An diese ersten 45 Minuten im Sachs-Stadion werden die Fußballer des TSV Aubstadt noch lange denken. Die in den drei vorherigen Spielen gegen Unterhaching (0:0), in Rosenheim (0:0) und gegen Bayreuth (1:2) noch so sattelfeste Defensive stolperte von einer Verlegenheit in die nächste. Am Ende des Spiels stand eine ebenso gerechtfertigte wie deutliche 1:5-(1:4)-Niederlage im Main-Rhön-Derby beim FC Schweinfurt 05. "Wir waren über die 90 Minuten in sehr vielen Bereichen unterlegen", haderte TSV-Trainer Victor Kleinhenz nach dem Spiel. Und sprach von einer "Lehrstunde für mich und meine Mannschaft".
Schweinfurts Trainer Tobias Strobl ("Die Jungs dürfen sich heute zwei, drei Bierchen gönnen") hatte ganz offensichtlich die Schwachstellen in Aubstadts 3-4-3-Verbund genau erkannt. Und seine Mannen legten sie schonungslos offen. Mit Pässen in die Schnittstellen, mit Diagonal-Pässen über die Ketten hinweg und mit konsequenter Besetzung der Außenpositionen.
Ein echtes Spektakel vor ausverkauftem Haus
Es war - positiv formuliert - ein echtes Spektakel, das die Mannschaften den 1500 Zuschauerinnen und Zuschauern im ausverkauften Sachs-Stadion boten. Eines, an dem freilich auch der TSV Aubstadt seinen Anteil hatte mit drei, vier gefährlichen Vorstößen und Abschlüssen. Dellinger (8., 34.) und Harlaß (19., 24.) waren schon mehr oder weniger nah dran am zweiten Saisontreffer, ehe er Dellinger schließlich kurz vor dem Pausenpfiff gelang.
Die Musik spielte aber auf der anderen Seite, durch die sich die Schweinfurter mit Lust und Laune kombinierten. Das erste 05-Tor resultierte freilich aus einer Ecke, die - flach hereingegeben - Böhnlein mit einem 14-Meter-Schuss veredelte. "Das frühe Gegentor hat natürlich unsere Pläne durcheinander gebracht. Wir alle wissen, dass es ganz, ganz schwierig wird, wenn Schweinfurt mit dem Publikum im Rücken in Führung geht", sagte Kleinhenz.
Bei Aubstadt sind die Abstände viel zu groß
Und sprach dann einen Satz, der aufhorchen lässt: "Die Einstellung zum Spiel war nicht ideal." Wen und was er damit meinte, ließ er auch auf Nachfrage offen. Jedenfalls brach seine Mannschaft in den kommenden Minuten fast auseinander, fand kein Mittel, die groß aufspielenden Gastgeber zu stoppen. Ja, in vielen Fällen noch nicht einmal, deren Aktionen zu hindern. "Bei uns waren die Abstände viel zu groß", fand TSV-Torwart Julian Schneider.
Beinahe im Minutentakt gab es gefährliche Situationen im Strafraum der Aubstädter, angefangen von einem Pfostenschuss von Fery (6.), über mehrere Großchancen der Grün-Weißen bis hin zu den Toren von Skenderovic zum 2:0 (12.) und 3:0 (36.) sowie Jabiri zum 4:0 (43.). "8:3 wäre zur Pause ein realistisches Ergebnis gewesen", sagte Kleinhenz.
Vier Wechsel und ein neues System
Aubstadts Trainer reagierte mit einem Vierfach-Wechsel zur Pause: Neben Kapitän Grader (Schwindelgefühle) mussten Harlaß, Langhans und Pitter raus, ins Spiel kamen Trunk, Heinze, Hofmann und Endres. Damit einher ging eine Umstellung auf Viererkette in der Abwehr, "Es ging um Schadensbegrenzung und darum, der Defensive mehr Stabilität zu verleihen", sagte Kleinhenz. Der zunächst noch einige bange Minuten zu überstehen hatte, die Schweinfurter hatten definitiv noch Lust auf Fußball. Gestillt war sie erst mit Skenderovics dritten Treffer des Nachmittags zum 5:1.
Danach war die Luft raus aus diesem Spiel, beide Mannschaften hatten schon ihre nächsten Aufgaben im Kopf. Aubstadt erwartet am Dienstagabend, 18.30 Uhr, Viktoria Aschaffenburg, Schweinfurt ist zur gleichen Zeit im Spitzenspiel bei Wacker Burghausen gefordert. Auf Aubstadts Liste der schlechten Nachrichten kamen freilich noch zwei Einträge dazu: Zum einen die gelb-rote Karte gegen Michael Dellinger, der zweimal mit einem Gegenspieler verbal aneinandergeraten war, und am Dienstag gesperrt fehlen wird. Auch Julian Schneider droht nach einem Zusammenprall mit Schweinfurts Pieper auszufallen. Wie schwer die linke Schulter lädiert ist, muss eine Untersuchung am Sonntag zeigen.
Julius Benkenstein wechselt zum FSV Martinroda
Unterdessen hat Verteidiger Julius Benkenstein den TSV Aubstadt verlassen. Der 30-Jährige hat sich dem FSV Martinroda angeschlossen. Das meldete der Klub aus Thüringen am Samstagmorgen auf seiner Homepage. Benkenstein war 2011 aus Ilmenau zum damaligen Landesligisten nach Aubstadt gekommen und machte als Stammspieler den Aufstieg bis in die Regionalliga mit. "Er war sportlich nicht mehr glücklich bei uns", sagte Aubstadts Sportdirektor Josef Francic und weiter: "Wir hätten uns gewünscht, dass er noch etwas Geduld zeigt, aber: Er war elf Jahre bei uns, da wollten wir ihm natürlich keine Steine in den Weg legen."
Der Wechsel sei für beide Seiten okay, sagte Kleinhenz, zumal Benkenstein in der Vorbereitung lange gefehlt habe und "die anderen Innenverteidiger außergewöhnliche Leistungen gebracht haben". Und schob hinterher: "Bis heute."