Ein Sommer extremer Dürre ist vorbei. Vom 1. Mai bis Mitte August sind in Nordbayern gerade einmal 125 Millimeter Niederschlag gefallen – so wenig wie in 62 Jahren nicht. Der August war einer der trockensten August-Monate in Unterfranken seit 1881. Felder, Wiesen und Wälder vertrockneten. Grundwasser-Pegel sanken. Landwirte hatten enorme Ernte-Einbußen, die Regierung von Unterfranken rief zum Wassersparen auf. Und in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld), einem der trockensten Orte in ganz Bayern, fürchtet man, dass schon in wenigen Jahren das Trinkwasser im Sommer mit Tankwagen ausgefahren werden muss. Im Interview erklärt der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), wie er die Wasserkrise lösen will.
Thorsten Glauber: Wasser ist DAS Zukunftsthema, nicht nur für Unterfranken, sondern für ganz Bayern. In der Vergangenheit haben sich viele Gemeinden in ihrer Wasserversorgung noch abgegrenzt, nach dem Motto "mein Wasser". Man wollte keine fremden Lieferanten, keine Vernetzung – auch in Bad Königshofen nicht. Heute denkt man Gott sei Dank anders. Wir versuchen jetzt mit Turbo-Geschwindigkeit Dinge aufzuarbeiten, die über viele Jahre liegen geblieben sind. Aber wir können nicht alle Herausforderungen bis 2024 bewältigen.
Glauber: Wir müssen an vielen Stellschrauben drehen. Eine Lösung sind die "RZWas", die "Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben". Sie geben Gemeinden die Möglichkeit, sich untereinander in ihrer Wasserinfrastruktur zu vernetzen. Hunderte von Kilometern neuer Wasserleitungen wurden in den letzten Jahren neu gebaut. Wir haben rund 2200 Wasserversorger in Bayern. Mehr als Gemeinden. Ihre Vernetzung wächst wie ein Spinnennetz über ganz Bayern. Ich werbe deshalb bei allen Kommunen: Je mehr Standbeine eine Wasserversorgung hat, desto besser. Wir unterstützen euch bei dieser Investition!
Glauber: Die wichtigste Frage lautet doch: Wie schaffen wir es, Nordbayern, Unterfranken, das Grabfeld auch in Zukunft mit dem Lebensmittel Wasser gut zu versorgen? Erst durch ortsnahe Wasserressourcen, dann durch regionale Vernetzung und durch überregionale Verbünde. Dazu sind wir im Gespräch mit den angrenzenden Bundesländern. Eine Lösung wäre, Teile Unterfrankens an die Fernwasserversorgung Oberfranken anzuschließen. In den nächsten Wochen werden wir eine Studie zur Wasserversorgung Nordost-Unterfrankens vorstellen. Mein Ziel ist, 2023 eine Entscheidung zu treffen. Dazu kommen nochmal mindestens zwei Jahre Planungs- und zwei Jahre Bauzeit für solche Leistungen. Ich kann keine 30 Jahre aufholen, aber ich kann so viel Dynamik erzeugen, dass wir in fünf Jahren eine Lösung haben.
Glauber: Die angesprochenen Projekte fördern wir mit über 40 Millionen Euro. Das Umweltministerium hat den Ernst der Lage erkannt. Seit Jahren verzeichnen wir einen Rückgang der Niederschläge und der Grundwasserneubildung. Darauf wird reagiert: Genehmigungen für Wasser-Entnahmen werden befristet ausgesprochen, Laufzeiten für Entnahme-Rechte wurden gekürzt, die Bewässerung wurde in diesem Extremsommer vielerorts eingeschränkt oder sogar verboten. Die Trinkwasserversorgung hat für uns oberste Priorität!
Glauber: Wir werden in Zukunft neue Strukturen aufbauen müssen. Das Thema "Landschaftswasserhaushalt" muss mitgedacht werden, wenn Sonderkulturen angebaut werden. Es darf keine ausgeräumten Landschaften mehr geben, damit der Boden seine Funktion als Schwamm wahrnehmen kann. Auch das Landwirtschaftsministerium wird in den nächsten Jahren neu denken und investieren müssen. Wir müssen möglichst viel Wasser das Jahr über speichern, um es dann, wenn es gebraucht wird, nutzen zu können. Große Fernleitungen allein sind nicht die Lösung.
