Der Ruhestand ist Peter Wesselowsky nicht geglückt. Dazu gibt es der Aufgaben noch zu viele. Er sitzt weiterhin für die SPD im Kreistag, ist Vorsitzender des BRK-Kreisverbands und der Frankenbund-Gruppe Marktbreit-Ochsenfurt.
Außerdem hat er das Amt des Stadtarchivars übernommen, sitzt im Diözesanrat und besucht zudem noch regelmäßig Vorlesungen an der Uni Würzburg. Ein Studium der Kunstgeschichte hat er sich auf seine alten Tage noch gegönnt. Abschließen will er es, wenngleich nicht mit dem Doktortitel.
Der soziale Ausgleich, der Erhalt des kulturellen Erbes und die Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen sind noch immer Themen, die Peter Wesselowsky besonders interessieren. Sie sind Teil seiner eigenen Geschichte. 1941 war er im böhmischen Brüx zur Welt gekommen.
Vertreibung und Flucht führten die Familie zunächst nach Riedenheim, später nach Ochsenfurt. Heute ist Wesselowsky Obmann der Heimatgemeinden des Bezirks Brüx und bemüht sich abseits gängiger Klischees um den kulturellen Austausch und die Annäherung zwischen den einstigen Feinden.
In seinen ehrenamtlichen Aufgaben könne er die vielen Kontakte und Beziehungen, die er während seines langen politischen Lebens geknüpft hatte, weiterhin in den Dienst der Allgemeinheit stellen.
Zu diesen Kontakten gehört auch die Freundschaft zu Denis Ryan. Der damalige Bürgermeister von Wimborne hatte Peter Wesselowsky 1985 zu einem Dankgottesdienst für 40 Jahre Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg eingeladen.
Aus dem Besuch entwickelte sich eine blühende Städtepartnerschaft. Vor wenigen tagen verstarb Denis Ryan, Peter Wesselowsky flog zur Beerdigung in den Süden Englands.
Vieles ist heute anders als vor dem Abschied aus dem Bürgermeisteramt – schöner. „Ohne den Druck des Gelingens kann man vieles machen, was man früher nicht konnte“, erzählt Wesselowsky.
Auch das beiläufige Gespräch beim Bummel durch die Stadt falle leichter, wenn im Hinterkopf nicht mehr der Gedanke an die eigene Verantwortung mitschwingt. Vor allem aber sei er nun selbst Herr seiner Termine.
Das Amt als Stadtarchivar führte Peter Wesselowsky zu mancher Überlegung, die sein früheres Wirken betreffen. Die Arbeit hat ihm da einen neuen Gesichtspunkt eröffnet. Etwa auf die Alte Mainbrücke – schwierigstes Thema in den letzten Monaten von Wesselowskys Amtszeit.
Der Blick in die Geschichte und die Erkenntnis, dass die Brücke schon immer ein Streitfall war, versöhnt mit mancher schmerzlichen Erfahrung aus jüngerer Vergangenheit.
Viele Aufgaben hat er seinem Nachfolger mit auf den Weg gegeben. Aber in Prozessen, die sich über viele Jahre hinziehen, sei das normal. Auch er habe von seinem Vorgänger begonnene Aufgaben geerbt, die Südtangente oder die Altstadtsanierung zum Beispiel.
Bewerten und vergleichen will Wesselowsky nicht. „Es gäbe nichts Schlechteres“, sagt er, „jede Zeit hat ihre Themen und ihre Personen“.
Seinen 70. Geburtstag wird Peter Wesselowsky wohl zu Hause verbringen, sagt er – die Gratulanten, die vermutlich vorbeischauen, will er nicht enttäuschen. Mit Familie und Freunden gefeiert wird ein paar Tage später.
Nur Geschenke will er nicht, „weil man ja schon alles hat“. Stattdessen wirbt er um Unterstützung für ein Hilfsprojekts in Tansania. Spenden sollen für den Kauf einer Pumpe verwendet werden, die ein Dorf mit sauberem Trinkwasser versorgen wird.