Mike Mangold ist mit Leib und Seele Gastronom. Doch der Mit-Fünfziger verlässt bald seine Geburtsstadt Schweinfurt: Im Herbst zieht er nach Mallorca, wo er schon vor eineinhalb Jahren ein Haus kaufte. Dort will er sich niederlassen, für sein Kult-Café "Fleischerei" in der Spitalstraße sucht er Nachfolger. Mit dem Thema "Fleischerei" ist Mike Mangold im Reinen. Mit dem Thema Theater-Catering aber noch lange nicht.
Mit seiner Schwester Susanne, die die "Frühstücksmeisterei" im Gasthaus Mangold am Obertor betreibt, übernahm er vor neun Jahren das Besucher-Catering bei den Vorstellungen im städtischen Theater. Mehr als 150 Abende im Jahr waren die Mangolds und ihre Mitarbeitenden da, um die Besucher vor und nach den Vorstellungen und in den Pausen zu bewirten. Sie haben es gern gemacht, waren zufrieden, "das Theater war etabliert und akzeptiert", so Mike Mangold.
Dann kam die Corona-Pandemie und spätestens nachdem das Theater nach dem zweiten Lockdown im Winter 2020/21 aus Brandschutzgründen nicht mehr aufgemacht und seither für die im Sommer beginnende Generalsanierung vorbereitet wurde, begann die Missstimmung zwischen Mangold und der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWG, mit der er den Pachtvertrag geschlossen hatte.
Es geht um zwei Themen: Pachtzahlungen trotz Lockdown und Schließung sowie die Ablöse des von der Familie Mangold gekauften Inventars im Neuwert von 25.000 Euro. Mike Mangold hat mit seinem Vermieter bei der "Fleischerei" während der Pandemie "sehr gute Erfahrungen" gemacht, mit der SWG das Gegenteil, sagt er. Dass er für die ersten Monate im Jahr 2020 vor der Pandemie zahlt, sei selbstverständlich. Die Pacht wird im voraus für ein Jahr bezahlt, ein niedriger vierstelliger Betrag.
Keine Pacht-Rückzahlung für 2020 wegen Corona-Hilfen
Für April bis Dezember 2020 bekam Mangold keinen Nachlass, was die Stadt ihm gegenüber mit der Auszahlung von staatlichen Corona-Hilfen als Ausgleich für ausgefallene Umsätze begründete und dies auch auf Nachfrage bestätigt. Das hat Mike Mangold richtig geärgert, "ich habe mich aufgeregt und wollte hinschmeißen".
Dann sei er im Januar 2021 erneut zur Pachtzahlung aufgefordert worden, habe diese auch geleistet trotz damaligen Lockdowns. Von der im Februar 2021 vollzogenen dauerhaften Schließung habe die Stadt zwar die Abonnenten informiert, ihn als Theaterkantinen-Pächter aber nicht. Im April 2021 wurde ihm die Jahrespacht schließlich doch von Seiten der Stadt zurückerstattet.
2022 wurde Mike Mangold erneut zur Zahlung der Jahrespacht aufgefordert, obwohl das Theater da schon dauerhaft geschlossen war. Er sagt, man habe ihm signalisiert, er könne kündigen, was er aber nicht wollte. Es gab sogar eine Mahnung, schließlich zahlte er. Mit Datum 17. Mai 2022 die erneute Wende: Die SWG teilte ihm mit, man entschuldige sich für die Mahnung und erstatte den Betrag inklusive Mahngebühren zurück.
Mangold wehrte sich schon 2021, wandte sich an den damaligen Theaterleiter und den Oberbürgermeister, auch wegen des Themas Ablösung des Inventars. Er lieferte die gewünschten Inventarlisten und ermittelte den Wert. Man habe versprochen sich zu kümmern, passiert ist nichts. Möbel und Ausstattungs-Gegenstände sind nach wie vor im Theater.
Mike Mangold hat nun die Nase voll, sucht sich Rechtsbeistand und will die Streitpunkte gerichtlich klären lassen. Er findet: "Eine Kommune sollte mit gutem Beispiel vorangehen." Er sei in den Gesprächen mit der Stadt immer kompromissbereit gewesen – bei der Wertermittlung des Inventars, bei der Frage der Einlösung nicht genutzter Gutscheine für die Theater-Kantine in der "Fleischerei". "Ich werde das so nicht auf mir sitzen lassen. Es ist schäbig, wie die Stadt mit uns verfährt", findet Mangold klare Worte.
Die Stadt äußert sich auf Nachfrage dieser Redaktion ausführlich. Bezüglich des Inventars habe man dem Pächter im November vergangenen Jahres mitgeteilt, "dass er das Recht zur außerordentlichen Kündigung bzw. zur Minderung der Miete bis auf 0 € eingeräumt bekommt, da der Vermieter (das Theater/die Stadt) nicht in der Lage ist, einer Gebrauchsüberlassung des Mietgegenstands nachzukommen".
Stadt: Nicht abgeholtes Inventar ein Problem für Sanierungsbeginn
Aus Sicht der Stadt habe sie die "Nutzungsuntersagung nicht zu vertreten, somit besteht auch kein Schadensersatzanspruch wegen entgangenen Gewinns, ebenso wenig ein Anspruch auf Übernahme der Kosten des Inventars. Das vom Mieter angeschaffte Inventar steht in dessen Eigentum und obliegt deshalb dessen Risikosphäre". Das Inventar, so die Mitteilung, sei nach Eigentum der Stadt Schweinfurt und Eigentum des Pächters getrennt worden und stehe zur Abholung bereit. Dass dies bisher nicht geschah, stelle "aktuell ein Problem für den Sanierungsbeginn dar".
Zum Thema Pacht für 2021 schreibt die Stadt, der Pächter habe keinen Stundungsantrag aufgrund der Corona-Pandemie gestellt, der laut Stadt gewährt worden wäre. Da Anfang 2021 noch keine endgültige Entscheidung zur dauerhaften Schließung getroffen gewesen sei, gab es "keine Grundlage, auf den Pachtzins zu verzichten".
Wie ist die Zukunft der Theaterkantine nach der Wiedereröffnung 2025?
Das Theater geht während der Zeit der Sanierung in das evangelische Gemeindehaus als Ersatzspielstätte. Im Frühjahr 2025 soll das altehrwürdige Gebäude wieder eröffnet werden. Der neue Theaterleiter Christof Wahlefeld plant für die Zukunft, dass die Künstler-Kantine und die Bewirtung der Theaterbesucher von einer Firma und nicht wie zuletzt von zwei verschiedenen übernommen wird.
Insofern es keine bestehenden Pachtverträge gibt, will er eine Neuausschreibung. Darin enthalten sein soll der Wunsch, dass die Theaterbar auch tagsüber geöffnet ist und man diese im Sommer mit Blick auf den Park besuchen kann.
Gehts noch?
Was anderes fällt einem dazu nicht ein.
Kein Vermietobjekt, das genutzt werden kann und dann Geld kassieren wollen.
Das muss einem erstmal einfallen und das steht dann derart kommuniziert in der Zeitung. Klasse, diese Sachbearbeiter(innen)!
Man darf den Mangolds viel Kraft wünschen, diese Sache bis zum Ende durchführen zu wollen.