Deutschland erlebt derzeit so hohe Infektionszahlen wie nie. Das medizinische Personal auf den Intensivstationen arbeitet am Limit, Expertinnen und Experten wiederholen täglich: Ein Ende der Pandemie ist nur mit mehr und schnellerem Impfen zu erreichen. Doch noch ist die Impfquote viel zu niedrig. Gerade in Bayern, gerade dort, wo die Inzidenzen hoch sind. Warum?
Auch ein knappes Jahr nach der Zulassung gibt es noch zahlreiche Mythen, Vorurteile und Halbwahrheiten, die sich um die Corona-Impfstoffe ranken. Was ist dran an den Behauptungen? Machen die Vakzine unfruchtbar? Greifen sie ins Erbgut ein? Acht gängige Mythen im Faktencheck.
Mythos 1: Die Impfstoffe sind unsicher, weil sie in so kurzer Zeit zugelassen wurden.
Einige Menschen sorgen sich wegen der Sicherheit der Corona-Impfstoffe, weil diese nach nicht einmal einem Jahr Pandemie zugelassen worden sind. Aber: Da es sich um eine Erkrankung handelt, die global aufgetreten ist, arbeiteten weltweit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichzeitig am selben Ziel: einen Impfstoff gegen das Coronavirus herzustellen.
Die klinischen Studien zur Verträglichkeit, Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe wurden in drei Studienphasen überprüft. Vor allem die klinischen Prüfungen der Phase drei wurde laut Bundesgesundheitsministerium sehr breit angelegt. Das heißt: Innerhalb kürzester Zeit fanden sich viele Freiwillige, um an den Studien teilzunehmen.
Angesicht der Pandemie wurde der Zulassungsprozess für die Corona-Impfstoffe beschleunigt, es galt ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren. Dabei konnten Hersteller bereits während der Entwicklung einzelne Berichte über die Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit ihres Präparats einreichen. Das macht das Verfahren schneller, aber nicht unsicherer.
Mythos 2: Die neuen mRNA-Impfstoffe verändern das Erbgut.
Nein, das ist falsch. Sogenannte mRNA-Impfstoffe (das "m" steht für "messenger", "RNA" für "Ribonukleinsäure") veranlassen das Immunsystem dazu, Antikörper gegen das Coronavirus herzustellen. Bisherige Impfstoffe wie etwa gegen die Grippe bestehen meist aus abgetöteten oder geschwächten Viren oder Teilen. Das ist bei mRNA-Impstoffen anders: Sie enthalten keine Erreger, sondern – vereinfacht gesagt – eine Bauanleitung für einen typischen Bestandteil des Coronavirus. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzellen Teile des Viren-Hüllproteins (Spike-Protein) selbst her. Gegen das Spike-Protein reagiert das Immunsystem, stellt Abwehrstoffe her und ist gewappnet, falls das Coronavirus später in den Körper gelangt. Die mRNA selbst wird schnell wieder abgebaut und erreicht nie den Zellkern, in dem sich das menschliche Erbgut befindet.
Die mRNA-Technologie ist, anders als vielfach behauptet, nicht neu. Bereits seit Jahrzehnten beschäftigen sich Experten zum Beispiel in der Krebsforschung damit. Dazu gibt es zahlreiche klinische Studien. Auch die deutschen Unternehmen Curevac und Biontech arbeiten schon sehr lange am medizinischen Einsatz der mRNA.
Mythos 3: Eine Corona-Impfung führt bei Frauen zu Unfruchtbarkeit.
Dafür gibt es keinerlei Hinweise. Die Behauptung beruht darauf, dass sich das Spike-Protein des Coronavirus und das körpereigene Protein Syncytin-1, das etwa für die Bildung der Plazenta verantwortlich ist, angeblich ähneln. Daraus wird der falsche Schluss gezogen, dass sich Antikörper nicht nur gegen das Virus, sondern auch gegen das Protein Syncytin-1 richten könnten.
In den bisherigen klinischen Studien gab es keinerlei Hinweise auf Frühgeburten oder Schwangerschaftskomplikationen im Zusammenhang mit einer Corona-Impfung. Im Gegenteil: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Schwangeren die Corona-Schutzimpfung explizit.
