Aufregung am Donnerstagmorgen gegen halb Sieben in Aubstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls beginnt bei Privatpersonen sowie auf dem Sportgelände des TSV Aubstadt mit einer Razzia. Wenig später stehen Grüppchen vor dem Sportgelände zusammen, darunter Eltern, die ihre Kinder in den gegenüberliegenden Kindergarten gebracht haben. Im 800-Seelen-Ort ist die Verwunderung über das massive Aufgebot groß.
Zwei Autos des Zolls stehen vor der Turn- und Festhalle Aubstadt. Beamte und Beamtinnen tragen braune Kartons aus dem Sportheim und verstauen sie in den Dienstwagen.
Bereits gegen 5.45 Uhr hatten sich 30 Fahrzeuge des Zolls im Gewerbegebiet Großeibstadt gesammelt, erklärt ein dort ansässiger Unternehmer gegenüber dieser Redaktion. "Da erschrickt man schon, wenn man frühs mit so einer Nachricht angerufen wird." Eine halbe Stunde später seien die Beamten in Großeibstadt wieder weggefahren – "Gott sei Dank", sagt der Unternehmer über die ungewöhnliche Aktion.
Spieler vom TSV Aubstadt bestätigt Durchsuchungen
Ein Spieler des TSV Aubstadt, der nicht namentlich genannt werden will, berichtet gegenüber dieser Redaktion, er sei vom Zoll um 6.30 Uhr aus dem Bett geklingelt worden. Bis 11.15 Uhr seien vier Beamtinnen und Beamten vom Zoll sowie eine "neutrale Person" vor Ort gewesen. Die Ermittler hätten seinen Arbeitsvertrag mit dem Regionalligisten sowie Lohnzettel mitgenommen.
Aber nicht nur bei ihm selbst, auch bei seinen Eltern und seinem Spielerberater seien Zollmitarbeiter gewesen. "Ich war damit heute Morgen im ersten Moment überfordert", sagt der Spieler. Er besitze einen 450-Euro-Vertrag beim Grabfelder Verein. Über die Gründe der Durchsuchung könne er nur mutmaßen. Ob sie mit einer Zoll-Kontrolle im vergangenen Jahr vor der Toto-Pokal-Partie gegen den TSV 1860 München zusammenhänge, wisse er nicht.
Auch auf Privatanwesen von Funktionären des Vereins war der Zoll über einen längeren Zeitraum seit den frühen Morgenstunden im Einsatz. Bis zum frühen Nachmittag waren immer wieder Zoll-Fahrzeuge in Aubstadt unterwegs. 14 Beamtinnen und Beamte gingen in mehrere Wohnhäuser eines Sponsors.
Zoll beim Bayerischen Fußball-Verband – auch TSV Aubstadt äußert sich
Nicht nur im Landkreis Rhön-Grabfeld war der Zoll im Einsatz. Der Sprecher des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), Fabian Frühwirth, teilt auf Anfrage mit: "Im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Würzburg zum Regionalligisten TSV Aubstadt hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) die seitens des Zolls bei ihm geforderten Unterlagen zum TSV Aubstadt zur Verfügung gestellt."
Und weiter: "Der BFV ist nicht Beschuldigter oder sonst Beteiligter an dem Ermittlungsverfahren und kooperiert ebenso selbstverständlich wie vollumfänglich mit den Behörden."
Der TSV Aubstadt selbst lehnte eine Stellungnahme zu den Vorkommnissen am Donnerstag ab. "Wir können und wollen uns derzeit nicht zu den laufenden Ermittlungen äußern", teilte TSV-Pressesprecher Philipp Müller schriftlich mit.
Welcher Verdacht beim TSV Aubstadt im Raum steht
Das Hauptzollamt Schweinfurt teilte am Morgen mit: "Bei der Staatsanwaltschaft Würzburg ist ein Verfahren gegen einen Beschuldigten eines Regionalligisten wegen des Verdachts auf Schwarzlohnzahlungen anhängig. In diesem Verfahren sind heute umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen durch Beamtinnen und Beamte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls vollzogen worden."
