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Würzburg
Dr. Helds Corona-Tagebuch: In dieser Woche einen neuen Höchststand an Covid-19-Patienten erreicht
Am 20. März sollen bundesweit viele Corona-Maßnahmen enden. In den Kliniken aber kann von Entspannung überhaupt keine Rede sein, sagt Chefarzt Matthias Held.
Den Anstieg der Infektionszahlen sieht Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte,  mit großer Sorge.
Foto: Daniel Peter | Den Anstieg der Infektionszahlen sieht Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte,  mit großer Sorge.
Bearbeitet von Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Wir erleben im Klinikum Würzburg Mitte das krasse Gegenteil von dem, was im Moment gesellschaftlich diskutiert wird: Mit 48 Patienten, verteilt über beide Standorte, hatten wir am Donnerstag einen zwischenzeitlich neuen Höchststand an Covid-19-Patienten erreicht, am Freitag waren es nun 45 Patienten. Schon in den vergangenen Nachtdiensten war es schwer, Betten für die aufzunehmenden Patienten verfügbar zu machen. Auch für die mit den sonstigen Notfällen.

Im regionalen Austausch mit allen Versorgern wird klar: Die umliegenden Krankenhäuser machen derzeit die gleiche Erfahrung – und das im Vorfeld zum geplanten Wegfall aller Maßnahmen am 20. März. Die Zahl der Covid-Patienten nimmt stark zu. Sie sind nicht intensivpflichtig, aber sie müssen eine Krankenhausbehandlung in Anspruch nehmen.

Wir haben außerdem nach wie vor extreme Mühe, Plätze für ältere Patienten zu finden, die eine Anschlusspflegeversorgung brauchen. Weil in einigen Pflegeeinrichtungen durch Personalausfälle und eigene Covid-Fälle die Kapazitäten knapp sind. Zudem müssen wir Patienten mit anderen Gründen für eine stationäre Behandlung oft etwas früher entlassen, als uns allen lieb ist, um die Versorgung von Notfallpatienten mit und ohne Covid sicherzustellen.

Jeden Tag sind wir gezwungen, Patienten um Verständnis zu bitten, dass ihr Termin für geplante Untersuchungen oder Eingriffe ein weiteres Mal verschoben werden muss. Da geht es manchmal um Abklärungen, die planbar sind, aber doch eine gewisse Dringlichkeit haben. Das betrifft alle internistischen und operativen Fachabteilungen.

Situation wird sich weiter verschärfen - Versorgung von anderen Erkrankten gefährdet

Bei Tumorverdacht ist auch der Zeitfaktor durchaus bedeutsam – die deutsche Krebsgesellschaft hat mehrfach vor solchen Situationen gewarnt. Sowohl klinikintern als auch im regionalen Austausch und dem Miteinander aller umliegenden Versorger sehe ich große Anstrengungen und eine exzellente Zusammenarbeit. Dennoch wird sich bei nun erneut steigenden Fallzahlen die Situation weiter verschärfen.

Mit großer Verwunderung nehmen die in der Patientenversorgung aktiv Beteiligten öffentliche Verlautbarungen wahr, dass "die Situation in den Kliniken derzeit entspannt" sei. Unsere Wahrnehmung weicht hiervon deutlich ab.

Wenn jetzt durch eine Öffnung die Infektionszahlen weiter nach oben gehen, selbst wenn das Erkrankungen sind, die nicht zum Tode führen, ist dadurch die Versorgung von anderen Kranken gefährdet. Jeder von uns kann die überall gegenwärtige Coronamüdigkeit nachvollziehen, von einer Normalisierung der Gesundheitsversorgung bewegen wir uns derzeit aber eher weg.

