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Fußball
Adam Jabiri und Christopher Bieber: Auf dem Fußballplatz sind sie Konkurrenten, daneben echte Freunde
Am Dienstag treffen sie mit ihren Klubs, dem FC 05 Schweinfurt und dem TSV Aubstadt, aufeinander. Nur einer wird hinterher lachen, der andere muss leiden.
Christopher Bieber (links, TSV Aubstadt) und Adam Jabiri (rechts, FC 05 Schweinfurt) sind seit vielen Jahren gut befreundet. Am Dienstag treffen sie mit ihren Mannschaften im Toto-Pokal-Wettbewerb aufeinander.
Foto: Patty Varasano | Christopher Bieber (links, TSV Aubstadt) und Adam Jabiri (rechts, FC 05 Schweinfurt) sind seit vielen Jahren gut befreundet. Am Dienstag treffen sie mit ihren Mannschaften im Toto-Pokal-Wettbewerb aufeinander.
Daniel Rathgeber
 und  Kai Dunkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Sie sind Mittelstürmer und die bekanntesten Spieler ihrer Mannschaften. Obwohl sie einst Konkurrenten waren um einen Stammplatz, sind sie seit fast einem Jahrzehnt eng befreundet. Am Dienstag (Anpfiff: 17 Uhr) treffen sie wieder einmal als Gegner aufeinander: Adam Jabiri (39) vom FC 05 Schweinfurt und Christopher Bieber (34) vom TSV Aubstadt, in Fußballkreisen bekannt als Jabbo und Bibo.

Vor dem Zweitrunden-Spiel im bayerischen Toto-Pokal im Sachs-Stadion in Schweinfurt schieben sich die Kumpels in einem launigen Gespräch gegenseitig die Favoritenrolle zu, erzählen, was sie damals bei den Würzburger Kickers zusammengeschweißt hat, und wer wann wen anruft. 

Jabbo und Bibo, das klingt wie eine Comedy-Serie. Sind Sie humorvolle Menschen?

Adam Jabiri: Langweilig wird es bei uns nicht.

Worüber lachen Sie?

Jabiri: Über Bibo. Früher habe ich schon ganz gerne "Two and a half men" angeschaut. Mit meiner Tochter hat die TV-Zeit aber ohnehin abgenommen und es laufen dann eher Kindersendungen.

Ihre Tochter mag doch bestimmt "Paw Patrol"?

Jabiri: Sie mag eher "Trotro" oder "Bobo Siebenschläfer".

Adam Jabiri vom FC 05 Schweinfurt hofft, dass er derjenige sein wird, der nach dem Abpfiff des Spiels am Dienstag Grund zum Lachen hat.
Foto: Patty Varasano | Adam Jabiri vom FC 05 Schweinfurt hofft, dass er derjenige sein wird, der nach dem Abpfiff des Spiels am Dienstag Grund zum Lachen hat.
Lassen Sie uns zum Fußball kommen. Wer von Ihnen lacht am Dienstag nach dem Pokalspiel?

Christopher Bieber: Ich glaube, das Spiel wird im Elfmeterschießen entschieden. Ich weiß gar nicht, ob wir mit dem TSV Aubstadt schon jemals dort gewonnen haben. Ich kann mich an ein Unentschieden im Ligapokal erinnern, damals hatten wir aber nur zehn Prozent Ballbesitz. Und einmal sind wir 1:5 untergegangen, da sind bei uns in der Halbzeit Spieler ausgewechselt worden, weil sie schwindlig gespielt worden waren.
Jabiri: Die Vorzeichen sind dieses Mal andere. Früher waren wir favorisiert oder es waren Begegnungen auf Augenhöhe. Jetzt sieht es anders aus: Aubstadt kommt als Favorit. Wir werden dennoch alles dafür tun, dass ich derjenige bin, der nach dem Abpfiff was zu lachen hat und Bibo bestenfalls Taschentücher braucht.

Und Sie trösten ihn dann, oder?

