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Würzburg
Zum Abschluss von Dr. Helds Corona-Tagebuch: Das sind seine Antworten auf die Fragen unserer Leser
Warum trifft Covid manche Menschen schwer? Und wie geht es mit der Pandemie weiter? Was Leserinnen und Leser vom Würzburger Experten Dr. Matthias Held über Corona wissen wollten.
Ein Ende der Pandemie sei in den Kliniken und Arztpraxen nicht absehbar, warnt Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte.
Foto: Archivbild: Daniel Peter | Ein Ende der Pandemie sei in den Kliniken und Arztpraxen nicht absehbar, warnt Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Erst die vierte Welle, die Angst vor einer Überlastung der Intensivmedizin. Dann Omikron, rasant steigende Infektionszahlen und immer mehr Covid-Fälle auf den Stationen. Seit November hat Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte, regelmäßig Einblick in den Klinikalltag im Ausnahmezustand gegeben. In seinem Corona-Tagebuch schilderte er den Kampf um das Leben schwerkranker Patientinnen und Patienten, Konflikte mit Impfgegnern und die hohe Belastung seines Teams während der Pandemie.

Nun fallen am 20. März zahlreiche Corona-Einschränkungen weg – und auch das Tagebuch endet. Auf den Aufruf, zum Abschluss Fragen an Dr. Held zu stellen, haben die Redaktion viele Zuschriften von Leserinnen und Lesern erreicht. Hier die häufigsten und wichtigsten Fragen – beantwortet von Dr. Matthias Held.

Warum erkranken manchmal junge, gesunde Menschen ohne Risikofaktoren schwer an Covid-19?

Endgültig geklärt sei das bislang nicht. Wie schwer eine Covid-Erkrankung verlaufe, hänge von verschiedenen Faktoren ab, sagt Dr. Matthias Held. Dazu zähle etwa, ob Patientinnen oder Patienten geimpft seien und welche Virusvariante vorliege. "Tatsächlich haben wir vor Omikron auch bei jüngeren Ungeimpften schwere Verläufe mit Lungen- oder Multiorganversagen gesehen", so Held. In der derzeitigen Situation seien Intensivaufenthalte bei jungen Menschen aber selten.

Generell werde diskutiert, ob genetische Faktoren einen Einfluss auf die Schwere des Covid-Verlaufs haben könnten. "Aufgrund der aktuellen wissenschaftlichen Lage lässt sich das noch nicht gut beantworten – es ist aber wahrscheinlich", sagt Held. Auch bei anderen Infektionskrankheiten zeigten manche Menschen eine höhere Anfälligkeit als andere.

Was hat Medizinerinnen und Mediziner an Sars-CoV-2 am meisten überrascht?

Vom ursprünglichen Virus über Alpha und Delta bis Omikron: Die "überraschend starke Wandlungsfähigkeit des Virus" habe den Umgang mit Corona erschwert, sagt Held. Die Folge: "Trotz aller Schutzmaßnahmen ist es bis heute nicht gelungen, die Situation wirklich zu beherrschen."

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Covid-Erkrankte mittlerweile?

Grundsätzlich unterscheiden Mediziner bei einer Corona-Infektion zwischen asymptomatischen, leichten symptomatischen und schweren Verläufen. Patientinnen und Patienten ohne Symptome müsse man nur beobachten, sagt Held. Leicht Erkrankte, die etwa Schnupfen oder Halskratzen hätten, würden wie bei jedem anderen Infekt behandelt.

Hingegen gebe es bei Patienten, die eine coronabedingte Lungenentzündung entwickeln, unterschiedliche Schweregrade. "Sobald ein Patient Sauerstoff benötigt, ist er im Krankenhaus richtig aufgehoben", so Held. Dort werde geprüft, wie gut der Immunschutz des Erkrankten ist – also ob eine Impfung vorliegt und in der Folge ausreichend Antikörper gebildet wurden. Sollte ein Patient keinen ausreichenden Schutz aufweisen, würden monoklonale Antikörper gegeben. "Und dann entscheiden wir, wenn wir früh genug dran sind, ob wir mit antiviralen Medikamenten behandeln."

Für wen eignen sich Covid-Medikamente?

Mittlerweile stehen zur Behandlung von Corona-Patienten verschiedene Medikamente zur Verfügung. In Tablettenform eingesetzt werden können laut Held beispielsweise Paxlovid und Molnupiravir. Zudem könne Remdesivir intravenös verabreicht werden. Wichtig sei es, bei allen Substanzen mögliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten des Patienten zu prüfen, sagt Held.

