Sie sind Mittelstürmer und die bekanntesten Spieler ihrer Mannschaften. Obwohl sie einst Konkurrenten waren um einen Stammplatz, sind sie seit fast einem Jahrzehnt eng befreundet. Am Dienstag (Anpfiff: 17 Uhr) treffen sie wieder einmal als Gegner aufeinander: Adam Jabiri (39) vom FC 05 Schweinfurt und Christopher Bieber (34) vom TSV Aubstadt, in Fußballkreisen bekannt als Jabbo und Bibo.
Vor dem Zweitrunden-Spiel im bayerischen Toto-Pokal im Sachs-Stadion in Schweinfurt schieben sich die Kumpels in einem launigen Gespräch gegenseitig die Favoritenrolle zu, erzählen, was sie damals bei den Würzburger Kickers zusammengeschweißt hat, und wer wann wen anruft.
Adam Jabiri: Langweilig wird es bei uns nicht.
Jabiri: Über Bibo. Früher habe ich schon ganz gerne "Two and a half men" angeschaut. Mit meiner Tochter hat die TV-Zeit aber ohnehin abgenommen und es laufen dann eher Kindersendungen.
Jabiri: Sie mag eher "Trotro" oder "Bobo Siebenschläfer".
Christopher Bieber: Ich glaube, das Spiel wird im Elfmeterschießen entschieden. Ich weiß gar nicht, ob wir mit dem TSV Aubstadt schon jemals dort gewonnen haben. Ich kann mich an ein Unentschieden im Ligapokal erinnern, damals hatten wir aber nur zehn Prozent Ballbesitz. Und einmal sind wir 1:5 untergegangen, da sind bei uns in der Halbzeit Spieler ausgewechselt worden, weil sie schwindlig gespielt worden waren.
Jabiri: Die Vorzeichen sind dieses Mal andere. Früher waren wir favorisiert oder es waren Begegnungen auf Augenhöhe. Jetzt sieht es anders aus: Aubstadt kommt als Favorit. Wir werden dennoch alles dafür tun, dass ich derjenige bin, der nach dem Abpfiff was zu lachen hat und Bibo bestenfalls Taschentücher braucht.
Bieber: Das wird nicht passieren. Ich merke schon, Adam hat die ganzen Standardsätze drauf. Wie zum Beispiel den, dass der Gegner Favorit ist.
Jabiri: Es ist doch so. Aubstadt hat in der Liga viermal gewonnen, bislang kein Gegentor kassiert und ist Tabellenführer.
Bieber: Wegen unserer Bilanz in Schweinfurt sollten wir den Ball lieber flach halten. Ich sehe für Dienstag die Favoritenrolle beim FC 05.
Jabiri: Was wir im Training und bei den Spielen sehen, ist, dass 100 Prozent Leidenschaft drin ist. Es ist echt cool, das zu beobachten. Natürlich haben wir Qualität eingebüßt. Das ist ja klar, wenn 18 Profis gehen und man Spieler aus der Region und aus unteren Ligen holt. Die müssen sich erst noch an das Tempo gewöhnen und sich entwickeln. Wir laufen öfter auch mal falsch, aber wir laufen – mit Herz.
Bieber: Das Team hat sich in den letzten Jahren nur punktuell verändert. Viele Spieler haben in Sachen Erfahrung, Cleverness, Abgezocktheit und Selbstvertrauen eine enorme Entwicklung genommen. Wir haben das perfekte Alter für eine Regionalliga-Mannschaft mit einer ganzen Reihe Mittzwanzigern, die alle über 100 Regionalligaspiele gespielt haben und wissen, wie es läuft. Fast jede Position ist doppelt besetzt und wir haben überall Qualität. Ja, es läuft gerade wirklich herausragend. Bis jetzt waren wir noch keinem Gegner spielerisch unterlegen, das ist für Aubstadt auch neu.
Bieber: Wir wollen einfach zeigen, dass wir als Mannschaft zum Verein stehen. Alles Weitere müssen andere Leute klären. Das ist nicht unsere Aufgabe, wir sind Fußballer. Mehr möchte ich nicht sagen.
Bieber: Eine gewisse Rivalität ist sicherlich da. Es ist aber nicht so, dass man hinterher sich nicht die Hand gibt oder nicht miteinander redet. Die Spieler kennen und verstehen sich. Umso mehr, seit die Schweinfurter Mannschaft wieder regionaler geworden ist.
Jabiri: Die zwei Vereine kommen gut miteinander klar. Aber bei nur 40 Kilometern Luftlinie Abstand ist doch klar, dass eine sportliche Rivalität besteht.
Bieber: An Fallrückzieher von mir oder so kann ich mich nicht erinnern. Du hast schon ein paar gemacht, oder?
Bieber: Damit ist die Frage doch beantwortet. Seitfallzieher gehen bei mir nicht mehr.
