Ein verlassenes Haus, ein Friedhofsengel oder ein zwielichtiger Tunnel, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen kann: All diese Orte finden sich in Würzburg – und welcher Tag im Jahr wäre wohl geeigneter, diesen Plätzen mal einen Gruselbesuch abzustatten, als der 31. Oktober?
An diesem Datum ist nicht nur Reformationstag, also der Gedenktag der christlichen Kirchenreform durch Martin Luther, sondern auch Halloween. Seit mehreren Jahren ist der Trend aus Amerika auch in Deutschland angekommen und es finden zahlreiche Partys mit Kostümen statt. Wer sich jetzt schon auf den kommenden Montag einstimmen will, kann in Würzburg verschiedene gruselige Orte besuchen – sieben davon stellt die Redaktion vor.
1. Das verlassene Pulverhaus mit Wachhaus im Steinbachtal in Würzburg
Das ehemalige Wachhaus im Steinbachtal gehört zum früheren Pulvermagazin der Königlich-Bayerischen Armee und wurde zwischen 1864 und 1865 erbaut. Im Jahr 1908 hat der Verschönerungsverein Würzburg (VVW) das Gelände gekauft und auf dem Fundament des ehemaligen Pulvermagazins ein Waldhaus mit Gaststätte und Versammlungsräumen errichtet. 1958 wurde das Gelände samt Wachhaus an die Firma Kneipp übergeben, die bis 2013 auf dem Areal ihren Firmensitz hatte.
Zu dem in Jahre gekommenen Wachhaus führt nur ein alter Treppenweg hinauf. Im Inneren des Hauses ist alles dunkel und verlassen, an den Wänden sind Kritzeleien zu erkennen, die an die Kulisse aus einem Horrorfilm erinnern.
Fazit: Schon tagsüber wirkt das Wachhaus im Steinbachtal auf dem ehemaligen Kneipp Gelände sehr gruselig. Nachts könnte es als perfekter Drehort für einen Horrorfilm dienen. Dafür vergibt die Redaktion 10 von 10 Halloween-Kürbissen.
2. Die ehemaligen Verladerampen hinter der Posthalle in Würzburg
Hinter der Posthalle, direkt an den Gleisen des Bahnhofs, befinden sich die alten Verladerampen. Von 1970 bis 1993 wurde das heute Veranstaltungsgebäude als Brief- und Paketzentrum der Deutschen Post genutzt. An den Verladerampen hielten die Züge der DB und fuhren die Post auf vier Gleisen direkt in die Halle. Die ausgedienten Rampen und Gleise sind bis heute erhalten und dienen oft als Fotokulisse in Würzburg.
Fazit: Nachts ist der Ort nichts für schwache Nerven. Überall hört man Geräusche, Tiere in den Büschen und auch Fledermäuse haben hier ihr Zuhause gefunden. Was tagsüber ein schöner Ort für eine Fotokulisse ist, verwandelt sich mit der Abenddämmerung in einen schaurig-schönen Gruselort. Wir vergeben hierfür 6 von 10 Halloween-Kürbissen.
3. Die Ruine des historischen Gartenpavillons im Wald zwischen der Zellerau und Höchberg
Von dem ehemaligen Gartenpavillon im Wald zwischen der Zellerau und Höchberg ist heute nur noch eine Ruine geblieben. 1900 wurde das Gebäude erbaut und hatte damals noch einen großen Balkon. Bis 1960 wurde das Gebäude als Notunterkunft für Höchbergerinnen und Höchberger genutzt, die im Zweiten Weltkrieg ihr Zuhause verloren hatten. Heute stehen von dem Gartenpavillon nur noch die Mauern, bunt mit Graffiti besprüht, mitten im Wald.
Fazit: Tagsüber mag die alte Ruine gemütlich wirken und ein guter Platz für Street-Art-Kunstwerke sein. Mit Einbruch der Dunkelheit ändert sich das Bild schlagartig. Es knackt im Unterholz, es ist stockdunkel und die bedrohlichen Mauern stechen im Mondlicht hervor. Wir vergeben dafür 7 von 10 Halloween-Kürbissen.
4. Der Tunnel unter der Posthalle in Würzburg zwischen Bismarckstraße und Füchsleinstraße
Viele Würzburgerinnen und Würzburger kennen ihn wahrscheinlich: den berüchtigten Tunnel unter der Posthalle, der die Bismarckstraße und die Füchsleinstraße verbindet. Die Wände des rund 200 Meter langen Tunnels sind voll mit Graffiti beschmiert und es riecht immer unangenehm nach Urin. Erst 1970 wurde der Tunnel gebaut, um die Würzburger Altstadt mit dem Stadtteil Grombühl zu verbinden. Bis heute vibrieren die Wände, wenn oben auf den Bahngleisen ein Zug vorbeirauscht.
