
Die Digitalisierung der Arbeitswelt bringt es mit sich, dass in rasantem Tempo Fachkräfte gesucht werden, die sich mit Digitalisierung auskennen. So kommt es, dass gerade Unternehmen der Informationstechnik (IT) Aufwind haben.
Es sind oft junge Unternehmen, wie Tech11 in Würzburg. Das drei Jahre alte Softwarehaus ist ein Beispiel dafür, wie interessant die Digitalisierung mittlerweile auch für Geldgeber geworden ist. Denn Tech11 hat nach eigenen Angaben vor wenigen Tagen eine Million Euro Kapital bekommen.
Eine nicht alltägliche Geldspritze in der kleinen, feinen Start-Up-Szene Würzburgs. Zuletzt hatte das IT-Unternehmen Scoutbee Anfang 2020 auf sich aufmerksam gemacht, als es in drei Etappen mehrere Millionen Euro von Wagniskapitalgebern bekam.
Gründer-Experte Sascha Genders von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt sieht unter den mainfränkischen Jungunternehmen Nachholbedarf, was Kapitalgeber wie im Fall von Tech11 angeht. "Da ist sicherlich noch Luft nach oben." Andererseits habe er es schon erlebt, dass Investoren bei der IHK anfragten, wo sie ihr Wagniskapital in Mainfranken unterbringen können.

Die Million für Tech11 kommt vom High-Tech Gründerfonds (HTGF) in Bonn, in dem das Bundeswirtschaftsministerium, die Förderbank KfW sowie einige Dax-Unternehmen engagiert sind.
Tech11 bietet Computerprogramme an, die in Versicherungen die Verwaltung von Verträgen und Schadensmeldungen effektiver machen sollen. Mitgründer Pierre Dubosq will den warmen Geldregen für die Expansion nutzen. So sollen nach der Eröffnung einer Niederlassung im Köln im vergangenen Jahr weitere Filialen im deutschsprachigen Raum folgen. Außerdem strebe er an, das Personal deutlich aufzustocken: Hat sich die Zahl der Beschäftigten schon seit 2018 vervielfacht, sollen es Ende dieses Jahres 60 statt bislang 40 Mitarbeiter sein.
Beispiel Tech11: So stark wachsen IT-Firmen
In ähnlichen Dimensionen denkt Dubosq auch beim Umsatz: 1,2 Millionen Euro waren es 2020, heuer sollen es drei Millionen Euro werden. "Wir haben zuletzt kostendeckend gearbeitet", sagte der 44-Jährige gegenüber dieser Redaktion.
Den Erfolg von Tech11 sieht der HTGF darin, dass die Software von Versicherungen generell veraltet sei. Der Umstieg auf moderne Programme sei überfällig und habe zu einem Stau in der Branche geführt. "Uns hat die Kombination eines beeindruckenden Gründerteams mit hervorragendem Marktwissen und einer technisch überlegenen Lösung für einen großen Markt mit erheblichem Investitionsstau überzeugt", meint HTGF-Investmentmanager Dominik Lohle über die Kapitalspritze für Tech11.
Was es mit Mitspracherechten bei Tech11 auf sich hat
Stolz ist Geschäftsführer Dubosq darauf, dass sein Unternehmen "ohne Investor gestartet ist", also bislang nicht auf den Einstieg eines fremden Mitgesellschafters angewiesen gewesen sei. Der HTGF bekommt nach eigenen Angaben für die Million Anteile an der Tech11 GmbH. Details nannte der Fonds auf Anfrage nicht.
In der Regel versuchen Wagniskapitalgeber, ihre Anteile später gewinnbringend wieder zu verkaufen. Voraussetzung ist, dass das unterstützte Unternehmen dauerhaft Erfolg hat.
Wie Tech11 und HTGF zusammenkamen
Nachdem Dubosq nach eigenen Worten in den vergangenen Monaten mit etwa 50 potenziellen Geldgebern gesprochen hatte, habe er sich für HTGF entschieden. Dass hinter dem Gründerfonds die Bundesregierung sowie namhafte Großunternehmen stecken, sei ihm von Anfang an sympathisch gewesen.
In der Fachsprache wird das Geld von HTGF als Seed-Finanzierung, also Startkapital, bezeichnet. Mitgründer von Tech11 ist Matthias Reining (43). Das Unternehmen arbeitet eigener Darstellung zufolge unter anderem mit dem Versicherungskonzern Ergo zusammen.