Die Nachricht hat am Montagnachmittag für Wirbel in Würzburg gesorgt – und das nicht nur bei Fans der Würzburger Kickers: Flyeralarm-Chef Thorsten Fischer legt sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der Profiabteilung nieder und zieht sich aus sämtlichen Gremien des Klubs zurück. Der Würzburger Unternehmer ist bislang nicht nur wichtigster Geldgeber des Vereins, sondern auch als Investor mit 49 Prozent Anteilseigner an der Würzburger Profifußball AG.
Dem Verein, der in der Dritten Liga spielt, droht mit dem momentanen Tabellenplatz 19 der Abstieg in die Regionalliga. Dann müssten die Kickers im nächsten Jahr gegen Mannschaften wie Schweinfurt, Aschaffenburg oder Aubstadt ran. Nach dem Rückzug von Fischer stellt sich deshalb nun vielen die Frage, ob sich der Profifußball in Würzburg erledigt hat und wie die Stadt damit umgeht. Ein Gespräch mit Würzburgs Sportbürgermeisterin Judith Jörg (CSU).
Judith Jörg: Nein, das war es nicht, und ich habe die Hoffnung daran auch nicht aufgegeben. Ich glaube, dass die Kickers sich sehr bemühen werden, weiter daran zu arbeiten und denke auch, dass sie sich sehr umtriebig nach neuen Sponsoren umschauen werden.
Jörg: Für den Verein ist es traurig, aber für die Stadt hat das keine Auswirkungen. Wir sind sehr dankbar, dass sich Herr Fischer bei den Kickers so sehr engagiert hat, mit Herzblut dabei war und viele Ideen hatte, wie man die Kickers nach vorne bringt. Aber für uns als Stadt war ja nicht Thorsten Fischer der Partner, sondern der Verein.
Jörg: Das sind zwei Paar Stiefel. Wir unterstützen den Verein bei seinem Stadion und den Betriebskosten, die es verursacht, und unterstützen eben nicht Thorsten Fischer. Der Stadtratsbeschluss liegt derzeit zur Überprüfung bei der Regierung von Unterfranken. Wir haben uns bei allen Beihilfen, die wir beschlossen und ausgezahlt haben, von spezialisierten Wirtschaftsprüfern beraten lassen.
Jörg: Wir engagieren uns ja nicht nur bei einem einzigen Verein. Die Betriebskosten, die wir zum Beispiel dem SV 05 zahlen, bewegen sich in ähnlicher Höhe, und über die Sportförderung unterstützen wir alle Vereine. Aber wir haben eben nun mal nur einen Verein, der ein Stadion besitzt – so wie nur ein Würzburger Verein ein Schwimmbad hat, das er allein auch nie stemmen könnte.
Jörg: Es geht um eine Sanierung im Bestand, die Kosten dazu kenne ich noch nicht. Viel hängt auch davon ab, wie der Verein die Sanierung vollzieht. Wenn zum Beispiel Stück für Stück die Tribünen saniert werden, kann ich mir vorstellen, dass das auch ein Regionalliga-Verein stemmen kann. Die Kickers sind im engen Austausch mit dem Baureferat und den anderen beteiligten Stellen und haben bereits alle Themenkomplexe hinsichtlich der Sanierung abgeklopft. Parallel dazu informieren wir uns derzeit in Darmstadt, wie man dort die Sanierung des Stadions hinbekommen hat. Die Kickers waren schon dort, mein Besuchstermin ist bereits ausgemacht. Dabei wollen wir herausfinden: Wie läuft die Förderung? Wo sind die baurechtlichen Grenzen? Kann man die Situation mit der in Würzburg vergleichen? Falls ja, wäre das natürlich gut, dann müssten wir das Rad nicht neu erfinden.
Jörg: Unabhängig kann man das nicht betrachten. Die Forderungen nach einem gewissen Standard kommen ja vom DFB und von der DFL. Der Zustand des Stadions wird von der Liga bestimmt.