Dazu seien "Zeugenbefragungen bei Spielern und Trainern hinsichtlich deren Beschäftigungsverhältnis" durchgeführt worden. Ob es sich um den TSV Aubstadt handelte, wollte das Hauptzollamt in Schweinfurt am Donnerstag nicht bestätigen.
Bei dem Verein seien das Trainerteam und die dort beschäftigten Spieler im Rahmen von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen, sogenannten Minijobs, als Vertragsamateure zur Sozialversicherung gemeldet, so die Mitteilung von Zoll-Sprecher Benedikt Danz.
Aubstadt: Zoll mit Verdacht auf Schwarzgeld-Zahlungen an Spieler
"Dem Hauptzollamt Schweinfurt liegen Erkenntnisse vor, dass neben der offiziellen Entlohnung zusätzliche Zahlungen als sogenanntes 'Schwarzgeld' an die Spieler ausgezahlt wurden", so das Hauptzollamt . Das Problem daran: Für diese Zahlungen seien keine Lohnsteuer und Sozialversicherungsabgaben entrichtet worden.
"Es besteht demnach der Verdacht des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt", so der Zoll weiter. Der Mitteilung zufolge liege nach derzeitigem Ermittlungsstand der entstandene Schaden der vorenthaltenen und veruntreuten Sozialversicherungsbeiträge allein für das Kalenderjahr 2022 im sechsstelligen Bereich.
In die Durchsuchungsmaßnahmen waren nach Zoll-Angaben rund 270 Einsatzkräfte eingebunden. Sie hätten zahlreiches Beweismaterial sichergestellt, darunter auch mobile Endgeräte, die nun durch Spezialisten für digitale Forensik des Hauptzollamts Schweinfurt ausgewertet würden. Bis zum Abschluss des Verfahrens gelte die Unschuldsvermutung.
So reagieren die Menschen in Aubstadt auf die Razzia
Im Ort ist derweil die Irritation groß: Von den vielen Ehrenamtlichen, die sich für den Verein einsetzen, würde niemand Geld bekommen, heißt es von den Bewohnerinnen und Bewohnern. In dem Dorf halte man zusammen. Ein Aubstädter zeigt sich im Gespräch empört über den Einsatz. Er fragt, ob die Beamten nichts Besseres zu tun hätten, als bei einem kleinen Verein, der viele Jugendmannschaften unterhalte, tätig zu werden.
"Sie spielen einfach eine Liga zu hoch", äußert sich ein anderer Aubstädter. Keiner der Spieler stamme mittlerweile mehr aus dem Ort. Für ihn selbst sei die Mannschaft deshalb längst uninteressant geworden. Seit langem sei er nicht mehr beim einem Spiel in der örtlichen NGN-Arena gewesen. Ganz anders eine Gruppe Passanten, die sich fragen: "Ob das Heimspiel gegen den SpVgg Hankofen diesen Samstag wohl stattfindet?"
Aubstadts Bürgermeister Burkhard Wachenbrönner wollte sich am Donnerstag auf Anfrage dieser Redaktion zunächst nicht zu den Geschehnissen äußern.
Zoll nicht zum ersten Mal beim TSV Aubstadt
Der Zoll war beim TSV Aubstadt nicht zum ersten Mal in Sachen Schwarzgeld im Einsatz: Bereits im März 2022 hatte die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Hauptzollamts Schweinfurt den Regionalligisten kontrolliert - ausgerechnet beim Abschlusstraining vor dem Toto-Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München. 18 Beamtinnen und Beamten befragten damals alle anwesenden Trainer sowie Spieler auf dem Fußballplatz.
"Die Kollegen haben eine Prüfung nach dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz durchgeführt", sagte damals eine Sprecherin des Hauptzollamts Schweinfurt und sprach von einer "ganz normalen Schwarzarbeitskontrolle". Die in den Gesprächen aufgenommenen Daten würden "gegengecheckt und verifiziert" werden. Es gelte die Unschuldsvermutung.
