Zum Ende der Woche behandeln wir im Klinikum Würzburg Mitte 13 Patientinnen und Patienten mit Covid-19, davon vier auf den Intensivstationen. Damit bleibt die Situation stabil.
Durch die Omikron-Welle besteht aber weiter die Möglichkeit, dass sich in den kommenden Wochen große Teile der Bevölkerung infizieren könnten. Auch bei uns im Klinikum wurde die Variante mittlerweile bei Patienten nachgewiesen. Aber wir sind gut gerüstet.
Genesene können sich mit Omikron erneut infizieren
Allerdings ist Omikron bei frisch Genesenen immer häufiger ein Thema: Sie stehen vor der Frage, ob sie sich im Familienkreis nach einer überstandenen Infektion mit Delta erneut mit dem Coronavirus, mit der Omikron-Variante, anstecken können. Das ist durchaus denkbar. Deshalb sollten Genesene vorsichtig bleiben, weiter die AHA-Regeln beachten und Menschenmengen meiden.
Ein gutes Zeichen ist, dass planbare Operationen wieder stattfinden können. Die Verfügung, die nur dringende Eingriffe erlaubt hat, ist ausgelaufen. Wir versuchen nun, verschobene Eingriffe aufzuarbeiten. So gehen wir langsam in den Regelbetrieb über – und hoffen, dass es hält.
Was mitten in der Omikron-Welle ebenfalls Hoffnung macht: Es gibt jetzt die Möglichkeit, Covid-19 medikamentös zu behandeln. Seit 3. Januar ist dafür Molnupiravir erhältlich, ein Medikament, das in Tablettenform einfach eingenommen werden kann und gut verträglich ist. Es soll in der frühen Krankheitsphase bei Risikopatienten eingesetzt werden. In der Zulassungsstudie konnte damit das Risiko für einen schweren Verlauf und einen Krankenhausaufenthalt deutlich gesenkt werden.
Nach Covid brauchen Patienten oft noch lange Geduld
Das zweite Medikament namens Paxlovid erwarten wir Ende Januar. Es wird ebenfalls in Tablettenform zwei Mal pro Tag eingenommen. Auch bei Paxlovid hat sich in Studien gezeigt, dass es die Gefahr einer Krankenhausbehandlung für Risikopatienten um 88 Prozent senken kann.
Aus meiner Sicht ist wichtig, dass man mit diesen Medikamenten zwei weitere, leicht handhabbare Therapiemöglichkeiten für Covid hat. Dabei muss man jedoch klar sagen: Die Verfügbarkeit von Medikamenten bedeutet in keiner Weise, dass die Impfung überflüssig ist. Denn mit den Substanzen können wir das Risiko nicht auf Null senken, sondern nur reduzieren.
Was wir momentan immer wieder bei Patienten sehen, ist die Langwierigkeit von Covid-19. Viele Erkrankte brauchen nach der Zeit auf der Intensivstation noch sehr lange, bis sie wieder auf den Beinen sind. Die Mobilisation nach sechs oder zehn Wochen Beatmung ist mühsam, man muss sehr viel trainieren, um die Muskulatur wiederaufzubauen. Häufig geht das weit über den Krankenhausaufenthalt hinaus, etwa mit Reha-Behandlungen.
Wer Covid überstanden hat, steht also nicht sofort wieder richtig im Leben. Da muss man Geduld haben, das dauert, das wird im Patientengespräch oft deutlich. Für die Betroffenen sind der Gang zur Toilette, ins Bad oder das Treppensteigen eine große Herausforderung. Nach Covid ist es manchmal ein langer Weg.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (51) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist für die Covid-19-Patienten zuständig. In seinem Tagebuch gibt er regelmäßig Einblicke in den Klinikalltag. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch
Wer nicht geimpft ist, soll versuchen Covid19 zuhause auszustehen.