Den Herausforderungen der Transformation in der Industrie begegnen, Schweinfurt als Wirtschaftsstandort weiterentwickeln und Arbeitsplätze erhalten – auf die Wirtschaftsförderung der Stadt Schweinfurt kommen große Aufgaben zu. Gewachsen sei sie diesen aktuell jedoch nicht, warnen Stadtratsfraktionen.
In einem fraktionsübergreifenden Antrag, den SPD, CSU, Die Linke, Bündnis 90/die Grünen, Freie Wähler und die FDP jüngst der Stadt Schweinfurt vorlegten, fordern sie mehr Initiative – sonst könnte Schweinfurt als Wirtschaftsstandort abgehängt werden; mit fatalen Folgen.
"In Schweinfurt herrscht ein großes Ungleichgewicht in der Wirtschaftsförderung. Auf der einen Seite haben wir Global Player, die Großindustrie, die weltweit agiert, und auf der anderen Seite haben wir ein relativ kleines, personell nicht ausreichend ausgestattetes Amt, das das alles begleiten soll", sagt Stadträtin Barbara Mantel (Grüne).
Sorge um Arbeitsplätze und Zukunft des Wirtschaftsstandortes Schweinfurt
Ein Defizit, das nach Ansicht der Fraktionen dringend behoben werden müsse. "So wie wir im Moment aufgestellt sind, sind wir nicht zukunftsfähig", warnt Stadträtin Stefanie Stockinger-von Lackum.
Bislang spiegele sich die Rolle Schweinfurts als wichtiger Industrie- und Wirtschaftsstandort nicht ausreichend in der städtischen Verwaltung wider. "Es gibt Städte mit deutlich geringerer Wirtschaftskraft, die ein deutlich größeres Wirtschaftsreferat haben als wir hier", sagt Stadtrat Frank Firsching (Die Linke). Ein Umstand, der sich mit dem Weggang der Schweinfurter Wirtschaftsförderin Pia Jost im Februar 2022 noch einmal verschärft habe, so SPD-Stadtrat Ralf Hofmann.
Dabei würden die Anforderungen, denen das Amt gerecht werden müsse, immer größer. So sei Schweinfurt etwa in besonderem Maße von der voranschreitenden Transformation weg von Verbrenner-Antrieben hin zur E-Mobilität betroffen. "Wir müssen neue Perspektiven öffnen, sonst fallen hier mehrere tausend gut bezahlte Arbeitsplätze weg", warnt Stadtrat Adi Schön (Freie Wähler).
Dafür müsse Schweinfurt auch als attraktiver Standort für Neuansiedlungen sichtbarer werden. "Wenn große Industriebetriebe über Investitionen für Neuansiedlungen sprechen, dann kommt die Region Schweinfurt kaum vor", kritisiert Firsching. Unter anderem brauche es Ressourcen, um eine direkte, effektive und schnelle Kommunikation zwischen Verwaltung, Industrie und Handwerk zu etablieren.
Gemeinsamer Antrag ohne "parteipolitisches Gezänk"
Wie dringend der Handlungsbedarf sei, zeige auch die Bereitschaft der Fraktionen, ihr Anliegen "ohne parteipolitisches Gezänk" gebündelt in einem fraktionsübergreifenden Antrag an die Stadt vorzubringen, so Firsching.
Kern des Prüfantrags ist die Forderung, die Wirtschaftsförderung der Stadt Schweinfurt müsse deutlich ausgebaut werden. In welchem Ausmaß und welcher Form dies genau geschehen solle, etwa durch personelle Aufstockung des Amtes für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing oder eine zusätzliche Aufwertung zum Wirtschaftsreferat, dafür sei noch kein genauer Rahmen vorgesehen. Diesen wolle man gemeinsam mit der Stadt erarbeiten.
