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Bergtheim
Wann wird die Wasserknappheit im Würzburger Norden untersucht?
SPD-Abgeordneter Halbleib kritisiert "fahrlässige Strategie" des Freistaats beim Thema Wassermangel im Würzburger Norden. Eine Studie soll Fakten liefern. Wann kommt sie?
In der Region um Bergtheim (im Hintergrund) sorgt man sich um das Grundwasser.
Foto: Irene Konrad | In der Region um Bergtheim (im Hintergrund) sorgt man sich um das Grundwasser.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:10 Uhr

Nach den Schlagzeilen über den Wassermangel im Würzburger Norden, hat SPD-Landtagsabgeordneter Volker Halbleib die Bayerische Staatsregierung um eine Stellungnahme gebeten. Dazu fragte er nach, ob die Staatsregierung Hinweis darauf hat, dass die Wasserentnahme zum Gemüseanbau in der Bergtheimer Mulde den Grundwasserstand senkt. Außerdem wollte er wissen, wie die Staatsregierung den Gewässerzustand bewertet.  

Die Antwort findet er enttäuschend: Der Zusammenhang zwischen einer "zunehmenden Wasserentnahme" auf die Wassermenge der Pleichach und Kürnach werde zwar gesehen, aber als "nicht wesentlich" bezeichnet. Und: Konkrete Maßnahmen, mit denen der Wasserknappheit begegnet werden soll, gebe es nicht.

"Die Staatsregierung scheint darauf zu vertrauen, dass es in Zukunft wieder mehr regnet"
SPD-Landtagsabgeordneter Volker Halbleib

Halbleib findet das widersprüchlich. Die Auswirkungen der massiven Wasserentnahmen für Bewässerung und Brauchwasser im Oberlauf der Pleichach würden verharmlost. Im heißen Sommer 2018 sei die Wasserentnahme teilweise mehr als dreimal so hoch gewesen wie im Vorjahr.

Halbleib zeigt sich verärgert über "ungenügende amtliche Kontrollen der Wasserentnahme". Die Behörden vertrauten alleine den Angaben der Betreiber. Es gebe auch keine zentrale Datenbank zur Erfassung der Messergebnisse.

Selbst die Festlegung von 2016, dass keine neuen Genehmigungen für Wasserentnahmen erteilt werden dürfen, ist für Halbleib ungenügend. Für bestehende Brunnen werde eine Erhöhung der Entnahme von 5000 Kubikmeter Wasser im Jahr zugelassen. Deshalb werde dem Grundwasser weiterhin mehr und mehr Wasser entnommen.

Selbst in den Wintermonaten sind Gräben, wie hier in Fährbrück, häufig trocken.
Foto: Irene Konrad | Selbst in den Wintermonaten sind Gräben, wie hier in Fährbrück, häufig trocken.

Auf dem Gebiet der Gemeinde Bergtheim beispielsweise wurde 2019 eine Erhöhung der Grundwasserentnahme von 3600 Kubikmeter im Jahr auf 5500 Kubikmeter genehmigt. Hinsichtlich der Klimaprognosen sei das eine "fahrlässige Strategie". "Die Staatsregierung scheint darauf zu vertrauen, dass es in Zukunft wieder mehr regnet", mutmaßt Halbleib.

Mara Hellstern, Leiterin des Umweltamtes am Landratsamt Würzburg, sagt zum Vorwurf nachlässiger Überwachungen: "Im Rahmen der technischen Gewässeraufsicht führt das Wasserwirtschaftsamt verschiedene Kontrollen von Gewässern durch. Auch die Situation der oberirdischen Gewässer und des Grundwassers hinsichtlich Wasserqualität und -menge wird regelmäßig durch das Wasserwirtschaftsamt kontrolliert." 

Die Staatsregierung in München führe den niedrigen Wasserstand auf geringe Niederschlagsmengen auf der "Fränkischen Platte" sowie auf die höhere Verdunstung bei heißen Temperaturen zurück. Zudem seien Versickerungsstrecken im Bereich von Muschelkalk-Gesteinen bekannt, die einen Einfluss haben könnten.

Zehn Gemeinden machen Druck in München  

Um den Grundwasserschutz und der Sicherung der Kulturlandschaft geht es den zehn Gemeinden, die in der Integrierten Ländlichen Entwicklungsgruppe (ILEK) „Würzburger Norden“ mit ihren insgesamt 34 000 Einwohnern zusammen geschlossen sind. Mehrmals hat man im Münchner Umwelt- und Landwirtschaftsministerium ihre Anliegen erklärt.

Im Dezember reichte die ILEK Würzburger Norden die Projektskizze zu einem Förderantrag ein. Sie möchte, dass Niederschlagsmenge, Grundwasserstand, Wassermenge in den Bächen, Gewässerqualität, Brunnen zur Bewässerung der Felder, Wasserspeicher und das angedachte Uferfiltrat aus dem Main gründlich erforscht und in einen Zusammenhang gestellt werden.

Die Mitgliedsgemeinden wollen, dass die Auswirkungen auf Artenschutz, Agrarstruktur, Kleinklima, Gestalt und Struktur der Kulturlandschaft und Bodenqualität untersucht werden. Es soll auch um Sonderkulturen, ein Feldhamsterschutzkonzept und grundsätzlich um den Schutz der heimischen Fauna und Flora gehen. Die Antragsteller wünschen sich Alternativvorschläge zur Bewässerungstechnik in der Landwirtschaft und zur Organisationsstruktur bei der Umsetzung der Empfehlungen.

Antworten auf drängende Zukunftsfragen

Es geht um diese Fragen: Was ist wirtschaftlich sinnvoll und machbar? Welche vernünftigen Lösungen gibt es für die Landwirte, die ihre Felder beregnen möchten?  Wie steht es um die Pachtpreise und den Verdrängungswettbewerb zu Lasten kleinerer Betriebe, insbesondere aus dem Bereich der klassischen Landwirtschaft?

"Wir warten nun auf den Förderbescheid für die Studie Landwirtschaftliche Bewässerung", erklärt ILEK-Vorsitzender und Bergtheimer Bürgermeister Konrad Schlier. Erst dann könnten die entsprechenden Fachbüros und Bürogemeinschaften ihre Arbeit aufnehmen. "Vor 2022 werden keine konkreten Maßnahmen umgesetzt", bedauert Schlier.

Die Studie selbst werde mit 75 Prozent gefördert. 25 Prozent zahlt die ILE über die Mitgliedsbeiträge der zehn Gemeinden Bergtheim, Eisenheim, Estenfeld, Güntersleben, Hausen, Kürnach, Oberpleichfeld, Prosselsheim, Rimpar und Unterpleichfeld.

Auf den fruchtbaren Böden rund um Bergtheim entstehen mehr und mehr "Gewächshäuser" unter einem Folientunnel. Das "versiegelt" Flächen, die Regenwasser aufnehmen könnten. In den Wintermonaten sind die Folien eingerollt.
Foto: Irene Konrad | Auf den fruchtbaren Böden rund um Bergtheim entstehen mehr und mehr "Gewächshäuser" unter einem Folientunnel. Das "versiegelt" Flächen, die Regenwasser aufnehmen könnten.
 
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