Dass der Sommer extrem trocken ist, sieht man auch in der Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg, wo auf 1000 Hektar Gemüse und andere Sonderkulturen angebaut werden. Auf einigen der Felder vertrocknen Pflanzen im staubigen Boden. Andere werden bewässert. Die Redaktion hat mit Landwirten und Umweltschützern über die problematische Situation gesprochen.
"Dass hier Wasser durch Überkopfberegnung verschwendet werden darf, ist ein Skandal", sagt Andrea Angenvoort-Baier, Sprecherin vom Agenda21-Arbeitskreis "Wasser am Limit". Sie steht am Rand eines riesigen Feldes im Regen. Aus einem guten Dutzend Sprengern schießt das Wasser in den Himmel und plätschert auf den Rotkohl. "Während die Regierung von Unterfranken zum Sparen von Wasser aufruft, verdunstet es hier in der Luft", sagt Angenvoort-Baier.
Der Grundwasserspiegel in der Bergtheimer Mulde nimmt laut Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, das für die Region zuständig ist, seit Jahren ab, genauso die Niederschläge. Trotzdem dürfen Landwirtinnen und Landwirte weiter kostenlos mehrere hundert Millionen Liter - mehrere hunderttausend Kubikmeter - Grundwasser entnehmen.
Die Zisternen von Landwirt Schlereth sind längst leer
"Wo wir nicht bewässern, gehen Karotten, Kohl und Mais kaputt", sagt Martin Schlereth vom Biogemüseland Schlereth in Unterpleichfeld. Die Zisternen seines Betriebs seien längst leer. Mit den vom Wasserwirtschaftsamt genehmigten 128.000 Kubikmeter Wasser könne der Betrieb in der extremen Trockenheit dieses Sommers nicht alle Felder versorgen. Landwirt Schlereth jammert nicht über die Situation. Das Wetter sei halt sein Berufsrisiko. "Es ist ein schlimmes Trockenjahr, mit den Folgen müssen wir umgehen."
"Wir haben schon im Juni entschieden, welche Flächen wir aufgeben, um genug Wasser für die anderen zu haben", erläutert Schlereth. Einige Äcker mit Zuckermais oder Kohl habe man dann gar nicht mehr bewässert und werde auf diesen nichts oder nur sehr wenig ernten.
Die Konsequenz laut Schlereth: "Weil die Trockenheit ganz Deutschland trifft, werden Anfang nächsten Jahres nur noch Karotten aus Israel und Kartoffeln aus Ägypten im Supermarkt zu kaufen sein."
Bewässerung an der Wurzel statt Beregnung
Wasserverschwendende Sprüher setzt Schlereth nicht mehr ein. Seine Felder bekämen Wasser nur Tröpfchenweise. Auf einem Karottenfeld bei Unterpleichfeld zeigt er, wie das Wasser aus einem Schlauch in der Erde an die Wurzeln tropft. "Da verdunstet fast nichts." Das Verlegen der Schläuche im Frühjahr und die Entfernung vor der Ernte sei aber arbeitsintensiv und teuer.
Hinter dem Blaukrautfeld brummt ein Dieselgenerator. Mit dem Strom wird eine Pumpe angetrieben, die das Wasser in dicke Schläuche zieht. Die Wasseruhr steht bei 70.680 Kubikmeter. Rund 80 solcher Brunnen gibt es in der Bergtheimer Mulde. Der Zusammenhang zwischen ihrem Betrieb und dem Rückgang des Grundwassers wird momentan untersucht. Bis es ein Ergebnis gibt, laufen die Pumpen weiter. Die erlaubten Entnahmemengen hat das Wasserwirtschaftsamt etwas reduziert.
Umweltschützer fordern strengere Vorgaben
Während Claudia Taeger, Gartenbau-Expertin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen, findet, dass die Landwirte bereits deutlich sparsamer mit dem Wasser umgehen würden, fordern Umweltschützer von den Behörden strengere Vorgaben.
So fordert der Bund Naturschutz in Würzburg, dass nur Grundwasser bekommt, wer seinen Boden verbessert und trockentolerantere Gemüsesorten anbaut. "Überkopfberegnung sollte verboten und der Verbrauch von Grundwasser wirksam kontrolliert werden", sagt Angenvoort-Baier und schlägt eine digitale Überwachung aller Wasseruhren vor.
Die Brunnen haben Wasserzähler, deren Zählerstände von den Landwirten ans Landratsamt Würzburg gemeldet werden müssen. Doch eine Aufstellung des Bayerischen Umweltministeriums zeigt, dass nicht alle Betriebe das tun, was offensichtlich auch nicht beanstandet wird.
Die Landwirte Schlereth und Richard Konrad aus Hausen sagen aber auf Nachfrage der Redaktion, dass sie die Zählerstände ihrer Brunnen regelmäßig melden und diese durch unangekündigte Kontrollen überprüft werden.
Landwirt Schlereth: Regionales Gemüse kann nicht so billig sein, wie das aus Spanien
"Dieses Jahr ist eine Katastrophe", sagt Konrad. Auch er könne nicht alle seine Felder bewässern und berichtet von Karotten, die zu klein sind, um geerntet zu werden, weil sie dabei durch die Gitter der Erntemaschine fallen würden. Aber auch alle anderen Gemüsesorten der Bergtheimer Mulde - wie Weißkraut, Zwiebeln, Kürbisse oder Mais - würden heuer nicht wachsen. Konrad hofft, dass die Region möglichst bald mit Mainwasser versorgt wird.
