Seit Oktober 2018 ist Schweinfurts neuer Citymanager Thomas Herrmann im Amt und man kann konstatieren: Seither ist ein Ruck durch die Innenstadt gegangen, den der Nachfolger von Svenja Melchert, die nach Bad Kissingen ging, zu verantworten hat. Bereits im April diesen Jahres hatte Herrmann eine erste Bilanz gezogen, damals lag der Fokus vor allem auf der Erstellung eines Leerstandskatasters, das bis dato nicht gepflegt worden war und nur aus einer Excel-Datei bestand.
Herrmann, der vor seiner Tätigkeit in Schweinfurt lange in Ochsenfurt arbeitete, hat vor allem beim Thema Leerstand von Geschäften ein ganzes Bündel an Maßnahmen in petto, um die Innenstadt wieder zu stärken und den Leerstand spürbar zu reduzieren. Er ist sich bewusst, dass es keine einzelne Maßnahme gibt, die alle Probleme löst. Man müsse zum einen Kunden klar machen, dass man nicht erwarten dürfe, eine attraktive Innenstadt vorzufinden, wenn man selbst im Internet oder in Geschäften auf der grünen Wiese einkaufe.
Natürlich müsse auch der Handel seine Hausaufgaben machen, sprich auf Service, Beratung und Freundlichkeit sowie Online-Sichtbarkeit setzen, was die Schweinfurter Händler auch schon tun. Die Stadt müsse sich um die Rahmenbedingungen kümmern, sprich eine attraktive Innenstadt mit Aufenthaltsqualität bieten.
Herrmann geht die Probleme in der Stadt konsequent an, ist mittlerweile wie Wirtschaftsförderin Pia Jost gut vernetzt und als Kümmerer bekannt. Im Ausschuss berichtete er, dass auch dank der Wirtschaftsförderung vier Neueröffnungen in der Innenstadt in den vergangenen Monaten möglich waren. In der Spitalstraße gibt es mit "Kai" und "Hanskaschber" zwei neue Gastronomiebetriebe, in der Oberen Straße siedelte sich mit "Engel & Völkers" ein Immobilienunternehmen an und am Marktplatz das "Cannameleon". Man bemühe sich auch weiterhin, neue Geschäfte in der Innenstadt anzusiedeln, wofür auch der Eintrag für den Standort Schweinfurt auf der Internetseite "My Business Location" nützt. Hier kann man Gewerbeflächen aller Kategorien einstellen und es schauen sich im Schnitt 5000 Standortsuchende pro Monat auf der Seite um. Natürlich ist Schweinfurt nicht vor bundesweiten Entwicklungen gefeit. Herrmann kündigte an, dass der Taifun-Laden zum 31. Dezember schließen wird, was mit der Insolvenz der Gerry-Weber-Kette zusammenhängt, zu der das Modegeschäft gehört.
Erfolgreich ist auch die aktive Einbindung lokaler Akteure und Makler, da aus Herrmanns Sicht manch ein Hauseigentümer aktiver nach neuen Mietern Ausschau halten könnte. In der Spitalstraße zum Beispiel wirbt ein Immobilien-Unternehmen aktiv um Vorschläge, was sich Kunden in dem Laden an Angebot wünschen. Wichtig im Gesamtkonzept, um die Stadt überregional bekannt zu machen, ist das Thema Veranstaltungen. Dazu gehörten im Sommer natürlich große Events wie das Landesturnfest oder das Big Band-Konzert der Bundeswehr, aber auch Veranstaltungen wie "Schweinfurt bunt erleben" mit Rama Dama der Werbegemeinschaft Schweinfurt erleben. Nicht erwähnt wurde von Herrmann in diesem Zusammenhang der Pflasterklang des KulturPackts Anfang August, der seit über 20 Jahren ehrenamtlich organisiert jedes Jahr tausende Besucher in die Stadt zieht und auch einen nicht unerheblichen Beitrag zur Frequenzsteigerung leistet.
Erfolgreich ist Herrmanns neuer Schwerpunkt auf das Thema Vermarktung der Stadt in sozialen Medien. Er stellte mehrere Instagram-Werbekampagnen vor, bei denen die Stadt so genannte Influencer beauftrage, also junge Menschen, denen viele Menschen im Internet folgen. Sie sollten zeigen, was sie in Schweinfurt gut finden und kaufen. Die Kampagnen zum Thema Einkaufen in der Stadt und zur Landesgartenschau waren sehr zufriedenstellend, erreichten jeweils mehrere hunderttausend Nutzer im Internet für vergleichsweise günstige niedrige vierstellige Beträge. "So funktioniert Werbung zukünftig", will Herrmann das Format noch stärker ausbauen und auch die Händler vor Ort mehr einbinden, sich zu beteiligen.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und CSU-Fraktionschef Stefan Funk waren von den vielfältigen Aktivitäten angetan. Remelé lobte, dass vor allem junge Menschen auf die Stadt und ihre Angebote aufmerksam gemacht würden. Stefan Funk freute sich, "dass sich viel tut und auf den Weg gebracht wurde". Man müsse sich in Schweinfurt mit dem Angebot in der Stadt nicht verstecken.
Ferner sollte die Stadt versuchen, bei den beiden Schandflecken Ecke Spitalstr./Lange Zehntstr., mit den langjährigen Leerständen, einen großzügigen, attraktiven Neubau zu initiieren. Diese Häuser sieht man auf jedem zweiten Innenstadtfoto - in diesem Artikel gleich zweimal. Ich schäme mich dabei jedes Mal für SW und denke, hoffentlich sieht das kein Auswärtiger. Dies ist ein enormer Imageschaden für die Innnenstadt, da ein Bild ehrlicher ist als alle Kampagnen und mehr sagt als tausend Worte.