Bieber: Das wird nicht passieren. Ich merke schon, Adam hat die ganzen Standardsätze drauf. Wie zum Beispiel den, dass der Gegner Favorit ist.
Jabiri: Es ist doch so. Aubstadt hat in der Liga viermal gewonnen, bislang kein Gegentor kassiert und ist Tabellenführer.
Bieber: Wegen unserer Bilanz in Schweinfurt sollten wir den Ball lieber flach halten. Ich sehe für Dienstag die Favoritenrolle beim FC 05.

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Der FC 05 Schweinfurt macht bislang Spaß, nicht nur wegen des 5:0-Erfolgs am Freitag bei der DJK Vilzing. Die nach der Umstellung von Profi- auf Amateurfußball veränderte Herangehensweise, die der Verein und Trainer Marc Reitmaier vorgeben, scheint die Mannschaft verinnerlicht zu haben.

Jabiri: Was wir im Training und bei den Spielen sehen, ist, dass 100 Prozent Leidenschaft drin ist. Es ist echt cool, das zu beobachten. Natürlich haben wir Qualität eingebüßt. Das ist ja klar, wenn 18 Profis gehen und man Spieler aus der Region und aus unteren Ligen holt. Die müssen sich erst noch an das Tempo gewöhnen und sich entwickeln. Wir laufen öfter auch mal falsch, aber wir laufen – mit Herz.

Der TSV Aubstadt hat am Freitag 3:0 gegen Türkgücü München gewonnen und sich die Tabellenführung zurückgeholt. Was zeichnet die Mannschaft derzeit aus?

Bieber: Das Team hat sich in den letzten Jahren nur punktuell verändert. Viele Spieler haben in Sachen Erfahrung, Cleverness, Abgezocktheit und Selbstvertrauen eine enorme Entwicklung genommen. Wir haben das perfekte Alter für eine Regionalliga-Mannschaft mit einer ganzen Reihe Mittzwanzigern, die alle über 100 Regionalligaspiele gespielt haben und wissen, wie es läuft. Fast jede Position ist doppelt besetzt und wir haben überall Qualität. Ja, es läuft gerade wirklich herausragend. Bis jetzt waren wir noch keinem Gegner spielerisch unterlegen, das ist für Aubstadt auch neu.

Die Schwarzgeld-Razzia im Mai habe die Mannschaft noch enger zusammenrücken lassen, sagt Trainer Julian Grell. Wie ist das zu verstehen?

Bieber: Wir wollen einfach zeigen, dass wir als Mannschaft zum Verein stehen. Alles Weitere müssen andere Leute klären. Das ist nicht unsere Aufgabe, wir sind Fußballer. Mehr möchte ich nicht sagen.

Wie viel Rivalität steckt in Spielen zwischen dem Traditionsklub FC 05 Schweinfurt und dem Dorfverein TSV Aubstadt?

Bieber: Eine gewisse Rivalität ist sicherlich da. Es ist aber nicht so, dass man hinterher sich nicht die Hand gibt oder nicht miteinander redet. Die Spieler kennen und verstehen sich. Umso mehr, seit die Schweinfurter Mannschaft wieder regionaler geworden ist.
Jabiri: Die zwei Vereine kommen gut miteinander klar. Aber bei nur 40 Kilometern Luftlinie Abstand ist doch klar, dass eine sportliche Rivalität besteht.

Christopher, bei Ihnen erinnert man sich immer an das Kopfball-Tor im Liegen für die Würzburger Kickers im Spiel gegen Wacker Burghausen. Sind Sie als Torjäger der größere Fußball-Artist oder ist es Adam?

Bieber: An Fallrückzieher von mir oder so kann ich mich nicht erinnern. Du hast schon ein paar gemacht, oder?

Der Seitfallzieher von Adam zum 3:0 in Vilzing sah jedenfalls klasse aus ...

Bieber: Damit ist die Frage doch beantwortet. Seitfallzieher gehen bei mir nicht mehr.