Diese hat nun bis zu den Haushaltsverhandlungen für das Jahr 2024 im kommenden Herbst Zeit, sich mit den Forderungen auseinanderzusetzen und einen Vorschlag zu unterbreiten.
Antrag ist keine Kritik an bisheriger Arbeit der Wirtschaftsförderung
Besonders wichtig sei den Fraktionen, dass der Antrag keineswegs als Kritik an den Mitarbeitenden und der bisherigen Arbeit der Wirtschaftsförderung zu verstehen sei. "Im Gegenteil: Wir sehen, wie hart sie arbeiten und was für einen guten Job sie machen. Aber es gibt so viele Handlungsfelder, die kann das Amt personell überhaupt nicht abdecken", sagt Stadträtin Mantel.
"Die Frage ist nicht, was die Stadt verpennt hätte", betont auch Stockinger-von Lackum. "Die Rahmenbedingungen der Wirtschaftsförderung haben sich einfach geändert. Da gilt es jetzt von Seiten der Stadt darauf einzugehen, um als Wirtschaftsstandort attraktiv zu bleiben."
Gewerkschaft begrüßt Initiative der Fraktionen: IG-Metall sichert Unterstützung zu
Die fraktionsübergreifende Initiative stößt auch seitens der Gewerkschaften auf Zuspruch. So sicherte bereits die IG Metall Schweinfurt im Rahmen einer Pressemitteilung ihre Unterstützung an der Umsetzung eines Wirtschaftsreferats zu. Auch dort sieht man in Sachen Wirtschaftsförderung und Dialog zwischen Arbeitgebern, Kammern und Gewerkschaften in Schweinfurt dringend Nachholbedarf.
"Die gemeinsame Initiative im Stadtrat für das Wirtschaftsreferat ist ein bedeutendes Signal", wird Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, in der Mitteilung zitiert: "Sie zeigt, dass annähernd alle politischen Kräfte in Schweinfurt bereit sind, gemeinsam an der Zukunft unseres Industriestandorts zu arbeiten und ihn weiterzuentwickeln."
beiseitegeschoben
Umworbene, junge Fachkräfte wollen öfters auch eine Familie Gründen und ein Häuschen bauen. Das könnten sie in SW viel preiswerter . Die Zinsen stiegen, die laufenden Belastungen fürs Wohnen nehmen ständig zu: da könnte SW gegenüber den großen Zentren punkten, mit Erschließung der Mönchkutten - aber die Grünen sagten im Koalitiuonsvertrag dazu NEIN.
Wenn man es versäumt, solche großen Standort-Vorteile zu nutzen, hilft weder Aktionismus noch mehr Personal, das Geld kostet - während mehr Einwohner mehr Geld bringen: Schlüsselzuweisungen & Einkommensteuer ... und damit zudem weniger Abhängigkeit von der Gewerbesteuer entsteht! Eine Win-win-win Situation, die man bis heute im Rathaus nicht begriffen hat. Andere Städte haben das längst begriffen, z. B. Landshut.
Es sollte dabei nicht darum gehen, Besserwisserei an den Tag zu legen, Vorwürfe für Versäumnisse zu machen oder Vergangenheitsbewältigung an den Tag zu legen.
Wenn sich alle Fraktionen Einschließlich Oberbürgermeister um einen Konsens bemühen, wäre das ein gutes Zeichen für die Stadt, nach all den Monaten der Grabenkämpfen.
Allerdings muss trotzdem deutlich gemacht werden, dass hier der Einfluss der Gewerkschaften, respektive der IG-Metall, beschränkt werden muss. Letztendlich haben sie in den vergangenen Jahren zu massiven Arbeitsplatzverlusten und auch Verlagerungen gesorgt, da die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. Arbeitnehmer Rechte sind wichtig und schützenswert. allerdings haben die Gewerkschaften mit ihren Forderungen in den letzten Jahren den Standort massiv geschadet und somit zur Misere außerordentlich beigetragen.
Man macht den Bock nicht zum Gärtner!