Hinweise gibt es dagegen, dass eine Corona-Impfung Auswirkungen auf den weiblichen Zyklus haben kann. Ähnliche Beobachtungen wurden bei anderen Impfungen oder Infektionskrankheiten gemacht. Steht der weibliche Körper unter Stress, kann sich die Periode verschieben oder ganz ausbleiben. Eine Impfung ist ein solcher Stressfaktor. Die Folgen treten aber nur kurzzeitig auf, der Zyklus pendelt sich wieder ein.
Mythos 4: Noch Jahre nach der Corona-Impfung könnten Langzeitfolgen auftreten.
Die Sorgen vor Langzeitfolgen einer Corona-Impfung sind unbegründet. Wenn Impfreaktionen auftreten, dann nicht nach einem Jahr - sondern innerhalb der ersten Tage nach einer Impfung. Der Impfstoff selbst ist innerhalb weniger Wochen abgebaut, die Immunreaktion des Körpers ist dann abgeschlossen.
Generell gilt: Manche Nebenwirkungen sind so selten, dass sie bei anderen Impfstoffen erst nach vielen Jahren entdeckt wurden – wenn also mehrere Geimpfte die gleichen Reaktionen hatten. Da mittlerweile allerdings mehrere Milliarden Dosen von Corona-Impfstoffen weltweit verimpft wurden, sind bei Corona selbst seltenste Nebenwirkungen bereits bekannt.
Mythos 5: Die Corona-Impfung ist nicht wirksam, da es immer wieder Impfdurchbrüche gibt.
Bei neun von zehn Geimpften, die mit dem Coronavirus in Kontakt kommen, verhindert der Schutz durch die Impfstoffe von Moderna, Biontech und Astrazeneca laut Robert Koch-Institut (RKI), dass die Menschen einen schweren Krankheitsverlauf durchleiden müssen. Das heißt: Sie müssen statistisch gesehen nicht ins Krankenhaus. Drei von vier Geimpften merken nicht einmal, wenn sie sich mit Corona infizieren, weil der Impfschutz sogar Krankheitssymptome verhindert. Das geht aus einer Studie der Stiko hervor und bezieht sich jeweils auf die aktuell dominierende Delta-Variante.
Dass eine Impfung vor Ansteckung schützt, zeigt auch ein Blick auf die aktuellen Sieben-Tage-Inzidenzen in Bayern. Das Landesamt für Gesundheit (LGL) veröffentlicht einmal wöchentlich die Zahl der Neuinfektionen bei Geimpften und Ungeimpften. So lag die Inzidenz bei Geimpften am 24. November bei 112,7 – bei ungeimpften Menschen hingegen bei 1726,3. Sich lediglich auf das eigene Immunsystem zu verlassen, ist also sehr riskant.
Laut Bundesgesundheitsministerium überwiegt "der Nutzen einer Impfung bei Weitem die Risiken". Vor allem an den aktuellen Belegungszahlen der Krankenhäuser ist das zu erkennen. Die große Mehrheit der schwer an Covid Erkrankten auf den Intensivstationen auch in Unterfranken war und ist ungeimpft.
Mythos 6: Nach einer Corona-Impfung treten außergewöhnlich viele Nebenwirkungen auf.
Die meisten "Nebenwirkungen" nach Corona-Impfungen sind klassische Impfreaktionen. Laut bayerischem Gesundheitsministerium zählen dazu Schmerzen, Schwellungen, Rötung oder Juckreiz an der Einstichstelle sowie Abgeschlagenheit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Gelenk- oder Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Fieber. Diese Reaktionen belegen jedoch nur die Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff und klingen in der Regel nach wenigen Tagen ab.
Als Impfkomplikationen oder Impfnebenwirkungen gelten hingegen seltene, über eine Impfreaktion hinausgehende Folgen einer Immunisierung. Bei Corona könnten das allergische Reaktionen bis hin zum Schock sein, heißt es vom Ministerium. Zudem seien bei den mRNA-Impfstoffen vorübergehende Gesichtslähmungen beschrieben worden. Laut RKI wurden "sehr selten Fälle von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen" beobachtet. Nach Impfungen mit Vektor-Impfstoffen gegen Corona seien selten Blutgerinnsel aufgetreten.
Das Risiko einer schwerwiegenden unerwünschten Nebenwirkung nach einer Covid-19-Impfung ist allerdings laut Gesundheitsministerium sehr gering: Es liegt bei 0,02 Prozent.