Jörg: Zunächst mal spielen die Kickers in der Dritten Liga. Wenn sie absteigen, wird sich der Verein neu sortieren müssen. Aber wie gesagt: Grundsätzlich unterstützen wir alle Vereine. Im Einzelfall muss man jedes Vorhaben natürlich genau prüfen. Ich bin schon der Meinung, dass wir sehr wohl ein Stadion in unserer Stadt brauchen, so wie wir auch ein Theater brauchen. Die Frage ist eben immer, in welchem Ausbauzustand und wie groß. Und in dieser Frage müssen wir mit dem Verein so zusammenkommen, dass es für alle Beteiligten finanziell tragbar ist. Man muss auch bedenken, dass es bei uns in Würzburg historisch nun mal so ist, dass die Kickers die Last tragen. In vielen anderen Städten gehört das Stadion der Stadt.
Jörg: Klar freue ich mich darüber, wenn in Würzburg Profi-Fußball und übrigens auch Profi-Basketball gespielt wird. Das bedeutet einen Werbeeffekt in und für die Stadt, es motiviert Kinder und Jugendliche, auch diesen Sport zu betreiben. Ja, ich finde, Würzburg braucht den Profi-Fußball.
Jörg: Ich bedauere, dass Herr Fischer aufhört, weil er ein sehr kreativer Kopf ist, der viele innovative Ideen hat. Ich habe immer gern mit ihm zusammengesessen. Aber am Verhältnis zwischen Stadt und Verein ändert die Entscheidung von Thorsten Fischer nichts.
Jörg: Die Situation ist gerade in vielen Vereinen sehr schwierig, weil es wirtschaftlich nicht so rund läuft. Ich weiß, dass die Vereine zurzeit auch deshalb keine Möglichkeiten haben, Sponsoren zu gewinnen, weil sie sich kaum präsentieren können. Die Spiele ohne Zuschauer waren schädlich für Sponsoren, das Netzwerken in den VIP-Lounges fällt weg, und in der Pandemie geht es eben auch Unternehmen schlechter. Ich glaube nicht, dass das ein Würzburger Problem ist.
Jörg: Die Stadt hilft da auch in dieser Frage, wenn es geht. Wenn ich zum Beispiel Geschäftsleute treffe, die Interesse an Sport-Sponsoring haben, verweise ich sie immer an die Vereine. Aber auch das ist im Moment gerade sehr schwierig. Wenn es wegen der Pandemie kaum Kontakte zu den Verantwortlichen vor Ort gibt, dann springt auch der Funke nicht über. Wer bei Spielen mitgefiebert hat, wer von der Begeisterung mitgerissen wurde, dem fällt es wesentlich leichter, ein Sponsorenpaket zu kaufen. Das ist im Moment schwer möglich. Aber wir sind da dran, und jetzt sind ja auch wieder Zuschauer bei den Bundesliga-Spielen zugelassen. Ich hoffe, dass die Lockerungen auch beim Sponsoring Erleichterungen bringen.
Leider findet in diesem Chat eine sehr uninformierte verkürzte Diskussion statt!
ohne moos nix los und ohne fleiß klein preis! so isses halt a mal!
Ich glaube, das spricht für sich selbst.
Danke dafür und dass es in Würzburg noch ein paar mehr davon gibt nicht nur diese ewigen Nörgler. Für die kommt doch große Freude auf, jeden Morgen grauer Himmel
Frau Jörg und ihresgleichen - also viele, wenngleich nicht alle, Berufspolitiker - engagieren sich gerne verbal und auch sonstwie für Vereine mit großer Popularität und hohen Mitgliederzahlen. das bedeutet nämlich viele potentielle Wähler bei der nächsten Stimmzettelvergabe.
Gleiches gilt für Multifunktionsarena etc.
Das hat mit Nörgeln nichts zu tun.
Sie dürfen Ihren Posten sicher auch so behalten.
Was Würzburg nicht braucht ist Frau Jörg und die Kickers als Profifussballer
Warum sollte die Stadt den Profisport unterstützen? Das ist eine AG und selbstständiges "wirtschaftliches Unternehmen"! Unterstützt sie die Stadt, wenn sie womöglich ihre Strom - oder Gasrechnung nicht mehr zahlen können? Da wird knallhart abgeklemmt!
@noNam hat dazu einen passenden Beitrag, worum sich die Stadt besser kümmern sollte!