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Würzburg
Wohnungsbau in Würzburg: Wo noch Baugebiete möglich wären und warum Nachverdichtung auf Widerstand stößt
Bleibt die Stadt jetzt auf Baugrundstücken sitzen? Diese und andere Fragen beantwortet Würzburgs Baureferent Benjamin Schneider im Interview zum Wohnungsbau.
Benjamin Schneider, hier vor dem Rathaus, ist seit 2018 Baureferent der Stadt Würzburg. 
Foto: Daniel Peter (Archivbild) | Benjamin Schneider, hier vor dem Rathaus, ist seit 2018 Baureferent der Stadt Würzburg. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 15:17 Uhr

Am Hubland wird noch gebaut. Insgesamt 2500 neue Wohnungen entstehen im neuen Würzburger Stadtteil. Die letzten Baugrundstücke für Einfamilienhäuser verkauft die Stadt dort gerade. Wo ist dann in der Stadt noch Platz für neue Häuser? Und wieviel neue Wohnungen braucht Würzburg überhaupt noch? Stadtbaureferent Benjamin Schneider (49) gibt Antworten.

Frage: Die Darlehenszinsen sind gestiegen, Baukosten sind  noch immer hoch und der Wohnungsbau stockt. Bekommt die Stadt Baugrundstücke noch los?

Benjamin Schneider: Die allermeisten Grundstücke hatten wir beispielsweise am Hubland schon vermarktet, bevor Anfang des Jahres die Zinsen gestiegen sind. Aktuell verkaufen wir dort noch einzelne Grundstücke, zum Beispiel für Einfamilienhäuser, dafür gibt es auch nach wie vor Interessenten. Allerdings dauert es im Moment etwas länger, bis die Erwerber – auch bei größeren Projekten – mit dem Bauen anfangen.     

Stellen Sie aufgrund des stockenden Baus Pläne für neue Baugebiete zurück?

Schneider: Nein. Diese werden ja langfristig entwickelt. Bis neue Baugebiete vermarktungsreif sind, haben wir vermutlich eine andere Situation. Allerdings planen wir, unabhängig von den Preisen, langfristig etwas weniger neuen Wohnraum. 

Entlang der Landebahn baut die Stadtbau Würzburg GmbH im Hubland aktuell noch einige Mehrfamilienhäuser. Dahinter ist das Café Belvedere und im Hintergrund sind das Bürogebäude Skyline Hill Center und das Parkhaus zu sehen. 
Foto: Silvia Gralla | Entlang der Landebahn baut die Stadtbau Würzburg GmbH im Hubland aktuell noch einige Mehrfamilienhäuser. Dahinter ist das Café Belvedere und im Hintergrund sind das Bürogebäude Skyline Hill Center und das Parkhaus zu ...
Die Wohnungsnot ist aber bundesweit Thema. Ist das in Würzburg anders? 

Schneider: Wir haben vor allem durch die Entwicklung des neuen Stadtteils Hubland in den vergangenen Jahren viel Wohnraum geschaffen. Bis 2022 jährlich 550 neue Wohneinheiten. Jetzt nehmen wir das Tempo etwas raus. Derzeit ist unser Ziel, für 350 neue Wohnungen im Jahr Baurecht zu schaffen. Denn Würzburg wird zwar weiterwachsen, aber wohl etwas langsamer. 

Woher weiß man das?

Schneider: Unsere Fachabteilung Statistik schaut auf die allgemeine Bevölkerungsprognose und auf spezifische Entwicklungen. Wie zum Beispiel durch geplante Erweiterungen der Universität die Bevölkerung zunimmt. So wurde errechnet, dass Würzburg von aktuell knapp 130.000 Einwohnern auf rund 135.000 bis 2035 wächst. Neben der Quantität geht es aber auch darum, welche Wohnungen gebraucht werden.

Vor allem solche mit günstigen Mieten? 