Eine andere Möglichkeit, der Trockenheit zu begegnen, kann man auf einem Acker bei Opferbaum sehen. Hier wächst Weißkraut eines anderen Bio-Landwirts auf einer dicken, kompakten Schicht aus Heu. Darunter ist der Boden zumindest noch ein kleines bisschen feucht. Doch auch diese Methode ist arbeitsintensiv und die Kohlköpfe deutlich kleiner als das Rotkraut, das bei Bergtheim beregnet wird.
"Der Verbraucher ist leider nicht bereit, für mehr Aufwand auch mehr zu bezahlen", nennt Michael Schlereth das Problem, das aus seiner Sicht alle Landwirte der Region haben. So beliefere zum Beispiel sein Familienbetrieb den regionalen Lebensmitteleinzelhandel. Dort müsse er sich gegen die globale Konkurrenz behaupten können. "So billig wie in Spanien, können wir aber nicht produzieren", sagt Schlereth. Und die dortigen Umweltprobleme würden weniger interessieren.
aber bitte nur durch effektive Tröpfchenbewässerung!
Kein unnötiger Wasserverbrauch zu Dumpingpreisen für die Parfümindustrie! Denn hierfür wird der Großteil dieser Pfingstrosen „produziert“.
Wir Verbraucher*innen müssen aber auch bereit sein, unsere lokalen Bauern trotz etwas höherer Preise zu unterstützen. Für mich ist momentan allerdings die Frage, ob es dann für den Geldbeutel möglich ist, auch noch regional & bio zu kaufen, oder ob es genügt, regional & konventionell zu kaufen….. Es muss halt für den persönlichen Geldbeutel auch noch machbar sein:-/
Denken Sie doch bitte an die sehr hohen Qualitätsstandards die wir hier in Deutschland infolge mannigfaltiger Verordnungen, Restriktionen und Erlassen -einem förmlichen Bürokratiemonster, das sehr vielen Betrieben zwischenzeitlich komplett den Atem raubt- widerspruchslos einzuhalten haben.
Da können selbst nicht einmal die Bio-Importe mithalten; Sie können also konventionell regelhaft erzeugte Produkte hierzulande konsumieren ohne schlechtes Gewissen.
Meine Devise lautet übrigens schon seit Jahrzehnten "allenfalls soviel wie nötig", dabei gelingt tatsächlich eine weitreichende Ökologie ohne dass dabei die Ökonomie vollkommen unter die Räder kommt. Damit wäre den deutschen Verbrauchern schließlich auch nicht gedient, denn solche Höfe verschwinden über kurz oder lang von der Bildfläche; vom Drauflegen kann schließlich niemand auf Dauer leben!
Ich jedenfalls kompensiere keine ackerbaulichen Fehler mit der Chemiekeule.
Das Risiko wird keiner lange tragen können, wenn es mehrere Trockenjahre in Folge gibt. Seit 2010 haben wir praktisch jedes Jahr eine Dürre mit immer stärkerer Intensität (https://www.ufz.de/index.php?de=47252). Es ist absehbar, wohin die Reise geht: Landwirtschaft wird zu einer unwirtschaftlichen Wette. In bereits trockenen Ländern wird praktisch keine Landwirtschaft mehr betrieben. Wie und warum auch, wenn es z.B. in 10 Jahren nur eine erfolgreiche Ernte gab? Da hilft auch Anpassung nichts mehr. Die ist nur in Grenzen möglich. Teure Importe aus Regionen wo man noch produzieren kann sind die Folge. Und leiden werden die, die sich das nicht leisten können. Das ist keine Utopie sondern Realität.
"So billig wie in Spanien, können wir aber nicht produzieren."
Spanien bzw. generell Europa leidet unter der Trockenheit. Auch wenn es im Vergleich billiger bleibt: Die Folgen sind die Gleichen, die Preise werden steigen.
https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/feuer-inferno-im-landkreis-bad-kissingen-scheunenbrand-in-geroda-greift-auf-haeuser-ueber-art-10880361
und jetzt verteufelt.
Zitat: "Das Wetter sei halt sein Berufsrisiko."
Wenn man dass so lapidar äußert kann die Problematik nicht so groß sein oder man hofft halt darauf weiterhin Grundwasser in rauen Mengen entnehmen zu dürfen.
Es sollte mindestens Tropfenbewässerung verpflichtend werden. Ohne diese Art der Bewässerung könnten viele Länder z.B. auch Israel jetzt schon kaum noch die genannten Waren erzeugen.
Keine Bewässerung von Obst und Gemüse sowie Weinbergen. - Gleichheit für alle Bauern, mehr gibt die Natur dato ohnedies nicht her, ansonsten wird uns das Löschwasser fehlen, wenn‘s aktuell vielerorten immer wieder brennt...
Alle anderen Kollegen, die sich das nicht leisten können und wollen, sind mit genau eben derselben Dürre konfrontiert, müssen bisweilen sogar Totalausfälle auf den eigenen Äckern finanziell verkraften können, konfrontiert obendrein mit einem regional exorbitanten Pachtzinsniveau, verstetigt entgleist, geschuldet diesen Gemüsebaronen, die sich ignorant egoman in vierstellige Ebenen verstiegen haben, wo andere geerdet wirtschaftende Bauern schlichtweg nicht mithalten können und wollen.
...Und jetzt dieses Gejammere aus diesen Reihen, wenn das Wasser für ein solch perfides Geschäftsmodell ausgeht!?
Mein Mitleid hält sich hier absolut in Grenzen. Wir alle müssen endlich mit unserer Ressource WASSER äußerst umsichtig haushalten und demgemäß auch unseren Ackerbau regional anzupassen wissen!
Die Bauern die nicht bewässern wollen oder nicht können , werden durch diese bewässernden Großagrarier an die Wand gedrückt.