Liebe Leserinnen und Leser, zum Abschluss unserer Tagebuch-Serie mit Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor des Klinikums Würzburg Mitte, haben Sie die Gelegenheit, dem Lungenspezialisten und Corona-Experten Fragen zu stellen. Was möchten Sie über den Klinikalltag oder die Behandlung von Covid-19 gerne wissen? Schreiben Sie uns bis Montag, 14. März, an folgende E-Mail-Adresse: redaktion.themenmanagement@mainpost.de

Die letzte Folge des Corona-Tagebuchs von Dr. Matthias Held erscheint am Samstag, 19. März. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch

 
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Kommentare
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  • W. S.
    Ich finde es auch sehr Schade, dass Dr Held nicht mehr weiterschreibt. Gäbe es vielleicht die Möglichkeit in größeren Abständen dies zu tun - wenn Dr Held es zeitlich vielleicht nicht anders schafft.
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  • S. K.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • G. M.
    Lieber Herr Dr. Held, Ihre Einsichten in den Alltag des Gesundheitswesen sind sehr eindringlich, pragmatisch und transparent - vielen Dank! Die Inzidenzen sind hoch wie nie, die Erschöpfung bei den Gesundheitsberufen auch, aber wir diskutieren über einen „freedom day“ - nicht zu glauben…
    Selbst gerade etwas coronagepeinigt grüßt aus der häuslichen Isolation,
    Gerhard Müller (www.neuropsychologie.de)
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  • M. F.
    Nachdem wir offenbar noch immer mitten in der Pandemie stecken mit immer wieder neuen Rekordinzidenzen wäre es gut auch weiterhin dieses überaus interessante Tagebuch von Dr. Held lesen zu können.
    Er gibt uns nach wie vor sehr gute Einblicke, die man sonst nicht bekommt.
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  • K. S.
    Ich finde es sehr schade, dass das Tagebuch nun eingestellt wird und das Thema Corona wieder ein Stück aus der Öffentlichkeit verschwindet, obwohl es, wie im Beitrag beschrieben, nach wie vor sehr aktuell ist.

    Aber in den Medien, und damit meine ich jetzt nicht explizit die Main-Post, ist fast nur noch von der Ukraine die Rede.
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  • H. Z.
    Ich stimme der Aussage von Veits voll und ganz zu.
    Sehr geehrter Hr. Dr. Held,
    ich bitte Sie dieses Tagebuch weiter zu führen und hier zu veröffentlichen. Wenn dies ein Zeitproblem für Sie ist, dann reicht es auch 1x pro Woche oder ein Kollege, mit den selben Info und Erfahrungen, könnte dies weiter schreiben.
    Nur mit Info von der Basis für den "Otto-Normalbürger" können auch Coronaleugner eventuell bekehrt werden und sie zum Impfen überreden.
    Vielen Dank!!
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  • G. K.
    Es sieht ja schon irgendwie sehr danach aus, also würde man durch die Lockerung der Corona-Maßnahmen die Verbreitung fördern wollen.

    Zwei Jahre lang mehr oder weniger strenge Regeln, teilweise von Lockdowns verschärft – und jetzt, auf einem epischen Höchststand der Infektionszahlen, wird gelockert was das Zeug hält.

    Verstehen muss man das nicht … auch nicht, dass alle vollkommen unreflektiert mitmachen.

    Als ob niemand ein eigenes Urteilsvermögen hat, was man tun oder besser lassen sollte … wenn die Politik die Regeln lockert, freuen sich alle und werfen ihre Masken in die Ecke …
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  • S. K.
    "Jeden Tag sind wir gezwungen, Patienten um Verständnis zu bitten, dass ihr Termin für geplante Untersuchungen oder Eingriffe ein weiteres Mal verschoben werden muss. Da geht es manchmal um Abklärungen, die planbar sind, aber doch eine gewisse Dringlichkeit haben. Das betrifft alle internistischen und operativen Fachabteilungen."

    Laut RKI bericht machen die Ungeimpften die Hälfte der Hospitalisierungsfälle aus, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bei 25 % liegt (5 % haben keinen Zugang zum Impfen : Kinder unter 5 Jahren).

    Frage an Herrn Held: "Könnten Sie alle geplanten Untersuchenung und Eingriffe durchführen, wenn wir eine Impfquote von 95 % hätten?"

    Quellen
    https://impfdashboard.de/

    https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2022-03-10.pdf?__blob=publicationFile
    Seite 27
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