
Im Genehmigungsprozess für Bayerns größtes Gipsbergwerk der Firma Knauf sorgt eine E-Mail der Regierung von Unterfranken für Irritation. Um deren Aufklärung bemüht sich jetzt sogar das bayerische Wirtschaftsministerium.
Der Inhalt der E-Mail, die an 18 Gemeinden ging: Die Staatlichen Geologischen Dienste des Landesamts für Umwelt (LfU) in München, deren Aufgabe die Rohstoffsicherung in Bayern ist, schlagen vor, welche Gebiete in Unterfranken künftig vorrangig für den Gipsabbau reserviert werden sollten - und welche nicht mehr.
Dem LfU-Vorschlag nach würden viele Flächen in Unterfranken in Zukunft wegfallen. Doch ausgerechnet das Gebiet nördlich von Altertheim im Landkreis Würzburg - also dort, wo im Trinkwassereinzugsgebiet der Stadt Würzburg der Knauf-Konzern sein umstrittenes Gipsbergwerk errichten möchte - schlägt das Landesamt als "Vorranggebiet" vor. Als Gebiet also, in dem Gipsabbau künftig Priorität vor allem anderen haben soll - also auch vor Wasser?
Hat Gipsabbau bald Vorrang vor Wasser?
Ist Knaufs Megaprojekt damit von staatlicher Seite beschlossen? Will das Landesamt für Umwelt in München die Bergwerkspläne durchdrücken, noch bevor der offizielle Genehmigungsprozess abgeschlossen ist? Und noch während die Prüfung läuft, ob das gleiche Gebiet zu einem Wasserschutzgebiet der Stadt Würzburg ausgewiesen werden soll?
Die E-Mail verschickte die Regierung von Unterfranken am 7. Februar an 18 Gemeinden in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart mit dem Hinweis: "Unsererseits werden die anliegenden Informationen nicht vor dem 06.05.2025 veröffentlicht." Seither wurde in vielen betroffenen Kommunen hitzig diskutiert - teils auch öffentlich.
"Für mich sieht das sehr merkwürdig aus", kritisiert Sebastian Hansen, zweiter Bürgermeister der Gemeinde Waldbüttelbrunn, den Vorschlag. Der Grünen-Politiker fragt: "Soll da etwa das Gebiet zum Vorranggebiet für Gips werden, bevor das Trinkwasserschutzgebiet ausgeweitet werden konnte?"
Zeitpunkt des Vorschlags "irritierend" und "fragwürdig"
Der Vorgang "irritiert doch sehr", sagt der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl. Die Stadt Würzburg wandte gegenüber der Regierung von Unterfranken ein: Die Ausweisung eines Vorranggebiets zur Rohstoffsicherung sei "nicht rechtmäßig". Die Trinkwassergewinnung sei von "überragender" Bedeutung.
Zumindest der Zeitpunkt des LfU-Vorschlags sei "fragwürdig", findet Waldbrunns Bürgermeister Markus Haberstumpf (CSU). Denn die Gemeinden waren zu dieser Zeit dazu aufgerufen, beim Bergamt Nordbayern Stellung zum geplanten Gipsbergwerk von Knauf zu nehmen.
Der Bürgermeister von Iphofen im Landkreis Kitzingen, Dieter Lenzer (Freie Wähler), sieht das anders. "Wenn wir schon Rohstoffe haben, sollten wir sie auch nutzen, solange das vertretbar ist", sagt Lenzer. Im Bauausschuss der Stadt Iphofen, der das dort ansässige Weltunternehmen Knauf weit über 1000 Arbeitsplätze und Millionen an Gewerbesteuereinnahmen sichert, ärgerten sich viele darüber, dass einige Gipsabbaugebiete in Unterfranken reduziert oder verkleinert werden sollen.
Vorranggebiet kommt laut Landesplanerin "fachlich" nicht infrage
Die Landesplaner der Regierung von Unterfranken verstehen die Aufregung über ihre E-Mail nicht. Ziel der "Erstinformation" sei gewesen, mit den betroffenen Kommunen ins Gespräch zu kommen. Die Vorschläge des LfU seien - wie in der E-Mail auch geschrieben - "nicht eins zu eins übertragbar".
