
Corona zum Trotz nahmen im vergangenen Herbst über 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den insgesamt 140 Veranstaltungen der Würzburg Web Week teil. Vom 22. bis zum 29. Oktober findet die Veranstaltungswoche rund um das Thema Digitalisierung in der Region nun bereits zum vierten Mal statt.
Warum es während der Pandemie nicht nur einen Digitalisierungsschub, sondern auch einen Normalisierungsschub gab und die Würzburg Web Week nicht nur für IT-Nerds sondern für jeden interessant ist, erklären die Organisatoren Ute Mündlein (44) und Gunther Schunk (54) im Interview.
Gunther Schunk: Corona hat uns einen neuen Rhythmus vorgegeben. Im vergangenen Jahr ist die Web Week wegen der Pandemie im März ausgefallen. Wir haben sie dann im Oktober veranstaltet und bleiben nun im Herbst. Aufgrund der Pandemie ist einfach wahnsinnig viel passiert. Es gab einen richtigen Digitalisierungsschub.
Schunk: Auf jeden Fall. Einerseits gab es neue Tools, neue Techniken, neue Learnings und gleichzeitig haben sich viele Leute gar nicht gesehen. Es ist wichtig, sich jetzt darüber auszutauschen. Es ist an der Zeit, das alles aufzuarbeiten.
Schunk: Es gibt Themen, bei denen wir Jahrzehnte hinterher hinken. Wie im Gesundheitswesen, wo die RKI-Zahlen noch gefaxt wurden. Es herrscht definitiv Redebedarf und bei der Web Week geht es sowohl um die Rückbetrachtung als auch um den Blick in die Zukunft.
Ute Mündlein: Zum Glück gibt es aber auch andere Beispiele. Beim U&D-Festival hat sich der Bühnenmoderator über die neue Würzburger Maamas-Lieferapp ein Bier von Theos Wasserhäusle bestellt und an die Bühne liefern lassen. Auch das ist Digitalisierung.
Schunk: Eigentlich gar nicht mehr. Die Veranstalter präsentieren ihr Format entweder digital, hybrid oder in Präsenz. Früher war das ein Thema, wie und ob das dann digital funktioniert, heute sind wir alle darin geübt.
Mündlein: Definitiv! Ein schönes Beispiel sind die Internetsenioren. 2019 war deren großes Ziel für das Jahr 2020 eine Videokonferenz mit Teilnehmern aus Würzburgs Partnerstadt Suhl zu machen. Heute ist deren Gründer Herbert Schmidt Experte in Zoom und sie machen ihren Stammtisch online, und zwar täglich! Dies ist für mich ein Sinnbild, das zeigt, wie normal das geworden ist.
Mündlein: Home-Office gab es selbst in IT-Unternehmen bis 2020 kaum. Heute wird das überhaupt nicht mehr diskutiert.
Schunk: Home-Office und beispielsweise E-Commerce gab es auch vor Corona schon. Nur hat jetzt eine gewisse Normalisierung in der Nutzung der Möglichkeiten eingesetzt. Früher hatten viele noch Respekt vor dem Schlagwort Digitalisierung und man hat das mit IT-Nerds in Verbindung gebracht. Nun hat man gemerkt, dass es hilfreich ist – und zwar für jeden.
Schunk: Ja, und bei diesen ist das Spektrum noch einmal größer. Zum einen hat die Unternehmenskultur massiv gelitten, gleichzeitig gab es eine Erfahrungsexplosion bei den digitalen Geschäftsmodellen. Auch Unternehmen haben den Bedarf sich auszutauschen und zu prüfen, wie sie nach der Pandemie weiter arbeiten werden. Ein Hauptproblem für die Firmen ist, dass der Anteil der digitalen Aufgaben wächst – es jedoch zu wenig 'Fach-Köpfe' in der Region gibt. Für die Sichtbarkeit dieser Digitaljobs ist es wichtig, die Plattform der Web Week zu nutzen. Viele lernen dort Unternehmen kennen, von denen sie nicht einmal wussten, dass es sie gibt. Und auch Unternehmen haben die Chance zu zeigen, was sie machen.
Mündlein: Eine Lehre aus der Pandemie ist auch, dass viele nicht mehr nur Leute aus der Region einstellen. Wenn man dauerhaft das Home-Office anbietet, können die Mitarbeiter auch in Hamburg oder Mallorca sitzen. Gleichzeitig kannst du in Würzburg für ein Unternehmen aus Berlin arbeiten. Das ist auf jeden Fall ein Trend.
Mündlein: Bei den Digitaljobs darf man nicht nur an die klassischen IT-Jobs denken. Genauso werden Vertriebler oder Projektmanager gesucht.
Schunk: Jetzt braucht es die Überlegungen, wann wird digital gearbeitet und wann kreativ und kollaborativ im Team, für das es den persönlichen Austausch braucht. Und: Was nutzt mir die Digitalisierung in meinem Job? Was läuft besser als vorher? Wo haben sich Workflows verändert? Hier gilt es draufzuschauen.
Mündlein: Es haben sich ganz neue Themenfelder aufgetan: IT-Sicherheit, TikTok, Quick Commerce. Ebenso Augmented Reality, für die wir auch ein Institut in Würzburg haben, das vom Freistaat gefördert wird. Was passiert alles in diesen Bereichen? In der Region gibt es viele Unternehmen, die sich mit diesen Themen beschäftigen – und das ist das Spannende an der Web Week.
Schunk: Ich glaube, dass es bei vielen das Bedürfnis gibt, sich über das Thema Digitalisierung auszutauschen. Ob das jetzt Schüler, Senioren, Unternehmen oder Organisationen sind. Die Bandbreite der Digitalisierung hat unser ganzes Leben erfasst. Das Thema ist eben nicht nur etwas für IT-Experten, sondern für alle. Und was gerade für Unternehmen interessant ist: die Web Week ist die günstigste Form der beruflichen Weiterbildung – und dann noch hier in der Region. Denn Digitalisierung geht jeden und jede an.
Mündlein: Die Teilnehmer im vergangenen Jahr kamen sogar aus Berlin, Köln oder Nürnberg.
Schunk: Nein, es können noch Veranstaltungen angemeldet werden. Die Erfahrung zeigt, dass es auch Veranstaltungen mit nur 15 Teilnehmern gibt – die aber dann genau dieses Thema stark interessiert. Dadurch bekommen die Diskussionen eine hohe Qualität.
Mündlein: Jeder, der möchte, kann Veranstaltungen zu Digitalisierungs-Themen anbieten. Diese kosten nichts. Die IHK ist mit dabei und wir hatten auch schon Studenten, die Vorträge gehalten haben. Und auch die Internet-Senioren haben bereits mehrere Veranstaltungen angemeldet. Ob virtueller Stammtisch, regionales Ideencamp oder "New Work" – das Themenspektrum ist groß.
Die 4. Würzburg Web Week findet vom 22.-29.Oktober 2021 statt. Die Veranstaltungen sind kostenlos und sind entweder digital, hybrid oder in kleinen Präsenzrunden. Jeder kann eine Veranstaltung ausrichten, diese können auf der Internetseite eingetragen werden. Mehr Infos unter: www.wueww.de