Ein paar Hobby-Mathematiker hatten die Woche über noch gerechnet, welche Ausbeute dem Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt im Heimspiel gegen die DJK Vilzing zum endgültigen Klassenerhalt reichen würde. Verschenkte Liebesmüh: Die Ansbacher Niederlage in Illertissen vom Freitagabend hatte die Nullfünfer auf dem Sofa diesen befreienden Moment erleben lassen. Den siebten Sieg in Serie durften sie indes nicht feiern: Am Samstag gab's ein 1:1 (0:0).
Trotzdem: Noch vor dem drittletzten Spiel der Saison gesichert – wer hätte das Ende Februar gedacht, als die Schweinfurter nach den zwei Auftakt-Niederlagen ganz tief im Abstiegskampf versackt waren, den Trainerwechsel von Christian Gmünder zu Marc Reitmaier vollzogen und unter ihm trotz sofortiger Steigerung auch erst einmal mit 2:3 beim FC Bayern München II verloren hatten? Erst allmählich sollte das Plus an Leistung, Zusammenhalt und Wille einhergehen mit Punkten.
Dass es jetzt bei einem blieb gegen stark ersatzgeschwächte Vilzinger, analysierte DJK-Trainer Josef Eibl treffsicher: "Eine Abwehrschlacht – und aufgrund der leidenschaftlichen Leistung war der Punkt nicht ganz unverdient." Seine Elf darf weiter auf den direkten Ligaverbleib hoffen. Weil sie die Möglichkeit zum 0:1 durch Andreas Jünger eiskalt nutzte (48.). Der in der ersten Halbzeit zu träge FC 05 erspielte sich danach ein Übergewicht und Top-Chancen, doch nur Adam Jabiri traf mit dem Hinterkopf nach weitem Kraus-Einwurf – sein 22. Saisontor.
Angesichts der gewaltigen Diskrepanz zwischen anfänglichem Anspruch, langer Misere und letztendlicher Wende zum Guten ein paar Fragen und Antworten zum FC 05 Schweinfurt:
Was wäre drin gewesen in dieser Saison?
Die zweite Hälfte der Rückrunde lässt fantasieren: Was wäre, wenn ...? Weniger Verletzungspech, ein früherer Trainerwechsel – aus was ließe sich nicht alles ableiten, dass der FC 05 sein einstiges Ziel, oben mitzuspielen, hätte erreichen können. Reitmaier, erst kurz vor Ende der Hinrunde als Co-Trainer dazugestoßen, ordnet die späte Tabellenkorrektur nüchtern ein, will aber keine konkrete Einschätzung wagen – auch keine Prognose für die ausstehenden zwei Spieltage. "Das Vilzing-Spiel war meine Marke, da wollte ich den Klassenerhalt geschafft haben", sagte Reitmaier nun angesichts der "zwei Bretter" beim fünf Punkte besseren Fünften Aschaffenburg und gegen Meister Unterhaching. Dass es am Schönbusch nun kein "Endspiel" um Platz fünf geben wird, wurmte Reitmaier aber doch.
Was steckt wirklich in diesem Kader?
Auch bezüglich der Kaderqualität ist bei der Analyse Vorsicht geboten. Die Mannschaft war auch in den Momenten annähernder Vollständigkeit nicht homogen genug. Die Mixtur aus erfahrenen Leitfiguren und ambitionierten Talenten passte nicht – auch, weil einige Talente sich als gar nicht so ambitioniert präsentiert hatten. Am Ende rettete eine nicht mehr für möglich gehaltene Serie die Saison einigermaßen. "Wir haben rechtzeitig gemerkt, dass wir um jeden einzelnen Punkt kämpfen müssen", so Reitmaier, der im leicht ausgemisteten Kader so etwas wie Abstiegskampf-Mentalität entfachen konnte. "Wir haben unseren Lauf erzwungen. Spielerisch waren andere Mannschaften wohl besser als wir."
Wer kann noch gehalten werden?
Einige Akteure, allen voran der unermüdliche Kämpfer Kristian Böhnlein, haben sich indes erfolgreich für eine Vertragsverlängerung empfohlen. "Es gibt Spieler, die in der kurzen Zeit seit Februar eine Entwicklung genommen haben", sagt der Trainer, dessen eigener Verbleib ("wir stehen in guten Gesprächen") sich "in den nächsten Tagen" klären wird. Da dürfte es auch um Aspekte gehen, wie sich die reguläre Arbeit des 40-Jährigen und ein Trainerjob nicht mehr unter Profibedingungen vereinbaren lassen. Es ist kein Geheimnis, dass der Verein gerne die Defensivspieler Dominic Schmidt und Lukas Aigner, laut Sportleiter Andreas Brendler die "Schlüssel-Personalie", halten würde. Nicht bleiben werden der zuletzt starke Torhüter Bennet Schmidt oder Mittelfeld-Allrounder Tim Kraus, der sich für Drittligisten interessant gemacht haben dürfte.
Wohin kann der neue Weg führen?
Amateur-Status statt Profibedingungen – dass der FC 05 ab dem Sommer einen anderen Kurs einschlägt, ist bekannt. "Ein richtiger Weg", sagt Reitmaier. "Auch wenn das Ziel dann Klassenerhalt sein wird." Wie vermutlich wieder für drei Viertel der Liga – selbst Drittliga-Absteiger Bayreuth hat angekündigt, zu reduzieren. Attraktiv wird die Liga dennoch, auch, weil Eintracht Bamberg seit dem Wochenende als Aufsteiger aus der Bayernliga nahezu sicher ist. "Umso mehr gilt es, die Region mit auf den Weg zu nehmen", erwartet Reitmaier dank der deutlich regionaleren Kader-Ausrichtung auch wieder mehr Zuschauende im Sachs-Stadion – und eine "Euphorie".