Mythos 7: Ein Totimpfstoff ist sicherer.
Viele, die den mRNA- und Vektorimpfstoffen misstrauen, wollen auf die Zulassung eines sogenannten Totimpfstoffs warten. Totimpfstoffe enthalten in der Regel den abgetöteten Erreger oder Erreger-Bestandteile, die zwar zu schwach sind, um sich im Körper zu vermehren, aber stark genug, dass das Immunsystem Antikörper bildet. Beispielsweise handelt es sich bei den in Deutschland zugelassenen Influenza-Impfstoffen nach Angaben des RKI meist um Totimpfstoffe.
Es sprechen mehrere Gründe dagegen, auf die Corona-Totimpfstoffe zu warten: So wird es noch Monate dauern, bis sie in der EU großflächig verfügbar sind. Für die vierte Welle mit täglich zehntausenden Ansteckungen kommen sie zu spät. Zudem können sehr seltene Nebenwirkungen bei Corona-Totimpfstoffen noch nicht ausgeschlossen werden.
Mythos 8: Mit den Corona-Impfstoffen werden Mikrochips implantiert.
In sozialen Netzwerken kursiert nach wie vor die Behauptung, der Microsoft-Gründer Bill Gates wolle Menschen über eine Impfung gegen den Sars-CoV-2-Erreger zugleich Mikrochips implantieren lassen, um totale Kontrolle zu erhalten. Solche Aussagen sind Verschwörungsmythen, keine Tatsachen – sie sind schlicht falsch.
Tatsächlich basieren viele Vorwürfe gegen Bill Gates auf Aussagen, die völlig aus dem Kontext gerissen wurden. So hatte Gates bei einem Diskussionsforum in Aussicht gestellt, dass es in Zukunft "digitale Zertifikate" geben könnte, aus denen hervorgeht, ob eine Person bereits auf Corona getestet oder dagegen geimpft wurde. Diese Aussage wurde mit anderen Forschungsprojekten in Verbindung gebracht, die nichts miteinander zu tun haben. Und da Gates beispielsweise auch eine Verhütungsmethode mithilfe von Mikrochips unterstützt, war der vermeintliche Komplott perfekt.
Warum?? Verantwortung in einer solchen Situation sieht anders aus!! Und bitte jetzt nicht wieder "Kriterien" anführen; die hatten wir schon.
(Kann man die eigentlich irgendwo nachlesen)?
Selbstverständlich gibt es Ausnahmen: Zum Beispiel im Katastrophenfall, bei Gefahr in Verzug, bei Vermisstensuchen oder behördlichen Warnungen. In der Berichterstattung über das Coronavirus ist dieser ständig aktualisierte Artikel für alle Nutzer kostenlos zugänglich: https://mainpost.de/10417409
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
"404
Schade, wir haben in der gesamten Region gesucht.
Doch keine Spur von dieser Seite! "
Dass Redakteure für Ihre Arbeit bezahlt werden sollen, steht ja außer Frage. Und wenn die Artikel nix taugen würden, würde in den Kommentaren nicht immer wieder angeregt/ gefordert, die guten und wichtigen Sachen frei zugänglich zu machen. Gerade eure "Corona-Geschichten" in den letzten Tagen (Pfleger-Interview, Blog von den Intensivstationen) sind Qualitäts-Journalismus höchster Güte. Der, eben weil er so gut ist, womöglich Menschen zum Impfen bringt und - vielleicht - so Leben rettet. Das jetzt gegen die Bezahlschranke abwägen..?
Gibt's eigentlich so etwas wie digitale Spendenbüchsen...
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
Interessant! Vor allem da auch Geimpfte eine Virenlast in sich tragen und diese weitergeben können!
Rki sagt dazu: Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Menschen nach Kontakt mit SARS-CoV-2 trotz Impfung PCR-positiv werden und dabei auch Viren ausscheiden und infektiös sind. Dabei können diese Menschen entweder Symptome einer Erkrankung (die zumeist eher milde verläuft) oder überhaupt keine Symptome entwickeln.
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Transmission.html
Die sind hochgradig hirngewaschen... Da kann man nicht mehr mit logischen und belegten Argumenten kommen.
Zu viel SciFiction geguckt, oder was?