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München
Wassermangel in Unterfranken und Kontrolldefizite der Behörden: Wortwahl eines CSU-Antrags erhitzt im Landtag die Gemüter
Dis CSU spricht von "Unterstellung" der Medien, Gerhard Eck zeigt sich empört. Und was das Grundwasser in der Bergheimer Mulde betrifft, ist das Umweltministerium skeptisch.
Trockene Böden in der Nähe von Dipbach in der Bergtheimer Mulde. Die massiven Defizite bei der Kontrolle der Wasserentnahme in Unterfranken sorgen im Landtag erneut für hitzige Diskussionen.
Foto: Irene Konrad | Trockene Böden in der Nähe von Dipbach in der Bergtheimer Mulde. Die massiven Defizite bei der Kontrolle der Wasserentnahme in Unterfranken sorgen im Landtag erneut für hitzige Diskussionen.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 06.08.2023 02:59 Uhr

Auch rund sieben Wochen nach ersten Veröffentlichungen von Main-Post und Bayerischem Rundfunk über massive Defizite bei der staatlichen Kontrolle der Wasserentnahme in Unterfranken sorgt das Thema im Bayerischen Landtag noch immer für hitzige Debatten. In der letzten Sitzung des Umweltausschusses in dieser Wahlperiode forderten CSU und Freie Wähler nun einen Bericht der Staatsregierung zur Wasserentnahme in Unterfranken.

Die schriftliche Begründung dieses Antrags führte an diesem Donnerstag jedoch zu lautstarken Wortwechseln – weil es darin heißt, die Medien hätten in ihren Berichten "die teilweise Unkenntnis der Behörden bei der Entnahme von Wasser in der Region Unterfranken unterstellt".

"Ich sehe da keine Unterstellungen", kritisierte der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl diese Formulierung. Vielmehr handle es sich bei den Berichten um eine "umfassende Recherche" mit einer "fundierten Dokumentation der Ergebnisse". Von einer Unterstellung – also einer Behauptung ohne Belege – könne keine Rede sein.

Auch der oberfränkische SPD-Abgeordnete Klaus Adelt forderte eine andere Wortwahl in dem Antrag. Dies gebiete schon der Respekt "gegenüber denjenigen, die hier monatelang recherchiert haben". Adelt verwies - stichelnd - zudem darauf, dass ein von der SPD geforderter Bericht zum Thema von CSU und Freien Wählern noch im Mai abgelehnt worden sei: "Ich bin überrascht, wie schnell die CSU hier einen Vorstoß der SPD aufgreift."

CSU-Politiker Gerhard Eck: Kritik an Kontrolldefiziten "immer wieder die gleiche Marotte"

Während der CSU-Umweltpolitiker Alexander Flierl von einer "missverständlichen Formulierung" sprach und den Antrag als einen "Vorstoß für mehr Klarheit" verstanden haben wollte, stieg mit den Wortmeldungen der Opposition beim unterfränkischen CSU-Abgeordnete Gerhard Eck die Erregung: Die Kritik vor allem der Grünen an der Wortwahl im CSU-Papier sei ein "Vorwahlkampf-Geplänkel, das nicht zu ertragen ist" und "eine ganz billige Anwanzung".

Findet Kritik an staatlichen Kontrolldefiziten bei der Wasserentnahme in Unterfranken 'unerträglich': der unterfränkische CSU-Landtagsabgeordnete Gerhard Eck.
Foto: Anand Anders | Findet Kritik an staatlichen Kontrolldefiziten bei der Wasserentnahme in Unterfranken "unerträglich": der unterfränkische CSU-Landtagsabgeordnete Gerhard Eck.

Aber auch in der Sache selbst legte Eck nach: "Ich finde es unerträglich, den Behörden hier sowas anzuhängen", sagte er zu den mit vielen Fakten belegten Berichten über die unvollständige Kenntnis der Behörden, was die tatsächliche Wasserentnahme betrifft: "Das ist immer wieder die gleiche Marotte."