Christopher Bieber (von links) und Steven Lewerenz (Archivfoto) jubeln im Herbst 2014 über einen Treffer von Adam Jabiri für die Würzburger Kickers im Spiel gegen den VfR Garching.
Foto: Fabian Frühwirth | Christopher Bieber (von links) und Steven Lewerenz (Archivfoto) jubeln im Herbst 2014 über einen Treffer von Adam Jabiri für die Würzburger Kickers im Spiel gegen den VfR Garching.
Sie haben zwei Jahre lang gemeinsam bei den Würzburger Kickers gespielt, waren dort Konkurrenten um den Platz in der Spitze. Schon erstaunlich, dass sich zwischen Ihnen auch eine Freundschaft entwickelt hat. 

Jabiri: Wir waren schlau genug zu wissen, dass nicht wir die Mannschaft aufstellen. Ich konnte ja Bibo nicht böse sein, wenn Bernd Hollerbach ihn aufgestellt hat. Ich hatte nie Stress damit, sein Ersatz zu sein.
Bieber: Wir sind beide keine Egoisten, sondern mannschaftsdienliche Spieler. Wir haben einfach so Fußball gespielt, um als Mannschaft zu gewinnen. Die Aufstellung hat der Trainer gemacht, das hatte mit uns persönlich nichts zu tun.
Jabiri: Wir hatten Erfolg und ich habe als Joker funktioniert. Es gab keinen Grund für den Trainer, daran etwas zu ändern. Und so war es für die Mannschaft das Beste.

Sind Sie sich sofort sympathisch gewesen?

Jabiri: Der Grundstein unserer Freundschaft war, dass wir zwei Jahre lang gemeinsam beim Training gelitten haben und dass wir abends die gleichen Schmerzen hatten. Und natürlich, dass wir gemeinsam Erfolge gefeiert haben. Wir sind mit den Kickers zweimal aufgestiegen. Erfolgreich zu sein, schweißt mehr zusammen, als wenn man verliert. So richtig kennengelernt haben wir uns im zweiten Jahr, nach meinem Umzug nach Würzburg. Wir waren immer zusammen essen. In meiner Single-Wohnung damals habe ich zweimal gekocht – zweimal mehr als Bibo in seiner.
Bieber: Nach unserer Zeit bei den Kickers sind wir in Kontakt geblieben und sind es seit zehn Jahren regelmäßig. Ich kenne seine Familie, er meine. Wir telefonieren fünfmal die Woche oder treffen uns.

Als Sie beide vergangenen Herbst bei uns im Podcast zu Gast waren, haben Sie gesagt, dass zwischen Ihnen ein gesundes Konkurrenzverhältnis herrscht, und dass Sie sich gerne frotzeln. Gibt es diese Saison etwa eine Strichliste, auf der Einsätze oder Tore notiert werden?

Bieber: Nein, ich bin ja nicht blöd.
Jabiri: Eine Geschichte muss ich erzählen. Wir hatten letztes Jahr zu Saisonbeginn beim FC 05 einen Sponsorentermin. Es war der Abend, an dem Aubstadt in Pipinsried gespielt, Bibo drei Tore erzielt hat und auf einmal Erster in der Torschützenliste war. Ich hatte das noch nicht mitbekommen, bis Mitspieler zu mir gekommen sind und geraten haben: 'Schnall' dich an'. 
Bieber: Ich würde dich da niemals anrufen. Ich dagegen muss nur nachsehen, wie Schweinfurt gespielt und ob Jabbo getroffen hat. Dann weiß ich schon, ob abends noch Anrufe kommen.

Am Freitagabend haben Sie also angeklingelt?

Jabiri: Die Busfahrt heim aus Vilzing dauert ewig, klar rufe ich da mal bei Bibo an. Er ist aber nicht hingegangen.

Christopher Bieber kann sich gut vorstellen, nach seiner aktiven Zeit im Fußballgeschäft zu arbeiten: 'Fußball ist mein Leben.'
Foto: Patty Varasano | Christopher Bieber kann sich gut vorstellen, nach seiner aktiven Zeit im Fußballgeschäft zu arbeiten: "Fußball ist mein Leben."
Beim TSV Aubstadt waren Sie zeitweise Spieler und Co-Trainer. Sind Sie enttäuscht, unter dem neuen Trainer Julian Grell nicht mehr Assistent zu sein?