Glauber: Der Staat unterstützt die Wirtschaft, die Landwirtschaft und die Kommunen in vielen Bereichen. Aber natürlich werden Landwirte und Winzer selbst auch viel Geld in die Bewässerungsinfrastruktur investieren müssen. Es geht nur gemeinsam.
Glauber: Wir müssen mit unserem Wasser noch sensibler umgehen. Ich bin mir sicher, es wird in den nächsten Jahren einen Wassercent in Bayern geben, sprich: dass Wassernutzer, insbesondere die Industrie, für Wasser-Entnahmen bezahlen müssen. Vorher wird es aber noch Gespräche mit allen Beteiligten geben.
Glauber: Wir drängen bei neuen Genehmigungen darauf, dass Wasser gespart wird. Wir sind heute deutlich strenger und restriktiver als früher. Auch bei der Industrie ist in den letzten Jahren das Verständnis dafür gewachsen, dass Entnahme-Rechte an Auflagen geknüpft werden.
Glauber: Die Trinkwasserversorgung hat Vorrang. Und sie muss in kommunaler Hand bleiben. Die kommunale Wasserversorgung ist ein hohes Gut. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass wir nur fünf Liter pro Person pro Tag zum Leben brauchen. Und dass wir mehr als 120 Liter täglich verbrauchen, zum Duschen, Wäschewaschen, für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung.
Glauber: In Zukunft werden wir uns darüber Gedanken machen müssen. So könnten wir viel Wasser sparen und Kosten senken. Gäbe es die Zuschüsse des Freistaates Bayern nicht, würde Trinkwasser in Bad Königshofen keine 2,55 Euro pro Kubikmeter kosten, sondern deutlich mehr. Aber wir müssen uns darauf einstellen, dass der Wasserpreis steigen wird – weil wir Investitionen tätigen müssen, damit Wasser auch in Zukunft überall zur Verfügung steht.
Glauber: Ich werde alles dafür tun. Von den 1,2 Milliarden Euro im Haushalt des Umweltministeriums ist knapp ein Drittel für die Wasserwirtschaft vorgesehen: dafür, dass wir die Gemeinden beim Hochwasserschutz, bei der Trinkwasserversorgung und beim Wasserhaushalt in der Fläche unterstützen. Das ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre.
Auch rund um Bergtheim wurden in den letzten Jahren weitere Flächen versiegelt und sehe ich gigantische Ackerflächen ohne Hecke oder Baum.
! Fördert doch mal die kleinen Landwirte bei einer naturfreundlichen Landwirtschaft mit kleinen Flächen, Bäumen und Hecken und Ressourcen-schonende Landwirtschaft und Industrie!
Und verpflichtende Regenwasserzisternen und Brauchwassernutzung, Sicker- und Grünflächen, Baumbepflanzung, Dachbegrünung oder Solardächer als Bedingung für Firmen mit hohem und insbesondere neuem Flächenverbrauch, Entsiegelung von Böden. Den guten Worten Taten folgen lassen! Das wäre g…
Ganze 5% des an die Haushalte gelieferten Trinkwassers wird auch tatsächlich zum Essen und Trinken genutzt.
Wer Äcker zwecks Nahrungserzeugung bewässert, selbst wenn klassisch mit Regnern bewässert wird, die bei ungünstigen Bedingungen (tagsüber bei Hitze) auch mal 30% Verdunstungsverlust haben können, nutzt vorbildlich 70% oder noch mehr des entnommenen Wassers zur Nahrungserzeugung, also dem vorgesehenen Zweck.
Und nicht das fast siebenfache zum Klo spülen.
Hören sie bitte auf hier in Ihren Kommentaren irgendwelche Vermutungen aufzustellen. Und ihr Toiletten Vergleich wird weil ich den jetzt zum 10ten mal lese auch nicht sinnvoller.
Wenn Sie zum Ka…en in den Acker gehen , viel Spaß dabei.
Sie kommen doch irgendwo aus dem Haßbergkreis, und sie haben nicht die geringste Ahnung was die großen Gemüseanbauer hier vom März bis Ende Dezember treiben. Ich sage z.b. nur Schlammwüsten auf allen Landwirtschaftlichen Wegen nach Regenwetter, die keiner beseitigt.
Ich habe mich dort erkundigt, wo man weiß, was Sache ist. Und mich eben nicht von einer Berichterstattung, die auf Vermutungen aufbaut, aufhetzen lassen.