Schneider: Durch die in Würzburg festgelegte Quote von 30 Prozent sozial geförderten Wohnraums,  die bei größeren Projekten vorgeschrieben ist, wird das Angebot an günstigeren Mietswohnungen unterstützt. Aktuell fehlen aber auch vor allem stadtnahe Wohnungen für Familien. Denn diese wurden in den vergangenen Jahren wenig gebaut, weil durch die hohen Baukosten kleine Wohnungen besser zu vermarkten sind. Vorhandene größere Wohneinheiten werden außerdem häufiger als WGs vermietet, weil das mehr Rendite bringt. Wir wirken deshalb auf private Investoren ein, trotzdem auch Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen zu bauen. Auch seniorengerechte Wohnungen mit guter Nahversorgung fehlen. An Wohnungen für Studierende ist dagegen in jüngster Zeit einiges entstanden.    

Wo gibt es in neben dem Hubland weitere Baugebiete?

Schneider: An der Waidmannssteige in Lengfeld haben wir 30 Grundstücke für Einfamilienhäuser in der Vermarktung und weiter oben werden neben dem Gewerbegebiet an der B19 weitere 65 und zusätzliche für Mehrfamilienhäuser folgen. Als nächstes steht der Auslegungsbeschluss zum Baugebiet Carl-Orff-Straße an, wo in Lengfeld weitere circa 260 Wohneinheiten geplant sind.   

Neben der alten Flugschule werden gerade mehrstöckige Stadthäuser gebaut. Gegenüber sind Grundstücke für Einfamilienhäuser, die die Stadt verkauft. Im Hintergrund ist das Müllheizkraftwerk.
Foto: Silvia Gralla | Neben der alten Flugschule werden gerade mehrstöckige Stadthäuser gebaut. Gegenüber sind Grundstücke für Einfamilienhäuser, die die Stadt verkauft. Im Hintergrund ist das Müllheizkraftwerk.
Im Flächennutzungsplan gibt es ein großes Baufeld an den Herrieden gegenüber vom Stadion des SV Heidingsfeld und bei einer Stadtteilbegehung der CSU wurde im Sommer über die Erweiterung "Rottenbauer Süd" gesprochen. Werden diese Flächen als nächstes entwickelt?  

Schneider: Das sind tatsächlich die beiden einzigen größeren Optionen im Stadtgebiet, deren Erschließung in den nächsten zehn Jahren möglich wäre. Nachteil von beiden wäre, dass man dort freie Flächen versiegeln würde. Vorteil ist, dass beide erschließbar wären, ohne bestehende Quartiere mit mehr Verkehr zu belasten. 

Ist das an anderen Stellen ein Problem?

Schneider: Ja. Sowohl bei geplanten Nachverdichtungen wie dem Bauprojekt der Stadtbau in der Lindleinsmühle mit 44 Sozialwohnungen und einer Kita  oder dem neuen Baugebiet in der Carl-Orff-Straße in Lengfeld ist der Verkehr häufig das größte Problem. Die Menschen in den angrenzenden Quartieren haben Sorge, dass ihre Wohnqualität durch mehr Autos sinkt.    

Diese Sorgen gibt es auch in der Äußeren Pleich hinter dem Röntgenring, wo drei, teils große Nachverdichtungen geplant sind. Verträgt das Quartier soviel zusätzlichen Verkehr?  

Schneider: Wir haben vier Verkehrsknoten in der Äußeren Pleich untersucht. Die können durchaus noch Verkehr aufnehmen. Frankenhalle, Post-Areal und E.ON-Gelände kommen ja nicht gleichzeitig, sondern werden aufeinander abgestimmt entwickelt. In dem jetzt begonnenen Bauleitverfahren für 230 Wohnungen und Büros auf dem E.ON-Gelände muss durch ein Gutachten nachgewiesen werden, dass der Verkehr funktioniert. Das gleiche würde beim Bauleitverfahren für das Post-Areal passieren.

