zurück
Würzburg
Kritik an geplanter Aufweichung zeigt Wirkung: Umweltminister Glauber distanziert sich von Plänen zum Trinkwasserschutz
Der Freie-Wähler-Politiker widerspricht dem Vorhaben der eigenen Landtagsmehrheit, den Trinkwasserschutz zu lockern. Die Opposition glaubt, bei Söder gehen Konzern-Interessen vor.
Hat die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung immer noch Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen? In Bayern ist ein heftiger politischer Streit über die Aufweichung des Wasserschutzes entbrannt.
Foto: Frank Rumpenhorst, dpa | Hat die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung immer noch Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen? In Bayern ist ein heftiger politischer Streit über die Aufweichung des Wasserschutzes entbrannt.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:26 Uhr

Die massive Kritik an einer von CSU und Freien Wählern im Landtag geplanten Aufweichung des Trinkwasserschutzes in Bayern zeigt offenbar Wirkung. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) beteuerte auf Nachfrage, an bestehenden Trinkwasser-Schutzgebieten in Bayern werde auf jeden Fall festgehalten: "Darauf können sich alle verlassen." Auch werde er nicht zulassen, dass mit Wasserrechten in Bayern gehandelt werde: "Wenn große Konzerne hier Claims erwerben wollen, dann mauern wir die Tür zu", sagte er.

Umweltminister Glauber: An Trinkwasser-Schutzgebieten wird nicht gerüttelt

Glauber reagierte damit auf einen Bericht dieser Redaktion, der öffentlich gemacht hatte, dass CSU und Freie Wähler im Landtag durch kurzfristige Änderungen im Landesentwicklungsprogramm (LEP) den dauerhaften Schutz von Wasserschutzgebieten aufheben wollen. Zudem soll der Vorrang der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung vor der gewerblichen Nutzung sowie der Schutz des Tiefengrundwassers eingeschränkt werden.

Bayerns Kommunen und öffentliche Wasserversorger hatten deshalb in einem gemeinsamen Brandbrief gewarnt, der "vorsorgende Grundwasserschutz und die ortsnahe Wasserversorgung" seien in Bayern ernsthaft "in Gefahr".

Damit liefe die geplante LEP-Änderungen aber auch der "Wasser-Strategie" der Staatsregierung entgegen, die in Zeiten des Klimawandels mit viel Geld das Grundwasser schützen und die Trinkwasserversorgung sichern will. Glauber sieht sich hier allerdings rechtlich am längeren Hebel: Die Umweltbehörden "machen die Wasserwirtschaft in Bayern", beteuert er. Im Klartext: Nur über die Landesplanung sei der Wasserschutz nicht auszuhebeln.

Glauber: Trinkwasser lieber für Lebensmittel nutzen, als die Toilette runterspülen

Legitim sei allerdings der Wunsch von Lebensmittelerzeugern, das knappe Gut Wasser gleichberechtigt mit der Bevölkerung nutzen zu können, findet Glauber. Denn in Privathaushalten werde das kostbare Trinkwasser "ja auch die Toilette runtergespült". Hier müsse es einen fairen Ausgleich geben.

Verspricht trotz gegenteiliger Initiativen aus CSU und Freien Wählern, dass an Wasserschutzgebieten nicht gerüttelt wird: Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freier Wähler)
Foto: Sven Hoppe, dpa | Verspricht trotz gegenteiliger Initiativen aus CSU und Freien Wählern, dass an Wasserschutzgebieten nicht gerüttelt wird: Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freier Wähler)

Bei CSU und Freien Wählern "gehen die Interessen von Getränkekonzernen vor", glaubt dagegen der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl. Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe deshalb "den Daumen längst gesenkt gegenüber konsequentem Trinkwasserschutz in Bayern."

