
Große Erfolge, bittere Niederlagen und viele Emotionen. Das Jahr 2024 schrieb so einige Geschichten, die den Sportfans aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld in Erinnerung bleiben dürften. Da wäre vor allem der erstmalige Einzug des TSV Bad Königshofen in die Play-offs um die deutsche Tischtennis-Meisterschaft, der das Städtchen im Grabfeld in einen Ausnahmezustand versetzte. Natürlich hat aber auch der Amateurfußball wieder viel Stoff zum Diskutieren geliefert. Wir blicken daher noch einmal zurück auf fünf herausragende sportliche Ereignisse des Jahres 2024.
1. Ohne Schuhe zum Auswärtsspiel: Kuriose Panne des TSV Aubstadt in Memmingen

Im Nachhinein konnten alle über diese Panne lachen: die Spieler, die Trainer und auch der zunächst so niedergeschlagene Betreuer Peter Grunau. Es war der 30. März, Karsamstag, als sich der TSV Aubstadt auf den Weg zum Auswärtsspiel in der Fußball-Regionalliga Bayern beim FC Memmingen machte. Trotz des langen Osterwochenendes kamen die Grabfelder pünktlich im Allgäu an. Doch als sich die Spieler in der Kabine umzogen, merkten sie plötzlich, dass etwas fehlt: die Box mit den Fußballschuhen. Als die Suche im Bus erfolglos bleibt, setzt bei Betreuer Peter Grunau die Erkenntnis ein: "Auweia, ich habe die Schuhbox vergessen."
Was nun? Als guter Gastgeber halfen die Memminger mit einigen Paaren aus, die restlichen elf Paar besorgte ein TSV-Tross um Abteilungsleiter Günter Schirling in aller Eile in einem Memminger Sportgeschäft. Mit Verspätung konnte die Partie daher doch noch angepfiffen werden und Kapitän Steffen Behr traf mit den neuen Schuhen zum 1:0-Siegtor. In den folgenden Tagen wurde Grunau natürlich überall auf dieses Missgeschick angesprochen, auch Kabarettist Fredi Breunig griff diese Panne dankend auf. "Zum Glück haben wir das Spiel gewonnen. Daher kann ich mittlerweile selbst darüber lachen", nahm es Grunau einige Tage später mit Humor.
2. Historischer Erfolg: Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen erreicht erstmals die Play-offs

Es war ein Traum, der sich für den TSV Bad Königshofen in seiner siebten Saison in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) Ende April erfüllte. Ging es viele Jahre für den TSV nur um den Klassenerhalt in Deutschlands höchster Liga, war diesmal auf einmal der erstmalige Sprung in die Play-offs um die deutsche Meisterschaft möglich. Entsprechend groß war der Jubel, als die Bad Königshöfer am 28. April mit einem 3:0-Heimsieg gegen Mainz den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt machten.
Und noch größer, als gut drei Wochen später der deutsche Rekordmeister Borussia Düsseldorf vor über 1000 Zuschauenden in der Bad Königshöfer Shakehands-Arena mit 3:1 besiegt wurde. Bei den folgenden beiden Auswärtsspielen in Düsseldorf unterstützte dann jeweils eine mit Bus angereiste große Fanschar den TSV. Die große Sensation blieb am Ende zwar aus und Düsseldorf zog mit zwei Heimsiegen doch noch ins Finale ein. Vergessen wird diese historischen Tage beim TSV Bad Königshofen aber sicher niemand – egal ob Fans, Spieler oder Verantwortliche.
3. Vierstellige Kulissen: Die Relegation elektrisiert die Fußballfans im Kreis Rhön

