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Altertheim/Iphofen
Meinung zur Kommunikation von Knauf: Die Sorgen der Menschen ums Wasser sind verständlich
Knauf versucht, Zweifel an der Sicherheit des Bergwerks auszuräumen und erklärt Ergebnisse seines Gutachtens zu Tatsachen. Das ist so nicht richtig, meint unsere Autorin.
Der Norbertusheim-Stollen im Kloster Oberzell ist einer von den drei Stollen der Zeller Quellen, die 130.000 Menschen in Würzburg mit Trinkwasser versorgen.
Foto: Thomas Obermeier | Der Norbertusheim-Stollen im Kloster Oberzell ist einer von den drei Stollen der Zeller Quellen, die 130.000 Menschen in Würzburg mit Trinkwasser versorgen.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 23.04.2025 07:00 Uhr

Wie wichtig das geplante Bergwerk bei Altertheim für Knauf ist, lässt sich an der Kommunikationsstrategie des Konzerns erkennen. Während sich Knauf in Bezug auf seine Geschäfte im fernen Russland bedeckt hält, ist das Unternehmen aus Iphofen in Sachen Bergwerk in der Heimat um Transparenz bemüht.

Das ist im Sinne tausender betroffener Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg zu begrüßen. Zu kritisieren ist aber: Knauf kommuniziert auf eine Art und Weise, die den Menschen den Eindruck der Eindeutigkeit vermittelt. Diese gibt es bislang aber nicht. 

So verweist das Unternehmen vielfach auf "Fakten" - und meint damit Ergebnisse seines beauftragten Gutachtens. Demnach gingen Gipsabbau und Trinkwassergewinnung "erwiesenermaßen" und "eindeutig" zusammen. 

Fakten sind der Definition nach nachweislich wahre Tatsachen. 19 Bohrungen zur Untersuchung des Untergrunds aber "sind 19 Bohrungen und kein 3D-Modell im 50-Zentimeter-Raster", sagt das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg (WWA). Von den Bohrungen schließt das Knauf-Gutachten auf eine geplante Abbaufläche, die mit bis zu rund sieben Quadratkilometern etwa so groß wäre wie die 9600-Einwohner-Gemeinde Höchberg.

Annahmen aufgrund von Bohrungen sind keine Fakten

Richtig ist: Aufgrund der Bohrungen in der Altertheimer Mulde gibt es begründete Annahmen über die Beschaffenheit des Untergrunds. Das Wasserwirtschaftsamt als amtlicher Experte bewertet das Knauf-Gutachten als "plausibel". 

Selbstverständlich hat der Gips-Weltmarktführer ein Interesse daran, dass Bayerns größtes Bergwerk unter Würzburgs wichtigster Trinkwasserader nicht zum Desaster wird. Doch Annahmen sind keine Fakten.

Es sei "unmöglich", den Untergrund im Vorfeld in einem Modell "so abzubilden, dass man alles erfasst, was in der Realität eintreten kann", sagt die Wasserbehörde. Ein Restrisiko bleibe. Nicht umsonst plant Knauf ein "Monitoringkonzept" und einen "Maßnahmenplan" für den Fall, dass der Untergrund doch anders aussieht als angenommen.

Die Sorge vieler Menschen um die Lebensgrundlage Wasser ist also keine abstrakte Angst, wie sie der geschäftsführende Gesellschafter Jörg Kampmeyer in einer Main-Post-Anzeige nennt. Sie ist eine verständliche Befürchtung - erst recht im immer trockener werdenden Klimahotspot Unterfranken.

