Vom 5. bis zum 12. März findet im Zuge der Wirtschaftstage die erste Würzburger Web Week statt. Hatten sich die Organisatoren im Vorfeld 20 Veranstaltungen erhofft, sind es nun über 80 Termine, die sich um die Digitalisierung drehen. Warum Würzburg mehr kann als Wein und Barock und was die Digitalisierung für die Zukunft der Stadt bedeutet, erklären die Organisatoren im Interview.
Frage: Die Web Week findet in Würzburg zum ersten Mal statt. Wie kam es dazu?
Ute Mündlein: Die Idee ist nicht neu. Die Web Week gibt es unter anderem in Nürnberg, wo im vergangenen Jahr 100 Veranstaltungen an acht Tagen stattfanden. Also warum nicht auch in Würzburg? Ich bin mit der Idee auf Gunther Schunk zugegangen, dann ist der Stein relativ schnell ins Rollen gekommen. Ursprünglich sind wir von 15 bis 20 Veranstaltungen ausgegangen, jetzt sind wir bei über 80.
Welcher Gedanke steht hinter den Veranstaltungen?
Mündlein: Das Ziel war es, mit der Web Week alle Akteure, die mit dem Thema Digitalisierung zu tun haben, unter ein Dach zu bringen. Die Veranstaltungen zu bündeln und nicht nur die IT-Firmen mit ins Boot zu holen, sondern alle anzusprechen: Senioren, Studenten, Jugendliche. Wir wollen keine IT-Messe daraus machen, sondern zeigen, dass in Würzburg schon viel im Bereich Digitalisierung besteht.
Reicht Würzburg denn, um eine Woche digitales Programm zu bieten?
Gunther Schunk: Dafür reicht schon die Zellerau, denn alleine hier haben wir rund 20 Veranstaltungen.
Mündlein: Das haben wir ja nun bewiesen. Und es gibt einige Akteure, die dieses Jahr noch nicht mitmachen, weil die Zeit knapp war. Da ist sogar noch Luft nach oben.
Kann man also noch vor Beginn der ersten Web Week sagen, dass sie ein voller Erfolg ist? Kommt auch eine zweite?
Schunk: Auf jeden Fall können wir sagen, dass die Idee auf absolut fruchtbaren Boden gefallen ist. Das Bedürfnis zu dem Thema Digitalisierung etwas zu machen ist riesengroß in der Region.
Klaus Walther: Im Prinzip planen wir schon für das nächste Jahr. Aber das eine ist die Vorbereitung und das andere ist, ob auch jeder glücklich mit dem Ablauf war. Von den Anmeldezahlen spricht momentan nichts dagegen, so weiter zu machen.
Wenn man die Plakate in der Stadt betrachtet, die mit Hackathon, Barcamp und Meetup werben, fragen sich einige, ob die Veranstaltungen nur für ein Fachpublikum sind.
Mündlein: Natürlich nicht. Unser Ziel ist es sowohl, die IT-Leute einzubinden als auch allen anderen zu zeigen, was geboten wird.
Walther: In einzelnen Vorträgen geht es um spezielle Themen, wo es für den Laien schwierig wird. Aber es erweitert auf jeden Fall den Horizont. Man kann ja auch jemanden fragen, wenn man es nicht versteht. Die Veranstaltungen laufen auf jeden Fall so, dass man relativ leicht Zugang zu den Themen bekommt.
Schunk: Es ist spannend, wie weit gespannt und heterogen das Programm ist. Unser Ziel als Würzburg AG – die ja eine regionale Marketingorganisation für die Wirtschaftsregion ist – ist es, zu zeigen, was Würzburg alles kann. Auf der einen Seite treffen sich dann Entwickler zum Austausch, auf der anderen Seite der normale Bürger, der sich mit dem Thema Digitalisierung, etwa der Virtual Reality, auseinander setzen kann.
Walther: Natürlich kann man in einen Volkshochschulkurs gehen oder ZDFinfo schauen, aber die Web Week bietet einen ganz anderen Rahmen. Du kannst Leute persönlich kennenlernen und dich mit ihnen unterhalten. Diese direkte Kommunikation war auch eine der Ursprungsideen der Würzburger Wirtschaftstage.
Es sind also keine puren Expertenrunden?
Walther: Vorne steht ein Experte und erzählt – aber den kannst du direkt fragen. Das ist eine neue hemmschwellenfreie Informationsmöglichkeit in diesem Bereich.
Schunk: Das ist ein wichtiger Punkt. Unternehmen beschäftigen sich ständig mit dem Thema Digitalisierung. Die Web Week bietet ein maximales Angebot an Informationen zur beruflichen Weiterbildung. Jeder Chef kann seinen IT-Beauftragten einfach zur Web Week schicken. Schüler und Studenten können sich ebenso informieren, welche Themen und Unternehmen es gibt und sich beruflich orientieren.
Mündlein: Es haben sich auch schon Unternehmen gefunden, die zusammen eine Veranstaltung organisieren. Die Vernetzung läuft also auch auf Firmenebene.
Ist Würzburg denn ein IT-Standort?
Schunk: Die meisten Würzburger würden sagen: Nein. Aber, wenn man sieht, wie viele in diesem Bereich aktiv sind und man weiß, wie viele es gibt, die noch nicht aktiv sind, kann man definitiv sagen, dass Würzburg ein IT-Standort ist. Das sieht man neben all den starken traditionellen Themen nur nicht. Unsere Aufgabe war auch, genau das zu zeigen.
Walther: Würzburg ist sehr gut aufgestellt. Das ist eine Wachstumsbranche, die sich weiter entwickeln wird. Wir haben die Rohstoffe, sprich die Köpfe in Form von Studierenden, hier vor Ort. Und das bedeutet, dass Würzburg auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich sein wird.
Wie wichtig ist die Web Week wirtschaftlich gesehen für Würzburg?
Walther: Die Web Week selbst ist kein direkter Wirtschaftsfaktor. Es ist eher das, was sie symbolisiert und für was sie steht: die IT-Branche. Das ist ein echter Wirtschaftsfaktor, zudem ein Imagethema und beim Standortmarketing ein entscheidender Punkt. Den Würzburgern klar zu machen, dass wir außer „Wein, Barock und Schmiedeeisen“ auch ein paar andere Dinge haben.
Mündlein: Wenn Unternehmen keine Mitarbeiter finden ist das ein Wachstumshemmnis. Und wenn wir es schaffen, dass Leute in Würzburg bleiben und dadurch die Unternehmen wachsen ist das wichtig für den Standort. Wir bekommen auch deshalb positive Rückmeldungen. Die Würzburg Web Week sorgt jetzt schon für Furore.
Schunk: Weil das Würzburg niemand zugetraut hätte. Dabei haben wir drei Hochschulen plus die Meisterschüler der Handwerkskammer, die sich auch mit Digitalisierung beschäftigen. Dazu haben wir das große Feld Maschinenbau und Automotive in der Region, wo überall IT drin steckt. Die Leute, die hier eine Ausbildung oder ein Studium machen können wir leichter hier halten, weil sie wissen, dass es hier schön ist. Wir brauchen nicht versuchen, digitale Fachkräfte aus Berlin, München oder Hamburg zu holen. Das ist relativ schwer.
Das Programm reicht von E-Sport bis zum Internetcafé für Senioren. Mussten Sie lange nach Akteuren suchen?
Mündlein: Gar nicht. Normalerweise muss man beim ersten Mal viel Überzeugungsarbeit leisten, aber das war hier nicht der Fall. Viele haben gleich gesagt, dass sie dabei sind. Die Resonanz bisher ist unglaublich.
Kann jeder zu jeder Veranstaltung hingehen?
Mündlein: Es gibt Veranstalter, die eine Voranmeldung möchten, damit sie die Räumlichkeiten planen können. Aber prinzipiell kann jeder überall hin.
Auf welche Veranstaltung freuen Sie sich denn besonders? Gibt es einen Tipp vom Profi?
Walther: Für mich ist das die Veranstaltung der Botfriends am Dienstag. Da geht es um Chatbots und die Entwicklung, die daran hängt. Damit haben wir im Tourismusbereich schon zu tun, daher interessiert mich das sehr.
Schunk: Bei den Veranstaltungen in der Stadtbücherei kann man leicht neue Themen kennenlernen. Wer noch nie eine VR-Brille aufhatte, hat dort die Gelegenheit einen Tiefseetauchgang zu machen. Das ist schon cool.
Mündlein: Ich werde leider auf keine Veranstaltung länger gehen können. Den Vortrag E-Commerce und Landwirtschaft kenne ich schon. Der ist spitze! Ich gehe generell zu Veranstaltungen, wo ich keine Ahnung von dem Thema habe. Dort lerne ich ja etwas!
Ich muss zur ersten Würzburger Web Week, weil...
Schunk: ... ich endlich einmal wissen will, was es mit dieser Digitalisierung auf sich hat.
Walther: ... ich dort die Gelegenheit habe, Leute und Ideen kennenzulernen und Themen kennenzulernen, die ich mir sonst mühsam erarbeiten muss.
Mündlein: ... man einen Einblick in ganz viele Themen bekommt und tolle neue Leute kennenlernt, die man sonst nicht treffen würde.
Die Personen
Ute Mündlein (41) ist Organisatorin und Ideengeberin der ersten Würzburger Web Week.
Gunther Schunk (51) ist Kommunikationschef von Vogel Business Media und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Würzburg AG.
Klaus Walther (59) ist Leiter des Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing der Stadt Würzburg und Vorstand der Würzburg AG.
Informationen zur ersten Würzburger Web Week im Internet unter: www.wueww.de
Auch die Main-Post beteiligt sich mit drei Veranstaltungen an der Web Week: Am Dienstag, 6. März findet von 18 bis 20 Uhr der Instawalk im Druckzentrum statt. Über den „Journalismus im digitalen Wandel“ geht es am Mittwoch, 7. März, von 18 bis 20 Uhr und wie mit dem „Angriff auf die Glaubwürdigkeit“ umgegangen wird, geht es am Freitag, 9. März um 18 Uhr in der Main-Post. Alle drei Veranstaltungen finden in der Berner Straße 2 am Heuchelhof in Würzburg statt. Anmeldung ist erforderlich. Informationen unter: www.mainpost.de/wueww2018