Die Fußball-Relegation im Kreis Rhön elektrisiert die Massen. Daran hat sich trotz aller gesellschaftlicher Umbrüche in den vergangenen Jahren nichts geändert. Ist die reguläre Saison zu Ende, beginnt für die Fans des Amateurfußballs die schönste Zeit des Jahres. Allein bei vier Relegationsspielen im Fußball-Kreis Rhön wurde in diesem Jahr wieder die 1000-Zuschauer-Marke geknackt. Unangefochten auf Platz eins landete dabei die Partie zwischen dem SV Aura und dem SV Garitz, in der es um einen Platz in der Kreisliga ging. Über 1700 Zuschauerinnen und Zuschauer kamen, zum Teil sogar zu Fuß, zu diesem Derby in Elfershausen.
Vierstellige Besucherzahlen gab es auch bei den Partien SG Oerlenbach/Ebenhausen gegen SG Hausen/Nordheim (1220), TSV Oberthulba gegen SG Frankenbrunn (1048) und SG Burgwallbach/Leutershausen gegen SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld (1021). Die beteiligten Mannschaften konnten sich dabei jeweils über die Unterstützung ihres lautstarken Anhangs freuen und wurden hinterher von ihren Fans oft auch nach einer Niederlage noch ausgiebig gefeiert.
4. Ein Spiel für die Geschichtsbücher: Drama um den TSV Großbardorf in der Bayernliga-Relegation

Man sollte ja im Allgemeinen vorsichtig sein mit zu viel Übertreibungen. Doch das Bayernliga-Relegationsspiel zwischen dem FV 04 Würzburg und dem TSV Großbardorf wird definitiv einen Platz in den Geschichtsbüchern finden. Denn eine solche Dramatik wäre wohl selbst für den kitschigsten Kinofilm dann doch etwas zu viel des Guten gewesen. Nach einem 0:0 im Hinspiel in Großbardorf sah im Rückspiel lange alles nach einem Sieg der favorisierten Würzburger aus, ehe sich in der Schlussphase und vor allem der Nachspielzeit die Ereignisse überschlugen.
In der 80. Minute glich zunächst Yasir Aldijawi für den TSV zum 2:2 aus, ehe Alban Peci die Großbardorfer in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit 3:2 in Führung brachte. Mit mehr als einem Bein wähnten sich die Grabfeld-Gallier bereits zurück in der Bayernliga, doch dann passierte Denkwürdiges. Die Würzburger bekamen eine Minute später einen Strafstoß zugesprochen, doch WFV-Kapitän Dennie Michel schoss den Ball aus elf Metern neben das Tor. Es war aber immer noch nicht Schluss und in der siebten Minute der Nachspielzeit deutete der Schiedsrichter erneut auf den Punkt. Simon Schäffer verwandelte den zweiten Elfmeter zum 3:3. Von diesem Nackenschlag erholten sich die Großbardorfer nicht mehr und kassierten in der Verlängerung zwei weitere Gegentore zum 3:5-Endstand.
5. Streitpunkt Spielgemeinschaften: Die Rhöner Vereine wehren sich erfolgreich gegen die Vorgaben des Verbandes

Es war das Aufregerthema in der Sommerpause. Im Vorfeld der neuen Saison hatte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) angekündigt, im Umgang mit Spielgemeinschaften künftig eine härtere Gangart zu wählen. So sollte in Unterfranken bei allen Spielgemeinschaften nur noch der federführende Verein in den offiziellen Terminlisten und Tabellen des BFV genannt werden. "Dass dadurch eine ganze Reihe an Vereinen auf einmal verschwinden, können wir nicht akzeptieren. Es gibt auch keine schlüssige Begründung, denn es gibt auch eigenständige Vereine, deren Namen deutlich länger sind als der einer SG. Wir haben daher bei einer Vorstandssitzung bereits beschlossen, dass wir mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diesen Beschluss vorgehen werden", kündigte Johannes Roos, Vorsitzender der DJK Mühlbach, bei der Rhöner Spielgruppentagung kämpferisch an und erntete dafür lauten Applaus von anderen Vereinsvertretern.
Das Kämpfen sollte sich auszahlen, denn wenige Wochen später ruderte der BFV aufgrund fehlender Rechtssicherheit zurück und die Vereine konnten in der Folge beim zuständigen Kreisspielleiter ihre gewünschte Namensgebung hinterlegen. Mit "Genugtuung" habe er das Schreiben des Verbands zur Kenntnis genommen, sagte Roos, der in den Tagen nach der Spielgruppentagung viel Zuspruch von anderen Vereinsvertretern bekommen hatte.