
Das Budget der Stadt Würzburg fürs kommende Jahr steht. Ein in den Haushaltsberatungen viel diskutierter Punkt: der ÖPNV. Wie berichtet, gehen die Planungen für die Linie 6 und die Begleitmaßnahmen im kommenden Jahr weiter. Aber was wurde eigentlich aus der versprochenen Taktverdichtung der Straßenbahn? Werden Tickets für Schülerinnen und Schüler subventioniert? Welche Verbesserungen gibt es in den Stadtteilen?
1. Wann fährt die Straßenbahn in Würzburg wieder im geplanten Takt?
Der "City Takt": Alle fünf Minuten soll in der Innenstadt eine Straßenbahn fahren. Im September 2023 wurde er eingeführt und Anfang November, mit Ausfall der meisten Fahrzeuge, schon wieder ausgesetzt. Dennoch waren im Haushalt der Stadt, die die höhere Frequenz bestellt hat und daher zahlt, im kommenden Jahr 1,5 Millionen Euro an die Würzburger Straßenbahn (WSB) eingeplant.
"Wenn man etwas bestellt, das dann aber nicht lieferbar ist, muss man es auch nicht bezahlen", begründete Wolfgang Roth (CSU) daher seinen Antrag in den Haushaltsberatungen, den Betrag aus dem Haushalt zu streichen. WVV-Geschäftsführer Ralf Willrett bestätigte, dass wegen des Ausfalls aktuell noch nicht mal der Fahrplan ohne Taktverdichtung gefahren werden könne. "Den Grundtakt erreichen wir frühestens nach den Sommerferien", prognostizierte Willrett.
Der Stadtrat reduzierte die bereitgestellten Mittel entsprechend dem Jahresanteil auf 400.000 Euro. Und auch die sollen auch nur gezahlt werden, wenn die bestellte Taktverdichtung tatsächlich kommt.
2. Alte und neue Straßenbahnen werden in den Würzburger Linienverkehr integriert
Als "einen der wichtigsten Meilensteine im Jahr 2025" bezeichnet die WVV die Ankunft und Inbetriebnahme der neuen Straßenbahn-Fahrzeuge. Voraussichtlich im Herbst kommenden Jahres können die ersten Fahrgäste in die neuen Bahnen der GT-F-Reihe einsteigen. Bis Ende 2026 sollen dann alle 18 Bahnen ausgeliefert sein.
Die vor einem Jahr aus dem Verkehr gezogenen GT-N-Fahrzeuge werden der WVV zufolge im kommenden Jahr wieder nahezu vollständig in den Linienverkehr integriert werden.
3. Was ändert sich auf Buslinien in Würzburg?
Auf Antrag von Grünen, Linke, ÖDP und SPD werden insgesamt 300.000 Euro für die Taktverdichtung der Buslinien 13 und 29 bereitgestellt. Dadurch sollen das Dürrbachtal und das Hubland besser angebunden werden.
WVV-Geschäftsführer Willrett ging bei der Stadtratssitzung am 22. November von einer Umsetzung nach den Pfingstferien im Juni 2025 aus. Jetzt spricht die WVV auf Anfrage der Redaktion von einer schrittweisen Einführung nach den Sommerferien. Mit dem zusätzlichen Budget beschloss der Stadtrat einen anschließenden Bericht über die Fahrgastzahlen der Linien.
4. Fortsetzung des ÖPNV-Bonusprogramms in Würzburg
Auf Antrag der Linken und Grünen wird das ÖPNV-Bonusprogramm mit Kosten von 50.000 Euro fortgesetzt. Neukunden bekommen dabei mit jedem Jahres-Abo einen 60-Euro-Gutschein. Dieser kann in zahlreichen Geschäften, Cafés, Restaurants und kulturellen Einrichtungen eingelöst werden.
Kritisch sah das Projekt dagegen Kämmerer Robert Scheller. Es gebe keinen Nachweis, dass durch das Bonusprogramm tatsächlich Neukunden gewonnen würden. "Das ist kein Programm zur Förderung des ÖPNV, sondern des Einzelhandels", sagt er.
5. Der neue Nahverkehrsverbund Mainfranken geht an den Start
Ab 1. Januar gibt es den Nahverkehrsverbund Mainfranken (NVM). Damit sind Stadt und Landkreis Würzburg sowie Schweinfurt ebenso wie die Landkreise Main-Spessart, Kitzingen, Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld in einem gemeinsamen Verbund. Wie die WVV auf ihrer Homepage mitteilt, ändern sich dadurch die Tarife, es gibt neue Produkte und neue Preise.
6. Würzburg führt kein Schülerticket ein
Intensiv diskutiert wurde der Vorschlag der Grünen, das 365-Euro-Ticket für Schülerinnen und Schüler zu subventionieren. "Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, sicher und bezahlbar zur Schule zu kommen – unabhängig von Entfernung zur Schule und Geldbeutel der Eltern", begründete das die Grünen-Fraktionsvorsitzende, Sandra Vorlová.
Schulbürgermeisterin Judith Roth (CSU) konnte dagegen den Antrag nicht nachvollziehen. Durch das bayerische Gesetz zur Schulwegkostenfreiheit würden Schulwege über zwei Kilometer (Grundschule) beziehungsweise drei Kilometer (weiterführende Schulen) gefördert. Darunter brauche es auch keine Unterstützung: Diese Distanz sei für Kinder zumutbar und die Bewegung an der frischen Luft gesund.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt bezweifelte außerdem, dass eine Subvention die wirklich bedürftigen Familien erreichen würde. Er sprach angesichts der freiwilligen Schulwahl von einer "selbstgewählten, subjektiven Ungerechtigkeit". Nach intensiver Diskussion wurde der Antrag der Grünen mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.
- https://www.quarks.de/gesellschaft/bildung/darum-sollte-die-schule-spaeter-beginnen/
Aber von einer konservativen Landesregierung, die seit 60 Jahren in mehr oder weniger gleichen Konstellation existiert, ist eine Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse nicht zu erwarten (https://www.br.de/nachrichten/bayern/laenger-schlafen-spaeter-in-die-schule-in-bayern-undenkbar,UMA5lig). Denn: "Wir haben das schon immer so gemacht" - dass alles beim alten bleibt, ist nun mal die Quintessenz des Konservativismus.
Quellen:
- https://www.unibas.ch/de/Aktuell/Uni-Nova/Uni-Nova-127/Uni-Nova-127-Spaeterer-Schulanfang-wachere-Kinder.html
- https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/schule-spaeter-starten-besserer-schlaf-und-konzentration-von-teenagern100.html
(...)
Einfachere Tarife - also dass man mit einem Fahrschein in einem bestimmten Zeitraum jede x-beliebige Fahrt antreten kann - wurden u.a. von mir in den entsprechenden Gremien (bei mir im Landkreis, aber das ist egal, da der Verbund für alle geht) schon öfters gefordert, waren bisher aber leider nicht mehrheitsfähig.