Impfstoffe gegen das Coronavirus gibt es inzwischen - doch noch immer kein Medikament gegen Covid-19. Was erhalten die vielen schwer erkrankten Corona-Patienten, die derzeit auf den Intensivstationen behandelt werden müssen? Und vor allem: wie viel?
Auf Twitter kursiert ein Foto, das zeigen soll, welche Dosis den Erkrankten täglich in den Kliniken verabreicht wird: "Diese ganzen Medikamente werden benötigt, um einen Covid-Patienten für einen Tag auf der Intensivstation zu versorgen", schreibt Nutzer drfrocester dazu. Dagegen brauche es nur einen Impfstoff, um das zu verhindern. Auch der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Virologe Christian Drosten hatten den Tweet im November weiterverbreitet.
Was sind das für Arzneimittel? Was sollen sie bewirken und welche Nebenwirkungen drohen? Antworten gibt Prof. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg. Das Foto auf Twitter sei realistisch, sagt der Intensivmediziner. Die abgebildete Menge "ist sogar noch viel zu wenig".
Mittel gegen Angst, Schmerz und Stress
Alle Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation erhalten Medikamente gegen Angst, gegen Schmerz und gegen Stress. Sie würden quasi in einen Schlafzustand versetzt, um die Behandlung auf der Intensivstation aushalten zu können, sagt Meybohm. Die Narkosemedikamente, die das Bewusstsein nehmen, könnten jedoch Nebenwirkungen hervorrufen: zum Beispiel Herz-Kreislauf-Störungen, Abhängigkeit, Schlafstörungen oder Verstopfungen.
Dazu sollen Opioide oder Morphine die Schmerzen lindern, die durch das lange Liegen auf dem Bauch oder den Beatmungsschlauch im Rachen entstehen. Auch sie könnten abhängig machen und unter anderem Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit oder Schwindel verursachen, sagt Meybohm.
Ernährung über eine Magensonde
Ernährt werden Intensivpatientinnen und -patienten normalerweise künstlich über eine Magensonde. Dadurch kann es zu Durchfällen kommen. Auch eine Ernährung über die Blutgefäße ist möglich, laut Meybohm aber mit dem Risiko verbunden, dass der "Energiehaushalt Achterbahn fährt". Also dass etwa der Zucker- oder Fettwert plötzlich viel zu hoch oder viel zu niedrig ist.
Gegen die Kreislaufprobleme erhalten Patienten Medikamente, die den Kreislauf stabilisieren und das Herz unterstützen - auch sie sind nicht frei von Nebenwirkungen. Herz-Rhythmus Störungen können auftreten, führt der Intensivmediziner auf. Zudem kann die Durchblutung an Füßen oder Armen gestört sein. Die Folgen: kalte und schwarze Finger, Erfrierungen, absterbende Fingerkuppen.
Das auf Intensivstationen verabreichte Cortison "Dexamethason" greift in das Immunsystem der Covid-Patienten ein und verhindert ein Überschießen der Immunantwort der Behandelten, sagt Meybohm: "Ich gebe Cortison, damit der Körper nicht so stark auf das Virus reagiert, gleichzeitig nehme ich dem Körper den eigenen Schutzmechanismus." Weil Cortison das Immunsystem unterdrückt, steigt das Risiko für andere (bakterielle) Infektionen, Lungenentzündungen und Blutvergiftungen. Zudem könne das Cortison den Zuckerhaushalt durcheinanderbringen, so Meybohm.
Intensivmediziner Meybohm: "Jeden Tag ein halber Eimer Wasser"
Gegen bakterielle Infektionen erhalten die Intensivpatienten Antibiotika, die Organe wie Leber und Niere beeinträchtigen. Das kann dazu führen, dass eine Dialyse nötig wird. Überdies benötigten alle Intensivpatientinnen und -patienten Bluttransfusionen, erklärt der Würzburger Mediziner.
Und während gesunde Menschen zwei bis drei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen sollten, erhalten Covid-Intensivpatienten vier bis sechs Liter täglich. Denn Antibiotika in Pulverform, so Meybohm, müssten aufgelöst werden. Da komme fast "ein halber Wassereimer zusammen, jeden Tag".
