
Wenn es die Politik nicht schafft, nehmen es die Bürgerinnen und Bürger in die Hand: die Rettung des Krankenhauses St. Josef, das die Erlöserschwestern nun doch über den 31. Dezember hinaus betreiben wollen. So kann man das Vorhaben des Schweinfurter Stadtrates Stefan Labus (Freie Wähler) umschreiben, der Anfang September mit Gleichgesinnten einen Verein als Interessengemeinschaft zur Rettung des Krankenhauses gründete und mit Charity-Projekten Spenden sammelt.
Der bisher größte Coup war das Engagement des Beraters Francesco De Meo, der bis 2023 CEO des Krankenhaus-Konzerns Helios war. Die Interessengemeinschaft finanziert ihn für ein halbes Jahr, damit er ein Konzept für einen neuen Investor für St. Josef erstellt. Im exklusiven Gespräch mit dieser Redaktion erklärt Stefan Labus, wie der Kontakt zustande kam und was er sich erhofft.

Stefan Labus (schmunzelt): Nein, ich bin sicher kein Fantast. Vertrauliche Gespräche mit Ärzten und Verantwortlichen im St. Josef zeigen mir, dass ich ein Hoffnungsträger geworden bin. Wir haben am 9. und 10. Oktober mit Geschäftsführer Martin Stapper, Krankenhaus-Chef Norbert Jäger und der Generaloberin Schwester Monika gesprochen und unsere Ideen vorgestellt. Als wir in Würzburg bei der Generaloberin waren, wurde ich im Vorzimmer von einer Schwester mit den Worten begrüßt: "Sie sind der Herr Labus, Sie schickt der Himmel. Wir beten jeden Tag, dass es Ihnen gelingt." Wir hatten dann ein sehr interessantes Gespräch. Ich habe der Generaloberin erzählt, was der Verein plant, und ich habe ihr eine andere Lösung präsentiert. Und die Erlöserschwestern sehen jetzt eine Perspektive. Es ist die letzte Chance.
Labus: Ja, er ist eine absolute Koryphäe im Gesundheitswesen, ein Sechser im Lotto für uns. Ein Arzt aus dem Josefs-Krankenhaus hat mich auf De Meo angesprochen. Ich habe ihn angerufen und er kannte den St. Josefs-Krankenhauschef Norbert Jäger. Wir sind dann in intensiven Gesprächen gewesen, und De Meo wird als Berater bis Ende 2026 helfen. Er bekommt vier Tage pro Woche ein Büro im St. Josef. Sein Auftrag ist, für St. Josef in ähnlicher Form wie beim "Schweinfurter Modell" neue Kooperationspartner zu finden. Die Interessengemeinschaft hat einen Vertrag mit ihm und bezahlt ihn das erste halbe Jahr. Er ist hier, weil er Erfolg haben will und er wird ein positives Ergebnis liefern.
Labus: Francesco De Meo ist sehr gerne bereit, mit dem OB oder dem Landrat zu sprechen. Natürlich haben sich die Erlöserschwestern aus weltanschaulichen Gründen aus dem "Schweinfurter Modell" zurückgezogen und die Stadt konnte sich eine komplette Übernahme finanziell nicht leisten. Aber zum Beispiel der Landkreis tut viel zu wenig, obwohl es sehr viele Patienten aus dem Landkreis in St. Josef gibt. Die Erlöserschwestern sind so lange als Träger mit im Boot, bis Francesco De Meo eine Lösung vorliegen hat. Wir wollen zum Beispiel auch auf die acht größten Betriebe in Stadt und Landkreis zugehen, als Erstes auf Fresenius Medical Care.
Labus: Sie sensibilisieren, was auf die Mitarbeiter bezogen passieren könnte, wenn es nur noch ein Krankenhaus in der Stadt gibt. Wir wollen bei den Großbetrieben Interesse für eine Kooperation in Form einer Beteiligung wecken.
Labus: Das wäre doch im Interesse der Mitarbeiter, von denen dort Tausende arbeiten. Es ist auch nicht meine Idee, sondern kam von den Betriebsräten. Momentan ist es so, dass der Berater weder die Stadt noch den Landkreis oder den Bezirk braucht. Wir haben auch intern schon Erfolge, denn mir wurde gesagt, dass Ärzte, die bereits gekündigt hatten, nun doch bleiben wollen.
Labus: Ich sah bei der Gründung des Vereins einen Strohhalm, jetzt sehe ich eine Bambusstange und wir werden einen Baum pflanzen, der den 100. Geburtstag des Josef-Krankenhauses erleben wird. Ich bin sehr sicher, dass Francesco De Meo das Josefs-Krankenhaus retten wird.
