Die explodierenden Baukosten in ganz Deutschland aufgrund des Ukraine-Kriegs, der Lieferengpässe und des Fachkräftemangels, sie treffen natürlich auch Schweinfurt mit seinen vielen Großprojekten. Und sie bringen Undenkbares aufs Tapet: Sollte die Stadt wenige Wochen vor Baubeginn die Sanierung des Theaters doch stoppen und verschieben?
Im Stadtrat hatte Finanzreferentin Anna Barbara Keck Ende Mai einen sehr ehrlichen Einblick gegeben, wie es um die Bauprojekte und ihre Finanzierung steht. Schon jetzt ist man bei den bis 2025 geplanten Projekte wie Kulturforum, Theatersanierung oder Schulneubau in Bellevue 33 Millionen Euro über dem Budget. Ein besonders großer Anteil davon liegt beim Theater. Dementsprechend groß ist die Befürchtung der Schweinfurter Stadträte, dass ein ähnliches Szenario wie in Würzburg droht, wo sich die Sanierung des dortigen Theaters hinzieht und nun 103 Millionen statt geplanter 65 Millionen Euro kosten soll.
"Es ist schwer vorstellbar, jetzt noch aus der Theatersanierung oder dem Bau des Kulturforums auszusteigen, das Ergebnis wäre schlimm", erklärte FDP-Rat Georg Wiederer. Auch Adi Schön (Freie Wähler) sorgt sich angesichts der finanziellen Lage der Stadt: "Jenseits der Pflicht bleibt nicht viel Platz für die Kür. Die Herausforderung ist, vor allem keine Ruinen zu haben."
Erst vor wenigen Tagen hatte es im Theater eine so genannte Farewell-Party für die Abonnenten gegeben, wenige Wochen vorher einen Theaterflohmarkt, bei dem über 500 Menschen kamen und Inventar kauften, das nicht mehr gebraucht wird. Das Gebäude ist komplett leer geräumt, im Zuschauersaal stehen keine Stühle mehr. Alles ist vorbereitet für die Generalsanierung des 1966 eröffneten Theaters, das unter anderem eine neue Bühnentechnik, neue Haustechnik und eine Sanierung des markanten grünen Kupferdaches bekommt.
Theaterleiter und sein Team ziehen Ende Juni ins Museum Otto Schäfer
Die Theaterverwaltung um Intendant Christof Wahlefeld zieht demnächst in das Museum Otto Schäfer, im Frühjahr 2025 ist die Wiedereröffnung geplant. Alles wartet nur noch auf den Förderbescheid der Regierung von Unterfranken, dann soll es losgehen.
Auf diesen Umstand wies auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) hin: Sowohl beim Theater als auch beim Neubau der Körnergrundschule in Bellevue wartet die Stadt nur auf die Förderbescheide und steht kurz vor Baubeginn. Jetzt eine Vollbremsung hinzulegen, ist schwer vorstellbar. Zumal die Konsequenzen einschneidend wären: Das Schweinfurter Gastspieltheater ist seit Jahrzehnten ein überregionales Aushängeschild. Es doch nicht zu sanieren, ein im Grunde unvorstellbarer Einschnitt.
Das Problem, das auch für die Stadtverwaltung schwer zu lösen ist, sind die stetig steigenden Baukosten, ohne dass diese durch Änderungswünsche und neue Planungen verursacht würden, wie das in Würzburg teilweise der Fall war. Baureferent Ralf Brettin stellte die Kostenentwicklung der Theatersanierung seit Planungsbeginn vor. Im Jahr 2018 war man noch von 38,1 Millionen Euro ausgegangen, die dann mit einem Anbau Richtung der Straße An den Schanzen auf 43,4 Millionen stiegen.
2019 entschied man sich gegen die mehrstöckige Erweiterung nach außen und gegen eine Erhöhung des Bühnenraums, jetzt sind notwendige Sozialräume im Kellergeschoss als Erweiterung geplant. 2019 waren die Kosten bei 43,5 Millionen Euro, jetzt sind sie mit einer vor wenigen Tagen abgeschlossenen aktualisierten Berechnung laut Baureferent bei 52,9 Millionen Euro. Eine Steigerung um 24 Prozent gegenüber der ursprünglichen Planung. In Geld ausgedrückt: Plus 14,8 Millionen Euro innerhalb von vier Jahren.
Das Erschreckende: Die Steigerung der Kosten liegt im Durchschnitt des Erwartbaren und ist nicht durch Umplanungen oder weitere Wünsche bedingt. Bei der Baukonstruktion stiegen laut Brettin die Kosten um 22 Prozent auf 18,68 Millionen Euro, bei den technischen Anlagen um 24 Prozent auf 24,28 Millionen Euro. Schaut man auf die Details, erkennt man Probleme, die alle Bauherren deutschlandweit betreffen: Mehrkosten für Holz, für Kupfer, für Kabel und Leitungen, für Dämmstoffe, für Technik. Alleine das Material für das Kupferdach ist 70 Prozent teurer geworden.
Gute Nachrichten hatte der Baureferent dennoch, nämlich von der Regierung von Unterfranken. Die ermöglichte es, dass der Förderantrag mit den aktualisierten Baukosten eingereicht werden konnte, was den Zuschuss erhöhen könnte. Nun gibt es wohl 35,8 Millionen Euro vom Freistaat (75 Prozent der förderfähigen Kosten) sowie eine Millionen Euro vom Bezirk Unterfranken. Der Eigenanteil der Stadt beträgt 16,1 Millionen Euro. Sollten die Baukosten weiter steigen, müsste die Stadt dies allerdings selbst finanzieren.
Dass die Stadt das gleiche Problem wie Würzburg bei der Theatersanierung bekommen könnte, glaubt der Baureferent im übrigen nicht. Der Grund: Ein zentrales Planungsbüro ist für die komplette Abwicklung des Baus zuständig. Dass die Theatersanierung tatsächlich noch durch den Stadtrat gestoppt wird, ist derzeit nahezu ausgeschlossen. Die Sorgen wegen weiterer Kostensteigerungen aber bleiben.
Das Kulturforum ist ein überflüssiges Luxusprojekt. Und dann noch für den eigentlichen Zweck zu klein.. Dass der Theaterumbau teurer wird als die geplanten 42 Mio. war schon vor dem Ukrainekrieg klar. Und LGS ist der nächste finanzielle Unsinn. In SW scheint irgendwie vieles nicht mehr zu funktionieren... immer mehr negative Schlagzeilen (z.B. Grundstücke Maintal) Für die wichtigen, für die ALLGEMEINHEIT wichtigen, Projekte wird sich nicht gekümmert/ist kein Geld da. Im privaten Leben kann ich auch nicht wenn kein Geld für lebensnotwendige Dinge (z.B.Kleidung) da ist einfach einen neuen 80" Flachbild-TV kaufen.. Der ist zwar schön, aber essen kann man das Ding nicht. Der OB und seine Verwaltung sind angetreten um Schaden von der Stadt abzuwenden. JETZT ist die ZEIT zu reagieren!!!