Auf der Suche nach dringend benötigtem Wohnraum ist die Stadtverwaltung in Lengfeld fündig geworden: Bis zu 1700 Menschen könnten künftig in drei geplanten Neubaugebieten auf beiden Seiten des Kürnachtals eine neue Heimat finden. Während im Gebiet "Lengfeld Nord – 22A" die Erschließung für rund 50 Einfamilienhäuser bereits begonnen hat, laufen für die beiden größeren Gebiete "Lengfeld Nord-22B" und "Carl-Orff-Straße" derzeit der Grundstücksankauf durch die Stadt und die Bauleitplanung.
Baurecht wird es für beide Gebiete erst geben, wenn sich mindestens 70 Prozent der jeweiligen Fläche im Eigentum der Stadt befinden, die die einzelnen Grundstücke dann wieder an Investoren und Häuslebauer verkauft.
Entscheidung zum Gebiet Carl-Orff-Straße wurde vertagt
Während der Grundstücksankauf noch läuft, ist die Bauleitplanung weit gediehen: Beide Baugebiete standen zur Abstimmung über die notwendigen Änderungen des Flächennutzungsplans und die Auslegung des Bebauungsplans im Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) und im Stadtrat auf der Tagesordnung – allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. Während die erforderlichen nächsten Schritte bei "22B" eine Mehrheit bekamen, wurde die Entscheidung beim Gebiet Carl-Orff-Straße vertagt.
Das Problem, das die Stadträtinnen und Stadträte vor einer Entscheidung bei einem Ortstermin lösen wollen, ist die vom Baureferat vorgeschlagene Verkehrsführung, die auch bei betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern auf Kritik stößt. Erschlossen werden sollen die geplanten 200 Wohneinheiten für bis zu 700 Menschen mit Bus und Pkw nämlich künftig über zwei Einbahnstraßen.
Die Georg-Engel-Straße soll zwischen Herrnhofstraße und Flürleinstraße bergauf zur Einbahnstraße werden. Busse und Autos würden das Neubaugebiet dann über die Flürlein- und die Carl-Orff-Straße erreichen und auf dem Rückweg bergab im Einbahnverkehr durch die Herrmann-Mitnacht-Straße bis zur Einmündung Am Schloßgarten fahren. Laut Stadtbaurat Benjamin Schneider wäre dadurch in den beiden neuen Einbahnstraßen Platz für eine 3,50 bis vier Meter breite Fahrspur und zwei Meter breite Gehwege. Außerdem würde der schwierige Begegnungsverkehr von Bussen am engen Übergang von der Herrnhof- zur Georg-Engel-Straße entfallen.
Da das neue Baugebiet künftig auch über den Pilziggrund und die Stauferstraße angefahren werden soll, würde das für die Bewohnerinnen und Bewohner der Herrmann-Mitnacht-Straße – bisher eine kleine Nebenstraße fast ohne Verkehr – laut Verkehrsgutachten eine Zunahme von gut 1000 Fahrzeugen pro Tag bedeuten. Die Betroffenen haben sich mit einer Online-Petition zur Wehr gesetzt und mehr als 800 Stimmen gesammelt. Unter anderem argumentieren sie mit der Schulwegsicherheit: Die Herrmann-Mitnacht-Straße wird laut Petition von vielen Grundschulkindern für den Schulweg genutzt.
"Wir sehen die Verteilung der Verkehre auf mehrere Schultern als ideale Lösung und glauben, damit auch Vorteile für die Fußgänger erreichen zu können", erläuterte dagegen Tiefbau-Chefin Annette Messerer im Planungsausschuss.
Auch die Grünen im Stadtrat sind gegen die geplante Verkehrsführung. Sie wollen den Busverkehr beschleunigen und weiterhin in der Georg-Engel-Straße bündeln, wie Stadtrat Patrick Friedl erläuterte: "Es ist nicht zielführend, unsere Buslinien in den Wohngebieten zu verteilen." Seine Fraktion fordert daher einen Durchstich von der künftigen Erschließungsstraße des neuen Wohngebiets zurück zur Georg-Engel-Straße. Gegen die Vertagung und den Ortstermin stimmten im Ausschuss die sechs Mitglieder der CSU.
Informationsveranstaltung: Baureferent Benjamin Schneider wird die Planungen auf Einladung des SPD-Ortsvereins Würzburg-Nord an diesem Donnerstag (28. Oktober) ab 19.30 Uhr im Ökumenischen Zentrum Lengfeld, Am Schlossgarten 2-4, erläutern.
Mit freundlichen Grüßen,
Patrick Wötzel