 
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Kommentare
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  • Erich Spiegel
    Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wir haben bereits Bergwerke. Diese laufen seit Jahrzehnten völlig störungsfrei. Trotzdem wird mit der Angst der Leute gespielt. Lasst die Experten (Bergamt, etc.) prüfen, so wie in der Vergangenheit Ideologie-frei, sachlich, faktenbasiert und Ergebnis offen. Auch in der Vergangenheit mussten Restrisiken akzeptiert werden. Das ganze Leben ist ein Risiko. Das sollten die Leute bedenken, die (noch) warm und bequem auf dem Sofa sitzen. Europa steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Die Deindustrialisierung schreitet voran. Geld das durch den Export von Industriegütern wie Autos und Maschinen ins Land kommt, wird immer weniger. Die neuen Schulden der Regierung heizen die Inflation an (laut Wirtschaftsexperten). Jeder Industriearbeitsplatz wird dringend benötigt, damit die Unzufriedenheit mit dem demokratischen System nicht weiter zunimmt.
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  • Frank Stößel
    Sie sagen es dankeswerterweise überdeutlich, Frau Greß: "Die Sorge vieler Menschen um die Lebensgrundlage Wasser ist also keine abstrakte Angst, wie sie der geschäftsführende Gesellschafter Jörg Kampmeyer in einer Main-Post-Anzeige nennt. Sie ist eine verständliche Befürchtung - erst recht im immer trockener werdenden Klimahotspot Unterfranken." Es geht also um die weitreichende Verantwortung in einer lebenswichtigen Entscheidung für oder eventuell sogar gegen unser gutes und gesundes Würzburger Trinkwasser. Da können einem schon auch die Knie hinter den Schreibtischen schlottern. Und da beißt die Firma Knaufdurch ihr Auftreten mit breiter Brust und viel Geld für Ihre spezielle Knauf-Kommunikation der Maus keinen Faden ab. Wenn's gut bleiben soll, doch die Finger davon lassen oder eine große Nummer kleiner sozusagen Probe abbauen und eventuell weitersehen. Könnte man das Restrisiko so gegen Null reduzieren? Wird diese Frage überhaupt so gestellt? Oder geht es um alles oder nichts?
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  • Martin Deeg
    Die Unredlichkeit und die auf Ergebnis fixierten Werbe-Strategien der Fa. Knauf sind schon sehr auffällig.

    Meine Erfahrung: wenn jemand derart zwanghaft etwas "verkaufen" will und einen strategisch überfällt, um sein Ziel zu erreichen - Finger weg!
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  • Alfred Neumann
    Eine Firma in unserem Wirtschaftssystem ist immer auf Gewinnerzielung ausgerichtet, sonst wäre es Liebhaberei. Und für letzteres müssen auch keine Steuern gezahlt werden.

    Wenn eine Firma/Hersteller sein Erzeugnis und die Vorzüge oder Vorteile für den Verbraucher hervorhebt, nennt man das Werbung/Marketing. Ist andauernd bei uns an Plakatwänden, im Radio, in Werbeanzeigen oder in SoMedia zu finden."Zwanghaftes Verhalten" ist im Bereich Psychologie verortet.

    Weder Gewinnerzielung noch Marketing sind per se "unredlich". "Unredlich" sind die falsche Behauptung von unbelegten Fakten.
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  • Georg Ries
    Dann sind die Bohrungen, die seitens WVV erfolgten und der Gebietsabgrenzung dienten auch keine Fakten?
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  • Jürgen Huller
    Die Bohrungen können nur feststellen, wie die Bodenbeschaffenheit GENAU AN DER STELLE der Bohrung ist. Für die Strecke zwischen 2 Bohrungen wird ANGENOMMEN, dass die Beschaffenheit dort genau so wie an den Bohrungen ist. Aber z.B. könnten die Schichten bereits einen Meter weiter einen Versatz wegen einer Senkung haben. Das bliebe unbemerkt. Weil es eben kein vollständiger 3D Scan ist.

    Lesen Sie dazu auch oben den Kommentar.

    Somit sind diese Rückschlüsse, die man aufgrund der Bohrungen zieht, eben keine Fakten mehr, sondern Annahmen, die mit einem Restfehler oder einem Restrisiko behaftet sind.

    Knauf will diese Annahmen zu Fakten umdeuten, auf denen weitere logische Folgerungen über das Risiko für das Trinkwasser gezogen werden.

    Anders gesagt: Unweigerlich vorhandene Unschärfen werden hier bewusst ausgeschlossen. Man hofft hier, einen Großteil der Bevölkerung bewusst mit falschen Tatsachen zu überzeugen.

    Deswegen kann ich diesem Kommentar von Frau Greß nur zustimmen.
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  • Holger Seubert
    Ich wohne in Altertheim und hier hat die WVV noch nie eine Bohrung gemacht!
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