Marina Klein, Landesplanerin bei der Regierung, teilt mit, aus ihrer "fachlichen Sicht" komme ein Vorranggebiet für Gips nördlich von Altertheim überhaupt nicht infrage. Das Trinkwasserschutzgebiet, das dort geplant und bereits planreif sei, habe "erhebliche Bedeutung für die Trinkwasserversorgung der Stadt Würzburg".

Jetzt hat sich sogar das Bayerische Wirtschaftsministerium zu Wort gemeldet. Auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Patrick Friedl heißt es: Der Vorschlag des LfU sei einzig und allein eine "Bewertung" unterfränkischer Lagerstätten "aus rohstoffgeologischer Sicht". Mit anderen Worten: eine aktuelle Einschätzung, wo wie viel Gips unterirdisch vorhanden ist und an welcher Stelle sich der Abbau des Rohstoffes überhaupt lohnen würde.
Diskussion um E-Mail "obsolet"?
Mögliche Konflikte seien in dem Vorschlag des LfU nicht berücksichtigt, so das Ministerium. Selbstverständlich liege die Entscheidung beim Regionalen Planungsverband Würzburg. Die Regierung von Unterfranken als höhere Landesplanungsbehörde habe ja bereits mitgeteilt, dass eine Aufstufung des Gebiets als Vorranggebiet für Gips nicht infrage komme.
Denn, so bestätigt die Regierung auf Anfrage: Entweder werde das Bergwerk der Firma Knauf genehmigt - dann müsste man das Gebiet nicht mehr als Vorranggebiet für Gips sichern. Oder das Bergwerk werde abgelehnt, falls es die Trinkwasserversorgung gefährde - dann würde das Gebiet erst recht nicht mehr als Gips-Vorranggebiet ausgewiesen. Die Diskussion um diese E-Mail sei also "obsolet".
Statt um Gips geht es am 6. Mai jetzt um Muschelkalk
Wohl um diese Diskussion endgültig zu beenden, wurde die Tagesordnung für das nächste Treffen des Regionalen Planungsverbands Würzburg am 6. Mai komplett geändert. Ursprünglich sollte der Planungsausschuss an diesem Tag darüber diskutieren, wo in den drei Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart künftig Gips abgebaut werden soll.
Ursprünglich eingeladen waren deshalb auch Expertinnen und Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mit Sitz in Hannover sowie der Staatlichen Geologischen Dienste des LfU. Sie sollten darüber referieren, wie wichtig der rare Rohstoff Naturgips ist, wenn im Zuge des Kohleausstiegs in Deutschland kein künstlicher REA-Gips mehr anfällt.
Nun wurde Thema Gips komplett von der Tagesordnung gestrichen. Stattdessen soll es am 6. Mai im Landratsamt Main-Spessart ausschließlich um die Sicherung der Rohstoffe Muschelkalk, Ton und Lehm gehen. Die Diskussion um Gips soll frühestens im Oktober geführt werden.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version hieß es, die Regierung von Unterfranken habe die E-Mail am 7. Februar an 18 Gemeinden in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart "mit der Bitte um Vertraulichkeit" verschickt. Tatsächlich wies die Regierung die Kommunen darauf hin, dass sie selbst "die anliegenden Informationen nicht vor dem 06.05.2025 veröffentlichen" werde. Dieser Hinweis wurde in manchen Gemeinden als Bitte um Vertraulichkeit gewertet.
Über die Autobahn A 3 verliert man kein Wort.
Dabei ist die Mulde zwischen Helmstadt und Kist, in der die Autobahn das geplante Schutzgebiet quert, der einzige Bereich im Schutzgebiet in dem nur eine sehr geringe Bodenüberdeckung das Grundwasser schützt.
Das Oberflächenwasser und mögliche Gefahrstoffe bei Unfällen wird nur in Gräben oder Mulden abgeleitet.
Beim derzeitigen Ausbau Richtung Nürnberg erfolgt der Abfluß über Kanäle in betonierte Sammelbecken.
Dass man beim Ausbau der A 3 vor etwa 15 Jahren das Grundwassereinzugsgebiet noch nicht gesichert bestimmen konnte, halte ich nicht für glaubhaft.
Die geologischen Karten sind schon älter.
Phosphogips ist ein Nebenprodukt des sogenannten Nassverfahrens, bei dem Schwefelsäure mit Phosphatgestein reagiert, um die für die Düngemittelproduktion benötigte Phosphorsäure zu erzeugen. Pro Tonne Phosphorsäure werden etwa fünf Tonnen Phosphogips produziert.
Phosphogyps ist wie natürlicher Gips Calciumsulfat, ein relativ harmloses Material, das unter anderem zur Herstellung von Gipskartonplatten verwendet wird. Phosphogyps ist jedoch etwas radioaktiver als natürlicher Gips. Das in Phosphatgestein natürlich vorkommende Radium wird durch die Reaktion des Gesteins mit Schwefelsäure mit dem Phosphogyps verknüpft.
Die US-Umweltschutzbehörde EPA verbietet die Verwendung von Phosphogips aufgrund der Radioaktivität." https://fipr.floridapoly.edu/about-us/phosphate-primer/phosphogypsum-and-the-epa-ban.php#:~:text=Phospho
Radionuklide aufweisen: Granit, Bims, sogar Kies, Sand und Produkte wie Fliesen...
Deshalb wird dies in der Regel überwacht.
Phosphorgipse, die höhere natürliche Radionuklide aufweisen, müssten aufbereitet werden, um die Grenzwerte der europäischen Baustoffverordnung einzuhalten. Das ist technisch machbar, kostet aber. Und hier liegt das Problem: Solange Naturgips zum "Nulltarif" abgebaut werden darf, obwohl dadurch andere Umweltprobleme und Schäden nicht als Umweltsteuer auf den Gipspreis aufgeschlagen werden, wird die Aufbereitung von Phosphorgips oder der Griff auf andere Produktions- und Reinigungstechnologien erst mal nicht angegangen.
Die DMT GmbH &Co. KG hat ein Verfahren zum Aussortieren der unbelasteten Phosphorgipse entwickelt und patentieren lassen.
Ich kann es einfach nicht glauben.
Möglicherweise will die Staatsregierung hier was vertuschen. Gut, dass das nicht geklappt hat.
An Gebäuden ist das meist reparabel und wenn nicht, mit manchen Schäden kann man leben. Aber angesichts des geplanten Bergwerkes und mehrere Gutachten von Fachleuten, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, wäre es meines Erachtens grobfahrlässig die Trinkwasserversorgung tausender Menschen durch irreparable Schäden zu riskieren. Und da hilft es auch nichts, wenn Knauf da irgendwas gewährleisten will.
Wenn das Wasser weg ist, ist es weg .
Und Gips kann man nicht trinken . Das hat mit Grünen oder Naturschützern, nichts zu tun, sondern eher mit Menschenverstand.
Und die rasante Entwicklung, was Umwelt und Natur angeht erfordert endlich ein komplettes Umdenken und eine neue Priorisierung.
Wer sich hier noch zum Vasallen von Wirtschaftsunternehmen mit dem Totschlagargument "Arbeitsplätze" macht, hat offenbar immer noch nicht verstanden, worum es geht.
Der Schutz der Trinkwasserversorgung ist ohne Frage entscheidend. Dennoch zeigen zahlreiche unabhängige Gutachten und wissenschaftliche Studien, dass moderne Bergbauprojekte unter strengen Auflagen die Wasserversorgung nicht gefährden müssen. In Deutschland sind Bergbauvorhaben gesetzlich streng reguliert, um Umwelt und Wasserressourcen zu schützen. Geologische Untersuchungen und technische Schutzmaßnahmen minimieren mögliche Risiken erheblich. Es gibt keine belastbaren Beweise, dass ein solches Projekt irreparable Schäden verursachen würde – die Fakten sprechen für eine fundierte, sachliche Abwägung, nicht für pauschale Ablehnung.
Die Gutachten sind theoretische Abwandlungen, die sich natürlich an bisherigen Projekten orientieren, bei denen man mit Recht von Fakten reden kann, die Frage ist nur, wie weit sind Erfahrungen aus anderen Projekten übertragbar? Letztendlich handelt es sich bei der Bodenstruktur nicht um eine homogene Substanz bei denen man die Erfahrungen aus dem einen Projekt eins zu eins auf das andere Projekt übertragen kann.
Daher: eine faktenlage zu genau diesem Projekt in Altertheim gibt es noch nicht. Nur Abschätzungen und Mutmaßungen, Projektionen von realisierten auf zukünftige Projekte, die zutreffend sein könnten, aber nicht zwingend so eintreten müssen.
Die üblichen Methoden der CSU-Behörden in Bayern:
1.
Hinter den Kulissen Fakten schaffen und Stimmung machen; ergänzend zu der offenen Parteinahme durch Funktionäre wie Eberth.
2.
Falls es rauskommt, war natürlich alles ganz anders gemeint.
Diese Unredlichkeit und das interessengeleitete Gemauschel sind ja weder neu noch außergewöhnlich.
Und die Stimmungsmache verfängt bei einigen ja immer noch.....
Rohstoffe sollten verantwortungsvoll und sinnvoll genutzt werden. Vage und unbelegte Behauptungen – etwa hinsichtlich angeblich gefährdeter Trinkwasserschutzgebiete – helfen niemandem weiter.
In zahlreichen anderen Regionen werden ebenfalls flüssige oder feste Rohstoffe gefördert – auch innerhalb von Trinkwasserschutzgebieten – ohne dass es zu Problemen gekommen wäre.
Warum also sollte es hier zu Schwierigkeiten kommen, wenn gipshaltiges Gestein aus dem Berg entnommen wird? Eine Gefährdung ist schlichtweg nicht zu erwarten.
"...werden ebenfalls flüssige oder feste Rohstoffe gefördert – auch innerhalb von Trinkwasserschutzgebieten – ohne dass es zu Problemen gekommen wäre."
Bitte aufzählen!
Das Projekt in Altertheim ist ein "Pilotprojekt".
Auf Nachfrage konnte der Vertreter von Knauf kein Gebiet mit annähernd gleichen geologischen Voraussetzungen nennen, in dem ein Gipsabbau erfolgt.
Und Ihr Kommentar zeigt, dass Sie sich weder mit dem Gutachten von Knauf, noch mit dem Gutachten der TWV beschäftigt haben.
Selbst Knauf räumt Risiken ein, behauptet aber sie wären beherrschbar.
Nebenbei, andere Bundesländer haben viel größere Flächen geschützt und leben ganz gut damit. Trinkwasserschutzgebiete machen in Bayern nur ca. 5% der Landesfläche aus.
In Nordrhein-Westf. sind es rund 12%, Niedersachsen rund 11%, Mecklenburg-Vorpomern rund 15%. In Baden-Württemberg mehr als 26% u. in Hessen knapp 30 %.
Es ist ja das schöne an Projektionen, dass sie einiges über die eigenen Motive und das eigene Denken offenbaren - weil ja die Menschen dazu neigen zu denken, alle anderen ticken so wie man selbst!
Was macht Sie denn zum Spezialisten, Herr Mutlu? Und welches Kapital winkt Ihnen - oder sind Sie einfach Menschenfreund?
Auch bei uns gibt es viele Wasserquellen, ist nie etwas passiert. Wenn der Abbau von Gips mit Verantwortung und Fachwissen betrieben wird, sehe ich darin keinerlei Problematik.
Aus meiner Sicht spielen hier eher Bürokratie und sogenannte „Spezialisten“ eine Rolle, die unnötig Ängste schüren.