Jabiri: Wir waren schlau genug zu wissen, dass nicht wir die Mannschaft aufstellen. Ich konnte ja Bibo nicht böse sein, wenn Bernd Hollerbach ihn aufgestellt hat. Ich hatte nie Stress damit, sein Ersatz zu sein.
Bieber: Wir sind beide keine Egoisten, sondern mannschaftsdienliche Spieler. Wir haben einfach so Fußball gespielt, um als Mannschaft zu gewinnen. Die Aufstellung hat der Trainer gemacht, das hatte mit uns persönlich nichts zu tun.
Jabiri: Wir hatten Erfolg und ich habe als Joker funktioniert. Es gab keinen Grund für den Trainer, daran etwas zu ändern. Und so war es für die Mannschaft das Beste.
Jabiri: Der Grundstein unserer Freundschaft war, dass wir zwei Jahre lang gemeinsam beim Training gelitten haben und dass wir abends die gleichen Schmerzen hatten. Und natürlich, dass wir gemeinsam Erfolge gefeiert haben. Wir sind mit den Kickers zweimal aufgestiegen. Erfolgreich zu sein, schweißt mehr zusammen, als wenn man verliert. So richtig kennengelernt haben wir uns im zweiten Jahr, nach meinem Umzug nach Würzburg. Wir waren immer zusammen essen. In meiner Single-Wohnung damals habe ich zweimal gekocht – zweimal mehr als Bibo in seiner.
Bieber: Nach unserer Zeit bei den Kickers sind wir in Kontakt geblieben und sind es seit zehn Jahren regelmäßig. Ich kenne seine Familie, er meine. Wir telefonieren fünfmal die Woche oder treffen uns.
Bieber: Nein, ich bin ja nicht blöd.
Jabiri: Eine Geschichte muss ich erzählen. Wir hatten letztes Jahr zu Saisonbeginn beim FC 05 einen Sponsorentermin. Es war der Abend, an dem Aubstadt in Pipinsried gespielt, Bibo drei Tore erzielt hat und auf einmal Erster in der Torschützenliste war. Ich hatte das noch nicht mitbekommen, bis Mitspieler zu mir gekommen sind und geraten haben: 'Schnall' dich an'.
Bieber: Ich würde dich da niemals anrufen. Ich dagegen muss nur nachsehen, wie Schweinfurt gespielt und ob Jabbo getroffen hat. Dann weiß ich schon, ob abends noch Anrufe kommen.
Jabiri: Die Busfahrt heim aus Vilzing dauert ewig, klar rufe ich da mal bei Bibo an. Er ist aber nicht hingegangen.
Bieber: Überhaupt nicht. Das haut bei mir mit dem Job auch gar nicht mehr hin. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Rolle und davon überzeugt, dass in Aubstadt auf mein Wort nach wie vor großer Wert gelegt wird, obwohl ich nicht mehr im Trainerteam bin. Für die Zukunft strebe ich schon an, im Fußballgeschäft zu bleiben. Der Fußball ist mein größtes Hobby. Ja, mein Leben.
Jabiri: Wir beide haben gemeinsam die B-Lizenz gemacht, um schon eine Basis zu haben für den Fall der Fälle. Ich will mich jetzt noch nicht darauf fixieren. Aber man weiß nie, was kommt. Fußball ist ein Tagesgeschäft und vielleicht tut sich irgendwann eine Chance auf. Aber es müsste natürlich auch mit meinem Job vereinbar sein (Anmerkung der Redaktion: Jabiri ist als Architekt im Bauamt der Stadt Dettelbach beschäftigt). Mit Frau und Kind ist es natürlich nicht mehr ganz so einfach, hin- und herzuziehen. Bibo ist da noch flexibler.
Jabiri: Ich versuche, ihn so gut es geht zu unterstützen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil ich ja selbst mittrainiere und einen Vollzeit-Job habe. Marc übernimmt von meiner Co-Trainer-Tätigkeit auch noch einen Part. Das Wichtigste ist unser Vertrauensverhältnis. Dass wir offen sagen können, was wir denken. Wobei wir uns ziemlich oft einig sind. Letztlich trifft er die Entscheidungen.
Jabiri: Es ist wie früher auf dem Bolzplatz: als Sportler willst du jedes Spiel gewinnen. Es gibt keine Hierarchie: Das nächste Spiel ist immer das Wichtigste.
Bieber: Das kostet ins Phrasenschwein.
Jabiri: Es ist aber genau so. Wir haben in dieser Saison nicht die Kaderbreite für Experimente. Es knallt jetzt schon mit den ganzen englischen Wochen. Wenn wir nicht versuchen würden, die Belastung der einzelnen Spieler zu steuern, wäre das unverantwortlich.
Bieber: Gerade jetzt, da wir diesen Lauf haben, ist es doch super, dass wir gegen so Top-Mannschaften wie den FC 05 und die Kickers spielen. In Würzburg haben wir uns letzte Saison bei unserer 0:6-Niederlage bis auf die Knochen blamiert, dort haben wir etwas gutzumachen.