Geschehnisse rund um Brückenzerstörungen und Sanierungen beleuchtete anlässlich des Tags des offenen Denkmals der Arbeitskreis Geschichte mit lebendigen Szenen am Heimatmuseum.
Historische Kostüme
Nicht zuletzt angelockt durch den Ochsenfurter Stadttrompeter (Alois Klüpfel) kamen Zuhörer ans Schlössle und verfolgten die zwei Aufführungen sehr aufmerksam, für die die Darsteller in historische Kostüme geschlüpft waren.
Der Bürgermeister (Bend Sohn) trug dem Vertreter des Domkapitels (Peter Wesselowsky) die Sorgen vor, als 1784 ein ungeheures Hochwasser mit Eisgang und angeschwemmte Baumstämme zum Zusammenbruch der Brücke führten.
Das Zollhäuschen und der Brückentorturm fielen ein und wurden nicht wieder aufgebaut. Wegen technischer Fragen und Kostenschätzungen wurden der Brückenbaumeister (Günter Jäger) und Ingenieur Ignaz Neumann (Walter Valentin) zu Rate gezogen.
Eine Holzkonstruktion wurde errichtet, die dann 82 Jahre lang die Verbindung herstellte, so dass die wichtige Handelsstraße wieder durch Ochsenfurt führte.
Was da transportiert wurde, erläuterte ein Kaufmann (Karl Ludwig): Getreide und Nahrungsmittel aus dem Gau, Segnitzer Kraut und natürlich der Wein für die Stadt. Kleinochsenfurter Tropfen aus dem Gut von Hugo Roth konnten die Zuschauer während der Vorführungen genießen, ebenso Brückenpizza vom benacharten Lokal „Da Eso“.
Von großer Bedeutung waren in „brückenlosen“ Zeiten die Fischer, die mit Schelchen die Überquerung des Mains für Personen und Waren ermöglichten. Ein Vertreter dieser Zunft (Toni Gernert) erzählte, wie die Holzkonstruktion im Jahr 1866 im preußisch-österreichischen Krieg ein jähes Ende fand, nämlich durch etwas, was man im modernen Kriegswesen als „friendly fire“ bezeichnet.
Bayerische Truppen, die auf der Stadtseite lagen, meinten, gegenüber Preußen entdeckt zu haben. Es kam zu Kämpfen, die hölzerne Brücke wurde angezündet und ging schnell lichterloh in Flammen auf. Dabei war der Anlass ein Irrtum: auch auf der rechten Mainseite waren die Truppen bayerische, was sich erst zu spät herausstellte.
Der große Knall am 1. April 1945, als deutsche Soldaten einen Bogen der Brücke sprengten, schreckte die ganze Stadt auf. Nachbarhäuser wurden schwer beschädigt. Hierzu gab es Erlebnisschilderungen des damals 13-jährigen Karl Küffner, die Walter Valentin rezitierte.
„Brückenkind“
Wenige Wochen nach Kriegsende, als den gesprengten Bogen schon eine Stahlkonstruktion der Amerikaner ersetzt hatte, trug sich die Geschichte vom „Brückenkind“ zu, die Theo Michel erzählte.
Eine Frau aus Erlach stand kurz vor der Entbindung und sollte mit einem Wagen ins Ochsenfurter Krankenhaus gebracht werden. Doch der neue Erdenbürger konnte es nicht erwarten. Auf der Brücke erblickte er das Licht der Welt.
Auf großes Interesse stießen auch die Bilder aus der jüngeren Brückengeschichte, die Georg Doseth, Heinz Kretzer, Dr. Edgar Ruhl und Franz Schöfer zur Verfügung stellten. Darunter sind auch bisher nie veröffentlichte Fotografien. Die Bilderausstellung wird noch eine Zeit lang zu sehen sein.