Labus: Der Hauptgrund war das Kooperationsgespräch, zu dem Oberbürgermeister Sebastian Remelé Anfang September eingeladen hatte. Wir hatten im Stadtrat gehofft, dass sich da etwas tut. Aber das Ziel der Runde war lediglich, eine Mitarbeiter-Vermittlung anzustoßen. Die Stadt interessierte sich vor allem für die Josefs-Mitarbeitenden, die Akut-Geriatrie und die Palliativ-Station. Wir haben bisher über 50.000 Unterschriften bei der Online-Petition zum Erhalt von St. Josef und haben uns überlegt, wie man breit in die Öffentlichkeit kommt. Den Verein haben wir innerhalb von zwei Wochen gegründet und überregionales Interesse erzeugt, was uns sehr motiviert hat für unsere Charity-Projekte. Unser Ziel ist bis Ende des Jahres, 200.000 Euro an Spenden zusammenzubringen. Natürlich wissen wir, dass wir damit St. Josef nicht retten können. Aber wir haben etwas angestoßen und nun eine echte Chance.
Labus: Rund 500, außerdem haben wir ein größeres Spendenaufkommen von circa 60.000 Euro.
Labus: Ja, ich verstehe den Ärger. Aber es gibt jetzt eine neue Lage. Der Oberbürgermeister sollte sich von De Meo aufklären lassen, was er vorhat. Die Tür ist für Stadt, Landkreis und Bezirk immer auf. Wir haben leider einen trotzigen Oberbürgermeister, der bisher nicht mit sich reden lassen will. Ich mache das im Namen der Bürger in Schweinfurt und der Region. Ich habe keine weiteren Ambitionen.
Labus: Überhaupt nicht. Selbst, wenn es doch geschlossen werden muss, habe ich mein Gesicht gewahrt. Ich war der Einzige im Stadtrat, der die Öffentlichkeit gesucht hat und dafür seine Prügel bekommen hat. Jeder hat mich angegriffen, und dann kam doch die Nachricht, dass es weitergeht. Ich wusste zu dem Zeitpunkt, die Tür ist offengeblieben und wir haben jetzt eine Chance. Man muss Francesco De Meo jetzt machen lassen.
Hat irgendwer in Schweinfurt irgendeinen Cent für das Josefs ausgegeben müssen ?
Für das Leo ja sicher regelmäßig, da es ja auch von der Stadt und damit jedem Schweinfurter Bürger mitfinanziert wird. Ich habe heute gelesen, was eine Generalsanierung des LEOPOLDINA kosten würde, das muss ja dann auch von den Bürgern mit bezahlt werden!
Wenn das Josefs jetzt hoffentlich einen Partner außerhalb Stadt und Landkreis finden sollte, müssten Sie doch auch weiterhin nichts fürs Josefs bezahlen und könnten trotzdem weiterhin seinen guten Service nutzen, oder sehe ich das falsch?
Steuergeld. Leere Betten kosten auch Geld. Egal wer das Krankenhaus betreibt es wird über Krankenversicherungsbeiträg oder Steuermittel bezahlt.Auch leere Betten aus einer Anzahl von zuviel Krankenhausbetten kosten Geld was vomBürger aufgebracht werden muss egal ob über Beiträge oder Steuern. Private Klinikbetreiber spezialisieren sich oft auf lukrative teure Behandlungen und überlassen Behandlungen welche nicht so ertragreich sind den anderen Krankenhäusern. Diesen fehlt dann das Geld aus den ertragreicheren Behandlungen und daher dann Defizit was wir alle bezahlen
Nur eine Klinik als Schwerpunktklinik für das Oberzentrum Main-Rhön (430.000 Einw.) ist viel zu wenig! WÜ als Oberzentrum für 500.000 Einw. hat 8 Kliniken! Was, wenn das Leo demnächst generalsaniert wird? Wo sollen dann die Patienten hin? Bereits jetzt-mit Josef(!)-soll das Leo lange Wartezeiten haben, selbst für Schmerzpatienten!
Viel Erfolg!
Ich glaube wirklich die Ordensschwestern wurden schlecht beraten und gerieten in Panik.
Schön das es noch Menschen gibt die Initiative ergreifen.
Ähnlich mit der Bürgeraktion "Schweinfurt 21".
Hier wurde für einen barrierefreien Bahnhof gekämpft , und bei den Stadtoberen stieß man nur auf taube Ohren.
Jetzt sind Aufzüge in Betrieb!
Dann googeln Sie halt mal "Aktion Schweinfurt 21"
Anfangs ja.
Erst wie die DB und die Landtagsgrünen schriftlich kontaktiert wurden, kam "Leben in die Bude".
Na ja, wenn die Berichterstattung in der MP und BR 24 nicht total daneben lagen, dann hat das mit dem Jägermeister Hubsi und dem Kaufhof nicht allzu viel zu tun.
Denn nach all was man zum Kaufhof WÜ lesen bzw. hören und sehen konnte, war alleine diese Filiale, eine der umsatzstärksten in Bayern.
Von daher wurde diese Filiale erstmals weiter erhalten.