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Was wurde aus den Plänen von Knauf, sich aus Russland zurückzuziehen? Ein Blick auf die aktuelle Situation
Gips-Weltmarktführer Knauf wollte sich eigentlich vom Russland-Geschäft verabschieden. Wann und wie, blieb unklar. Warum bislang wenig bekannt ist und was ein Experte sagt.
Blick auf die Zentrale des Knauf-Konzerns in Iphofen bei Kitzingen: Das Unternehmen verhandelt in Russland, wie es dort mit seinen Geschäften weitergeht.
Foto: Thomas Obermeier | Blick auf die Zentrale des Knauf-Konzerns in Iphofen bei Kitzingen: Das Unternehmen verhandelt in Russland, wie es dort mit seinen Geschäften weitergeht.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 20.04.2025 02:31 Uhr

Vor einem Jahr kündigte der Baustoffkonzern Knauf überraschend an, aus dem umstrittenen Russland-Geschäft auszusteigen. Doch seither hat sich offenbar wenig getan. Das Unternehmen aus Iphofen bei Kitzingen hält sich nach wie vor bedeckt.

Es gebe "noch keinen neuen Sachstand", teilt Konzernsprecher Matthias Link auf Anfrage mit. "Die laufenden Gespräche unterliegen der Vertraulichkeit."

Gehen die Knauf-Werke in Russland an Oligarchen?

Russland ist wegen des Ukraine-Kriegs international geächtet. Zunächst hatte es im Frühjahr 2024 aus der Unternehmenszentrale in Iphofen geheißen, die russischen Werke würden an das lokale Management verkauft. Dann machte offenbar das Putin-Regime einen Strich durch die Knauf-Pläne. Moskau wolle die Werke an regimetreue Oligarchen geben, hieß es.

Der Russland-Kenner und Journalist Gunnar Jütte kann sich vorstellen, dass Knauf auf Zeit spielt, um in dem Riesenreich weiterhin Perspektiven zu haben. Er habe beobachtet, dass derzeit immer mehr deutsche Unternehmer wieder in Russland aktiv werden wollen. Jütte ist Geschäftsführer des unabhängigen Online-Nachrichtenkanals Russland.Capital und lebt im Großraum Moskau.

Es komme vor, dass das Putin-Regime ausländische Firmen an Oligarchen verscherble und auch, dass die Unternehmen ein Rückkaufrecht für ihre abgegebenen Werke haben, erklärt Jütte. Ein solches Recht war 2024 auch im Fall Knauf im Gespräch. Was daraus geworden ist, ist unklar.

Experte: Internationale Ächtung Russlands hat nachgelassen

Jütte zufolge verhandeln momentan ausländische Unternehmen in Russland hinter verschlossenen Tür immer intensiver, wie es für sie weitergehen könnte. "Da ist einiges am Laufen", sagt der Journalist. Über die Aktivitäten von Knauf erfahre er aber seit geraumer Zeit nichts.

Zuletzt hatten diverse Medien übereinstimmend berichtet, dass ausländische Konzerne in Russland wieder Fuß fassen wollen. Hintergrund sollen die Annäherung zwischen dem Kreml und der US-Regierung sein.

Er beobachte, dass die internationale Ächtung des Putin-Regimes nachgelassen habe, sagt Jütte. Das ermutige manches ausländische Unternehmen, im Land wieder aktiv zu werden. 

Knauf investiert in neue Werke in der Ukraine

Gips-Weltmarktführer Knauf teilte indes gegenüber dieser Redaktion mit, im Westen der Ukraine mit dem Bau von zwei neuen Werken begonnen zu haben. Das geplante Gipsputzwerk werde voraussichtlich in diesem Jahr, das Gipsplattenwerk in 2027 in Betrieb gehen.

Knauf hat in der ukrainischen Hauptstadt Kiew einen Betrieb mit 420 Beschäftigten. In der Westukraine investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben 150 Millionen Euro und schafft in diesem Jahr circa 30 neue Arbeitsplätze.

In Russland ging der Konzern vor rund 30 Jahren auf den Markt. Wie viele Werke Knauf dort derzeit noch hat, lässt das Unternehmen offen. Zuletzt war von 14 Betrieben mit zusammen 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Rede.

