher doch noch die Aubstädter hatten: Heinze drosch den Ball aus 16 Metern in die Maschen: 3:3.
"Dieser Punkt ist ganz wichtig für die Moral. Es wäre natürlich eine Katastrophe gewesen, wenn wir wie in Unterhaching am Freitag wieder ganz spät den Treffer zur Niederlage kassiert hätten", sagte Kleinhenz.