Fazit: Auch tagsüber meiden viele Menschen den Tunnel am liebsten. Das liegt wohl mehr am Uringeruch als an der Kulisse. Hell ist es in der Unterführung nur selten, aber gerade in den Abendstunden steigt der Gruselfaktor nochmal deutlich. Wir vergeben 3 von 10 Halloween-Kürbissen.
5. Der ehemalige Volksgarten im Steinbachtal in Würzburg
Bis 2012 war der ehemalige Volksgarten im Steinbachtal noch ein Ort für das gemütliche Feierabendbier. Damals befand sich dort einer der größten Biergärten der Stadt. Mittlerweile ist der Volksgarten geschlossen und verfällt immer mehr. Die markanten Zwiebeltürme der Pavillons ragen aber noch heute zwischen den Bäumen und Büschen hervor.
Fazit: Tagsüber würde mancher vielleicht auf die Idee kommen, wieder die Bierbänke aufzustellen und ein kühles Fass an die Zapfanlage anzuschließen. Nachts hält man wohl lieber Abstand von dem Ort, der dann doch recht bedrohlich wirken kann. Wir vergeben dafür 7 von 10 Halloween-Kürbissen.
6. Die Annaschlucht im Würzburger Steinbachtal
Hinter der verwilderten Annaschlucht steckt eine beinahe herzzerreißende Geschichte. Valentin Alois Fischer, Vorstandsmitglied der Verschönerungsvereins Würzburg (VVW), gestaltete das Gelände um und benannte es nach seiner verstorbenen einzigen Tochter Anna. Vom hinteren Steinbachtal führen schmale Treppenstufen hinauf auf den Nikolausberg. Von unten, also von der Annaschlucht aus, wirkt es, als würden die Treppen im Grün des Waldes verschwinden.
Fazit: Tagsüber ist es ein schöner und fast romantischer Wanderweg mit einem wunderschönen Naturdenkmal. In den Abendstunden allerdings hat der Ort einen gewissen True-Crime-Charakter. Wir vergeben dafür 5 von 10 Totenköpfen.
7. Hauptfriedhof in Würzburg mit dem Engel-Monument
Auf dem Hauptfriedhof in Würzburg ragt eine große Engelstatue über den Gräbern hervor. Das Denkmal wurde zur Erinnerung an den Tod der litauischen Fürstin Ludwika aus aufgestellt. Im 19. Jahrhundert war die Fürstin nach Würzburg gekommen, hier starb sie 1859 mit nur 33 Jahren an Krebs. Das Denkmal auf dem Friedhof ließ ihr Ehemann errichten.
Fazit: Tagsüber ist der Friedhof ein ruhiger Ort des Gedenkens. Unheimlich oder bedrohlich wirkt hier nichts. Lediglich die Dunkelheit gegen Ende des Tages taucht den Engel in eine leicht unheimliche Kulisse. Für einen Familienspaziergang ist der Ort aber auch abends geeignet. Wir vergeben 2 von 10 Halloween-Kürbissen.
Hinweis der Redaktion: Alle Bilder wurden von öffentlichen Wegen aus aufgenommen. Dieser Beitrag ist kein Aufruf zum Betreten privater Grundstücke.
Abendlicher Spaziergang auf fremden Grundstücken? Hallo? Da kann man doch nicht einfach herummarschieren, da gibt es Eigentümer, ob es der Volksgarten ist oder die Waldhäuser im Steinbachtal.
Mal von möglichen Gefahren wie Baufälligkeit abgesehen: Vandalismus, Schmierereien, hinterlassener Unrat von Feiern - wenn ich Eigentümer wäre, würde ich der MP eine saftige Rechnung präsentieren. Ist ja hiermit perfekt dokumentiert.
vielen Dank für Ihren Kommentar. Selbstverständlich stellt der Artikel keine Anleitung zum Betreten fremder Grundstücke dar und auch kein Aufruf zum Vandalismus. Der Hauptfriedhof und der Tunnel unter der Posthalle werden jeden Tag von zahlreichen Menschen betreten - völlig legal. Auch die Annaschlucht ist seit Jahren beliebte Strecke unter Jogger:innnen und Spaziergänger:innen.
Der ehemalige Volksgarten ist abgesperrt, wie man auf dem Bild im Artikel auch sehen kann. Die Pavillons sind aber vom öffentlichen Teil vor der Absperrung sehr gut zu sehen. Für einen Spaziergang zu Halloween oder als Fotokulisse muss man also keine Gesetze brechen. Auch unser Fotograf hat für die Fotos keine Gesetze gebrochen und wie Sie sehen können, sind die Bilder dennoch sehr schön geworden. Und diesen tollen Anblick können auch alle Leser:innen genießen, die die von uns aufgezählten Orte, ganz legal, an Halloween besuchen.
Viele Grüße
Gina Thiel
(Reporterin Lokalredaktion Würzburg)