Desaströs" nennt Dr. Michael Mildner die aktuelle Corona-Lage in den Krankenhäusern der Region Main-Rhön. Am Dienstag registrierte der von der Regierung von Unterfranken eingesetzte Ärztliche Leiter Corona-Krankenhauskoordinierung mit 211 Covid-Patienten in stationärer Behandlung den Höchststand aller Zeiten. Selbst die schwer verlaufende vierte Delta-Welle erreichte nicht dieses Ausmaß. Das Maximum waren damals 205 Covid-Patienten am 7. Dezember.
Was ist passiert? Wie passt das zusammen mit dem von Bund und Ländern zum 20. März beschlossenen Wegfall der meisten noch geltenden Corona-Auflagen?
Eine Analyse: Die Inzidenz ist zwar hoch, aber der Verlauf der Omikron-Variante mild und dadurch in der allgemeinen Wahrnehmung die Gefahr einer Überlastung der Gesundheitsversorgung gebannt. Tatsächlich aber gab es in den vergangenen sieben Tagen 147 Corona-Neuaufnahmen in den Kliniken der Region Main-Rhön.
Die überwiegende Zahl dieser Patientinnen und Patienten kam aber nicht wegen Corona ins Krankenhaus, sondern aufgrund einer anderen Erkrankung. Die Corona-Infektion wurde sozusagen als Nebenbefund bei der Testung im Rahmen der Krankenhausaufnahme entdeckt. "Und das macht dem Klinikpersonal dann deutlich mehr Arbeit", sagt Mildner.
So erfordert ein medizinischer Eingriff bei Corona-Patienten aufgrund der besonderen Infektionsgefahr viel höhere Schutzmaßnahmen. Nicht nur im Operationssaal, auch auf der Station. Die Erkrankten müssen isoliert werden. Jede pflegerische Maßnahme, jede Visite ist mit einem viel höheren Aufwand wegen des ständigen Wechsels der Schutzkleidung verbunden.
"Das bringt die Häuser seit Tagen an ihre Belastungsgrenze", so Mildner, "und zwar in allen Bereichen." Denn hinzu kommt noch der coronabedingte Personalausfall. "Die Kliniken sind hier doppelt konfrontiert." Im Schweinfurter St.-Josef-Krankenhaus beispielsweise mussten am Dienstag die Kapazitäten um 20 Prozent zurückgeschraubt werden, "weil die Klinik einfach nicht mehr leisten konnte".
Kein Platz mehr in der Abstromeinrichtung Bad Bocklet
Und es kommt ein weiteres Problem hinzu: Schnell entlassfähige Patienten mit einem positiven Corona-Befund müssen aus Gründen der Isolation mit einem Krankentransport nach Hause gebracht werden. Das wiederum kann zu Überlastungen bei den Fahrdiensten führen. Allein in Schweinfurt registrierte Mildner am Montag 14 Anfragen für solche Heimfahrten von Corona-Patienten.
Rappelvoll ist auch die Abstromeinrichtung in Bad Bocklet, in der entlassfähige Corona-Patienten untergebracht werden, wenn sie nach dem Klinikaufenthalt in ihrem Wohnumfeld nicht isoliert werden können. Das trifft oftmals auf Menschen aus Senioreneinrichtungen zu. Immer nur am Anfang eines Monats kann Mildner die benötigten Betten beantragen, maximal aber nur 10 Prozent der Anzahl an Corona-Patienten.
Anfang des Monats wurden zehn Betten geordert, jetzt, mit Überschreiten der 200er-Grenze, wären aber 20 nötig. Wer nun nicht unterkommt, muss notfalls länger im Krankenhaus bleiben, was die Lage dort weiter zuspitzt. "Es ist ein Tanz auf einem steilen Grad", beschreibt es der Mediziner.
Am Mittwoch tagt der Krisenstab
Bei all den vielen Problemen sind dabei noch gar nicht die Flüchtlingsströme aus der Ukraine berücksichtigt. Mildner befürchtet, dass aufgrund der niedrigen Impfquote in der Ukraine die Inzidenzen und damit auch die Belastungen für das Gesundheitswesen hierzulande steigen werden. In Bad Königshofen sei bereits eine Flüchtlingsunterkunft unter Quarantäne gestellt worden, weil die Hälfte der 50 Bewohnerinnen und Bewohner coronapositiv getestet worden sei.
