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Würzburg/München
Ein Jahr nach Recherche zu Wasserentnahmen in Unterfranken und brisanten Daten: Werden die Versprechen gehalten?
Nach der Aufdeckung massiver Defizite versprach Bayerns Ministerpräsident "echte Grundsatzentscheidungen" zum Grundwasserschutz. Warum die Zweifel groß sind.
Erkenntnis ist da, doch wo sind Taten? Ein Jahr nach der Aufdeckung von Kontroll-Defiziten bei der Wasserentnahme in Bayern bleibt es meist bei Ankündigungen der Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Foto: Illustration: Kai Nietfeld/ Getty/ Montage: Daniel Biscan | Erkenntnis ist da, doch wo sind Taten? Ein Jahr nach der Aufdeckung von Kontroll-Defiziten bei der Wasserentnahme in Bayern bleibt es meist bei Ankündigungen der Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 23.05.2024 02:50 Uhr

An Erkenntnis und Fakten fehlt es eigentlich nicht: Ein Jahr ist vergangen, seit Main-Post und Bayerischer Rundfunk in einer aufwändigen Datenrecherche massive Defizite der zuständigen Behörden in Unterfranken bei der Kontrolle der Wasserentnahmen aufgedeckt haben. Inzwischen hat auch das zuständige Umweltministerium in einem Bericht an den Landtag Wissenslücken über den Verbrauch der immer knapperen Ressource eingeräumt.

Neue Recherchen dieser Redaktion zeigen jetzt, dass es dem Umweltministerium dabei nicht gelungen ist, den Landtagsabgeordneten die 70 Großentnahmen aus Grund- und Oberflächenwasser in Bayerns trockenster Region korrekt zu benennen.

Umweltminister Glauber: Weniger Grundwasserentnahmen bei steigendem Bedarf 

Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hatte angesichts immer häufigerer Trockenperioden im Herbst vor einem weiteren massiven Absinken der Grundwasser-Pegel in Bayern um rund ein Viertel bis zum Jahr 2065 gewarnt. Um zusätzlichen Wasserbedarf von Landwirtschaft oder Industrie zu decken, sei es notwendig, "Grundwasserentnahmen aufzugeben und auf Oberflächenwasser bzw. Uferfiltrat zurückzugreifen".

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im Sommer 2023 sogar zu einem "Runden Tisch" zur Wasserknappheit in Bayern ein geladen. Er wolle "Friede ums Wasser", beteuerte er und kündigte "echte Grundsatzentscheidungen" zum Grundwasserschutz an – nach der Landtagswahl.

Wenig Konkretes im Koalitionsvertrag, aber "Wassercent" geplant

Viele Worte also. Doch was ist mit den Taten? Im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern von November 2023 nimmt das Thema Wasser zwar viel Raum ein. Konkrete Maßnahmen fehlen allerdings weitgehend.

Für den von Söder bereits 2021 angekündigten "Wassercent" – einem Nutzer-Aufschlag auf den Wasserpreis, zweckgebunden für neue Wasserinfrastruktur wie Bewässerungssysteme – kündigte der Umweltminister nun immerhin einen Gesetzentwurf bis zum Sommer an. Unklar ist jedoch, ob Landwirtschaft und Industrie als größte Wasserverbraucher von der Umlage ausgenommen werden sollen.

CSU und Freie Wähler kritisierten im Landtag nicht die Kontrolldefizite, sondern die Medien

Im Landtag kritisierten CSU und Freie Wähler nicht die aufgedeckten Kontrolldefizite bei der Wasserentnahme – sondern die Berichterstattung darüber. Von "unterstellten" Vorwürfen gegenüber den Behörden war etwa in einem Landtagsantrag die Rede.  Maßnahmen wie digitale Wasserzähler, ein Grundwasser-Monitoring oder eine kürzere Befristung von Entnahmerechten halten CSU und Freie Wähler für überflüssig.

