zurück
Ochsenfurt
Unterwegs mit Altbürgermeister Peter Wesselowsky: 5 Orte in und um Ochsenfurt, die Sie noch nicht kannten
Eine versteckte Ruine, ein beseitigter Turm und andere "geheime" Orte: Altbürgermeister Peter Wesselowsky zeigt Plätze in und um Ochsenfurt, die selbst Kennern der Stadt neu sein dürften.
Ochsenfurt ist als 'Stadt der Türme' und für seine historische Altstadt bekannt. Altbürgermeister Peter Wesselowsky zeigt, dass in und um Ochsenfurt herum noch mehr Geschichten verborgen liegen.
Foto: Silvia Gralla | Ochsenfurt ist als "Stadt der Türme" und für seine historische Altstadt bekannt. Altbürgermeister Peter Wesselowsky zeigt, dass in und um Ochsenfurt herum noch mehr Geschichten verborgen liegen.
Catharina Hettiger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Er war 24 Jahre lang Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt und hat als solcher viel erlebt: Für diese Redaktion hat Peter Wesselowsky fünf "geheime" Orte in und um Ochsenfurt herausgesucht, die erst auf den zweiten Blick ihre besondere Geschichte offenbaren. Start- und Ausgangspunkt der Tour war die Hohestadter Straße, es folgten Stationen in der Stadt, ehe es aus Ochsenfurt herausging. 

1. Der versetzte Stein

In den 80er-Jahren wurde Peter Wesselowsky zu einem besonderen nächtlichen Einsatz gerufen: Danach stand der Eckstein einer Mauer nicht mehr da, wo er ursprünglich sein sollte.
Foto: Johannes Kiefer | In den 80er-Jahren wurde Peter Wesselowsky zu einem besonderen nächtlichen Einsatz gerufen: Danach stand der Eckstein einer Mauer nicht mehr da, wo er ursprünglich sein sollte.

In der alten Hohestadter Straße, die vor dem Bau der Südtangente die Verbindung zwischen dem Gewerbegebiet Hohestadt mit Ochsenfurt war, gab es einen Einfriedungsstein, der sich lange Zeit nicht ganz da befand, wo er ursprünglich stehen sollte. Altbürgermeister Peter Wesselowsky erinnert sich an eine Nacht in den 1980er-Jahren, als ihn kurz vor Mitternacht Friedrich A. Kinkele, der damalige Geschäftsführer der Firma Kinkele, anrief. Der Schwerpunkt des heute europaweit führenden Ochsenfurter Spezialmaschinenbauers liegt in der Herstellung ausgefallener Objekte, die oft auch ungewöhnliche Maße haben.

Versteckte Orte in und um Ochsenfurt

Anzeige für den Anbieter Mapcreator über den Consent-Anbieter verweigert

In jener Nacht konnte ein Kinkele-Spezialtransporter die Hohestadter Straße nicht passieren, da die Ladung breiter als der Lkw war – und dieser damit an einem kleinen Mäuerchen mit einem gemauerten Sockelstein steckenblieb. "Wir haben uns mitten in der Nacht in der alten Hohestadter Straße getroffen, Seile um den Stein gebunden, der auf öffentlichem Gelände stand, ihn gelockert und dann um einen halben Meter verrückt", erzählt Wesselowsky. Anschließend konnte der Lkw weiterfahren. Heute ist von dem "Kinkele-Wesselowsky"-Stein nichts mehr zu sehen – ein alter Metallpfahl (s. Bild) markiert aber die Stelle.

2. Der beseitigte Brückentorturm

Vom einstigen Brückentorturm ist heute nur noch das nicht öffentlich zugängliche Gewölbe erhalten: Der Turm stand an der Alten Mainbrücke (am 'Schlössle') und sicherte den Zugang zur Stadt.
Foto: Johannes Kiefer | Vom einstigen Brückentorturm ist heute nur noch das nicht öffentlich zugängliche Gewölbe erhalten: Der Turm stand an der Alten Mainbrücke (am "Schlössle") und sicherte den Zugang zur Stadt.

Kommt man über die Alte Mainbrücke zum Eingang in die Ochsenfurter Altstadt, liegt zur Rechten das "Schlössle". Daneben ragte einst der Brückentorturm auf. Dieser wurde Mitte des 19. Jahrhunderts "eingelegt", also beseitigt, berichtet Peter Wesselowsky.

Beim Bau des Hochwasserschutzes 1986 wurde das Fundament des Turms entdeckt. Darin befand sich ein Kellerraum, der, anders als zum Beispiel der Keller des Taubenturms, nicht als Verlies diente. Das Gewölbe des Turms besteht noch, ist aber nicht öffentlich zugänglich. Die Hintergründe zur Geschichte des Turms kennt Wesselowsky: "Früher gab es nur drei Eingänge zur Stadt – das Bollwerk, den Zugang über die Mainbrücke und das Obere Tor. Bei Dunkelheit wurden diese Tore geschlossen. Die Leute in der Stadt wollten aber an die frische Luft und ans Wasser – und haben deshalb den Brückentorturm abgerissen."