Bieber: Überhaupt nicht. Das haut bei mir mit dem Job auch gar nicht mehr hin. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Rolle und davon überzeugt, dass in Aubstadt auf mein Wort nach wie vor großer Wert gelegt wird, obwohl ich nicht mehr im Trainerteam bin. Für die Zukunft strebe ich schon an, im Fußballgeschäft zu bleiben. Der Fußball ist mein größtes Hobby. Ja, mein Leben.

Und Sie, Adam?

Jabiri: Wir beide haben gemeinsam die B-Lizenz gemacht, um schon eine Basis zu haben für den Fall der Fälle. Ich will mich jetzt noch nicht darauf fixieren. Aber man weiß nie, was kommt. Fußball ist ein Tagesgeschäft und vielleicht tut sich irgendwann eine Chance auf. Aber es müsste natürlich auch mit meinem Job vereinbar sein (Anmerkung der Redaktion: Jabiri ist als Architekt im Bauamt der Stadt Dettelbach beschäftigt). Mit Frau und Kind ist es natürlich nicht mehr ganz so einfach, hin- und herzuziehen. Bibo ist da noch flexibler. 

Sie kennen Marc Reitmaier seit Ihrer gemeinsamen Zeit in der Kickers-Jugend. Wie definieren Sie Ihre Rolle als Co-Trainer an seiner Seite?

Jabiri: Ich versuche, ihn so gut es geht zu unterstützen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil ich ja selbst mittrainiere und einen Vollzeit-Job habe. Marc übernimmt von meiner Co-Trainer-Tätigkeit auch noch einen Part. Das Wichtigste ist unser Vertrauensverhältnis. Dass wir offen sagen können, was wir denken. Wobei wir uns ziemlich oft einig sind. Letztlich trifft er die Entscheidungen.

Pokal, schön und gut. Ist nicht für den FC 05 das Spiel am Samstag in der Liga gegen Greuther Fürth II das Wichtigere?

Jabiri: Es ist wie früher auf dem Bolzplatz: als Sportler willst du jedes Spiel gewinnen. Es gibt keine Hierarchie: Das nächste Spiel ist immer das Wichtigste.
Bieber: Das kostet ins Phrasenschwein.
Jabiri: Es ist aber genau so. Wir haben in dieser Saison nicht die Kaderbreite für Experimente. Es knallt jetzt schon mit den ganzen englischen Wochen. Wenn wir nicht versuchen würden, die Belastung der einzelnen Spieler zu steuern, wäre das unverantwortlich.

Für den TSV Aubstadt steht in der Liga das Spitzenspiel bei den Würzburger Kickers an, Zweiter gegen Erster. Liegt der Fokus eher auf Freitag?

Bieber: Gerade jetzt, da wir diesen Lauf haben, ist es doch super, dass wir gegen so Top-Mannschaften wie den FC 05 und die Kickers spielen. In Würzburg haben wir uns letzte Saison bei unserer 0:6-Niederlage bis auf die Knochen blamiert, dort haben wir etwas gutzumachen.

FC 05 Schweinfurt – TSV Aubstadt

Die Partie der 2. Hauptrunde des bayerischen Toto-Pokal-Wettbewerbs zwischen dem FC 05 Schweinfurt und dem TSV Aubstadt wird an diesem Dienstag, 15. August, 17 Uhr, im Sachs-Stadion in Schweinfurt angepfiffen. Seitdem der Wettbewerb in diesem Format ausgetragen wird, trafen die Klubs dreimal aufeinander, die Partien in Aubstadt gewann allesamt der FC 05. Dass Trainer Marc Reitmaier nach den Ligasiegen gegen Buchbach und in Vilzing zum dritten Mal hintereinander dieselbe Startelf aufbieten wird, gilt als unwahrscheinlich. Erste Kandidaten für einen Einsatz von Beginn an könnten Boris Nana Tonzi, Dominik N'gatie und Adam Jabiri sein. Ob beim TSV Aubstadt Christopher Bieber, den zuletzt Rückenprobleme zu einer Pause zwangen, rechtzeitig zum Spiel fit wird, ist offen. Ausfallen wird bei der Mannschaft von Trainer Julian Grell Maximilian Stahl, der sich am Freitag gegen Türkgücü München verletzt hat.
dr
 
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