SPD und Grüne zeigen sich ob dieser Fakten-Verweigerung verwundert: "Die Probleme werden auch bei CSU und Freien Wählern zwar gesehen. Aber es gibt keinerlei Bereitschaft, daraus Konsequenzen zu ziehen", klagt der Würzburger Grünen-Abgeordnete Patrick Friedl. SPD-Politiker Volkmar Halbleib wirft der Regierungsmehrheit "falsche Rücksichtnahme auf Wasserentnehmer" vor: Sich dem Problem zu verschließen, löse es nicht.

Zumindest für die Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg hat das Umweltministerium nun ein Pilotprojekt mit digitalen Wasserzählern angekündigt. Zudem soll ein "digitales Wasserbuch" künftig alle wasserrechtlichen Daten zusammenführen.

Klima-Experte fordert in Echtzeit verfügbare Daten zum tatsächlichen Wasserverbrauch

Der Augsburger Hydrologe und Klima-Experte Prof. Harald Kunstmann fordert gegenüber dieser Redaktion jedoch überall in Echtzeit verfügbare Daten zum tatsächlichen Verbrauch: "Um zu verstehen, wo und warum sich in Bayern weniger neues Grundwasser bildet, müssen wir alle Teile der Wasserbilanz kennen. Also auch, wo wie viel Wasser tatsächlich entnommen wird."

 
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  • Kurt Schneider
    Wie heißt es so schön in der Bibel:
    „ an den Taten sollt Ihr sie messen“
    Offensichtlich hat sich an der Einschätzung der Bayerischen Staatsregierung bzgl. der Bevölkerung immer noch nichts geändert . Man hält sie immer noch für dumm und vergesslich und so soll auch dieses Thema ausgesessen werden. Kein vernünftiger Mensch würde in seinem
    Leben so handeln oder gar seine Kindern solche Methoden mit auf den Weg geben.
    Leider sehe ich aber auch keine andere Partei, die hier mit gutem Beispiel voran gehen würde. Für die anstehende Europawahl wäre es eine klasse Werbung . Also liebe Parteiverantwortliche: denkt doch mal darüber nach.
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  • Peter Bartosch
    Söder ist, war und bleibt ein Dampfplauderer. Wer das nicht kapiert, hat ganz schwarze Scheuklappen auf, durch den kein Blick mehr für die Wirklichkeit durchschimmert.
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  • Roland Pleier
    Chappeau, Kollegen! Gut gearbeitet!
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  • Johannes Metzger
    Wollte der nach Fukushima nicht zurücktreten, wenn nicht schnell alle Atommeiler abgeschaltet werden. Jetzt macht er sich für dieAtomkraft stark. Trotz der verschärften Sicherheitslage durch die russischen Bedrohung. Söder kann Policlown. Seriöse Politik ist ihm fremd. Ich jedenfalls nehme ihm das Versprechen zum besseren Grundwasserschutz nicht ab.
    Die Abgeordneten der CSU/FW sollten sich schämen. Sie schimpfen auf die Presse (die gute Arbeit leistet) und verteidigen den Schlamperladen in der bayrischen Stattsregierung.
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  • Jürgen Huller
    "....Wollte der nach Fukushima nicht zurücktreten, ..."

    Hätte er's doch nur getan....
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  • Peter Koch
    Damals war Söder noch Umweltminister und von diesem Amt hat er sich 2011 zurücktreten lassen um zunächst Finanzminister zu werden. Seither hat er natürlich mit Umweltschutz nichts mehr zu tun.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Er hattte auch schon als Umweltminster nichts mit Umweltschutz zu tun.
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  • Jürgen Huller
    Ja, Söder hat schon viel ausprobiert. Bis jetzt hat er aber noch nichts gefunden, in dem er wirklich gut wäre. Gerade versucht er sich ja als bayerischer Außenminister.

    Die Suche geht also weiter ...
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wann hat Markus Söder denn überhaupt jemals ein Versprechen gehalten? 100000 Wohnungen, 800 Windräder, und jetzt "Frieden ums Wasser" ....
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