Beim Blick auf die linear steigenden Corona-Zahlen mit täglich 13 bis 25 Neuaufnahmen in den Krankenhäusern der Region hält Mildner über kurz oder lang ein neuerliches Elektivverbot, also ein Verschieben planbarer Operationen, für sinnvoll. Dieses war nach Abebben der Delta-Welle Anfang Januar vorbehaltlich aufgehoben worden, kann aber jederzeit wieder erlassen werden.
Innerhalb von 48 Stunden müssen die Kliniken dann ihren Betrieb so umstrukturieren, dass die Krankenhausbetten wieder vorbehaltlich den Corona-Patienten zur Verfügung stehen. Alle medizinisch nicht dringenden Operationen müssen dann verschoben werden. Am Mittwoch tagt der Krisenstab, das Elektivverbot wird wohl Thema sein. Mildner: "Ich sehe momentan kein Ende der Fahnenstange."
Die statistischen Zahlen aus dem Landratsamt
Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilt, liegt die Gesamtzahl der positiv auf Covid-19 getesteten Personen in Stadt und Landkreis Schweinfurt (Stand 14. März) bei 41 417 (Landkreis 27 110 / Stadt 14 307. Derzeit mit dem Coronavirus infiziert sind 7009 Personen (Landkreis 5158 / Stadt 1851).
45 Personen müssen laut dem Staatlichen Gesundheitsamt derzeit im Krankenhaus behandelt werden. Zwei weitere Personen sind in Zusammenhang mit einem positiven Coronabefund verstorben. Dabei handelt es sich um einen positiv auf das Coronavirus getesteten 83-jährigen Mann (mit Vorerkrankungen) und um einen 57-jährigen Mann (mit Vorerkrankungen), beide aus der Stadt. Die Zahl der Todesfälle liegt bei insgesamt 331 (Landkreis 190 / Stadt 141).
Zudem gelten 2098 Menschen (Landkreis 1260 / Stadt Schweinfurt 838) als enge Kontaktpersonen und sind derzeit in Quarantäne. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner lag am Dienstag im Landkreis Schweinfurt den Berechnungen des RKI zufolge bei 1739,7 (neuer Höchstwert) und in der Stadt bei 1504,2.
Sie haben das noch nicht begriffen.
Letztes Wochenende musste ich auch zwei Covid infizierte Pat. auf Station behandeln.
Der Arbeitsaufwand ist immens. Schutzklamotten an und ausziehen. Dazu kommt das man in dieser Schutzausrüstung gewaltig schwitzt.
Als Geimpfter hab ich auch keinen Bock mich mit dem Scheiß zu infizieren. Wie Sie wissen aus einschlägigen Infoportalen, besteht auch mit Impfschutz ein gewisses Restrisiko.
Gute Nacht
wären? Ich kenne auch ettliche die im Pflegeberuf tätig sind, ob Krankenhaus oder Altenheim,
die arbeiten bis zum Limit, selbst viele Pflegekräfte, Krankenschwestern usw. haben schon fast keine Kraft mehr um diesen Beruf auszuüben. Quarantaine ist schon wichtig, wenn z. B. 1 Infizierter bei einer Feier ist und 20 weitere im Raum ist dies nur eine Frage der Zeit, wie lange andere noch mit von der Coronaparty sind. Bei einer Grippe wird man ja auch mal für 8 Tage krank geschrieben, um diese wieder los zu bekommen.
Aber weiter unten:
„Die überwiegende Zahl dieser Patientinnen und Patienten kam aber nicht wegen Corona ins Krankenhaus, sondern aufgrund einer anderen Erkrankung. Die Corona-Infektion wurde sozusagen als Nebenbefund bei der Testung im Rahmen der Krankenhausaufnahme entdeckt.“
Die einleitenden Sätze suggerieren etwas, was der Realität nicht entspricht: Ein Großteil der Patienten sind eben keine Corona-Patienten.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/131554/Nebenbefund-Corona-im-Krankenhaus-haeuft-sich
„Dabei muss berücksichtigt werden, dass SARS-CoV-2 nicht nur eine Lungenentzündung auslöst, sondern auch gastrointestinale Beschwerden wie Durchfälle, Bauchschmerzen und Gefäßprobleme wie Thrombosen, Infarkte, Schlaganfälle bewirkt.“
Eine gleichzeitige virale Infektion erhöhe auch das Risiko für andere Infektionen. „So dass man annehmen muss, dass der Verlauf von anderen Erkrankungen durch eine Coronainfektion schwerer verläuft.“