Recherche von Main-Post und BR basiert auf Auswertung von 2000 Entnahme-Rechten

Die brisanten Erkenntnisse beruhen auf einer gemeinsamen, mehr als sechsmonatigen Recherche von Main-Post und Bayerischem Rundfunk bei allen Landkreisen und drei kreisfreien Städten in Unterfranken über die Wasserrechte von Industrie, Landwirtschaft, Weinbau, Kommunen, Fischwirten, Vereinen und Privatpersonen. Die Redaktionen werteten unter anderem mehr als 2000 Entnahmerechte aus und sprachen mit allen zuständigen staatlichen Stellen. Bei fast 60 Prozent aller Entnahme-Genehmigungen wussten die Behörden demnach nicht, wie viel Wasser tatsächlich in Unterfranken aus der Natur gepumpt wurde. 

Ob der Ministeriumsbericht zu dem CSU-Antrag noch vor der Landtagswahl im Oktober fertig werden kann, blieb am Donnerstag offen. Vorgelegt wurde derweil im Landtag ein Bericht über bereits laufende Maßnahmen zum Wasserrückhalt und zur Wassereinsparung in der von Trockenheit besonders betroffenen Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg.

Bergtheimer Mulde: Neue Wasseranalyse soll Grundlage für künftige Wasserentnahme werden

Demnach soll eine detaillierte Wasseranalyse in einem "Landschaftswasserhaushaltsmodell" für das Gebiet in diesem Herbst vorliegen. Diese Analyse soll dann auch "Grundlage für die weitere Wasserentnahme sein", erklärte ein Beamter aus dem Umweltministerium. Zudem soll die Bergtheimer Mulde Pilotregion für den Einsatz digitaler Funkzähler zur Überwachung des Wasserverbrauchs werden – die konkrete Umsetzung kann laut Ministerium aber bis zu fünf Jahre dauern.

Eine seit gut zehn Jahren laufende Überwachung zeige einen rund 40-prozentigen Rückgang der Grundwasser-Neubildung in der Bergtheimer Mulde, so der Beamte. Unterfranken insgesamt sei Schwerpunkt für Pilotprojekte für nachhaltige Bewässerung, Wasserentnahme aus großen Flüssen wie dem Main oder den Bau von Wasserspeichern.

Umweltministerium: Grundwasser-Neubildung in dem Gebiet wird sich nicht verbessern

Im Forschungszentrum Schwarzenau (Lkr. Kitzingen) werden laut Landwirtschaftsministerium "Ackerbaustrategien in Trockenlagen" erforscht. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) hat eine "Kompetenzstelle Bewässerung". In Unterfranken gibt es zudem neun Pilotprojekte für Wasserrückhalt und Erosionsschutz. Und auf knapp 6000 Hektar Fläche in Unterfranken werden Agrar-Umweltmaßnahmen zum Wasserschutz gefördert.

Was die Bergtheimer Mulde betrifft, zeigte sich der Experte aus dem Umweltministerium trotz aller Anstrengungen jedoch skeptisch: "Wir gehen davon aus, dass sich die Grundwasser-Neubildung dort nicht verbessern wird."

 
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  • H. M.
    sagt nur danke Herr Stern für diesen hervorragenden Samstagsbrief, der es auf den Punkt bringt!

    Wie so oft verwechseln Sie, von der Main-Pest mitgetragen, Meinungsfreiheit mit Pressefreiheit.

    Wenn hier jemand schreibt, ich zitiere: „Es geht bei diesem Thema eben gerade nicht um Unterstellungen und auch nicht um Vorwürfe – sondern um harte Fakten.“ und im gleichen Atemzug „Das Kernproblem …., dass Sie persönlich, aber auch Ihre Kollegen von CSU und Freien Wählern im Landtag, diese Fakten schlicht ignorieren wollen.“, unterstellt, ist ein Brandstifter!