 
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  • Christa Steinmüller
    Tja, so lange sich da noch viel Geld verdienen lässt, ist dem Kanuf der Rest doch egal.
    Ähnlich wie mit dem Trinkwasser derzeit auch
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  • Mario Götschel
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  • Hiltrud Erhard
    Macht nur weiter so!
    Knauf braucht die MP und die Hater nicht!
    Aber die Arbeitnehmer brauchen einen Arbeitsplatz!

    Diese Kampagne ist bezeichnend!

    "Der Russland-Kenner und Journalist Gunnar Jütte kann sich vorstellen,"...
    Und auch bezeichnend ist, dass im Bericht keine Fakten oder Substanz gebracht werden sondern Vermutungen!
    Ich bin auch Russland Kenner!
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  • Anton Müller
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Hab gehört

    inzwischen gibt es für Teslas Aufkleber, auf denen so ungefähr steht: "ich hab das Ding gekauft, bevor Elon ausgetickt ist" - vielleicht kann Knauf ja sowas Ähnliches mit den Werken in Russland machen XD?!
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  • Ralf Eberhardt
    Wenn, wie hier im Hintergrund die Familie steht, wird PR in der Regel immer ein schwieriges Geschäft für die im Vordergrund Handelnden. Das ist die eine Wahrheit. Die zweite ist, dass Knauf - wie viele, viele andere Unternehmen - die Priorität auf das Materielle setzt, was ja auch sein gutes Recht ist. Dass dabei Wasser oder auch Moral an eine nachgeordenete Stelle rutschent, ist auch nicht ganz ungewöhnlich für eine wirtschaftliche Unternehmerdenke.
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  • Jürgen Huller
    Spiel auf Zeit. Das habe ich schon vor einem Jahr hier geschrieben.

    Auch hier "gibt es noch keinen neuen Sachstand", um es mit den Worten von Knauf zu sagen.

    Die hatten und haben nicht wirklich vor, sich zurück zu ziehen. Man will es einfach aussitzen. Dumm nur, daß der Krieg so lange dauert. So werden die Ausreden langsam unglaubwürdig.

    Unternehmen, die sich wirklich zurück ziehen wollten, haben es einfach getan. Mit aller Konsequenz.

    Knauf will nicht -was ja erstmal ihr gutes Recht ist- wollen es aber so, vermutlich aus PR Gründen, nicht zu geben. Ehrlichkeit wäre hier eine Tugend.

    Damit wären wir bei den "Unternehmenswerten", die man auf der Homepage findet. Diese scheinen pure Lippenbekenntnisse zu sein, nicht die Bits wert, mit denen sie geschrieben sind. Inhaltsloses Schönwetter Marketing Gewäsch, das man bei der nächstbesten Gelegenheit ignoriert.

    Soll man so einem Laden trauen? Z.b. bzgl. Gipsabbau Altertheim? Muss jeder selbst beurteilen.
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  • Günter Lutz
    Knauf will auf beiden Seiten der Grenze beim Wiederaufbau mitverdienen. Pecunia non olet .
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  • Jürgen Huller
    Ja, können sie ja, ist ihr gutes Recht.

    Nur sollen sie sich halt ehrlich machen und uns dieses Rumgeeiere ersparen.
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  • Fabian König
    Manches Geld stinkt nach Blut.
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  • Thomas Diener
    Wir Deutschen sind ein Land der " Experten " geworden , weil sich damit gut leben läßt.
    Keine verläßlichen Aussagen , nur Vermutungen wie es eventuell ablaufen könnte.
    Und dann geht das Geschrei auf alle und in jeder Richtung wieder los.
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  • Stefan Wolz
    Jawohl. Die Kampagne gegen Knauf läuft. Anstatt man froh ist, dass der Trinkwasserschutz in Wü gesichert ist.....
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  • Martin Deeg
    ..."Russland ist wegen des Ukraine-Kriegs international geächtet."...

    Das ist doch moralisches Wunschdenken.
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  • Gerhard Zwierlein
    "Eigentlich" - Knauf wollte sich eigentlich vom Russland-Geschäft verabschieden und "eigentlich" will Knauf den Trinkwasserschutz der Zeller Quellen um Würzburg berücksichtigen....aber wenns um Geld geht!
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