-
Wenn Sie 10 mal meinen Klospülungsvergleich gelesen haben, muss das daran liegen, dass Sie meine Kommentare mehrfach lesen. Weil 10 mal habe ich ihn nicht verfasst.
-
Nahe dran und doch daneben. Landkreis Schweinfurt.
-
Dass Sie sich anmaßen anderen unterstellen zu müssen, auf den Acker zu k...en, beweist, dass sei es sind, der bloß Vermutungen äußert.
-
"auf ALLEN landwirtschaftlichen Wegen"?
Und gleich noch Übertreibungen hinterher.
Den Anteil der Industrie und der Landwirtschaft und der Energieversorgung (Kraftwerke etc.) veröffentlicht man in der BRD und EU sehr ungern. Hier finde ich nur widersprüchliche Zahlen. Entweder man will die Zahlen nicht kennen oder man will sie nicht veröffentlichen! Beides ist nicht gut und erweckt den Eindruck wir Bürger sind die Verschwender, dabei geht genau seit Jahrzehnten der Verbrauche aus den Haushalten zurück.
Aber es gibt Nutzungszwecke, die sehr sinnvoll sind und Nutzungszwecke, die weniger sinnvoll sind.
Falsch ist und wäre, sinnvollen Nutzungen immer weniger Wasserentnahme zu erlauben, während viele wenig sinnvolle noch überhaupt nicht reglementiert sind.
Wobei sich auch da mancherorts was tut. Einige Bauherren sind schon so schlau und sehen für die Klospülung, die Waschmaschine und für das Gießen der Gartenpflanzen Zisternenwasser vor. Das schont das Grundwasser und hilft bei Starkregen ein wenig gegen die Folgen.
Und einige Gemüsebauern blicken weise in die Zukunft und wollen weg vom in Zukunft knapp werdenden Brunnenwasser, hin zu WINTER-Mainwasser.
Meinung zur CSU ist uns hinreichend bekannt
Galt oder gilt für viele Landwirte in Bayern nicht die Anbetung der Heiligen Dreifaltigkeit Bauernverband, Raiffeisenverband, CSU und wo stehen wir heute mit unserer Wasserlage.
Man kann sich denken, wohin Apelle und das Gewähren von Freiwilligkeit führen.
Und, Herr Minister Glauber (Zitat: "Ich kann keine 30 Jahre aufholen, aber ich kann so viel Dynamik erzeugen, dass wir in fünf Jahren eine Lösung haben"), wenn Sie und Ihre Kabinettskollegen diese Erkenntnis auch reichlich spät ereilt, so bin ich schon froh, dass Sie jetzt endlich den Wassermangel angehen, indem Sie sogar ins Auge fassen, dass nicht nur Privatverbraucher ihren Wasserverbrauch verringern müssen.
Offenbar machen es die Bauern also gut. Oder die CSU? Oder doch die Freien Wähler? Suchen Sie es sich aus. Aber erfinden Sie bitte keine Märchen.
Das ist nicht wahr, was Sie da schreiben. Einige Gemeinden hatten erst vor kurzem kein Wasser, das einfach verwendet werden konnte.
Es musste abgekocht werden oder zum Kochen gekauftes Mineralwasser verwendet werden.
Mir fällt da besonders die Region Werneck ein.
Womit können Sie also Ihre Aussage begründen?
https://www.lfu.bayern.de/umweltdaten/indikatoren/umwelt_gesundheit/nitrat_im_grundwasser/index.htm
Und wer meint Pestizide im Trinkwasser ist was "normales", der irrt.
https://bio-mineralwasser.de/wasservorkommen-in-deutschland-teils-in-katastrophalem-zustand/
Dann kann vielleicht ein anderer Umweltminister seine Pläne vorstellen.
In diesem wichtigen Wasserartikel geht es um den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, um Kühlwasser und braune Spielplätze.
Jedoch mit der Statistik wird uns nur der Spiegel um den kleinen Ausschnitt um Wasserverbrauch in unseren Haushalten vor das Gesicht gestellt. Ich bin also durchs Zähneputzen verantwortlich, das der Wein nicht bewässert werden kann?
Zeigen sie doch mal die Statistik vom gesamten Wasserverbrauch. Wieviel verbraucht die Industrie bzw. verschwenden einzelne Industriezweige, die Landwirtschaft und hier wiederum was ist für die reinen Ernährung oder wieviel Wasser verschwenden die Golfplätze und sonstige Lustanlagen!