    Diese Art der Berichterstattung ist nicht mehr zeitgemäß, sie ist gefährlich für unsere Demokratie und unser aller Zukunft, sie ist sozialistisch. Andere Meinungen werden heute in der Presse ignoriert oder niedergemacht und morgen in Hohenschönhausen weggesperrt!

    Ich würde bei den Ämtern nachfragen, wer, vor allem in welcher Form welche Antwort gegeben hat und diese dann mit den Fakten der „Mainpost“ vergleichen!
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  • T. F.
    Die Bevölkerung sollte empört sein, Herr Eck...jahrelang nix gemacht, den Kopf in den Sand gesteckt...nach "Vogelstraußtaktik"...obwohl Sie sind ja dann wohlbehalten aus der "Nummer" raus...Ihr Nachfolger, Steffen Vogel in Pink..schau mer mal...
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  • G. W.
    Mal ums Eck gedacht:
    Der große Vogel in Pink -der Flamingo - hat ja als Wasservogel hoffentlich ein ureigenes Interesse daran, nicht in Bälde auf dem Trockenen zu sitzen.
    Hoffentlich kann er das seinen Partei -Genossen auch ausreichend vermitteln 🦩.
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  • T. F.
    ...eigentlich sitzt er ja jetzt schon auf dem Trockenen...Hassfurt....Wunder gibt es immer wieder...aber nicht bei der CSU, von daher, er vermittelt nichts zwinkern
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  • R. H.
    Ich glaube nicht an die Unwissenheit bayerischer Wasser-Behörden.

    Für mich hat das System und nicht nur in Bayern.

    Während sich m. E. Industrie, Gewerbe und Alkoholproduktion sich im Wasser regelrecht baden darf, bekommen Haushalte permanent den erhobenen Finger gezeigt, zahlen die Hauptzeche und werden jetzt noch mit dem Wasser-Cent belastet.

    Beim Strom, und Gas-Handel ist es ja auch nicht anders!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal ausdrücklich bei der Mainpost und dem BR für ihre Recherchen zum Thema Wasser bedanken. Besonders Frau Kleinhenz von der MP hat sich schon länger in das Wasserthema tief eingearbeitet und liefert schon seit Jahren qualitativ hochwertige Artikel dazu. Dafür zahle ich dann auch gerne meine Abogebühren.
    Bitte bleiben sie dran. Am Thema Wasser.
    Es ist lebenswichtig und darf auch im Wahlkampf von der Söder- und Hubsipartei und ihren Vasallen, nicht zerredet werden.
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  • P. W.
    Lieber Arcus, ich setzte es ehrlich gesagt voraus das die Main Post und der BR ihre Arbeit richtig und gut machen, nicht nur bei Themen der Politik. Hier mit Dank und Abo-Gebühren zu prahlen finde ich etwas übertrieben.
    Zu Hr. Söder/Hr. Aiwanger : Hier es geht Ihnen anscheinend nur um Umfragewerte als um die Wichtigkeit des Themas. Schade...
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  • J. N.
    Und ich finde es einfach nur unsäglich, dass die Politiker über Formulierungen streiten, statt was zu tun.
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  • M. K.
    Digitale Wasseruhren als Pilotprojekt, das aber FÜNF JAHRE dauern kann????
    Was für eine Farce!
    Daran sieht man, das es weder den Umweltminister Glauber noch den MP Söder interessiert, das die Bergtheimer Mulde austrocknet.
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  • G. W.
    So kann man halt wiedermal das Wasserthema eine komplette Legislaturperiode vor sich hinschieben!
    Die sind schon schlau, unsere lieben Regierenden.
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  • M. F.
    Herr Eck, treten Sie bitte nach der Wahl ab. Sie schaden uns Unterfranken, Sie sehen die Probleme der Zukunft nicht. Lassen Sie neue, junge frische Kräfte ran, die wissen was jetzt ansteht, egal ob Grüne oder Schwarze.

