Dass Thorsten Fischer und seine Firma Flyeralarm für den Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers nicht bloß ein normaler Sponsor sind, ist hinlänglich bekannt. Fischer ist der Antreiber des Profifußballprojekts in Würzburg. Ohne ihn und die von ihm gegründete und groß gemachte Online-Druckerei gäbe es keinen Drittliga-Fußball in Würzburg. Das steht fest. Dass Fischer mit Flyeralarm nun aber auch Investor bei den Kickers ist, ist neu. Der Profibetrieb ist in einer AG organisiert und ausgegliedert, an der bislang der Verein 100 Prozent der Anteile gehalten hatte. Nun wurde bekannt: Seit Dezember 2017 gehören 49 Prozent der AG der Flyeralarm Future Labs GmbH. Einer Tochtergesellschaft, die sich in Start-ups investiert. Der Begriff beschreibt allgemein ein neu gegründetes Wirtschaftsunternehmen.
Möglich – und aus Kickers-Sicht auch nötig – wurde der Flyeralarm-Einstieg durch den Sprung in die Zweite Bundesliga 2016. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) forderte in ihren Lizenzauflagen von den Kickers die Erhöhung des Eigenkapitals. Dafür erhielten die Kickers eine Übergangsfrist. Der Handelsregisterauszug belegt für den März 2017 eine Kapitalerhöhung um 1,5 Million auf 2,5 Millionen Euro. Eine Summe, die die Kickers mithilfe des Investors stemmen wollten.
„Mit Herz und Leidenschaft“
Dass es bis Dezember dauerte, ehe 49 Prozent der Anteile an die AG übergingen, lag auch daran, dass der Unternehmenswert zunächst festgestellt werden musste. Der Kaufpreis für die Anteile muss also nicht unbedingt der Summe, um die das Grundkapital erhöht wurde, entsprechen. „Wir sind froh, dass wir jemanden haben, der aus der Region stammt und den Kickers mit Herz und Leidenschaft verbunden ist“, sagt Michael Schlagbauer, der das Geschäft in seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender des Vereins mit angestoßen hatte: „Thorsten Fischer hat an der sensationellen Entwicklung des Vereins einen maßgeblichen Anteil. Er war schon zu Landesliga-Zeiten, als der Klub wahrlich nicht auf Rosen gebettet war, engagiert.“
Mit 49 Prozent ist das Flyeralarm-Engagement das Maximum des derzeit Erlaubten. Erst vor zwei Wochen haben sich die Erst- und Zweitligisten mehrheitlich für die sogenannte 50+1-Regel ausgesprochen, einer Art Selbstverpflichtung, dass der Stammverein stets die Mehrheit an den Anteilen einer Profifußball-Gesellschaft halten. Diese Regel gilt zwar nur für Erste und Zweite Bundesliga, doch der Deutsche Fußball Bund (DFB) prüft in seinem Zulassungsverfahren zur Dritten Liga ebenso die Besitzverhältnisse und hat die Voraussetzungen denen der DFL angeglichen.
Ging also ein warmer Geldregen über dem Klub nieder? Keineswegs, sagt Daniel Sauer, Vorstandsvorsitzender der FC Würzburger Kickers AG und Schlagbauer-Nachfolger als Vereinspräsident. Das Geld sei schon längst wieder ausgegeben: „Es wurde unter anderem in dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen des Stadions investiert. Dies wurde notwendig, da die von der Stadt seinerzeit zugesagten sieben Millionen bisher noch nicht ausgezahlt werden konnten. Wir mussten aber laufend Baumaßnahmen durchführen, um die Auflagen zu erfüllen.“
Fest steht: Flyeralarm ist fortan Investor bei den Kickers. Auch mit den entsprechenden Einflussmöglichkeiten? Die Zusammensetzung des Aufsichtsrats der AG bestimmt weiterhin das Präsidium des Vereins, sagt Sauer. Diesem Präsidium gehören neben Präsident Sauer zwei Vizepräsidenten an: Christoph Schleunung, Besitzer von Schleunung Druck, einer Firma, die Flyeralarm auf seiner Homepage als „Druckpartner“ bezeichnet, und der Odenwälder Unternehmer Sebastian Herkert. Fischer selbst ist Aufsichtsratschef der AG. Außerdem bilden derzeit Vizepräsident Herkert und Rudi Sprügel, Chef und Gründer des Teamausstatters Jako, das dreiköpfige Kontrollgremium.
Offenbar war es gar nicht nötig den Flyeralarm-Einfluss auf die Entscheidungsprozesse vertraglich festzulegen. Die Mitgliedermitbestimmung ist bei den Kickers seit der letzten Satzungsänderung ohnehin eingeschränkt. Die Mitgliederversammlung bestimmt lediglich noch Delegierte, die wiederum das Vereinspräsidium bestimmen. Die Kickers bieten die Möglichkeit zu einer so genannten Fördermitgliedschaft, bei der man kein Stimmrecht auf der Mitgliederversammlung besitzt. Wer mitstimmen will, bezahlt bei den Kickers 125 Euro, wer nicht 75 Euro pro Jahr.
Wie groß das zukünftige Engagement von Flyeralarm bei den Kickers ist, darüber schweigt man wie gewohnt am Dallenberg, ebenso wie über Etatzahlen. Dabei gilt die Dritte Liga nicht erst seit der Insolvenz von Gründungsmitglied Rot-Weiß Erfurt in dieser Spielzeit als wirtschaftlich heikle Spielklasse. Kaum ein Klub kommt ohne Finanzspritzen über die Runden. So gleichen beispielsweise Hansa Rostock oder Carl Zeiss Jena mit Investorengeld ihren Etat aus. Die Kickers kassierten in dieser Saison einmalig 500 000 Euro aus dem Rettungsschirm der DFL für Zweitliga-Absteiger. In der kommenden Saison müssen sie ohne dieses Geld auskommen. Die Finanzierung des Drittliga-Spielbetriebs sei „für alle Klubs der Liga eine Herausforderung“, sagt Sauer: „Wir haben nur eine Chance, wenn wir unsere Vorhaben im Nachwuchsbereich nachhaltig verfolgen. Wenn man sieht, was der SC Freiburg da über die Jahre aufgebaut hat, ist das für uns ein großes Vorbild.“
„Positive Entwicklung fortführen“
Flyeralarm-Boss Fischer war bereits im vergangenen Herbst in die Offensive gegangen und hatte bei einer Sponsoren-Veranstaltung im November angekündigt, in der kommenden Spielzeit mit den Kickers die Zweitliga-Rückkehr anstreben zu wollen. „Unser Ziel ist es, die Mannschaft gezielt zu ergänzen, um die positive Entwicklung unter Michael Schiele weiter fortzuführen“, sagt Sauer. Fischer selbst äußerte sich trotz Anfrage nicht zu seinem Investment bei den Kickers.
Wie hoch der Etat für die kommende Spielzeit sein wird, dazu will sich Sauer nicht äußern. Auch nicht dazu, ob und wie sich das Budget im Vergleich zu dieser Spielzeit verändern wird. „Wir haben im Drittliga-Vergleich nicht – wie häufig spekuliert – den höchsten Personaletat. Da liegen wir gemäß Planzahlen auf Position fünf oder sechs. Wie sich der Etat für die kommende Saison zusammensetzt, wird erst nach der Sommerpause final feststehen.“ Sprich, die Kickers müssen trotz des Flyeralarm-Engagements ordentlich haushalten. Und womöglich auch den einen oder anderen Spieler verkaufen: „Es wird auf Dauer auch nötig sein, Transfererlöse zu erzielen. Bei vielen Klubs tragen diese einen nicht unerheblichen Teil zu den Einnahmen – im Ligaschnitt sogar rund 15 Prozent – bei,“ so Sauer.
Eigentlich wurde das komplette Tafelsilber mit den 49% Anteilen verkauft. Den einst propagierten großen Zusammenschluss der mainfränkischen Wirtschaft für die Kickers scheint es nicht zu geben, wenn man nicht einmal 1% der Anteile an einen zuverlässigen Partner außer Flyeralarm veräußern konnte. Man ist in kompletter Abhängigkeit.
Mitbestimmung der Mitglieder ist nicht erwünscht, was am Beitrag für die Vollmitgliedschaft abzulesen ist.
Das Ganze erinnert doch sehr an RB Leipzig.
nicht. Lassen Sie sich doch einfach von einer Person Ihres Vertrauens den Unterschied
von Amateur und Profifussball erklären, dann kann man auch Sie ernst nehmen!
Keinerlei Möglichkeit also, auf diesem Wege weitere Einnahmen zu erzielen oder weitere strategische Partner mit in's Boot zu holen (wie z.B. beim FC Bayern Audi oder Adidas).
Vielleicht sollten Sie sich lieber mal über den Profifußball kundig machen?
Ähnliche Strukturen wie aktuell bei den Kickers findet man eben nur bei den Werksclubs, Hoffenheim und RB Leipzig.
Sehr wohl dürfen auch bei den Kickers noch andere Partner einsteigen, sie dürfen nur nicht die Stimmenmehrheit bekommen. Im übrigen geht es Ihnen nur darum die Marke Würzburger Kickers madig zu machen, ansonsten geht Ihnen der Verein am A..... vorbei!