Die „Fridays for Future“-Bewegung findet Felix von Zobel gut, weil es ihn freut, dass junge Menschen bereit sind, sich einzusetzen und ihre Zukunft zu gestalten. Mit 27 Jahren ist Felix von Zobel der jüngste Landratskandidat für die Wahl am 15. März, und er sieht sich selbst als Teil dieser Generation, die die Dinge wieder selbst in die Hand nehmen will, statt nur Lösungen zu fordern. Dass ihm die UWG-Freie Wähler das Vertrauen geschenkt und ihn im vergangenen Jahr sogar zu ihrem Kreisvorsitzenden gewählt hat, sieht Felix von Zobel als großen Vertrauensvorschuss.
Es ist eiskalt an diesem Morgen in Darstadt, dem kleinen Ochsenfurter Stadtteil, in dem die Familie von Zobel seit Jahrhunderten ansässig ist. Beim Spickerwerfen auf die Landkreiskarte hat Felix von Zobel Rimpar getroffen. Die Fahrt dorthin mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt gleich ein zentrales Thema von Zobels Programm vor.
"Der ÖPNV ist ein wichtiges Thema, weil er die Umwelt tangiert und eben auch die ländliche Entwicklung", sagt er. Aber um attraktiver zu sein, müsse er günstiger werden. Vor allem für Gelegenheitsfahrer will er durch neue Preismodelle Anreize schaffen. Und es müsse besser und zielgruppengenau kommuniziert werden, wie gut das Verkehrsangebot bereits ausgebaut ist. Der Beweis wird soeben angetreten. Vom kleinen Darstadt bis nach Rimpar dauert die Fahrt mit Bus und Zug gerade einmal 70 Minuten, zweimal umsteigen in Goßmannsdorf und Würzburg inbegriffen.
Während der Fahrt dreht sich das Gespräch um Zobels Agenda. Seit er vor zwei Jahren intern als Landratskandidat auserkoren wurde, hat sich der junge Agrarwissenschaftler akribisch auf die Aufgabe vorbereitet, sich in verwaltungstechnische Details eingearbeitet und einen Haushaltsplan zu verstehen gelernt. "Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig", sagt Felix von Zobel. Schützenhilfe in Sachen Kreispolitik erhielt er dabei von seinem Vater Heiner von Zobel, der ebenfalls schon UWG-Kreisvorsitzender und Landratskandidat war und dem Kreistag angehört.
Das Fazit, das er aus der Landkreispolitik der vergangenen Jahre zieht: Viele Ziele seien richtig gesteckt worden, nur manchmal fehle es am nötigen Nachdruck und neuen Ideen. Beispiel: die Versorgung mit schnellem Internet und Mobilfunk. Als Bewohner des Funklochs Darstadt weiß Felix von Zobel ein Lied davon zu singen. "Stellen Sie sich vor, sie haben zwischen Goßmannsdorf und Darstadt einen Autounfall und können keine Hilfe rufen, weil es da kein Netz gibt", sagt er. Dabei sei Internet auf dem Land heute nicht nur ein wichtiger Faktor für die Wohnortqualität, sondern auch Voraussetzung für die Ansiedlung neuer Unternehmen und Arbeitsplätze.
Überhaupt ist der ländliche Raum ein wichtiger Überbegriff in der Agenda des UWG-FW-Bewerbers. Die Nahversorgung dort will Zobel anpacken. "Natürlich kann niemand ein Unternehmen zwingen, auf dem Land einen Supermarkt zu eröffnen." Aber Abholboxen in den kleinen Orten, die auf Bestellung beliefert werden, wie es ein Würzburger Supermarkt bereits praktiziert, seien ein Lösungsansatz. Um die medizinische Versorgung zu sichern, schlägt er Anreize für Medizinstudenten im praktischen Jahr ihrer Ausbildung vor, etwa durch eine kostenlose Wohnung.
Ein weiteres Anliegen ist der Ausbau erneuerbaren Energien. Dabei geht es ihm nicht allein um den Klimaschutz, sondern auch um die Wertschöpfung im ländlichen Raum. "Mit der 10H-Regel ist die Windkraft tot", kritisiert er die geltenden Abstandsregeln. Stattdessen sollten die Bürger enger in Genehmigungsverfahren einbezogen werden und die Möglichkeit erhalten, selbst in Windkraft zu investieren. Als Beispiel nennt er das Windkraftrad bei Westheim, das sein Vater vor zwei Jahrzehnten als eines der ersten in der Region gemeinsam mit 20 weiteren Investoren gebaut hat. Der Erlös fließt keinem überregionalen Konzern zu, sondern bleibt in der Region. "Eine super Sache, alle haben profitiert", sagt Felix von Zobel.
Dass die Energiewende nicht ohne neue Übertragunsleitungen wie SüdLink funktioniert, steht für Felix von Zobel außer Frage. Dass er damit anderer Meinung ist als viele seiner Berufskollegen, ficht ihn nicht an. Der Einfluss der Hochspannungs-Erdkabel auf Natur und Landwirtschaft seien zu vernachlässigen, das hätten Studien seiner Uni in Göttingen erst gezeigt.
Inzwischen hat der Regionalzug den Würzburger Hauptbahnhof erreicht. Der Umstieg auf den Bus nach Rimpar klappt fahrplangerecht. Der auch außerhalb der Stoßzeiten schon stark belastete Busbahnhof führt aber ein weiteres Problem des regionalen ÖPNV vor Augen. Um Mobilität auf dem Land zu verbessern und die Stadtzentren vom Individualverkehr zu entlasten, müssen Stadt und Land zusammenarbeiten. Und auch in anderen Bereichen liegen da noch Potenziale brach: beispielsweise bei den Schulen.
50 Millionen Euro habe der Landkreis in den vergangenen Jahren in seine weiterführenden Schulen investiert. "Der Erhalt einer guten Ausstattung ist ein absolutes Muss", sagt Felix von Zobel. Aber in Höchberg platzt die Realschule aus allen Nähten. Bei einer Sitzung des Kreisbauausschusses hat er sich die Situation vor wenigen Tagen erst angesehen. Die Entscheidung für einen Anbau hielt er trotzdem für voreilig. "Warum versucht man nicht einfach, mit Würzburg zusammenzuarbeiten, weil es dort Realschulen gibt, in denen noch Platz ist". Das gesparte Geld könnte man anderswo sinnvoller einsetzen.
Die Zeit, die der Bus nach Rimpar braucht, reicht gerade aus, um alle Bereiche anzusprechen, zu denen Felix von Zobel eine klare Meinung hat: die Bedeutung der Main-Klinik für die Gesundheitsversorgung im südlichen Landkreis, Barrierefreiheit, den Bau von Pflegeeinrichtungen, die dem Landkreis-Kommunalunternehmen Grenzen aufzeigen. "Es hilft nichts, wenn im neuen Seniorenzentrum in Bergtheim Personal fehlt und in Uettingen schon das nächste gebaut wird."
Einmal mehr beweist Felix von Zobel, wie tief er sich in die Landkreis-Politik eingearbeitet hat. Beim Blick aufs Rimparer Rathaus im Grumbachschloss bringt er eine Grundsatzposition seiner UWG zur Sprache. "Wir müssen die Kreisumlage so gering wie möglich halten, um den Gemeinden Spielraum zu geben, weil die am ehesten wissen, wofür sie ihre Mittel am sinnvollsten einsetzen können", so Zobel. "Starke Kommunen, ein starker Landkreis", lautet sein Slogan.