Covid-Erkrankte, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen, könne man mit Dexamethason, einem Cortison-Präparat, unterstützen. Und da eine Corona-Infektion zu Immunothrombosen in verschiedensten Organen führen könne, "kann eine Hemmung der Blutgerinnung sinnvoll sein", sagt Held. Das funktioniere in geringerer Dosis prophylaktisch und in höherer Dosis therapeutisch.

Bei Menschen mit Vorerkrankungen, beispielsweise Krebs- oder Lungenpatienten, rät der Experte zu einer frühzeitigen Therapie, sollte der Immunschutz nicht ausreichend sein. Dabei könnten unter Umständen sogar sowohl monoklonale Antikörper als auch eines der beiden in Tablettenform verfügbaren Medikamente gegeben werden.

Schwer an Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten müssen nach wie vor unter Beachtung strenger Schutzmaßnahmen behandelt werden.
Foto: Symbolbild: Silvia Gralla | Schwer an Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten müssen nach wie vor unter Beachtung strenger Schutzmaßnahmen behandelt werden.

Warum stecken sich manche Ungeimpfte trotz Kontakten zu Infizierten nicht an? Gibt es eine Art natürliche Immunität gegen Corona?

Nein, aus Helds Sicht ist das schlicht Zufall. Die Gefahr, sich als Ungeimpfter anzustecken und nach einer Infektion zu erkranken, sei nach wie vor hoch.

Allerdings: Wie gut ein Mensch gegen Corona geschützt ist, hänge neben der aufgebauten Immunität durch Antikörper oder zelluläre Abwehrmechanismen auch vom gesundheitlichen Gesamtzustand ab, sagt Held. "Menschen, die gesund sind und keine Risikofaktoren aufweisen, haben bessere Voraussetzungen als Vorerkrankte."

Stichwort Long- oder Post-Covid: Kann man Langzeitfolgen vorbeugen?

"Das ist aufgrund der nicht ausreichenden wissenschaftlichen Datenlage schwer zu beantworten", sagt Held. Nach seiner Einschätzung kann sich eine frühzeitige Therapie bei einer Covid-Erkrankung positiv auf mögliche Folgen auswirken. Ob es aber Möglichkeiten gebe, Long-Covid durch bestimmte Substanzen zu verhindern, sei nicht belegt.

Wie geht es mit der Pandemie weiter?

Ein Ende der Pandemie sei in den Kliniken und Arztpraxen nicht absehbar, sagt Held. Im Gegenteil: die Zahl der Covid-Erkrankten explodiere. Politische Äußerungen über eine angeblich entspannte Situation in den Krankenhäusern registriere man da "mit ganz großer Verwunderung", so der Lungenexperte. Man könne nicht "aus der Sehnsucht heraus, dass die Pandemie vorbei sein möge, so tun, als wäre sie vorbei". Erst vergangene Woche habe man im Klinikum Würzburg Mitte einen neuen Höchststand an Covid-Patienten erreicht.

 
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  • gebsch.albrecht@web.de
    Danke Dr. Held für Ihre aufgebrachte Zeit uns zu informieren. Alles Gute, bleiben Sie gesund.
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  • sauerchristine65@gmail.com
    Vielen lieben Dank Herr Dr. Held . Ich habe ihr Tagebuch von Anfang an gelesen und mich da immer sehr gut informiert gefühlt. Man hat einen Einblick in die Erkrankung bekommen und hat erlebt wie es den Ärzten und dem Pflegepersonal in dieser Situation geht Ich finde es schade das es nun eingestellt wird , den die Coronainzidenz ist immer noch fürchterlich hoch.
    Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team alles gute und viel Kraft für die nächste Zeit, die sicher, weiterhin sehr anstrengend sein wird. Kommen Sie gut durch die nächste Welle.
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  • Fixfax1911
    Ich werde Dr. Helds Corona-Tagebuch sehr vermissen. Meine Achtung vor Ihm stieg mit jedem Bericht.
    Leider dringt man auch mit Fakten nicht zu Putin´s 5.Kolonne vor.
    "Querdenker" & Verschwörungssektierer sind für die reale faktenbasierte Welt verloren.
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  • thausend@t-online.de
    Vielen lieben Dank, Herr Dr. Held, ich habe ihr Tagebuch vom 1. Tag bis heute gelesen, es ist schön, dass es noch so emphatische Ärzte wie Sie gibt, bleiben Sie gesund!....ich werde Sie im Gedächtnis behalten und wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft und die besten Wünsche für ihren weitern Lebensweg.
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