Ein Blick auf die Deutschland-Karte des Robert Koch-Instituts zeigt es sofort: Die vierte Corona-Welle rollt von Südosten nach Nordwesten. Während Schleswig-Holstein in weiten Teilen noch immer Sieben-Tagen-Inzidenzen von weniger als 100 aufweist, leuchten Südostbayern und Teile Sachsens lila – das heißt: Werte über 1000.
Für entsprechende Landkreise hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Freitag einen Lockdown verkündet – auch für Geimpfte. Während das Robert Koch-Institut eine bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz von 340, 7 meldete, ist Bayern mit 625,3 (Stand Freitag) im Ländervergleich mittlerweile Negativ-Spitzenreiter – noch vor Sachsen (593,6) und Thüringen (585,4).
Dabei sind die Unterschiede im Freistaat enorm: Während sich ganz Niederbayern (947,9) laut Landesamt für Gesundheit der 1000er Marke nähert, steht Unterfranken mit einem Wert von 382,2 noch relativ gut da. Oder noch extremer im Vergleich zweier Landkreise: Rottal-Inn (Niederbayern) hatte am Freitag mit 1423,6 die deutschlandweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz, der unterfränkische Landkreis Main-Spessart mit 261,2 dagegen die zweitniedrigste im Freistaat.
Wie unterschiedlich heftig Corona je nach Region zuschlägt, ist selbst innerhalb Unterfrankens zu beobachten. Setzt man die Infektionszahlen in Relation zur Bevölkerung, ist die Stadt Schweinfurt seit Ausbruch der Pandemie am stärksten betroffen: 8,8 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner haben sich hier bereits infiziert, erhöht ist der Anteil auch in der Stadt Aschaffenburg und im Landkreis Haßberge (jeweils 7,0 Prozent).
Besonders glimpflich ist bis dato der Landkreis Würzburg mit einer Infektionsquote von 4,2 Prozent durch die Pandemie gekommen. Unterfrankenweit liegt der Durchschnitt bei 5,9 Prozent. Zum Vergleich: Im oberbayerischen Landkreis Traunstein hat sich mit 11,6 Prozent schon mehr als ein Zehntel der Bevölkerung angesteckt.
Ein klares Nord-Süd-Gefälle innerhalb Bayerns ist auch bei den Impfquoten zu erkennen. Sie liegen in Franken um einiges höher als in Ober- und Niederbayern, Schlusslicht ist Schwaben mit einer Impfquote von knapp über 60 Prozent. In Unterfranken sind nach aktuellen Zahlen der Regierung von Unterfranken 67,1 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft – das ist nur knapp unter dem Bundesdurchschnitt (67,9). Für Bayern insgesamt liegt die Quote bei 65,9.
In etlichen bayerischen Hotspot-Regionen im Südosten ist die Impfquote dagegen besonders niedrig, ähnlich wie in den benachbarten österreichischen Bundesländern Salzburg und Oberösterreich, wo die Inzidenzen teilweise die 2000er Marke überschritten haben.
Folgen hat dies auch für die Situation auf den Intensivstationen. In den vergangenen Tagen wurden verstärkt Patientinnen und Patienten aus Südbayern in unterfränkische Kliniken verlegt. So werden etwa am Klinikum Würzburg-Mitte derzeit sechs schwer erkrankte Covid-Patienten versorgt – alle müssen beatmet werden, alle sechs sind nach Angaben des Ärztlichen Direktors Matthias Held ungeimpft.