100 Prozent Sauerstoffzufuhr reichen nicht immer aus
Um Thrombosen vorzubeugen, erhalten viele Behandelte Blutverdünner - verbunden mit dem Risiko plötzlicher Blutungen. Spätestens, wenn ein Patient an eine künstliche Lunge angeschlossen werden muss, erhalte er blutverdünnende Mittel, sagt Meybohm.
Durch das Beatmungsgerät lässt sich die Sauerstoffzufuhr zur Unterstützung zwar auf bis zu 100 Prozent erhöhen, erklärt der Mediziner. Bei manchen Patienten sei die Lunge jedoch so schwer erkrankt, dass dies nicht ausreiche. Bei ihnen muss die Herz-Lungenmaschine dafür sorgen, dass das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert wird. Auf seiner Intensivstation sei jeder zweite Patient an solch eine künstliche Lunge angeschlossen. Im Verlauf der Pandemie, so Meybohms Schätzung, seien allein in Deutschland "bisher über 3000 Patienten an solch einer künstlichen Lunge" gewesen.
Unabhängig von Medikamenten baue durch das lange Liegen auf der Intensivstation die Muskelkraft ab, auch Nerven funktionierten nicht mehr. Patienten müssten alles neu lernen: "Lernen selber zu atmen, selber zu sitzen, selber zu laufen, die Arme zu bewegen."
Eine Woche auf der Intensivstation - das bedeute danach ungefähr vier Wochen Reha danach, sagt der Intensivmediziner. Wer drei bis vier Wochen auf der Intensivstation verbringen muss - das sei der Durchschnitt - brauche also ungefähr zehn Wochen, "um wieder einigermaßen zurechtzukommen".
Die Psyche der Erkrankten wird beeinflusst
Großen Einfluss habe die Zeit auf der Intensivstation auch auf die Psyche. Viele Patientinnen und Patienten würden depressiv, fühlten keinen Lebenswillen und keine Kraft mehr. Einige hätten Alpträume, ihr Schlaf-Wachrhythmus funktioniere nicht mehr. Oder "sie hören Dinge die nicht da sind, sie sehen Dinge die nicht da sind, sie riechen Dinge, die gar nicht da sind", schildert Meybohm.
Der Intensivmediziner wirbt eindringlich für die Impfung: Es brauche dafür nur eine kleine Nadel. Dagegen werde eine "dicke, fette Kanüle, fast wie ein Gartenschlauch" gebraucht, um beispielsweise Erkrankte an die künstliche Lunge anzuschließen. "Egal für welchen Patienten man es sich überlegt", sagt Patrick Meybohm, "die Impfung ist immer nur der eine Stich mit einer kleinen Spritze, alles andere ist immer viel mehr, viel dramatischer, mit viel mehr Risiken verbunden."
Ungeimpfte sollten die Kosten dafür selbst tragen.
Das Gesundheitswesen ist nunmehr eine Solidargemeinschaft, die keinen ausschließt.
Und nein, ich bin kein Impfgegner, sondern bereits dreimal geimpft.
Aufklärung ist mit Sicherheit das beste!
Wie man sich gegen eine Impfung entscheiden kann und auf diese Weise ganz bewusst das Risiko signifikant erhöht, sich möglicherweise über Wochen Tag für Tag mit diesem Zeug vollpumpen lassen zu müssen, werde ich niemals verstehen. Vom Risiko eines tödlichen Verlaufs einmal ganz abgesehen.
Aber ich vermute, die Gruppe der Ignoranten erreicht man damit trotzdem nicht. Wem die Vorstellungskraft dafür fehlt, von einem schweren Verlauf betroffen zu sein, der sieht Corona einfach nicht als persönliches Risiko an.
Demzufolge sehen diese Menschen dann auch keine Notwendigkeit für und keinen Nutzen in einer Impfung. Und wenn die Einsicht in den Nutzen der Impfung fehlt, dann überwiegen in der Wahrnehmung natürlich Risiken und mögliche Nebenwirkungen.
Wie bekommt man den Menschen bloß vermittelt, dass Corona JEDEN schwer treffen kann?
Aber selbst dann wollen es die Leute wahrscheinlich nicht glauben.
Zur Info: Ich bin kein Impfgegner und 2 mal geimpft!