Nach seiner Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt wechselte Peter Wesselowsky im Jahr 2008 sozusagen nahtlos ins nächste Amt: das des Stadtarchivars, das er viele Jahre lang mit Hingabe ausfüllte. Aber mit Vollendung seines 80. Lebensjahres sei es nun doch an der Zeit, diese ehrenamtliche Tätigkeit aufzugeben, sagte der rüstige Altbürgermeister bei seiner feierlichen Verabschiedung im Rathaus.
Seit 2019 residiert das Archiv in extra für diese Zwecke umgebauten Räumlichkeiten in der Hauptstraße, wo die wertvollen Schriftstücke in einer Umgebung aufbewahrt werden, die ihrem Erhaltungszustand förderlich ist. Zur Findung, Planung und Umsetzung des neuen Archivs hat Wesselowsky ebenfalls sein Know How beigesteuert. Nicht immer hatte das Archiv ein so feudales Zuhause, und Peter Wesselowsky erinnert sich auch an diese Zeit noch gut. Ganz zu Anfang wurden alte Unterlagen im Rathaus aufbewahrt. Später zog das Archiv ins Palatium in der Kellereistraße, das aber eine gewisse Feuchtigkeit aufwies und daher für diesen Zweck eigentlich nicht optimal war.
Viele wertvolle Dokumente im Ochsenfurter Stadtarchiv
Peter Wesselowsky kennt die vielen schönen und teils wertvollen Stücke, die im Ochsenfurter Stadtarchiv aufbewahrt werden, ganz genau. Seiner Einschätzung zufolge ist die Krönung der Sammlung die Ganzhorn-Bibliothek, der schriftliche Nachlass eines im 16. Jahrhundert in Würzburg wirkenden Chorherrn, den dieser seiner Geburtsstadt Ochsenfurt hinterlassen hatte. Viele schöne Siegel, Urkunden und Missale aus der Julius-Echter-Zeit seien ebenfalls Teil des Stadtarchivs, sagt Wesselowsky.
Umso strenger hat er immer kontrolliert, wer im Archiv zugange war. Denn nicht nur einmal hat Wesselowsky Schriftstücke entdeckt, aus denen ganz offensichtlich im Nachhinein nicht mehr zu identifizierende Nutzer die herrlichen Illustrationen fein säuberlich mit der Rasierklinge herausgeschnitten und mit nach Hause genommen hatten.
Unterlagen von Bürgern werden immer gern genommen
Allerdings ist der umgekehrte Fall viel häufiger, nämlich dass Ochsenfurter Bürger historische Unterlagen, die sie bei sich zu Hause finden, dem Stadtarchiv anbieten. Das freut sowohl Peter Wesselowsky als auch Georg Menig, der Leiter des Archivverbundes Ochsenfurt, Röttingen und Gaukönigshofen ist und zuletzt gemeinsam mit Peter Wesselowsky das Ochsenfurter Stadtarchiv betreut hat. Immer her damit, sagen die beiden Archivare. Jüngstes Beispiel für solch eine Gabe ist die Sammlung des ehemaligen Gastwirts Wolfgang Meding, die dieser dem Stadtarchiv überlassen hatte.
Bei Bürger-Gaben komme oft etwas Wertvolles ans Licht, sagen die beiden Archivare. Wie bei den im Stadtarchiv aufbewahrten Karten einer Ochsenfurter Hebamme, die darin fein säuberlich die Einzelheiten über die Geburt eines jeden neuen Erdenbürgers festgehalten hatte, dem sie ans Licht der Welt half. "Der Bürger ist ein Teil der Stadtgeschichte", betont Wesselowsky. Deshalb hat der ehrenamtliche Archivar auch immer gern geholfen, wenn Bürger etwas nachforschen wollten - sei es über die historischen Gebäude in der Stadt oder die eigene Familiengeschichte. Es gebe Extrem-Nutzer, deren Sammelleidenschaft für historische Daten schon einer Sucht ähnelten, witzelt Wesselowsky.
Peter Wesselowsky will bei Engpässen einspringen
Bürgermeister Peter Juks ließ Peter Wesselowskys Arbeit und dessen darin zum Ausdruck kommende Liebe zur Stadtgeschichte in seiner Ansprache Revue passieren. Kaum eine Stadtratssitzung mit Teilnahme von Peter Wesselowsky habe es gegeben, in der dieser nicht mindestens ein historisches Detail habe beisteuern können, sagte der Bürgermeister. Auch, wenn es um Ansprachen und Grußworte gegangen sei, habe Wesselowsky immer mit interessanten Informationen dienen können.
Der Altbürgermeister, der nach wie vor einen äußerst agilen Eindruck macht, will dem Archiv trotzdem noch zur Verfügung stehen, sollte es einmal einen personellen Engpass geben. Und Archivar Georg Menig hat dagegen nicht das Geringste einzuwenden.