    Neue und kraftvolle Maßnahmen gegen die Trockenheit in Unterfranken gilt es jetzt zu ergreifen. Auch neue Trinkwasserspeicher dürfen kein Tabu mehr sein, wenn es stimmt, dass wir die Grundwasserneubildung abschreiben müssen.

    Es rächt sich jetzt, dass der BUND Naturschutz und die Grünen über Jahrzehnte den Trinkwasserspeicher im Hafenlohrtal verhindert haben, den die CSU-Staatsregierung schon ab den den 1970er Jahren wollte. Gäbe es den heute, wie damals geplant, hätten wir jetzt wesentlich weniger Wasserversorgungsprobleme. Da sollten sich die heute oft überheblicen Grünen mal hinterfragen, wer damals klüger war.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wer damals klüger war? Davon konnten und können sich seitdem alle überzeugen, die durch das herrliche Hafenlohrtal laufen.
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  • H. S.
    Wenn mal kein Wasser aus dem Hahn kommt, kann man dorthin zum Wandern gehen.
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  • G. R.
    Herr Eck steht bei der Wahl im Herbst meines Wissens nach gar nicht mehr zur Wahl.
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  • S. W.
    Gut recherchiert und schon lange bekannt. Die Landwirtschaft entnimmt unkontrolliert Unmengen von Wasser und soll das dann eigenständig melden, ohne Kotrollen. Die Wasseruhren laufen rückwärts oder werden eigehaust. Welcher Privathaushalt oder Unternehmen wird so etwas erlaubt? Die Behörden kontrollieren nichts oder schauen geplant nicht genau hin. Schluss mit dem Filz.
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  • G. W.
    Filz abwählen!
    Am 8. Oktober ist Landtagswahl!
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  • L. S.
    Um grünem Filz zu kriegen? Wandern Sie aus, wenn es nichts mit der grünen Machtübernahme wird?
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  • G. W.
    Wandern Sie aus?

    Nein, ich würde die Ewiggestrigen mit deren drolligen Ansichten zu sehr vermissen!

    Ich bleibe lieber hier, und werde weiterhin dem Trachtenverein in der Staatskanzlei und dem dazugehörigen Fanclub auf den Keks gehen!

    So lange wird sich diese Art der Politik nah am Menschen vorbei eh nicht mehr halten können.

    AD MULTOS ANNOS
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  • A. K.
    Filz heisst das doch jetzt nicht mehr. Das sind Netzwerke. Politik und Politiker sind heute nicht mehr verfilzt, sie sind heute "gut vernetzt". In der Sache dasselbe, aber es hört sich halt viel modernern an.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @Ich bin auch für die Abwahl des schwarz-orangebraunen Filzes, der sich für das kostbare, weil lebenswichtiges Wasser, kaum schert.
    Es ist auch richtig, wenn Sie schreiben, dass Privathaushalte viel Geld für das lebensnotwendige Gut Wasser zahlen müssen. Bitte berücksichtigen Sie aber bitte, dass die Grossverbraucher in der Industrie prinzipiell genauso behandelt werden wie die Landwirtschaft. Die haben eigene Brunnen und zahlen für das Allgemeingut Wasser, wenn überhaupt, so gut wie nichts.
    Besonders perfide ist das Geschäft mit Mineralwasser. Dort wird zum Teil auf das 10.000 Jahre alte Wasser bester Qualität (Allgemeingut) Wasser zurückgegriffen und wenn überhaupt kaum etwas bezahlt dafür. Dann wird das Wasser in Flaschen abgefüllt und teuer verkauft.
    Was mich ärgert sind dann Leute wie Eck und Kumpane von der Schwarz-orangebraunen Staatsregierung, die sich hinstellen und das ganz als vollkommen in Ordnung bezeichnen.
    Anreiz der Industrie Wasser zu sparen=0.
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