Fast eine Stunde diskutierte der Würzburger Stadtrat am ersten Tag der Haushaltsberatungen, dann stand es fest: Die Würzburger Kickers bekommen von der Stadt aus dem Etat des kommenden Jahres nicht nur einen nachträglichen Betriebskostenzuschuss für 2021 in Höhe von knapp 163 000 Euro für 2021, sondern in den Jahren 2022 bis 2024 außerdem jeweils 135 000 Euro.
Beantragt hatten die Zuschüsse die Fraktionen der CSU, Freien Wähler und FDP/Bürgerforum. Es gehe dabei nicht um einen Zuschuss für die Drittliga-Profis, sondern lediglich um die Infrastruktur, betonte der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth: Die Kickers hätten im Vergleich zu anderen Drittliga-Clubs eine deutlich schlechtere Situation, "weil es kein städtisches Stadion ist und wir wesentlich weniger geben als andere Städte". Das dadurch entstehende Defizit bei den Stadion-Betriebskosten könne der Verein alleine nicht schultern und benötige daher die beantragten Zuschüsse.
Gegenstimmen von Grünen, SPD, Linke und ÖDP
Um die für das laufende Jahr nachträglich gewährte Unterstützung in Höhe von 162 824 Euro zu finanzieren, sollen laut Antrag nicht abgerufene Investitionsbeihilfen für die Flyeralarm Arena aus diesem Jahr in einen nachträglichen Betriebskostenzuschuss "umgewidmet" werden. Der Betrag entspricht dem Ergebnis einer Betriebskostenaufstellung, die die Kickers vorgelegt haben.
Dazu kommt in den kommenden drei Jahren ein Pauschalbetrag in Höhe von 135 000 Euro, den der Stadtrat am Donnerstag in namentlicher Abstimmung mit 25 zu 21 Stimmen knapp beschlossen hat. Dagegen stimmten die Grünen, SPD, Linke und ÖDP. Zusammen mit dem nachträglichen Zuschuss für 2021, der mit 26 zu 20 Stimmen beschlossen wurde, erhalten die Rothosen damit rund 298 000 Euro für den Betrieb des Stadions aus dem Haushalt 2022.
Widerstand von Kämmerer Robert Scheller
Von Seiten der Verwaltung wehrte sich nur Kämmerer Robert Scheller mit Händen und Füßen gegen die zusätzliche Unterstützung des Fußball-Drittligisten. Scheller sprach unter anderem von einem Paradigmenwechsel: "Wir verlassen damit sämtliche bisherigen Wege und unterstützen eine Infrastruktur, die nur vom Profifußball genutzt wird." Die bisherigen Investitionskostenzuschüsse an die Kickers seien erfolgt, um sie bis zum Bau eines neuen Stadions "investiv zu unterstützen".
Inzwischen hat sich der Club nach einer erfolglosen Standortsuche dafür entschieden, kein neues Stadion zu bauen, sondern die Flyeralarm-Arena am Standort zu ertüchtigen und in ein zweitliga-taugliches Stadion umzubauen. Die jetzt beschlossenen Betriebskostenszuschüsse seien "ein Ausgleich von Defiziten, die durch den Profisport entstehen", betonte Scheller: Die Kickers AG zahle schlicht nicht genug Miete für die Stadionnutzung an den Hauptverein.
Das wollte Josef Hofmann (FW-FWG) so nicht stehen lassen: Investiert werde durch den Zuschuss "definitiv nicht in die Profiabteilung". Vielmehr sei das Minus bei den Betriebskosten auch durch die "Flickschusterei" am Dallenberg-Stadion in den vergangenen 50 Jahren zu erklären.