3. Als der Greinberg noch Weinberg war

Spaziergang durch den Bärentalgraben mit Blick auf den Greinberg: Dort befand sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts ein Weinbaugebiet – bis ihm eine Pilzkrankheit das Ende bereitete.
Foto: Johannes Kiefer | Spaziergang durch den Bärentalgraben mit Blick auf den Greinberg: Dort befand sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts ein Weinbaugebiet – bis ihm eine Pilzkrankheit das Ende bereitete.

Ein weiterer Ort, von dessen Vergangenheit man vielleicht noch nicht wusste, ist der Greinberg, vom Bärentalgraben aus gesehen. "Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts befand sich hier ein begehrtes Weinbaugebiet", sagt Peter Wesselowsky. Wie an vielen anderen Orten in Franken hat eine Pilzkrankheit (Peronospora) für das Ende der dortigen Bestände gesorgt. "Die Pilzkrankheit der Reben wurde um 1878 aus Nordamerika eingeschleppt und führte unter anderem zur großflächigen Beendigung vieler Weinberge, da man sich anschließend auf die wesentlichen Flächen konzentrierte", so Wesselowsky.

Ein Spaziergang im Bärentalgraben führt an den früheren Weinbergen vorbei. Peter Wesselowsky verbindet mit der Gegend außerdem Kindheitserinnerungen: "Als Pfadfinder habe ich dort mit meinen Freunden Süßholzpfeife geraucht."

4. Die Ruine des ehemaligen Fährhauses

Bis 1954 war zwischen Frickenhausen und der anderen Mainseite eine Fähre aktiv. Versteckt zwischen Büschen finden sich linksmainisch Überreste des  Fährhauses.
Foto: Johannes Kiefer | Bis 1954 war zwischen Frickenhausen und der anderen Mainseite eine Fähre aktiv. Versteckt zwischen Büschen finden sich linksmainisch Überreste des  Fährhauses.

Fährt man von Ochsenfurt aus in Richtung Marktbreit, geht auf Höhe des Hotels "Polisina" eine kleine Straße nach links zum Main ab. Folgt man dieser bis zum Ufer, stößt man auf die zwischen Büschen versteckten Ruinen des linksmainischen Frickenhäuser Fährhauses aus Stein. "Bis 1954 ist im Sommer und an den Wochenenden zwischen Frickenhausen und dem anderen Mainufer eine Fähre gefahren; eine Fahrt kostete zehn Pfennig", erinnert sich Peter Wesselowsky. Vor allem an den Wochenenden wären die Frickenhäuser gern in die Polisina gegangen, "da gab es einen recht ordentlichen Verkehr über den Main".

Das Hotel gab es damals noch nicht; das Gelände, das zur Frickenhäuser Gemarkung gehört, trug aber bereits den Namen Polisina. Ein Frickenhäuser hatte die Vorzüge der Waldrandlage erkannt, auf dem Gelände Tische und Bänke aufgestellt und Getränke für die Besucher ausgeschenkt. Die Polisina entwickelte sich so zu einem beliebten Ausflugziel.

5. Ein versteckter See in der Nähe der "Roten Brücke"

Inmitten eines Wäldchens in der Nähe der 'Roten Brücke' (Abfahrt von der B13) befindet sich ein kleiner versteckter See. Von dort ist auch der Landturm Ochsenfurt nicht weit.
Foto: Johannes Kiefer | Inmitten eines Wäldchens in der Nähe der "Roten Brücke" (Abfahrt von der B13) befindet sich ein kleiner versteckter See. Von dort ist auch der Landturm Ochsenfurt nicht weit.

Wer von Ochsenfurt aus auf der B13 Richtung Uffenheim fährt und sein Auto etwa auf halber Strecke rechts unterhalb der "Roten Brücke" abstellt, sieht von dort aus auf einer Anhöhe ein Wäldchen, in dem sich ein kleiner versteckter See mit Fischen befindet. Hier kommt laut Peter Wesselowksy Schichtenwasser zu Tage. "Dieses Gebiet ist für die Tiere wichtig zum Äsen – und für die Jäger, weil sich die Tiere hier versammeln", erklärt er.

In der Nähe des idyllisch gelegenen Sees befindet sich außerdem der Landturm Ochsenfurt, ein runder, sechsgeschossiger Wartturm, der den Türmen der Stadtbefestigung Ochsenfurts ähnelt.

Kennen Sie einen "geheimen" Ort mit einer besonderen Geschichte in und um Ochsenfurt? Schreiben Sie ihn in die Kommentare oder per Mail an: redaktion.wuerzburg@mainpost.de!

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ochsenfurt
Catharina Hettiger
Brücken
Kinkele Ochsenfurt
Peter Wesselowsky
Ruinen
Stadt Ochsenfurt
Stadtbefestigung
Türme
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Arcus
    Ich bin nach 1954 geboren. Ich kann mich aber noch gut erinnern, dass es einen Fährbetrieb zwischen Frickenhausen und dem gegenüberliegenden Ufer gab. Genutzt wurde die Verbindung vor allem am WE um Verwandte und Bekannte im neuen Krankenhaus zu besuchen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Christian_Englert@web.de
    Die Wüstung Insenheim in der Nähe der roten Brücke.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten