zurück
Würzburg/Bad Königshofen
Zum Weltwassertag: Wie dramatisch ist der Wassermangel in Unterfranken aktuell?
In Unterfranken, in der wärmsten und trockensten Region Bayerns, ruft die Regierung das "Jahr des Wassers 2025" aus. Warum und wie steht es um das Grundwasser wirklich?
Trinkwasser kommt in Unterfranken jederzeit und überall aus dem Wasserhahn. Dass das nicht selbstverständlich ist, dafür will die Regierung von Unterfranken sensibilisieren.
Foto: Illustration Getty Images/Daniel Biscan | Trinkwasser kommt in Unterfranken jederzeit und überall aus dem Wasserhahn. Dass das nicht selbstverständlich ist, dafür will die Regierung von Unterfranken sensibilisieren.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 25.03.2025 02:36 Uhr

Trocknet Unterfranken aus? Angesichts seit Jahren sinkender Grundwasser-Vorräte ruft die Regierung von Unterfranken zum Weltwassertag am 22. März jetzt das "Jahr des Wassers 2025" aus.

Das Aktionsjahr mit über 30 Veranstaltungen - alle im Grabfeld, der trockensten Region in Unterfranken - wird an diesem Freitag, 21. März, in Bad Königshofen offiziell eröffnet. Es soll auf "die Bedeutung des Wassers als Grundlage des Lebens" aufmerksam machen. Die Veranstaltungen richten sich an Familien, aber auch an Schulen, Vereine, Unternehmen, Behörden, Kommunen, Landwirte oder Waldbesitzer.

Wie dramatisch ist der Wassermangel in unserer Region aktuell? Die Regierung von Unterfranken anwortet auf zentrale Fragen.

Warum gibt es das "Jahr des Wassers 2025" in Unterfranken?

Unterfranken ist ein "Hot Spot des Klimawandels", sagt Regierungssprecher Alexander Warkotsch. Steigende Temperaturen, tendenziell rückläufige Niederschlagsmengen in den vergangenen 20 Jahren sowie zunehmende Extremwetterereignisse und Dürreperioden machen der "wärmsten und trockensten Region Bayerns" zu schaffen. Der Klimawandel sowie die Weise, wie der Mensch die Landschaft verändere, würden den Wasserhaushalt in Zukunft wohl "noch stärker belasten".  Mit dem Aktionsjahr will die Regierung Menschen aller Altersgruppen für die Ressource sensibilisieren, informieren und Lösungen aufzeigen. 

Ist der Wassermangel in der Region tatsächlich so dramatisch?

Aktuell weisen in Unterfranken 29 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Bodenschichten sind es rund 14 Prozent. Angesichts der trockenen Hochdruckwetterlage und der Temperaturprognosen bis Anfang April werde sich die Niedrigwasserlage noch ausweiten.

Der Trend zeige nach unten, sagt der Regierungssprecher. Dabei hatte sich das Grundwasser in Unterfranken über den nassen Winter 2023/2024 kurzfristig erholt. Doch von November 2024 bis Februar 2025 war es in Unterfranken wieder zu trocken. An der Messstation in Würzburg fiel 30 Prozent weniger Niederschlag als üblich.

Wie schnell reagiert der Grundwasserstand in Unterfranken auf Regen oder Trockenheit?

Das Grundwasser in Unterfranken zeige "durchaus schnelle Reaktionen auf längere nasse Phasen", so der Regierungssprecher. Die Grundwasserstände würden aber genauso schnell wieder sinken. Als Beispiel nennt Warkotsch die Trockenjahre 2021 und 2022: Die über ganz Unterfranken gemittelten Grundwasserstände an 40 Messstellen waren plötzlich "um gut 1 Meter niedriger" als in der Dekade 2001 bis 2010. Langfristig sei der Trend noch klarer: Ein Minus von 20 Prozent bei der Grundwasserneubildung zeigt der Vergleich der Zeitspanne 2009 bis 2018 im Gegensatz zu 1971 bis 2000.

Das fehlende Grundwasser wirke sich auf den Wasserhaushalt in Unterfranken aus: Die Landschaft trockne aus. Abflüsse von Fließgewässern sinken, Oberläufe fallen trocken. Auf der anderen Seite nehmen Starkregenereignisse und Sturzfluten auch in Unterfranken "signifikant" zu.

Wie groß ist die Gefahr, dass in Unterfranken das Trinkwasser ausgeht?

Unterfrankens Trinkwasser stammt "zu 100 Prozent aus Grundwasser" und wird über 561 Brunnen und 206 Quellen gewonnen. 308 Wasserversorger beliefern die 1,3 Millionen Einwohner mit etwa 82 Millionen Kubikmeter (Stand: 2023). "Richtig große und ergiebige Grundwasserleiter" wie beispielsweise entlang der Donau sind in Unterfranken aufgrund des oft klüftigen Untergrunds "kaum vorhanden", so der Regierungssprecher. Trotzdem: "Die Trinkwasserversorgung in Unterfranken ist sicher."

Die jährliche Wasserreserve schrumpfe aber bis zum Jahr 2035 von derzeit 31 auf 22 Prozent, die Reserve zu Tagesspitzenzeiten an heißen Sommertagen von 22 auf 7 Prozent. Kleine Wasserversorger könnten in Zukunft in Bedrängnis geraten, sagt Warkotsch. "Für die Region Grabfeld als besonders trockenes Gebiet in Unterfranken besteht Handlungsbedarf".

Eine Recherche von BR und Main-Post belegte 2023, dass den Behörden die Daten und das Personal fehlen, um genehmigte Wasserentnahmen effektiv flächendeckend zu kontrollieren. Hat sich das verbessert?

Die Wasserwirtschaftsämter würden die Wasserentnahmen "ihrer Bedeutung entsprechend" überwachen, sagt der Sprecher. Eine lückenlose und flächendeckende Überwachung aller Entnahmen sei personell nicht zu leisten und auch nicht vorgesehen. Vor allem bei Großentnahmen mit jährlich über 100.000 Kubikmeter werde "besonders darauf geachtet, einen vollständigen Datenstand" bei den tatsächlich entnommenen Wassermengen zu erhalten.

Derzeit würden "bayernweit neue Datenbanken aufgesetzt", um die genehmigten und entnommenen Wassermengen zu erfassen. Man bemühe sich so die "Datengrundlage zu bereinigen und bestehende Datenlücken zu schließen".

Was kann jeder und jede Einzelne in Unterfranken tun, um Wasser zu schonen?

Zwei Möglichkeiten nennt der Sprecher der Regierung: "sorgsam" mit Wasser umgehen und dafür sorgen, dass mehr Regenwasser versickert und zur Grundwasserneubildung beiträgt. Bei Neubauten sollte möglichst wenig Fläche versiegelt werden. Gartenbesitzer könnten ihren Garten ganzjährig bepflanzen, durch Mulchen Feuchtigkeit im Boden halten und Pflanzen wählen, die wenig Wasser benötigen. Zisternen helfen, den Wasserverbrauch aus der Leitung zu reduzieren.

Beim Kauf von Spül- oder Waschmaschinen sollte der Wasserverbrauch laut Warkotsch berücksichtigt werden. Generell spiele das Einkaufsverhalten eine wichtige Rolle: Denn zu den 121 Litern Wasser, die jede Person in Deutschland durchschnittlich pro Tag verbraucht, kommen 3900 Liter virtuelles Wasser, etwa durch Konsumgüter, Kleidung und Essen.

Infos: Von Biber-Exkursion, Quell-Wanderung, Wasserschule für Kinder bis hin zur Fachveranstaltung für Waldbesitzer oder Landwirte - alle Veranstaltungen unter jahrdeswassers2025.de

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Bad Königshofen
Schweinfurt
Kitzingen
Karlstadt
Haßfurt
Angelika Kleinhenz
Datenbanken
Dürren
Niederschlagsmengen
Regierung von Unterfranken
Unterfranken
Wasserentnahme in Unterfranken
Wasserwirtschaftsämter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Walter Stöckl-Manger
    Hauptsache, es langt noch für die regelmäßige Wäsche der Familienkutsche! Alles wie immer nur eine Frage der Allokation. Prost!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerhard Zwierlein
    Solange dem Trinkwasser nicht höhere Priorität eingeräumt wird, wird es jedes Jahr schlechter werden. Nicht nur durch den Klimawandel- auch durch Baugenehmigungen. Südlink fährt in Hollstadt mitten durch unser Trinkwasserschutzgebiet (Zone II) , obwohl sich das durch eine einfache Verlagerung (war sogar als Planungsalternative vorgeschlagen-Route nördlich der Autobahn) hätte realisieren lassen. Dazu sogar erfolgt sogar in nur 300 Entfernung vom Trinkwasserschutzgebiet Zone I ein massiver Eingriff durch über 800m Untertunnelung (Spülbohrung?). Hätte sich durch die den eigenen Alternativvorschlag nördlich der Autobahn vermeiden lassen. Aber weder das Wasserwirtschaftsamt noch Tennet kümmert das. Trinkwasser- Nachbargemeinde Wülfershausen/Saale - hats ja genug Trinkwasser im Grabfeld? Weshalb riskiert man unser Trinkwasser - obwohl es durch die Alternativroute vermeidbar ist? Versagen von Behörden, denen Trinkwasser doch als Schutzaufgabe zugewiesen ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Wenn man das Theater um den Wassercent gesehen hat, sieht man schnell das unsere bayerischen Regierung die Priorität des Wassers immer noch nicht erkannt hat.

    Damit wäre längst zusätzliches Geld vorhanden das zweckgebunden für den Wasser- und Trinkwasserschutz eingesetzt werden könnte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerlinde Conrad
    Die fortschreitende Gletscherschmelze in den Alpen wird Südbayern austrocknen und damit auch den Bodensee, den Rhein und die Donau! Aber der Klimawandel ist uns doch egal! K.-H. Conrad
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Paul Schüpfer
    Wasser befindet sich in einem natürlichen Kreislauf und kann eigentlich nicht "verbraucht" werden. Allenfalls verschmutzt. Und das lässt sich beheben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Huller
    Das ist wie beim Geld. Das befindet sich auch in einem Kreislauf. Das ist auch nicht weg. Das haben dann nur andere. Also sollte sich diejenigen, die kein Geld haben, keine Sorgen machen. Es ist ja noch immer alles da.

    So der Gedanke, der hinter Ihrem Kommentar steht, oder?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Paul Schüpfer
    Naja, der ist ein bisschen sehr weit hergeholt der Vergleich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Na ja, das ist nicht immer so einfach. Wenn vieles davon via Gullys u. a. und dann aus dem Abwasser in Bäche, weiter in Flüsse und dann ins Meer fließt - dann kommt durch Verdunstung unterwegs nicht mal da so einfach alles wieder in Kläranlagen ausreichend an, oder? Bekanntlich haben in einigen europäischen Ländern nicht immer ausreichend oder vorübergehend überhaupt kein Wasser.

    Dieses Manko noch abgesehen von etlichen Schadstoffen, die nicht so einfach herauszufiltern sind. Aufwand und Kosten dafür zunächst außen vor gelassen.

    Oder wenn‘s dumm läuft, mehr Schadstoffe ins Trinkwasser geraten? Einiges wird in den Kläranlagen bekanntlich gar nicht untersucht. Vlt. zu hohe Kosten, und wenn demzufolge alles clean ist, dann ist es ja gut, oder?

    Es gab übrigens bezüglich dieser keineswegs ungefährlichen Schadstoffe Dokumentationen vor einigen Jahren dazu im TV.

    Warum blüht eigentlich der Absatz von Trinkwasserfiltern, nicht nur Entkalker so ???

    Wir werden es erleben müssen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans-Martin Hoffmann
    Wird einem nix anderes übrigbleiben

    als mit dem Wasser sorgsam umzugehen, wenn die Gutachten Recht behalten, die voraussagen, dass das Knauf-Vorhaben einen derartigen Impact auf die Grundwassersituation haben könnte...

    Manchmal sitze ich einfach nur da und frage (mich) "gehts noch?", wenn ich solche Artikel lese und weiß, dass nebendran fleißig dran gearbeitet wird, uns möglicherweise das Wasser abzugraben. Na OK, Anschluss ans Fernwasser, dann kommt es aus dem Hahn wie vorher - bloß blöd wenn die da wo es herkommt plötzlich merken, sie brauchen es selber, weil z. B. irgendein Brausehersteller unglaubliche Mengen abpumpen und auf Flaschen ziehen darf.

    Müssen wir eigentlich über alle Sparten unserer Bedürfnisse so lange "weiter so!" machen, bis das dicke Ende überdeutlich in Sicht kommt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Anton Müller
    Guter Anlass um nochmal ganz genau die Wertigkeit von Trinkwasser gegenüber kommerziellen Interessen abzuwägen. Ich bin für den Schutz des Trinkwassers und gegen die Abbaupläne von Knauf!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Fiederling
    Die Gletscherschmelze in Grönland schreitet unaufhörlich voran. Infolgedessen ist die Verfügbarkeit von Süsswasser in erheblichem Maße bedroht.

    Es stellt sich nunmehr also realiter die Gretchenfrage für unser aller Zukunft: Darf künftig an einem schwachsinnigen Trinkwasser-Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 121 Liter tagtäglich mit noch Variablen nach oben krampfhaft festgehalten werden!?

    Der Einzelkampf ums Wasser könnte nämlich in nicht allzu ferner Zukunft extrem grausam entarten...!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Wahrscheinlich wird dieser Wert pro Kopf weiter steigen, wenn mehr trockene heiße Monate kommen, nicht nur die Menge für mehr trinken, duschen usw. werden steigen, dazu kommt noch das Gießwasser für den Vorgarten, mehr Flächen im Garten, dto. Pools für die Kinder etc. Und Auto waschen natürlich. Das seifige Wasser fließt dann direkt in den Gully - und weg ist es aus dem Umlauf.

    Klimawandel? Wasser sparen? Da sagen doch viele grundsätzlich, auch zu anderen Ansinnen, das sähen sie gar nicht ein, so lange andere Länder angeblich mehr verbrauchen oder worum es gerade geht.

    Der Pool für die Kinde muss eben, Wasser für die Massentierhaltung - ca. 60 % für Export! Money!
    Häufige PKW-Fahrten (Feinstaub!), die Pizza im Ort abholen … - das sind noch kurze Fahrten. Dann im Netz zum Selfi „Wir lieben unsere Enkel/Kinder“ posten! Vielleicht, nur sind die ggf. nicht allen wert, sich für ihre Zukunft wenigstens leicht einzuschränken.

    Leider geht’s nur gemeinsam, trifft dann auch alle!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten