Die schlechten Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Schweinfurt häufen sich seit einigen Wochen: Abbau von mehreren hundert Arbeitsplätzen bei verschiedenen Industriebetrieben, große Sorge bei der Gewerkschaft IG Metall über die Zukunft des Industriestandorts, dauerhafte Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale. Und nun geht auch noch der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann. Wie schnell die Stelle nachbesetzt werden kann, ist unklar.
Der Abschied Herrmanns, der bereits am 1. Juli eine Stelle in Würzburg in der Stadtverwaltung als Leiter des Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing antritt, hinterlässt in Schweinfurt eine große Lücke. Denn Herrmann war seit dem Abschied von Pia Jost als Leiterin der Wirtschaftsförderung in Schweinfurt in Personalunion Citymanager und Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Auch nicht mehr Teil der Stadtverwaltung ist Johanna Faustmann, die ihren befristeten Vertrag als Sachgebietsleiterin Wirtschaftsförderung nicht verlängerte.
Die Frage, wie sich die Schweinfurter Wirtschaftsförderung aufstellen und ob Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) auch weiterhin gleichzeitig Wirtschaftsreferent sein sollte, wird in der Schweinfurter Kommunalpolitik seit langer Zeit kritisch diskutiert. Vor allem von Seiten der Opposition wird dem OB vorgeworfen, in Sachen kommunaler Wirtschaftspolitik nicht präsent genug zu sein.
Nach dem Weggang von Pia Jost übernahm Thomas Herrmann in Doppelfunktion
Ein Grundproblem der Wirtschaftsförderung in der Stadtverwaltung ist, dass die personelle Ausstattung des Amtes nicht ausreicht für die vielfältigen Aufgaben, die es gibt. Aus diesem Grund ist Thomas Herrmanns Bilanz seiner Zeit bei der Stadt – er kam 2018 als Citymanager nach Schweinfurt, war zuvor in Ochsenfurt in gleicher Funktion – auch durchwachsen.
Im Gespräch mit dieser Redaktion sagt er zwar: "Es war kein Fehler, 2022 die Leitung der Wirtschaftsförderung zu übernehmen, denn es ist ein spannendes Feld. Ich war ja auch davor schon Stellvertreter von Frau Jost." Leicht gemacht wurde es Thomas Herrmann aber dennoch nicht, woraus er auch keinen Hehl macht. Die Erwartungen an ihn seien sehr hoch gewesen, diametral dazu aber die personelle Ausstattung.
In der Wirtschaftsförderung selbst gab es neben ihm, so Herrmann, nur noch 1,5 Vollzeit-Stellen. Die Fluktuation war groß, immer wieder kamen neue Mitarbeitende, die allerdings die Stadtverwaltung auch schnell wieder verließen. Als eine Art "eierlegende Wollmilchsau" sei er gesehen worden, resümiert Herrmann: Leerstände in der Innenstadt beseitigen, die Innenstadt beleben, das Thema i-Campus in der Ledward Kaserne vorantreiben, das Innenstadt-Gutachten betreuen, das CIMA-Gutachten zur Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung begleiten oder als Geschäftsführer der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" tätig sein. Im Grunde, so Herrmanns durchaus bittere Bilanz, "war ich immer wieder ein Prellbock, der an allem schuld ist."
Eine Episode, die sich vor einigen Monaten abspielte, illustriert die Probleme: Beim Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz, den das Amt für Wirtschaftsförderung mit großer Leidenschaft und Akribie organisiert und vorbereitet, gab es aus Personalmangel die Situation, dass Herrmann selbst an einem Sonntagmorgen die Bühne kehren musste, damit die geplanten Auftritte stattfinden konnten. Es geht nicht darum, dass er nicht anpacken könnte, wenn nötig: "Aber ist das meine Aufgabe als Wirtschaftsförderer?"
Als die Ausschreibung für die Stelle in Würzburg bekannt wurde, habe er abgewogen. Wie ist die Perspektive in Schweinfurt und was spricht für die Aufgabe in der Domstadt? Zumal der gebürtige Lohrer in Würzburg wohnt.
Millionen-Projekt und Stadtmarketing-Preis für Schweinfurt geholt
Thomas Herrmann hatte für Schweinfurt in den vergangenen Jahren auch einige Erfolge zu verantworten. Als Citymanager bekam er mit seinem Team den deutschen Stadtmarketingpreis 2020 für innovatives Stadtmarketing während der ersten Welle der Corona-Pandemie. Er sorgte maßgeblich dafür, dass die Stadt den Zuschlag bei einem bundesweiten Förderprogramm bekam, um mit rund einer Million Euro Unterstützung das Programm "Schweinfurt fabulous" mit der StudyFAB am Marktplatz und der KunstFABrik in der Spitalstraße aufzulegen.
Und er ist davon überzeugt, dass die Stadt, wenn sie die Weichen richtig stellt, eine gute Zukunft hat: "Schweinfurt hat es verdient, dass es weitergeht. Für die Größe der Stadt ist es herausragend, was hier alles mit der Technischen Hochschule, der Industrie und dem Fraunhofer-Institut möglich ist." Für die Zukunft wünscht Herrmann der Stadt "Mut".
Pressesprecher Werner Duske teilt auf Nachfrage mit, dass die Stelle Herrmanns neu ausgeschrieben und so schnell wie möglich besetzt werden soll. Beim CIMA-Gutachten für die Wirtschaftsförderung werden im Frühsommer dem Stadtrat die ersten Ergebnisse präsentiert.
Herr Herrmann wird da auch in Würzburg ein breites Aufgabenfeld bei gleichzeitig leerer Stadtkasse vorfinden. Ich wünsche ihm für diesen undankbaren Job dort alles Gute, viel Stehvermögen und eine hohe Frustrationstoleranz.