"Zahnloses Tigerchen": SPD und Grüne glauben nicht an Trinkwasserschutz in Bayern

Der Umweltminister präsentiere sich dagegen nur "als zahnloses Tigerchen", kritisiert Friedl. Auch der SPD-Abgeordnete Volkmar Halbleib glaubt nicht an konsequenten Wasserschutz in Bayern: Die Realität widerspreche jedenfalls "den schönen Lippenbekenntnissen Glaubers zum Weltwassertag".

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Kitzingen
Gerolzhofen
Bad Neustadt
Bad Kissingen
Henry Stern
CSU Würzburg
Freie Wähler
Grundwasserschutz
Markus Söder
Patrick Friedl
SPD Würzburg
Thorsten Glauber
Trinkwasser
Umweltminister
Volkmar Halbleib
Wasserversorgungsunternehmen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • andreas_gerner@gmx.de
    Die Mainpost erreicht tausende Leser die allesamt Wasserverbraucher sind und mit ihrem Verhalten einen Einfluss auf die künftige Versorgungslage haben.

    Man möchte meinen, angesichts dieser Reichweite greift die Mainpost den Weltwassertag auf, um ihn zu nutzen, wofür er einst ausgerufen wurde: Die Menschen zu einem sorgsamen Umgang mit Wasser zu ermahnen.

    Doch weit gefehlt. In der heuteigen Zeitung zu privatem Wasserverbrauch, Spartipps, dem Zuwachs an Pools, der zunehmenden Bewässerung von Freizeit- und Sportrasen (Fußball, Golf, etc) usw. kein Wort.

    Stattdessen nutzt die Mainpost mit gleich 3 ! Artikeln in der heutigen Zeitung die Gelegenheit, mit dem Finger auf einige wenige zu deuten und Missgunst gegen die zu schüren.

    Alle Achtung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dietmar@eberth-privat.de
    Kommerz vor Trinkwasserschutz?

    Beispiel Polling wo eine neue Wasserabfüllanlage mit Tiefengrundwasser gebaut werden soll.

    "Ein Argument der Gegner ist, dass der örtliche Wasserversorger in der Gemeinde Polling im Landkreis Mühldorf schon jetzt Tiefengrundwasser beimischt, um die Grenzwerte beim Trinkwasser einzuhalten. Zu hohe Nitratwerte im oberflächlicheren Grundwasser seien der Grund für dieses Prozedere. Auch der Bürgermeister [CSU] der Stadt Töging am Inn, im Nachbarlandkreis Altötting, hat Einwände gegen die kommerzielle Abfüllung des Wassers."
    https://www.br.de/nachrichten/amp/bayern/unterschriften-gegen-wasser-abfuellanlage-werden-uebergeben

    PS : ganzer Beitrag https://youtu.be/0JY530U7Yuo
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Midgard
    Ich bin entsetzt über die Aufweichung des Trinkwasserschutzes in Bayern! Anstatt Konzepte zu entwickeln und voranzutreiben mit denen der aktuelle und sich zukünftig sicher noch verstärkende Wassermangel bewältigt werden kann, wird einfach mal der Trinkwasserschutz aufgeweicht. Schwammstadt, Grauwassernutzung, Zisternenpflicht, Entsiegelung, Humusaubau, usw. wären Themen mit denen sich Herr Söder mal befassen sollte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • klaus.1960k@t-online.de
    Der Trinkwasservorrang muss erhalten bleiben. Notfalls müssen wir dafür auf die Straße gehen.
    Da wäre selbst ich diesmal dabei. Wer geht mit?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bezirksrat Gerhard Müller
    Die Lösung ist einfach: am 8.10.23 abwählen😊
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • RGPBR@aol.com
    Die Grünen und die SPD machen es doch noch schlechter. Das zeigen sie im Moment doch in Berlin
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dietmar@eberth-privat.de
    Können Sie erklären was Ihnen an der "Nationalen Wasserstrategie" der Ampel missfällt?

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wie-trinkwasser-gesichert-werden-soll-nationale-wasserstrategie-18744902.html

    https://www.bmuv.de/download/bmuv-entwurf-nationale-wasserstrategie
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten