
Schon im Winter 2024 begann das Grübeln. Wer könnte als OB-Kandidat oder Kandidatin antreten - eventuell gegen den Amtsinhaber? Spekulationen gab es seit Monaten, jetzt laufen sie heiß. Am Dienstag hat Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) angekündigt, bei der nächsten Wahl nicht mehr als Kandidat für das Amt des OBs antreten zu wollen. Was ist nach Aussage der führenden Köpfe der Parteien und Fraktionen im Stadtrat dran an manchen Gerüchten um potenzielle Nachfolger? Wir haben nachgehakt. Die Reaktionen: durchweg eher zugeknöpft.
CSU-Fraktionsvorsitzender Funk kündigt Fahrplan für Ende März an
Allen voran die CSU. An Spekulationen will sich deren Fraktionsvorsitzender Stefan Funk "auf keinen Fall beteiligen". Und so bleiben die Namen, die gerüchteweise immer wieder fallen, unkommentiert: Stefanie Stockinger-von-Lackum, Oliver Schulte, Florian Dittert oder auch der des Referenten Jan von Lackum. Wen könnte die stärkste Fraktion im Schweinfurter Stadtrat als Kandidaten für die OB-Wahl 2026 aufstellen? Für eine Antwort, sagt Funk, sei es zu früh. Der Kreisvorstand der CSU werde Ende März tagen und sich dann "auf einen Fahrplan verständigen". Geeignete Kandidaten oder Kandidatinnen habe die CSU, sagt Funk. Wann man die- oder denjenigen nominiere, werde man sehen. Dass es Gegenkandidaten von anderen Fraktionen geben werde, davon geht Funk aus.
Die Entscheidung Remelés kann der Fraktionsvorsitzende nachvollziehen. "Wenn man drei Amtszeiten gemacht hat, dann hat man viel auf den Weg gebracht, auch viel einstecken müssen, gerade in schwierigen Zeiten", sagt Funk und verweist auf die Vorgänger des OBs. Auch sie hatten drei Amtszeiten.

Überraschend war Remelés Rückzug für Funk nicht, man stehe in "regem Austausch". Angesprochen auf die Stärken wie auch Schwächen des amtierenden OBs ist Funk offen: Remelé habe immer versucht, einen Konsens zu finden. Vielleicht, sagt Funk, "hätte man doch in schwierigen Situationen mehr von der Führung eines OBs Gebrauch machen können".
Ralf Hofmann: Die SPD will sich nicht hetzen lassen, aber dennoch bald entscheiden
Genau das, Entscheidungs- und Führungsstärke, aber "vor allem auch hohe soziale Kompetenz und Empathiefähigkeit, wirtschaftlichen Sachverstand – sowohl in Richtung Industrie, Handwerk, Mittelstand und Handel", sollte man für dieses Amt mitbringen, sagt SPD-Stadtrat Ralf Hofmann. Die Entscheidung Remelés war in seinen Augen überfällig. Fachlich sei er mit ihm "oft über Kreuz" gewesen, schätze ihn aber menschlich, so Hofmann.
Die SPD müsse sich bei ihrer Entscheidung nicht hetzen lassen. Klar sei aber auch, "dass wir uns nicht mehr zu lange Zeit lassen sollten", sagt Hofmann. Er persönlich könne sich auch die Unterstützung einer überparteilichen Kandidatur oder eine geeignete Person von außen sehr gut vorstellen. Der Stadtrat will seine Stellungnahme als eine persönliche verstanden wissen, und nicht als die seiner Partei. Eine Kandidatur, so Hofmann, sei "eine Lebensentscheidung".

Diese Lebensentscheidung hat eine SPDlerin schon einmal getroffen: Marietta Eder, Co-Fraktionsvorsitzende und Kandidatin der SPD bei der letzten Wahl im Jahr 2020, damals unterstützt von den Linken. Zeit für eine erneute Kandidatur? "Die letzten Wahlergebnisse sitzen mir noch ein bisschen in den Knochen", sagt Eder auf Nachfrage. "Wir sind am Überlegen."
Holger Laschka (Grüne): Schweinfurt wird von einem Wechsel profitieren
Möglich wäre auch ein gemeinsamer Kandidat der Opposition. 2020 hatte einer dahingehende Pläne mit seiner Kandidatur durchkreuzt: Holger Laschka, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, die mit der CSU in einem Bündnis die Mehrheit im Stadtrat bilden. "Wir werden uns als Grüne – Fraktion und Mitglieder aus der Stadt – im Lauf des Frühjahrs zusammensetzen und entscheiden, wie wir in die nächste Stadtrats- und OB-Wahl gehen werden", antwortet Laschka auf die Frage nach einer Kandidatur. Dass Remelé "endlich Klarheit geschaffen hat", findet Laschka sehr gut. Er sei überzeugt, dass Schweinfurt von einem Wechsel an der Rathausspitze profitieren werde.
Der oder die kommende OB müsse die Fähigkeit haben, "unsere Stadtgesellschaft zusammenzuhalten, eigene Ideen zur Stadtentwicklung mitbringen und sollte rasch Mehrheitsentscheidungen zu den wichtigsten Maßnahmen wie der Brückenfrage herbeiführen". Auch müsse der Kandidat oder die Kandidatin die Courage mitbringen, die eigene Verwaltung mittelfristig so aufzustellen, dass nicht immer mehr Stellen geschaffen werden müssten, sondern Ressourcen effizient eingesetzt würden. "So können wir auch wieder zu einem strukturell gesunden Haushalt kommen", ist Laschka überzeugt.
Linke-Fraktionsvorsitzender Striesow: "Schweinfurt steht vor großen Herausforderungen"
Auch die Fraktion Die Linke sieht "eine große Chance für einen notwendigen politischen Neustart". Fraktionsvorsitzender Robert Striesow: "Schweinfurt hat massive Probleme und steht vor großen Herausforderungen, insbesondere in industriepolitischen Fragen. Die Transformation der Wirtschaft, der Strukturwandel in der Automobilzulieferindustrie und die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze wurden in den letzten 25 Jahren von der Stadtspitze bis vor kurzem nicht bearbeitet." Weitere ungelöste Probleme seien beispielsweise die Stadtfinanzen, große Lücken in der Versorgung mit Kita-Plätzen, fehlende Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige und die Digitalisierung der Stadtverwaltung. Was die Personalentscheidung betreffe, müsse sich der Kreisvorstand noch besprechen.
Ein Gerücht hält sich hartnäckig: Was sagt Stefan Rottmann selbst zu einer Kandidatur?
Ein Name fällt immer wieder, wenn es um eine mögliche OB-Kandidatur in Schweinfurt geht: Stefan Rottmann. Schonungens Bürgermeister wird hartnäckig ins Rennen gehoben. Ob er sich selbst auch dort sieht? Die Antwort ist nicht ganz eindeutig. Rottmann fühlt sich geehrt und gibt zu, sich Gedanken gemacht zu haben. Weil viele ihn schon angesprochen hätten – Stadträtinnen und -räte, Bürgerinnen und Bürger. Vielleicht, weil er sich in einige Stadtthemen eingebracht habe, schätzt Rottmann.

Eine Kandidatur seinerseits halte er "für unwahrscheinlich". Aktuell sei sie nicht geplant, schreibt Rottmann später auf Facebook. Was dagegen spricht? Schonungen und das, was man dort erreicht habe, die Zusammenarbeit. Auch wenn klar sei, dass alles, was in Schweinfurt passiert, auch seine Stadtrandgemeinde trifft. Insofern werde er sich in Zukunft noch mehr einmischen in die Stadtpolitik.
Hat Stefan Labus (Freie Wähler) mehr Ambitionen als "nur" Bürgermeister zu werden?

Bleibt noch einer, der in Schweinfurt in den vergangenen Monaten für ordentlich Schlagzeilen gesorgt hat: Stefan Labus (Freie Wähler). Seine Initiative für das Krankenhaus St. Josef, die viele Spendengelder eingespielt und den Berater Francesco De Meo finanziert hatte, hat im November aus seinen Ambitionen keinen Hehl gemacht. Allerdings wollte der Freie Wähler damals "nur" Bürgermeister werden, also einer von zwei Stellvertretern des OBs.
Und heute? "Schweinfurt braucht Veränderung und Visionen in die Zukunft, es muss vieles anders und mutiger angepackt werden. Das beste Beispiel ist die Rettung des St.-Josef-Krankenhauses für unsere Region", sagt Labus. Und: "Wir als Freie Wähler, werden jetzt die Situation weiter beobachten, um dann die richtige Entscheidung zu treffen."
Richard Graupner: Ob die AfD einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt, ist noch nicht geklärt
Denkbar ist, dass auch die AfD jemanden ins Rennen schickt. Fraktionsvorsitzender Richard Graupner ist einer von aktuell drei Stadträten der AfD. Remelés Ankündigung habe ihn überrascht, sagt Graupner. Für die Schweinfurter AfD habe der Antritt zur Stadtratswahl Priorität. "Ob wir auch mit einem eigenen OB-Kandidaten antreten werden, ist noch nicht geklärt und es wird sicher auch noch intensive interne Diskussionen geben", antwortet Graupner auf die Frage nach einem eigenen Kandidaten. Die habe man bisher eher zurückhaltend betrachtet. Angesichts des Ergebnisses bei den Bundestagswahlen in der Stadt gebe es aber Aufforderungen von Mitbürgern, auch bei der OB-Wahl den Hut in den Ring zu werfen.