Der TSV Aubstadt spielt seit 2019 in der Fußball-Regionalliga Bayern
Die Fußballer des TSV Aubstadt spielen seit 2019 in der viertklassigen Regionalliga Bayern. Bis 2012 kickte der 1921 gegründete Verein auf lokaler Ebene, ehe erstmals der Sprung in die Bayernliga Nord gelang. Nach zwei zweiten Plätzen wurde der Verein in der Saison 2018/19 Meister dieser Spielklasse und stieg in die Regionalliga Bayern auf.
Die wegen der Coronapandemie zunächst verlängerte und schließlich abgebrochene Saison 2019/2021 beendeten die Aubstädter auf dem fünften Platz, die vergangene Spielrunde schloss der Klub auf dem sechsten Platz ab. Außerdem stand der TSV Aubstadt im Finale des Verbandspokals. Das Spiel beim FV Illertissen wurde im Elfmeterschießen verloren.
In der aktuellen Saison steht der TSV Aubstadt vor dem letzten Spieltag der Saison an diesem Samstag auf dem zwölften Platz. Den Klassenerhalt hat der Klub vor zwei Wochen mit einem 6:1-Erfolg gegen den TSV Rain/Lech perfekt gemacht. Am vergangenen Wochenende unterlag der TSV Aubstadt bei den Würzburger Kickers 0:6 und kassierte die höchste Niederlage seit 19 Jahren.
Es gibt ihn doch noch, den starken Staat.
Und sei es in Aubstadt.
Diese besagte Baufirma ist Hauptsponsor vom Verein, so wie der Möbelhändler in SW. Als Hauptsponsor gibt er dem Verein Geld. Dies ist ganz normal und auch legal. Das ist sicher kein Schwarzgeld. Sollte dieser Unternehmer in die Kabine gehen und Kuverts verteilen, wie es einige Foristen schrieben, muss man erst mal stichfest beweisen, das in diesen Kuverts auch Geld war. Falls ja, könnte es sich immer noch um eine Schenkung oder verlorene Wette handeln.
Solange nichts bewiesen ist sind diese Personen unschuldig und auch als solche zu behandeln. Bis es soweit ist fallen noch viele Tore.
Spielgeld?
Grusskarten?
Und wie die originalen Kirchen auch hat man offenbar Parallelstrukturen geschaffen,
die außerhalb der Rechtsstaatlichkeit nach eigenen Regeln ablaufen.
Da ist von ganz oben (FIFA) bis ganz runter in dörfliche Vereine offensichtlich über die Zeit ein ziemlich übler Sumpf entstanden!
Wird echt Zeit, das Ganze mal gründlich zu durchleuchten!
Und weil sie hier ne Ökopartei anführen;
Im Freistaat Bayern, ganz sicherlich ohne Verdacht, von Öko Parteien regiert zu werden, da gibts sogar ehrenamtlich Tätige, die für ihre ehrenamtlichen Dienste mit monatlich über 3000€ entschädigt werden!
Nachzulesen in der bayerischen Gemeindeordnung!
Angeblicher Dorfverein aus dem Grabfeld...traurig sowas. Wer will noch für so einen Verein mit diesem Image spielen? Bfv appelliert an Fairplay für alle, deswegen muss sowas sanktioniert werden...
Aubstadt spielt in der vierthöchsten deutschen Liga. Eine Liga in der man bereits gutes Geld verdienen kann.
Warum wird hier immer das Märchen von "unteren Ligen" gebracht?
Wegen 20 Euro Fahrtgeld in der Kreisklasse kommt sicher kein Zoll!
Welt in Ordnung , wir können das nicht stemmen - es jetzt " event. " erwischt hat.
Mann sollte endlich die Ehrenamtlichen aus den Kommentaren heraus halten, bin zu 100%
überzeugt ,das die Helfer für ihre Hilfe keinen Lohn bekommen.
Es geht hier nur um den Mannschaftskater mit Trainerstab . Es kann mir keiner erzählen, das
in der vierten Liga die Spieler für den Aufwand mit Minijob Entlohnung zufrieden sind. Da meines Wissens auch in Aubstadt ein Hauptsponsor vorhanden ist. könnte es ja sein das etliche Spieler dort angestellt sind und die Firma von innen nie gesehen haben, könnte ja
möglich sein. Vielleicht liegt hier eine Aufklärung !!!