"Politik ist kein Privileg des Alters, sondern ein Privileg frischer Ideen", sagt Felix von Zobel. Mit 27 Jahren ist der studierte Landwirt aus dem kleinen Ochsenfurter Ortsteil Darstadt für die Fraktion von UWG/Freie Wähler der jüngste Bewerber um das Amt des Landrats im Landkreises Würzburg. Kein Wunder also, dass beim Neujahrsempfang des UWG/FW-Kreisverbands in Ochsenfurt das Interesse vor allem darauf gerichtet war, wie der Polit-Neuling diese Herausforderung annimmt und mit welchen frischen Ideen er dabei punkten will.
Als Umstürzler tritt Felix von Zobel nicht als Rednerpult, sondern als Pragmatiker, der sich bereits intensiv in die Kreispolitik eingearbeitet hat. Das verwundert nicht weiter. Schließlich tritt er gewissermaßen das Erbe seines Vater Heiner von Zobel an, der selbst schon als Kandidat die UWG in die Landratswahl geführt hatte und ist seit vergangenem Sommer selbst Kreisvorsitzender der UWG. "Klare Linien" will von Zobel erkennen lassen, und die weichen kaum von bisherigen Positionen der Unabhängigen ab.
Vor allem das Mit- und Nebeneinander von Stadtumland und ländlichen Regionen beschäftigt den jungen Kandidaten: Themen wie öffentlicher Nahverkehr, medizinische Versorgung, der Ausbau des Mobilfunks, "der in der ukrainischen Pampa besser funktioniert als bei uns", und die Gewinnung erneuerbarer Energien stehen dabei im Vordergrund. Der ÖPNV beispielsweise sei besser als sein Ruf. "Es gibt immer etwas zu verbessern, aber man sollte das, was erreicht wurde, nicht schlechtreden."
Von Zobel plädiert hier für einen "heterogenen Ausbau"; das will heißen: stadtnahe, bevölkerungsreiche Gemeinden müssen anders behandelt werden als etwa die kleinen Dörfer im dünn besiedelten Ochsenfurter Gau. Lohne sich hier der weitere Ausbau der Taktverkehre, so müsse dort das bedarfsorientierte Rufbus-System verbessert und vor allem den Bürgern besser kommuniziert werden. "Viele Bürger nutzen das Angebot nicht, weil sie schlecht informiert sind über das Angebot und die Kosten."
Bürgerbeteiligung statt 10H-Regel
Für seine Forderung, die 10H-Regel für den Bau neuer Windkraftanlagen abzuschaffen und stattdessen die Bürger im Einzelfall besser an den Genehmigungsverfahren zu beteiligen, bekommt Felix von Zobel Zwischenapplaus. Mit seinem Bekenntnis für den Bau der SüdLink-Leitung stellt er sich gegen die unter seinen Berufskollegen verbreitete Skepsis gegen die Gleichstromtrasse. Und bei der Seniorenbetreuung blitzt die Mahnung an das Landkreis-Kommunalunternehmen durch, sich nicht in Konkurrenz zu privaten Trägern zu stellen. "Die öffentliche Hand sollte sich dort einsetzen, wo es keine privaten Träger gibt."
Die Unabhängigkeit der Gemeinden, ein Schlüsselthema der UWG, spielt auch für Felix von Zobel eine wichtige Rolle. Das heißt: möglichst wenig Kreisumlage, möglichst viel Handlungsspielraum in den Rathäusern. Dass der Landkreis nicht immer nur Sinnvolles mit dem Geld der Gemeinden anstellt, macht der Kandidat am Zuschuss für den Kauf eines leiseren Schleppflugzeugs für den Würzburger Flugsportclub fest. "Wie gehen wir damit um, wenn Fußballvereine einen Zuschuss für einen leiseren Rasenmäher beantragen", fragt er.
Einer, an den die Frage gerichtet ist, hört aufmerksam zu: Landrat Eberhard Nuß (CSU). Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens über Parteigrenzen ins Gespräch zu bringen, ist seit jeher ein Anliegen der Unabhängigen. Auch wenn sich der Kreisverband inzwischen mit den als Partei organisierten Freien Wählern zusammengetan hat, um auf den Stimmzetteln zur Kommunalwahl vier Listenplätze nach vorn zu rücken.
Die Landtagsabgeordneten von Grünen und SPD, Kerstin Celina und Volkmar Halbleib, sind der Einladung gefolgt, ebenso wie die Mitbewerber um das Amt des Landrats, Karen Heußner (Grüne) und Christine Haupt-Kreutzer. Im Kreis der politischen Konkurrenz hat Felix von Zobel seine Bewährungsprobe als Redner bestanden, einschließlich einer lockeren Schlussbemerkung über den Brexit. "Der Brexit hat auch was Gutes", sagt er, "denn wer hier Landrat wird, wird dann der zentralste Landrat in der ganzen EU." Deren geografischer Mittelpunkt läge nämlich nach dem Austritt der Briten in Veitshöchheim.