Manchmal hat die Realität etwas Unwirkliches. Dieser denkwürdige Abend in der Mehrzweckhalle von Kleineibstadt war jedenfalls von einer gewissen Tragikomik mitgeprägt. Die Übertragung der "Jetzt red i"-Livesendung zum Thema "Wasserknappheit in Bayern: Wie dramatisch ist die Situation?" musste gut 15 Minuten vor Ende der eigentlich einstündigen Sendung abgebrochen werden.
Ausgerechnet, weil ein Starkregen, der am Mittwochabend niederging, immer wieder für Störungen gesorgt hatte. Das Prasseln des Regens auf das Hallendach war über die Fernsehgeräte in den Wohnzimmern auch deutlich zu vernehmen.
Die Sendung aus Kleineibstadt ist seit Donnerstagvormittag komplett in der BR-Mediathek zu sehen
Aufgezeichnet wurde aber weiterhin und seit Donnerstagvormittag ist die Sendung auch komplett in der BR-Mediathek zu sehen. Ein Hinweis auf den Abbruch lieferte Moderator Tilmann Schöberl nicht und den rund 75 Gästen in der Arena am Abend erst nach der Sendung.
Ein langjähriger Mitarbeiter des BR, der ebenso wie ein Vertreter der schreibenden Zunft die Sendung via Großleinwand in einem Nebenraum der Halle verfolgte, konnte den erzwungenen Abbruch schier nicht fassen. Ähnliches war nur vor vielen Jahren wegen zu starken Schneefalls schon einmal in Berchtesgaden passiert.
Wie viel Liter Regen am Mittwoch im Grabfeld herunterkamen
Die Messstation von Wetterbeobachter Hilmar Mauer in Merkershausen, der in der Sendung auch zu Wort kam, zeigte für den Mittwoch eine Niederschlagsmenge von 37,49 Liter an. Das Besondere an dieser Zahl: Es war fast so viel Regen, wie in dem supertrockenen Sommer von Juni bis einschließlich August in drei Monaten gefallen war – nämlich 38,5 Liter. Moderator Schöberl stellte denn auch zu Beginn die provokante Frage, ob es in Jordanien oder im Grabfeld mehr regnet.
Auch Umweltminister Thorsten Glauber weiß, dass die Zeit drängt
Um es vorwegzunehmen: Neue Erkenntnisse für die Grabfelder, wo die Wasserknappheit seit Jahrzehnten Thema ist, brachte der Abend nicht. Wie es jetzt weitergehen soll – mit dem Anschluss des Raumes an einen auswärtigen Versorger – wurde nicht geklärt. Eine Frage, für die Diskussionsteilnehmer, Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), auch nicht der richtige Ansprechpartner ist, wie Landrat Thomas Habermann im Schlusswort der Sendung deutlich machte.
"Wir brauchen schnell, in maximal zwei Jahren, einen Anschluss an Thüringen oder Oberfranken", so Habermann. Und hier liege das Problem beim Finanzminister. "Wir brauchen einfach Geld für einen Anschluss." Auch Glauber machte deutlich, dass keine Zeit zu verlieren ist. "Wir müssen Gas geben." Als weiterer politischer Gast war mit Ludwig Hartmann einer der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag nach Kleineibstadt gekommen.
Intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Trockenheit aus verschiedenen Perspektiven
Wenn auch keine Lösung für das Grabfeld gefunden wurde, so bot die Sendung doch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema aus verschiedenen Perspektiven. Landwirt Thomas Eschenbach erklärte, dass der Ackerboden durch die Trockenheit so hart geworden ist, dass er derzeit gar nicht bearbeitet werden kann und Wassermeister Michael Müller erinnerte daran, dass es seit 2017 keine Grundwasserneubildung gegeben habe." Wenn jetzt ein Waldbrand kommt, sind wir verratzt."
Bad Könighofens Bürgermeister Thomas Helbling treibt die Angst um, dass in naher Zukunft bei abermaligen Dürrezeiten die Trinkwasserbrunnen versiegen und die Bevölkerung mit Tankfahrzeugen versorgt werden muss. Auch Großeibstadts Bürgermeister Gerhard Jäger richtete einen schon fast verzweifelten Appell an die Politiker, jetzt schnell zu handeln.
Wachsen bald Libanon-Zedern im Grabfeld?
Oliver Kröner, der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt, machte darauf aufmerksam, dass es im Wald nicht viel besser aussehe. Die Fichte sei ein Auslaufmodell und man überlege sich, neben der Eiche auch die Libanon-Zeder zu pflanzen.
Joachim Alka vom Fischereiverband Unterfranken sah in illegalen Wasserentnahmen aus Fließgewässern und in privaten Brunnen ein großes Problem und berichtete von fünf Seen in Unterfranken mit Fischsterben in diesem Sommer.
Und die fränkische Weinkönigin Eva Brockmann sprach davon, dass in der Vegetationsperiode zunehmend der Niederschlag fehle und die Bewässerung ein schwieriges Thema sei. Die Winzer würden aber nur auf gesammeltes Oberflächenwasser und im Winter auf Wasser aus dem Main zurückgreifen.
Wasserentnahmegeld für Firmen als Anreiz zum Sparen
Umweltminister Glauber machte mehrmals deutlich, dass er sich der Problematik bewusst sei. Er erklärte, dass es im Freistaat noch andere Gebiete mit großer Trockenheit gebe und dass es in Kommunen viele Vorbehalte gegeben habe. "Wer glaubt, er kann Wasserversorgung alleine stemmen, der sitzt irgendwann traurig alleine herum." In Sachen Versorgung sei der Freistaat zusammen mit den Kommunen gefordert. "Und wir lassen da auch niemanden alleine."
Ludwig Hartmann plädierte dafür, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass jeder Liter, der hier an Niederschlag fällt, auch versickern kann. Dazu forderte er, wie in den meisten Bundesländern üblich, ein Wasserentnahmeentgelt für Firmen, die zur Produktion viel Wasser brauchen, um Anreize zum Wassersparen zu setzen.
Hier gab es dann auch ein wenig Diskussion zwischen den beiden Politikern, die sich zumindest auf einen Punkt einigen konnten. Auf Schneekanonen sollte man wirklich verzichten.