Das hat 2015 die Bismarckquartier GmbH, ein Unternehmen der Beethovengruppe, gekauft, um ein großes Büro-, Hotel- und Wohnquartier zu errichten. Wie weit sind die Pläne dort und an der Frankenhalle?

Schneider: Beim Bismarckquartier sind wir mit dem Investor im Gespräch, am Bebauungsplan wird momentan aber noch nicht gearbeitet. Die Baugenehmigung für zwei Häuser mit 70 Wohneinheiten auf dem Gelände der abgerissenen Nebengebäude der Frankenhalle wurde im Januar erteilt. Ich erwarte, dass es dort bald los geht. Allerdings ist der Wohnungsbau im Moment eben nicht so einfach. Zuerst soll das rückwärtige Wohnbaugrundstück bebaut und danach die Frankenhalle saniert werden. 

Blick vom Posthochhaus auf die Posthallen an der Bismarckstraße im Sommer 2021.
Foto: Thomas Obermeier | Blick vom Posthochhaus auf die Posthallen an der Bismarckstraße im Sommer 2021.
Auch die Faulenberg-Kaserne ist eine Möglichkeit zur Nachverdichtung. Vor einem Jahr hat der Stadtrat beschlossen, das ehemalige Militärgelände dem Bund abzukaufen. Die Bestandsgebäude sollen gewerblich genutzt und weitere gewerbliche, soziale und kulturelle Einrichtungen und etwas Wohnbebauung neu entstehen. Wann denn?  

Schneider: Im Sommer haben wir unsere Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben abgeschlossen. Im nächsten Jahr soll der Stadtrat entscheiden, ob wir kaufen oder nicht. Ein Knackpunkt sind die Altlasten. Die Fläche wurde ja über Jahrzehnte extrem belastet und wir klären noch durch hydrogeologische Untersuchungen, ob und wie die beseitigt werden müssen. 

 
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Kommentare
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  • Hans Sartoris
    Hier ein paar Zahlen und Fakten

    Die aktuell laufenden Projekte der Stadtbau

    Hubland 2 : 112 WE 50% sozialer Wohnungsbau Bezug abschnittweise ab Frühjahr /Sommer 2024

    Lindleinsmühle : 44WE 100 % sozialer Wohnungsbau Baubeginn Anfang 2024

    Umbauprojekt Grombühl Bossiviertel mit Dachausbau : 24 WE bezugsfertig abschnittweise ab Mitte 2024

    also insgesamt 168 Wohnungen , die trotz aller Widrigkeiten ( Zinsniveau, Planungsvorlauf , Baukosten) gebaut werden und absehbar auf den Markt kommen

    Hans Sartoris
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  • Hans Sartoris
    Sorry , es sind 180 😀
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  • Sebastian Büchs
    Die genannten Grundstücke in lengfeld und versbach sind überwiegend EFH und DHH. Und die demografische Peognose der Stadt kommt mit auch angesichts des Zuzugs sehr konservativ vor.

    Eine denkbare Fläche für verdichtetes, urbanes Wohnen wäre m.E. oberhalb Grombühl, auf der Hochfläche neben der Krankenhaus-Erweiterung. Straßenbahn ist schon im Bau.
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  • Barbara Fersch
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Jutta Nöther
    Aus den salbungsvollen Aussagen des Herrn Schneider schließe ich, dass er es immer noch nicht verstanden hat.
    Wir brauchen dringend und schnell VIELE bezahlbare Wohnungen. 44 hier und 350 da - das ist ja wohl ein schlechter Scherz!
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  • Silke Müller
    Was schlagen Sie vor?
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  • Thomas Müller
    Ich kann die langen Schlangen auf den Straßen Würzburgs von Wohnungssuchenden nicht erkennen! Sie etwa?
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  • Heinrich Juestel
    44 hier und 350 da sind immerhin 394 neue Wohnungen! Was soll Ihr unqualifiziertes Gemecker?
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  • Sebastian Büchs
    Für einen Vorort wäre das ein ganz nette Zahl.
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