Es gibt Dinge, von denen weiß man gar nicht, dass man sie braucht, bis man sie bekommt. Dazu gehört die Posthalle westlich des Würzburger Hauptbahnhofs. Dort hat sich seit dem Jahr 2008, als die damalige PH-Event-Agentur damit begann, in den ehemaligen Sortierhallen der Deutschen Post Konzerte zu veranstalten, einiges entwickelt. Anderswo in der Stadt hatte es keine geeignete Hallengröße dafür gegeben.
Doch nun drängt die Zeit: Nur noch bis Ende März kommenden Jahres läuft der Mietvertrag für die Posthalle am Hauptbahnhof, dann ist dort buchstäblich Schicht im Schacht. Auf dem Areal soll nämlich zwischen Bismarckstraße und Bahn das sogenannte Bismarckquartier entstehen. Mit ebenfalls dringend in der Stadt benötigtem Wohnraum, Büroflächen und Hotels, dazu Nahversorgung, Gastronomie und einer großen Tiefgarage. Investor ist die Würzburger Bismarckquartier GmbH.
Doch wohin? Die Idee von Stadtbaurat Benjamin Schneider, auf dem Real-Gelände an der Nürnberger Straße eine Mischung aus Gewerbe, Dienstleistungen und Kultur anzusiedeln, hat sich nach der Übernahme des Marktes durch Kaufland zum 13. Juni erledigt. Aber nicht weit davon hatte die Firmenleitung von Glaskeil im Juni vorigen Jahres angekündigt, in den Airpark nach Giebelstadt umziehen zu wollen. Rund 14.600 Quadratmeter Fläche hat das Glaskeil-Gelände. Und Hallen stehen auch schon drauf.
Es gibt Gespräche zwischen der Stadt und dem Eigentümer
"Ja, es gab und gibt Gespräche zwischen der Stadt und dem Eigentümer", bestätigt Stadtbaurat Benjamin Schneider auf Anfrage. Man sei mit ihm bereits seit längerem im Gespräch, was sich dort verwirklichen lasse. Deswegen habe man auch den Kontakt zwischen den Glaskeil-Verantwortlichen und Jojo Schulz von der Posthalle hergestellt.
"Wir haben ebenfalls eine erste Sichtprüfung vorgenommen für die wesentlichen Themen, also Personenanzahl, Entfluchtung, Brandschutz, Zugänglichkeit", weiß Schneider. Man habe Schulz dann signalisiert, dass man sich seitens der Stadt eine solche Nutzung als Konzerthalle vorstellen könne, so der Stadtbaurat.
"Wir sind mit Glaskeil in gutem Austausch und über grundsätzliche Details einig", bestätigt Schulz. Ein paar Punkte seien noch zu klären. "Eine Bauvoranfrage bei der Stadt hat uns bislang noch keine unlösbaren Hürden in den Weg gelegt." Nach seinem Wissensstand fehle nur noch die Stellungnahme einer Abteilung im Rathaus, alle anderen hätten eine Nutzung als Konzerthalle unter bestimmten Voraussetzungen für machbar erklärt.
Zwei neue Spielstätten könnten dort entstehen
"Der Plan wäre also, dass man in drei bisherigen Hallenabschnitten zwei Spielstätten einrichtet. Eine kleinere mit einer Kapazität von rund 800 Personen und eine größere mit bis zu 2100 Personen. Das wären rund 4500 Quadratmeter Fläche, die wir benötigen", sagt er.
Einen Haken gibt es: "Wir müssen davon ausgehen, dass wir erst Mitte 2024 auf das Gelände können", weiß Schulz. Der Mietvertrag für die Posthalle laufe aber Ende März 2023, also ein Jahr zu früh. "Da bin ich in engem Austausch mit dem aktuellen Vermieter", erklärt er. Ergebnis gebe es noch keines. "Aber die Gespräche sind fair", sagt Schulz.
Junge Berufstätige holt man nicht nur mit Theater und Mozartfest in die Stadt
"Im Moment geht es noch um das zweite Quartal 2023, weil er dafür buchen muss", weiß Alexander Weigand, Geschäftsführer der Bismarckquartier GmbH in der Beethovenstraße. "Aber man kann mit uns reden. Sobald der Jojo Schulz einen Mietvertrag für eine neue Spielstätte hat, werden wir da sicherlich auch eine Lösung finden", sagt Weigand.
"Denn wir halten eine Kulturhalle, wie sie die Posthalle ist, für wichtig und wollen sie nicht vor existenzielle Probleme stellen", sagt er. Eine solche Halle sei ja auch ein wichtiges Element, wenn man junge Berufstätige in die Stadt holen wolle. "Das kann nicht nur mit dem Theater und dem Mozartfest gelingen", so der Geschäftsführer.
Und was passiert mit den restlichen Mietern der Posthalle?
Und was passiert mit den restlichen Mietern der Posthalle? Da hat sich in den letzten Jahren eine rege Kleinkulturszene entwickelt. Und 4500 Quadratmeter sind nur ein Teil der 14.600 Quadratmeter Gesamthallenfläche. "Wir beobachten als Stadt derzeit, was sich zwischen Herrn Schulz und der Firma Glaskeil entwickelt und wo diese Kooperation hinführt, dann sehen wir weiter", erläutert Stadtsprecher Christian Weiß den Stand der Dinge hierzu.