Wohin soll sich die Schweinfurter Innenstadt entwickeln? Welche Chancen gibt es und wie kann die Stadtverwaltung den Rahmen schaffen für eine lebenswerte Umgebung, in der man sich gerne aufhält? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit einiger Zeit die Beratungsfirma StadtHandel, die mit dem Citymanagement dafür ein Konzept entwickelt. Ein wichtiger Aspekt: Citymanagement und Wirtschaftsförderung gehen Hand in Hand, wenn man als Stadt im 21. Jahrhundert angesichts der Herausforderung Onlinehandel nicht abgehängt werden will.
Die aktive Gestaltung und der aktive Einsatz von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) gemeinsam mit Verwaltung, Einzelhändlern, Immobilienbesitzern und der Wirtschaftsförderung für eine lebendige, pulsierende Innenstadt ist ebenso wichtig: "Wenn ihr Herz als Stadt, also die Innenstadt, nicht richtig schlägt, hat das große Auswirkungen", betonte in der Stadtratssitzung Christian Hörmann, der Geschäftsführer der Beratungsfirma CIMA. Denn neben dem Innenstadtkonzept wird derzeit auch eines für eine neu aufgestellte Wirtschaftsförderung erstellt.
Es ist kein Geheimnis, dass der Zustand der Schweinfurter Innenstadt seit Jahren diskussionswürdig ist, das Image der Stadt nach außen aber oftmals deutlich schlechter ist als der Ist-Zustand. Daran zu arbeiten und dies zu verbessern mit Taten statt schönen Worten, ist einer der wichtigsten Aspekte, wie Jens Nußbaum von StadtHandel feststellte.
Wie kann man Kunden einen schönen Tag in Schweinfurt bescheren?
In dem von Nußbaum oft verwendeten Stadtmarketing-Sprech gibt es einen Aspekt, der guten Einzelhändlern in Fleisch und Blut übergangen ist, oftmals aber vernachlässigt wird: die so genannte Visitor-Journey. Also die "Reise" des Besuchers, wie erlebt er oder sie eine Stadt und das Einkaufen dort, wie ist die Beratung, wie das gastronomische Angebot, und geht man am Ende eines Shopping-Tages mit positiven Eindrücken nach Hause?
Vitalität, Individualität und Mentalität, das sind die Schlagworte, mit denen man sich in Konzepten für neue Leitbilder auseinandersetzt. Für Jens Nußbaum sind Mentalität und Image ein Knackpunkt: "Wir brauchen dringend eine bessere Form der Zusammenarbeit aller Beteiligten. Es geht ganz stark um das Miteinander", so seine Feststellung nach vielen Gesprächen. Weder sind sich Oberbürgermeister und Stadtrat einig in der Herangehensweise zur Belebung der Stadt, noch Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" und der Kreisverband des Einzelhandels.
Eine Innenstadt, die junge Menschen und junge Familien anzieht
Welche Ideen gibt es, um die Zukunft besser zu gestalten? Aus Nußbaums Sicht muss der Slogan für Schweinfurt lauten: "Zusammen, kommunikativ, lebendig." Schweinfurt habe dann eine Chance, wenn die Innenstadt als ein Raum definiert werde, in dem "aus Kontrasten Kommunikation wird". Und indem man einen öffentlichen Raum schafft, der zur Kommunikation miteinander und nicht übereinander einlädt.
Am Ende des zugegeben noch lange andauernden Prozesses steht nicht nur eine stringente Marketingstrategie, sondern "eine Innenstadt, die ihre Qualitäten und Alleinstellungsmerkmale selbstbewusst nach außen kommuniziert", so Nußbaum. Wichtig seien zwei weitere Themen: Die Innenstadt so zu gestalten, dass sie vor allem Kinder, Jugendliche und junge Familien einlädt. Und Veranstaltungen zu entwickeln, "bei denen Qualität statt Quantität im Vordergrund steht". Welche Art von Veranstaltung derzeit nicht unter diesen Leitsatz fällt, wurde nicht gesagt.
Für die Beratungsfirma StadtHandel ergeben sich als Handlungsfelder für Stadtrat und Stadtverwaltung auch acht verschiedene Quartiere in der Innenstadt, für die verschiedene Vorschläge gemacht werden. Der Dreh- und Angelpunkt ist der Marktplatz, es gelte aber auch, den Main als Fluss erlebbarer zu machen als bisher.
Kritik von der FDP, Wohlwollen bei den Grünen
Der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, Thomas Herrmann, erklärte, das Konzept werde weiter ausgearbeitet. Er wies auch darauf hin, was bereits umgesetzt ist, zum Beispiel eine neue Streetfood-Meile am Main, eine Ausweitung der Weihnachtsbeleuchtung auch hinter dem Rathaus oder die Konzepte StudyFAB am Marktplatz und KunstFAB in der Spitalstraße.
Die Reaktionen auf die Vorstellung von StadtHandel waren unterschiedlich. Georg Wiederer (FDP) befand, angesichts der "Aufeinanderfolge von Worthülsen und Selbstverständlichkeiten, teilweise Peinlichkeiten" solle man die Zusammenarbeit lieber einstellen. Für Holger Laschka (Grüne) hingegen ist vor allem die Quartiersprofilierung vielversprechend. Er habe "Sympathien für das Konzept" und sei froh um jede Idee, die Schweinfurter Innenstadt lebendiger mache.
Was der Stadt helfen würde, ist mehr Kaufkraft. Also den Standort Schweinfurt als Hochschulstadt zusammen mit der Industrie aufwerten. Den neuen Lehrstuhl für Wasserstofftechnik an der FH massiv ausbauen, die Flächen der ehemaligen Kaserne dafür nutzen ....
Wenn Menschen mit Kaufkraft in SW leben, dann siedeln sich auch wertige Geschäfte an und nicht nur die in allen prekären deutschen Städten präsenten Langweil-Billig-Ketten-Läden.
Man schaue nach Erlangen: Hitech-Stadt mit guten Einkommen und attraktiver Geschäftswelt.
Dafür müsste sich die gesamte Stadtverwaltung mitsamt Bürgermeister und Stadtrat allerdings einen riesigen Impuls geben.
Ansonsten bleibt das typische Schweinfurt-Bild auf Dauer haften: Luitpoldstraße am Abend vor der Abholung der gelben Säcke.
SW fehlen 3 Dinge: 1. eine Universität, 2. eine Universität und 3. eine Universität - Wenn man mit offenen Augen durch die (westliche) Innenstadt geht, schreit das aus allen Knopflöchern! Es fehlt: Bürgertum, Kaufkraft, Leben, junge Leute, Student*innen, Flair und entsprechende Geschäfte/Lokale - SW ist für umworbene Fachkräfte abschreckend! Und die Stadt SW tut alles dafür, junges Bürgertum abzuhalten: seit 40 Jahren wurde kein neuer, größerer Wohnstadtteil erschlossen! Seit Jahrzehnten steht in Webseite der Stadt SW: Wir können derzeit keine Baugrundstücke anbieten - jeder der Tag, an dem das drin steht, ist einer zu viel!
Ein längst vergessenes Gutachten, dass die Stadt SW in Auftrag gab, kam zum Fazit: SW braucht eine Universität mit mindestens 10.000 Studenten. Diese Ursache muss man angehen, statt Behandlung der Symptome . In Ledward ist viel Platz für eine TU, z.B. als Zweigstelle der bisher unsinnigen TUN - oder wie Ilmenau, wo die TH zur TU wurde
Wer anderer Meinung ist, darf mir gerne mal eine (Innen-) Stadt nennen, die noch blüht und nicht todelt.
Fazit Online-Handel: Innenstädte veröden und Wohnviertel werden mit LKW-Abgasen verpestet - und die Berliner Politik schaut tatenlos zu!
erateragentur